SUBWAY TO SALLY: Interview mit Ingo

06.10.2016 | 14:30

Im Sommer spielten sie als Headliner auf Open-Air-Festivals, im Winter sind sie selbst Gastgeber der "Eisheiligen Nächte": Wir sprachen auf dem SUMMER BREEZE mit Ingo von SUBWAY TO SALLY über das bandeigene Festival und andere Themen.

Für viele Bands aus dem Mittelalter-Rock-/Folk-Bereich gilt das SUMMER BREEZE als ziemlich hartes Pflaster, auf dem sie gegen klassische Metal-Bands einen recht schweren Stand haben.Wie geht es euch denn damit?

Och, ich weiß gar nicht, wie oft wir da schon gespielt haben: Drei- oder viermal? Wir sind ja mehr Crossover als klassisch mittelalterliche Musik und es gibt hier schon viele Metal-Fans, die musikalisch auf Festivals gerne mal über den Tellerrand schauen.

Viele junge Bands, die sich in Richtung Mittelalter-Rock orientieren, geben euch immer wieder als Vorbild an.  Seht ihr euch eigentlich auch selbst als Vorreiter oder gar als Vorbild? Gerade hinsichtlich der Tatsache, dass IN EXTREMO ja gerne mal diese Rolle für sich beansprucht...

IN EXTREMO gibt es in dieser Form ja noch gar nicht so lange. Angefangen mit der Rock-Musik haben sie 1995, wenn mich nicht alles täuscht. Vorher haben die Jungs ja auch "nur" auf Märkten gespielt. Wir haben Anfang der Neunziger damit begonnen, konsequent deutsche alte Musik zu machen und weniger keltische oder irische Sachen zu spielen. Da gab es auch niemanden, an dem wir uns hätten orientieren können. Insofern sind wir auf jeden Fall Vorreiter.

Und Vorbild?

Ich glaube schon, dass jemand, der seine ersten Schritte im Mittelalter-Rock, früher oder später auf uns stößt und unsere Werke als Maßstab nimmt.

Viele Leute sagen, dass ihr im Laufe der Zeit mit euren Alben immer düsterer und immer gotischer geworden seid. War das beabsichtigt oder einfach eine Entwicklung?

Das ist bei uns so eine Art Wellenbewegung: Das "Hochzeits"-Album war schon etwas düster, während sein Nachfolger "Herzblut" dagegen fast schon freundlich war. Dann kam "Nord Nord Ost" - das war schon ein sehr dunkles Album. Auf unserem letzten Album, "Mitgift", hat alleine schon die Thematik für eine recht düstere Grundstimmung gesorgt. Aber pauschal kann man nicht sagen, dass wir immer dunkler werden. Wer sich mit Mord und anderen Abgründen der Menschheit auseinandersetzt, kann das nicht in fröhliche Lieder verpacken.

Ebenfalls ziemlich mystisch und düster angehaucht: Der Name eures bandeigenen Indoor-Festivals, "Die Eisheiligen Nächte". Wie kam es eigentlich dazu?

Ich finde es ja immer lustig, wenn Lieder mit einem Aufsetzer anfangen wie "Stille Nacht, Eisheilige Nacht". Wenn ein Weihnachtslied quasi zweckentfremdet wird - so kam es erst einmal zu der Wortschöpfung "Eisheilige Nacht". Jedenfalls hat jemand anderes zur "Nord Nord Ost"-Zeit ein Festival unter dem Namen "Eisheilige Nächte" veranstaltet, und als wir davon gehört haben, haben wir uns gefragt: "Können wir das nicht auch selbst machen?" Da die Wortschöpfung uns gehört, war das auch kein Problem. So sind die "Eisheiligen Nächte" entstanden.

In diesem Jahr werdet ihr als Gastgeber von VROUDENSPIEL, ELUVEITIE und LORD OF THE LOST begleitet. Wie habt ihr die Bands ausgesucht, die mit euch auf den "Eisheiligen Nächten" spielen? Habt ihr da irgendwelche Kriterien?

Das ist mittlerweile gar nicht mal so einfach, noch Bands zu finden, die zu uns passen und die wir noch nicht mitgenommen haben. Das schränkt den Kreis gehörig ein. Wir versuchen einfach, einigermaßen unterschiedliche Bands auszusuchen und das Line-Up breit aufzustellen. Die Leute sollen ja den ganzen Abend bleiben und auch Spaß haben.

Momentan schießen Mittelalter-Rock-Bands ja auch wie Pilze aus dem Boden.

Aber es gibt auch nichts Neues mehr! Mittlerweile ist es immer dasselbe. Die ganzen Mittelalter-Bands basieren heute auf dem gleichen Konzept: Es trötet, es dudelt und irgendwo sind dann noch E-Gitarren dabei. Damit wärst du vor zwanzig Jahren vielleicht groß rausgekommen, aber heute macht das einfach jeder. Ich fände es mal toll, wenn eine frische Band mit einem ganz neuen Konzept käme. Es ist aber auch so, dass dadurch, dass es so viele Gruppen in diesem Genre gibt, man sich selbst in seiner Kreativität ein wenig behindert. Als wir angefangen haben, gab es nichts, wonach wir uns hätten richten können. Das war eine Art "Stochern im Nebel" für uns. Es war nicht einfach in dem Sinne, aber es war unheimlich spannend.

Gibt es denn wirklich gar keine neuere Band aus dem Mittelalter-Rock, die dich im Moment begeistert?

Nein, auch weil ich viele der Newcomer gar nicht kenne und mich nicht genug dafür interessiere. Wenn man so viel mit Musik zu tun hat, hört man privat gar nicht mehr so viel Musik. Was ich vielleicht noch höre, auf langen Bahnfahrten, ist Lautenmusik. Da bin ich selbst sehr ambitioniert.

Gibt es denn auf dem SUMMER BREEZE Bands, die du dir anschauen möchtest?

PARKWAY DRIVE werde ich mir ansehen. Aber ansonsten fällt mir da spontan nichts ein. Es ist ja auch nicht mehr so, dass hier ausschließlich Metal-Klassiker spielen. Wenn man sich hier tagsüber auf den Bühnen mal umschaut. Aber auch in der Rock/Metal-Richtung kommt im Moment sehr wenig, schon lange nicht mehr.

Wie schaut es denn bei euch in näherer Zukunft aus? Kommt bei euch noch etwas?

Anfang 2017 gibt es noch ein paar Tour-Termine mit unserer NEON-Tour. Dann steht auch eine neue Platte bald wieder an: Zur NEON-Tour 2017 wird es im Frühjahr ein Live-Album mit Aufnahmen unserer NEON-Konzerte in diesem Jahr geben.

Redakteur:
Leoni Dowidat

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