STRATOVARIUS: Diskografie-Check Teil 1 | Platz 16 - 9
30.12.2024 | 09:2440 Jahre STRATOVARIUS! Hand aufs Herz: Wer hätte nach der Krise um Mastermind und Hauptkomponist Timo Tolkki zur Mitte der Nuller Jahre daran glauben wollen, dass sich die Truppe auch ohne den kreativen Gitarrenvirtuosen nochmal würde aufrappeln können und noch viele erfolgreiche Jahre dranhängen würde? Nun sind unglaubliche 40 Jahre seit der Bandgründung vergangen, es stehen sechzehn Studioalben (davon fünf seit der Trennung von Tolkki) sowie mehrere Live-Veröffentlichungen und Kompilationen zu Buche. Ein guter Zeitpunkt, um einen nostalgischen Blick zurückzuwerfen und die umfangreiche Diskografie der nordeuropäischen Melodic-Power-Metal-Allianz näher zu beleuchten.
Für das dabei entstandene Ranking gaben redaktionsintern Chef Marcel, Marius, Jhonny, Hanne, Rüdiger sowie Timon (meine Wenigkeit) ihre Stimme. Ganz persönlich möchte ich noch voranstellen, dass mir beim Durchackern der umfangreichen Werkschau der Band klar wurde, dass unter dem Namen STRATOVARIUS kein einziges schlechtes Album veröffentlicht wurde. Der roh produzierte Sound der Anfangswerke mag zwar zunächst irritieren, wenn man den Klang der moderneren Folgeveröffentlichungen gewohnt ist, doch für sich betrachtet sind auch die allerersten Alben weit davon entfernt, Totalausfälle zu sein – im Gegenteil. Spiegelbildlich dafür ist auch unser internes Ranking, das sechs grundverschieden sortierte Listen ergab. Der Ranking-Schnitt dürfte dabei allerdings vermutlich recht treffend die globale Fan-Meinung wiedergeben. Die eine oder andere Überraschung hat unsere Auswertung aber dennoch parat.
Nun aber zu den 16 Alben im Detail:
Platz 16 - "Eternal" (2015)
Die größte Überraschung unseres Rankings stellt für mich der letzte Platz von "Eternal" dar. Es ist das vierte Album der Post-Tolkki-Ära, die Band hatte schon auf den vorangegangenen Alben hörbar zusammengefunden, mit "Nemesis" geradezu einen Höhenflug hingelegt, und der Nachfolger "Eternal" stieß eigentlich allenthalben auf Wohlwollen – Fans sprachen selig von einer Rückkehr zum alten, kraftvollen Bandsound, die Kritiken waren positiv, die Band selbst zufrieden. Ein feierlicher Grundton durchzieht die Platte; selbstbewusste, kraftvolle Kompositionen, hohes Tempo, starke Instumentalpassagen, ein Timo Kotipelto ohne Anzeichen von Altersschwäche. Wir sechs POWERMETALler hingegen stufen "Eternal" allesamt im letzten Drittel ein.
Das kann nicht am schwachen Songmaterial liegen, denn bereits der episch-rasante, auch wieder mit Jens Johanssons beliebten Cembalo-Klängen unterlegte Opener 'Eternal Dream' reißt vom Fleck weg mit und stellt vielleicht sogar die stärkste Single der vorangegangenen fünfzehn Jahre dar. Und dann folgt mit 'Shine In The Dark' der Song mit diesem einmalig umwerfenden, einfach großartig-feierlichen Chorus, ein musikalisches Kleinod, das vielen Timo-Tolkki-Highlights das Wasser reichen kann. Und "Eternal" bietet noch weitere starke Kehrverse, beispielsweise in 'Lost Without A Trace' oder 'Few Are Those'. Allerdings kann keiner der übrigen Songs dem Eröffnungsduo auch nur ansatzweise das Wasser reichen. Nennenswerte Ausfälle sind keine zu verzeichnen, aber die Songs Nr. 3 bis 10 sind zumindest bei mir in den hinteren Gedächtniswinkeln versickert; außer 'Eternal Dream' und 'Shine In The Dark' gibt es keine weiteren Hits, die ich mit dem Album knapp zehn Jahre nach Release noch in Verbindung bringe; irgendwie sind sich die meisten Nummern zu ähnlich und lassen hervorstechende Merkmale vermissen.
Trotzdem zeigt der letzte Platz von "Eternal", das definitiv mehr als nur ein grundsolides Melodic-Power-Metal-Album darstellt, wie stark die STRATOVARIUS-Diskografie besetzt ist. Wenn ein fehlerfreies, festlich-dichtes Werk wie eben "Eternal" auf dem letzten Platz steht, warten – nicht nur mutmaßlich – viele Highlights im Oeuvre der Nordmänner auf die Hörerschaft.
Platz 15 - "Stratovarius" (2005)
Die selbstbetitelte Veröffentlichung aus dem Jahre 2005 ist nicht nur das am meisten diskutierte und vermutlich auch am häufigsten abgelehnte Album in Fankreisen; es stellt auch eine Zäsur dar, das Resultat einer fundamentalen Krise und eines sich anbahnenden Umbruchs. Nach der "Elements"-Welttournee mehrten sich Berichte über Alkohol- respektive Medikamentenprobleme bei Timo Tolkki, dessen Launen und Alleingänge bandintern offenkundig immer schwieriger zu ertragen waren. Rausschmiss von Timo Kotipelto und Jörg Michael, Rekrutierung einer Sängerin mit dem ominösen Namen "Miss K", irgendwann der Zusammenbruch Tolkkis, Klinikaufenthalt, schließlich vermeintliche Läuterung und Versöhnung mit Kotipelto...
Als Fan wusste man nicht, was man von all dem letztlich halten sollte. Das selbstbetitelte Album kann daher auch nur als ein Lebenszeichen, als ein trotziges "Ich bin noch nicht untergegangen!" Timo Tolkkis verstanden werden. Viele Fans stufen "Stratovarius" als schlechtestes Album der Band ein – ich hingegen finde es, bei allen musikalischen Schwächen, recht spannend. Die völlig ungewöhnliche Single 'Maniac Dance' zeigt beispielsweise Timo Kotipelto von einer richtig starken, sehr bissigen Seite. 'United' ist ein sehr trotziges, entschlossenes, wenn auch letztlich zu optimistisches Statement der Band. 'The Land Of Ice And Snow' ist eine wohltuend schlichte Ballade und Ode an die Heimat der Skandinavier. 'Back To Madness' ist tieftraurig, teils beinahe verstörend – hier kommt Tolkkis Seelenzustand meiner Meinung nach sehr überzeugend zum Ausdruck. 'Götterdämmerung (Zenith Of Power)' ist ein grimmiger Stampfer, der das Dritte Reich behandelt. 'Leave The Tribe' bietet ein schönes, feierliches Grundthema und einen eingängigen Kehrvers, bleibt dem langsamen Tempo des Albums aber treu. Ja, keine Doublebass, keine gutgelaunten Up-Tempo-Nummern – kein Album, das man als STRATOVARIUS-Fan öfter auflegen würde, aber ein irgendwie spannend-sperriger Brocken nach dem eher glatten, überproduzierten "Elements"-Gedudel. Gerade in Sachen Klangbild sogar eine deutliche Steigerung zu den Vorgängeralben.
Redaktionsintern schneidet das elfte Studioalbum der Melodic-Metal-Veteranen erwartungsgemäß schwach ab und landet auf dem vorletzten Platz, wobei Marcels Einstufung mit Platz fünf einen klaren Ausreißer nach oben darstellt.
Platz 14 - "Fright Night" (1989)
Fünf Jahre nach der offiziellen Gründung – zunächst noch BLACK WATER genannt, mutmaßlich zwei Jahre später zu STRATOVARIUS umbenannt – erschien Ende der 1980er mit "Fright Night" das erste Album der Finnen. In den ersten Jahren kam es zu mehreren Besetzungswechseln, und bis zum Album-Release war mit Schlagzeuger Tuomo Lassila bereits nur noch ein Gründungsmitglied an Bord. Lassila war ursprünglich auch Sänger der Truppe, gab diesen Posten aber bald an den Gitarristen Timo Tolkki ab, der STRATOVARIUS Ende 1985 beitrat.
Auf "Fright Night" ist vom melodischen Hochgeschwindigkeits-Metal der 90er Jahre noch nichts zu hören. Das Soundbild ist erwartungsgemäß schlichter, die Gitarrenarbeit durchaus an damaligen Heroen wie BLACK SABBATH und JUDAS PRIEST orientiert und stärker im klassischen Heavy Metal verwurzelt. Die Grundstimmung ist düster, beinahe doomig. Auch Tolkkis Gesang fällt durch eine gewisse Schwere und raue Vibes – positiv – auf. Das Songwriting überzeugt dabei nur in Teilen. Mich persönlich hat "Fright Night" auch bei aller Nachsicht, mit der ein Erstlingswerk beurteilt werden sollte, nie wirklich gepackt. Der Opener 'Future Shock' legt allerdings ganz amtlich los, mit gepflegter NWOBHM-Attitude, einer sehr eingängigen Bridge und einem wie ich finde in seiner Doppelrolle überzeugend performenden Tolkki.
Grundsätzlich fällt es mir aber schwer, das Album neutral zu betrachten, nicht nur weil es mit der späteren Stilistik der Band nur wenig gemein hat, sondern weil man leicht in die Falle tappen kann, das Werk als Sammelsurium verschiedener, damals angesagter Metal-Trademarks zu sehen. Fakt ist jedenfalls, dass die meisten Songs nur wenig Tiefenwirkung entfalten und "Fright Night" tatsächlich weitgehend als erster Gehversuch der seinerzeitigen Formation betrachtet werden muss. Gelegentliche epische Choreinsprengsel ('False Messiah'), die in den Soli hörbaren neoklassischen Einflüsse, die beständig rollende Doublebass und die sehr präsente Gitarrenarbeit geben aber durchaus Hinweise darauf, wohin die Reise einst gehen würde. Jedesmal wenn ich "Fright Night" herauskrame, komme ich außerdem nicht umhin, doch immer wieder anerkennend mit dem Schädel zu wippen. Unterm Strich: anders, aber gut.
Bei Marius landet "Fright Night" auf einem starken sechsten Platz, Marcel und ich vergeben die Schlusslaterne; der Rest der Redaktion sortiert das Erstlingswerk im hinteren Mittelfeld ein.
Platz 13 - "Dreamspace" (1994)
"Dreamspace" stellt meiner bescheidenen Meinung nach kein typisches drittes Album dar. Diese sollen gemeinhin ja die endgültige Ausrichtung vorgeben und über den künftigen Erfolg oder Misserfolg einer Band entscheiden. "Dreamspace" kommt dafür einen Schritt zu früh. Es zeigt die Band experimentierfreudiger und mutiger als noch auf dem schwachbrüstigen "Twilight Time", liefert erneut starke melodische Power-Metal-Songs wie 'Chasing Shadows' (das Eröffnungsriff ist ebenso simpel wie königlich!) oder 'Hold On To Your Dream', hymnisches Material – namentlich 'We Are The Future' –, daneben unkonventionelles Hirnfutter wie den Titeltrack oder auch düsteren Stoff wie '4th Reich'. Unterhaltsam ist teilweise auch die Gesellschaftskritik, die anklingt, beispielsweise wenn hirnlose Pop-Musik als 'Reign Of Terror' bezeichnet wird.
Mit 14 Songs wird quantitativ deutlich mehr geboten als auf dem Vorgänger, soundtechnisch ist mehr Druck vorhanden als auf "Twilight Time", Tolkki macht auch als Sänger nochmals einen Schritt nach vorne. Ein volles, dichtes, im Diskografievergleich progressives Werk, also durchaus eine Weiterentwicklung. Alles in allem stellt "Dreamspace" für mich aber trotzdem ein eher ungewöhnliches Zwischenwerk dar. Vermutlich begann gerade Tolkkis kreative Hochphase, und er konnte einfach nicht anders, als im Jahrestakt neue Musik herauszubringen, zunächst ohne einen eindeutigen Fokus zu haben. "Dreamspace" täuscht gewissermaßen an, wohin die Reise gehen würde – die endgültige Zielrichtung sollte erst mit "Fourth Dimension" klar werden.
Platz 13 in unserem Ranking zeigt auch, dass keiner von uns geneigt ist, das Album öfter aufzulegen – außer unserem Marius, der ein Faible für die STRATOVARIUS-Frühphase hat und "Dreamspace" mit Platz 3 sogar aufs persönliche Treppchen hievt. Auch bei Rüdiger reicht es für einen mehr als ordentlichen sechsten Platz.
Platz 12 - "Polaris" (2009)
Der Versuch einer dauerhaften Reunion nach dem Release des selbstbetitelten 2005er Werkes schlug fehl. STRATOVARIUS war zwar erneut auf Tour, man hatte bereits neues Material in der Pipeline, doch Timo Tolkki beschloss, dieses mit seiner neuen Band REVOLUTION RENAISSANCE zu veröffentlichen und sein Lebenswerk STRATOVARIUS zu begraben. Der Rest der Band hingegen beschloss, weiterzumachen, und zur großen Überraschung der Fans übertrug Timo Tolkki sämtliche Song- und Namensrechte auf seine vier ehemaligen Mitstreiter – ein großzügiger und verblüffender Schritt Tolkkis, der sich in den vorangegangenen Jahren teils bis aufs Übelste mit Timo Kotipelto überworfen hatte.
Auf "Polaris" hört man erstmals nicht nur den Bassisten Lauri Porra, sondern auch den Gitarristen Matias Kupiainen, der die übergroßen Fußstapfen Tolkkis zu füllen hatte. Das "Album, das STRATOVARIUS rettete" (so Timo Kotipelto), war im Gegensatz zum düsteren Vorgänger stimmungsmäßig deutlich frischer, weniger bedrückend, in Teilen gar gelöst. Kupiainen spielt im Songwriting und Klangbild noch keine allzu dominante Rolle, dafür tobten sich Kotipelto, Jens Johansson und Lauri Porra als Komponisten bereits fleißig aus. Bezeichnend aber, dass einer der zwei besten Songs, die Single 'Deep Unknown', der Feder des neuen Gitarristen entstammte. Aufwühlend und anrührend auch die rockige Ballade 'Winter Skies' mit einem wunderschönen Piano-Interlude; für mich eines der schönsten Stücke der Nach-Tolkki-Äre. Die allermeisten Nummern bieten unspektakuläres, aber eben erfreulich unbeschwertes Power-Metal-Material. Das Album kann man sich bis heute gut anhören, ohne Langeweile zu haben, auch wenn sich Lauri Porra mit dem Longtrack 'Emancipation Suite' etwas verhoben hat. Mit 'King Of Nothing' und 'Blind', die interessanterweise von Jens Johansson komponiert wurden, klingt so etwas wie ein musikalisches Verarbeiten der zwischenmenschlichen Zerwürfnisse an, die Timo Tolkkis Unberechenbarkeit verursacht hatten. Ein musikalisches Nachtreten? In Interviews und Statements ließ man bei Neu-STRATOVARIUS jedenfalls keine Ansätze eines Rosenkrieges und keine Verbitterung anklingen.
"Polaris" kommt redaktionsintern auf einen unspektakulären zwölften Platz; nur bei Hanne schließt das Rückkehrwerk mit Rang sechs noch ans vordere Drittel an.
Platz 11 - "Elements Pt.2" (2003)
Der zweite Teil von "Elements" ist ein seltsames Album. Angeblich waren beide Platten als eine Art Doppelalbum konzipiert. Für mich klang Teil zwei damals allerdings eher nach einer Resteverwertung des Vorgängers, bei dem Timo Tolkki kompositorisch alles gab (und dabei ein Stück weit übers Ziel hinausschoss). Zugleich wurde ich mit "Pt.2" aber eher warm: Beim Sound wurde eine gute Spur zurückgefahren: Die Sterilität des ersten Teils fiel weg, die neun Tracks klingen dadurch erdiger und bodenständiger. Es finden sich keine überambitionierten Höhenflüge wie 'Papillon' oder 'Elements', hingegen dominieren kräftige Riffs die Szenerie – 'Dreamweaver' und 'Awaken The Giant' sind mir positiv in Erinnerung geblieben. Auch der Verzicht auf einen weiteren Zehnminüter ist eher auf der Habenseite zu verbuchen.
Gleichzeitig ist das Material im Schnitt eher unspektakulär: Mit 'I Walk To My Own Song' hat das Album eine der schwächsten Single-Auskopplungen der STRATOVARIUS-Geschichte im Gepäck. 'I'm Still Alive', 'Know The Difference' oder 'Liberty' sind völlig typische Vertreter des Band-Sounds, die jeweils auf den bisherigen Veröffentlichungen gleich mehrere Verwandte haben, aber einfach zu durchschnittlich ausfallen. Unterm Strich also kein Album für die Ewigkeit, aber auch kein Totalausfall, sondern eher Durchschnittskost nach den kompositorischen Glanzstücken, die Timo Tolkki in den 90ern im Jahrestakt herausbrachte.
Bei uns schneidet das Album mit Platz elf nicht gänzlich hoffnungslos ab; Marcel, Jhonny und Hanne sehen "Elements Pt.2" sogar im vorderen Mittelfeld.
Platz 9 - "Fourth Dimension" (1995)
Nach "Dreamspace" beschloss Timo Tolkki, sich fortan auf sein virtuoses Gitarrenspiel zu konzentrieren und heuerte mit Timo Kotipelto das allseits bekannte gesangliche Aushängeschild von STRATOVARIUS an. Kotipelto konnte auf dem vierten Band-Output bereits seine Klasse unter Beweis stellen: Meiner Meinung nach ist "Fourth Dimension" ein wegweisendes Album, da es mit 'Against The Wind' oder auch 'Distant Skies' bereits typische Strato-Ohrwurm-Hits im Gepäck hat, aber auch mit dem hymnischen 'We Hold The Key' oder dem mit einem Violinen-Interlude geschmückten, tragisch angehauchten 'Twilight Symphony' weitere Trademarks der Skandinavier etabliert. Allein dem Sound fehlt noch die typische "Power", die das Genre ab Mitte der 90er auszeichnen sollte. Mit '030366' gibt es nochmal einen jener befremdlichen Experimental-Songs der frühen Bandphase, ansonsten ist die Truppe um Tolkki nun aber deutlich eingängiger und zielstrebiger unterwegs.
Ob Die-Hard-Fans der Anfangszeit der Band ab diesem Zeitpunkt den Rücken kehrten, ist mir nicht bekannt, doch der Bruch mit der musikalischen Frühphase ist deutlich. Dafür kamen 1995 zahlreiche neue Fans hinzu – meine Wenigkeit eingeschlossen. Für mich beinhaltet "Fourth Dimension" mit 'Against The Wind' einen der besten melodischen Metal-Songs überhaupt und überzeugt mich auch sonst mit seiner Weltentrücktheit, dieser düsteren, wie ich finde, typisch finnischen Atmosphäre (auch das Cover-Artwork spiegelt diese ganz spezielle Stimmung wider) und den tollen Melodien, die Tolkki für einige Jahre geradezu aus den Fingern flossen.
Für Rüdiger ist "Fourth Dimension" das beste STRATOVARIUS-Album, bei mir landet es auf einem guten fünften Platz. Die restliche Redaktion hingegen hat offensichtlich keinen Zugang zu Kotipeltos Bandeinstieg gefunden; zwischen den Rängen 10 und 15 bleibt es bei Marius, Jhonny, Marcel und Hanne hängen. Den neunten Platz teilt es sich außerdem mit...
Platz 9 - "Twilight Time / Stratovarius II" (1992)
Drei Jahre nach dem Banddebüt wird deutlich klarer, wohin die Reise geht. Bis auf den Ausstieg des Bassisten Jyrki Lentonen bleibt intern alles beim Alten, Tolkki schwingt das Zepter des Masterminds allerdings immer offensichtlicher. Der düstere Klang von "Fright Night" schwingt noch ansatzweise mit, vor allem in den Halloween-tauglichen Gruselnummern 'Madness Strikes At Midnight' und 'The Hills Have Eyes'. Vor allem aber werden nun immer wieder Ohrwurmmelodien hörbar, die durch das süßliche Keyboardspiel Antti Ikonens stark in den Vordergrund gestellt werden.
Soundtechnisch sind leichte Verbesserungen hörbar, auch Tolkkis Gesang und Gitarrenspiel wirken souveräner als drei Jahre zuvor. Kompositorisch ist das Album meines Erachtens in der Gesamtdiskografie allerdings im unteren Drittel anzusiedeln: Mit 'The Hands Of Time', 'Twilight Time' und vor allem dem großartigen Mutmach-Song 'Out Of The Shadows' gibt es zwar drei erste frühe Glanzlichter in der langen STRATOVARIUS-Hitliste, ebenso gibt es allerdings eine etwas mäßige Ballade namens 'Lead Us Into The Light' und mit den übrigen Tracks Kompositionen, die keinen Glanz ausstrahlen (abgesehen vom coolen Gitarrenriff von 'The Hills Have Eyes'). Mit acht Songs ist das Album auch quantitativ ziemlich dünn bestückt. Aber: Zumindest hat die musikalische Findungsphase eine klare Richtung ergeben, in die die Reise gehen könnte. Und das ursprünglich schlicht "Stratovarius II" betitelte Werk landet mit dem neunten Platz immerhin noch unter den Top Ten, punktgleich mit "Fourth Dimension".
Damit ist es bei uns das bestbewertete Album der Zeit vor Timo Kotipeltos Einstieg. Vor allem die hohen Platzierungen von Rüdiger (3) und Marius (5) greifen dem ersten von zahlreichen Strato-Releases der 90er Jahre unter die Arme.
In Kürze folgt der zweite Teil unseres STRATOVARIUS-Diskografie-Checks mit den Plätzen 8 bis 1. Und, habt ihr schon einen Tipp, wer das Rennen macht?
- Redakteur:
- Timon Krause