SUMMER BREEZE 2025: Mein persönlicher Rundgang

22.07.2025 | 18:27

Ich bin ein wenig überrascht, das diesjährige SBOA ist noch nicht ausverkauft. Ich bin der Meinung, letztes Jahr wäre Mitte Juli bereits Schluss gewesen, aber ich kann mich irren. Da es aber schon in kurzer Zeit soweit sein wird, nehme ich euch jetzt mit auf meinen persönlichen Rundgang durch die vier Tage in Dinkelsbühl, damit ihr schnell eure Eintrittskarte besorgen und mich eventuell auf dem einen oder anderen Schritt begleiten könnt.

Los geht es für uns immer am Mittwoch, nur Andre bezieht bereits am Dienstag seinen Stellplatz. Da muss ich aber noch arbeiten, ich starte offiziell immer mit den Klängen von BLASMUSIK ILLENSCHWANG, aber eher gemächlich, man schaut sich ein paar Crowdsurfer an, die sich zu 'Bei uns in Tirol' warmrocken, aber mehr als ein traditioneller Auftakt ist das nicht. Dabei haben wir normalerweise im Pressebereich ein Craft Bier in der Hand als kleine Begrüßung der anderen Presseleute, denn da steht immer ein besonderer Bierstand, der sich vorne in die Hauptarena und hinten in die VIP-Area öffnet. Das ist der "Hallo"-Punkt und natürlich das Pressezelt, in dem sich die Fotografen sammeln. Ein bisschen Begrüßung muss erstmal sein.

Richtig warm wird es auf der "Main Stage" dann mit GUTALAX. Moment, auf der "Main Stage"? Ja, natürlich, das ist die übliche Progression auf dem SBOA, man fängt auf der kleinen Bühne an und arbeitet sich hoch. Aber ich bin nicht sicher, ob GUTALAX ihren humoristischen Fäkal-Grind aus der Entfernung und ohne direkten Publikumskontakt genauso intensiv werden abfeuern können.

Die erste Band des Festivals, die ich noch nicht gesehen habe, ist AUGUST BURNS RED. Die Jungs sind eine Metalcore-Institution und obwohl das nicht direkt meine musikalische Heimat ist, habe ich über die Jahre beim SUMMER BREEZE so viele verschiedene Bands mit -core im Genre gesehen, dass ich mich durchaus ein bisschen auskenne. Die US-Amerikaner sind musikalisch meine Wellenlänge, da sehe ich über den obligatorischen Brüller am Mikro auch mal hinweg. Wie lange ich bleiben werde, hängt davon ab, wie gut die Burschen mich mitreißen, denn eigentlich reizt mich HELLRIPPER auf der "T- Stage" mehr, denn im Thrash bin ich wirklich zuhause.

Direkt danach kommt das erste große Highlight, THE HALO EFFECT. Melodic Death mit dem Göteborg-Sound, dargeboten von Veteranen der Szene, die alle den Namen IN FLAMES in ihrer musikalischen Karriere tragen und Sänger Michael Stanne ist obendrein Fronter von DARK TRANQUILLITY. Muss ich sehen, aber vorher muss ich mich noch ein bisschen textsicher machen. In eine ähnliche Kerbe schlägt AEPHANEMER, die aber mehr folkloristische Elemente und Bombast in ihren Stil mischen, dafür die Growls ernster nehmen und deutlich in den Black Metal tendieren. Trotzdem, das könnte cool werden, ich habe ihre letzte Scheibe, "A Dream Of Wilderness", und das ist schon nett. Erinnert mich immer ein wenig an eine weniger exzentrische Version von BAL-SAGOTH. Mal schauen.

Auf der "Main Stage" spielt dann IN EXTREMO, die ich mag und auch heute gerne hören würde. Aber: Nur wenig zeitversetzt spielt BORKNAGAR. Die Deutschen habe ich häufig gesehen, die Norweger dagegen erst einmal. Da die neuen Scheiben einfach durchgehend stark sind und sie den Extreme Metal mit Rock, Hardrock, Post Rock mischen, könnte das äußerst spannend werden.

Danach kommt der ruhigere und vor allem isländische Teil des Tages. Zuerst wird es postmetallisch mit MÚR auf der kleinen "Wera Tool Rebel Stage", gepaart mit gutturalem Gesang. Ein bisschen Achterbahn in vierzig Minuten, mal sehen, wie viele Lieder sie da spielen können von ihrem bislang einzigen Album. Der musikalische große Bruder darf dann, dummerweise genau parallel zu DIMMU BORGIR, sodass ich mich tatsächlich entscheiden muss, auf der "T- Stage" ran: SOLSTAFIR. Da es jetzt auch ordentlich dunkel sein wird, hoffe ich auf eine ebenso intensive Show, wie es die Kompositionen der Alben versprechen. Danach könnte für mich eigentlich Schluss sein, aber ich weiß, ein bisschen ASP werden wir noch sehen müssen. Aber bis zwei Uhr nachts ist einfach zu lang. Mal sehen, wann ich ins Bett kommen werde.

Donnerstag, der erste vollständige Festivaltag, soll heißen: beinahe fünfzehn Stunden Radau. Von jetzt an müssen wir uns ein wenig die Kräfte einteilen und werden sicherlich häufig getrennt über das Gelände marschieren. Theoretisch könnte man schon um 11:30 Uhr mit SCHATTENMANN NDH genießen, aber das macht bestimmt Andre für uns, der nächtigt ja vor Ort. Eventuell schaffen wir ELVENKING, die sind nämlich eigentlich ziemlich gut und mit etwas Melodie starten, dürfte nicht schaden. Auf der "Wera Tool Rebel Stage" spielt dann noch FROZEN CROWN, ich muss mich wieder zerteilen. Tja, das bedeutet halbe-halbe, Freunde. Danach WARMEN, während parallel THROWN den Sprung auf die "T- Stage" geschafft hat, aber Thrash sticht Core.

Ich prophezeie, dass wir dann alle zu HANABIE. pilgern werden. Ob wegen der Musik oder mit der Schaulust eines Gaffers bei einem Horrorvideo wird sich zeigen. Ich bin ja schon einmal nachhaltig durch BABYMETAL geschädigt worden, mal sehen, ob mir die vier Piepsjapanerinnen den Rest geben können. Wenn sie mich zu sehr nerven, schaue ich mal raus auf die Campsite Bühne, wo Sängerin Britta Görtz einen Workshop im Growlen anbietet. Dann geht es Schlag auf Schlag: ein paar Songs ENSIFERUM, eine kleine Dosis ARCTIS auf der "Wera Tool Rebel Stage", dann der Auftritt von BETWEEN THE BURIED AND ME. Den möchte ich ganz sehen, wenn es schon mal normal rockt und dazu noch etwas proggt, muss ich dabei sein. Nebenbei verpasse ich ein paar Brutal-Death-Kapellen und den furchtbaren MR. HURLEY, über den dürfen die jungen Leute berichten. 

Ich werde wieder zu HIRAES am Start sein. Frontfrau Britta hat ja gerade sehr überzeugend bei HEAVEN SHALL BURN ausgeholfen, jetzt rockt ihre eigentliche Band die "Wera Tool Rebel Stage". Wetten, dass es total voll werden wird? Dann muss ich aber sicher erstmal eine Pause einlegen. DESTRUCTION und LANDMVRKS sind nicht zwingend, bei ersterer Band endete mein Fandasein irgendwo in den Achtzigern, letztere habe ich gerade auf dem "Nova Rock" gesehen und als eher meh empfunden. Nicht meins, aber die Jungs sind auf der "Main Stage" und werden da auch ohne mich ihr Publikum haben, das die Franzosen abfeiern wird.

So langsam kommen die Headliner. Erst WITHIN TEMPTATION, die ja vor ein paar Jahren schon eine starke Europa-Tour, unter anderem mit Stopp auf dem SBOA, gespielt haben und mir wieder eine Melodieinfusion geben werden, danach den echten NYHC mit AGNOSTIC FRONT. Danach ist es aber etwas doof, ich möchte auf jeden Fall gerne IOTUNN sehen, wenn es schon mal Prog gibt, möchte ich dabei sein, dummerweise spielt die Band parallel zu GOJIRA. Ich glaube, das werden zwei Songs GOJIRA, Bühnenwechsel und dann noch die letzten zehn, fünfzehn Minuten GOJIRA. Im Prinzip bin ich mit der Running Order in diesem Jahr ziemlich zufrieden, aber ein paar Überschneidungen lassen sich nicht verhindern. Der Rest des Abends ist für mich eher uninteressant. CULT OF LUNA möchte ich zumindest antesten, von COLDRAIN könnte man auch mal ein paar Töne anlauschen, aber der Rest ist mir entweder zu hart wie MASTER oder einfach zu spät wie MANTAR, die sich zu zweit sicher auf der riesigen "T- Stage" verlaufen werden, und KANONENFIEBER, wo ich nicht sicher bin, wie man die intensive Weltkriegs-Black-Metal-Show auf der Hauptbühne rüberbringen will. Aber bleibe ich dafür wirklich wieder so lange auf dem Gelände? 

Freitag geht es wieder früh los. In der idealen Welt schaffe ich es morgens gleich zu den Finnen LOST SOCIETY und danach zu LEAGUE OF DISTORTION. Letztere kenne ich schon, die sind ganz gut. Nur: Ist das realistisch? Ich will mir die Hoffnung nicht jetzt schon nehmen, hängt auch davon ab, wie lange wir am Donnerstag ausgeharrt haben werden. Aber spätestens bei Charlotte Wessels, der ehemaligen Sängerin von DELAIN, möchte ich da sein und hören, was sie jetzt musikalisch am Start hat. DELAIN mag ich, da kann doch nicht allzu viel schiefgehen. Dann werde ich wieder Bühnen-Ping-Pong spielen. Ich möchte gerne ein paar Lieder von ASENBLUT sehen, der Band von Tetzel, der mit ALL FOR METAL zwar mehr abräumt, dessen zweite Kapelle ich aber irgendwie erdiger, authentisch-metallisch finde. Nach der Hälfte möchte ich aber noch etwas TURBOBIER schauen, ich mag eben Punk.

Dann bin ich 90 Minuten ganz sicher verplant. Dass ROYAL REPUBLIC auf dem SBOA spielt, finde ich auf den ersten Blick seltsam, aber andererseits kann man überall eine Party feiern, oder? Ich glaube, die werden die Hauptbühne wirklich rocken. Anschließend gibt es EVERGREY auf der "T- Stage", mein geschätztes Highlight des gesamten Festivals, denn auf der Tour zum aktuellen Album war die Band klasse!

Vielleicht besuche ich dann noch die Kollegen bei FIT FOR A KING, es ist aber wahrscheinlicher, dass ich eine Trinkpause machen und dann erst wieder zu den DONOTS am Start sein werde, deren Alterna-Punk live immer super funktioniert. Ich bin sicher, das SBOA wird diesbezüglich keine Ausnahme darstellen. Ich werde aber pünktlich verschwinden, um nichts von UNLEASHED zu verpassen, einer meiner absoluten Lieblinge im Death-Metal-Genre. Mit einer Spielzeit von sechzig Minuten hoffe ich auf einen Ritt quer durch die Diskographie. Auf der "Wera Tool Rebel Stage" folgt dann die Band, die uns letztes Jahr GREEN LUNG beschert hat, denn die Briten sind eingesprungen, als EVIL INVADERS kurzfristig wegen Krankheit absagen mussten. Dafür werden wir den belgischen Schwermetallern in diesem Jahr ein zünftiges Willkommen bereiten und uns auf eine Dreiviertelstunde Speed Metal freuen.

Headliner-Zeit, heute spielt BLIND GUARDIAN, die schaue ich natürlich komplett, egal, was da so parallel läuft. Da aber OBITUARY später anfängt, kann ich mir noch eine Dosis Death Metal der Florida-Schule abholen und danach mit WARBRINGER die "Wera Tool Rebel Stage" abthrashen. Dann ist der Tag für mich eigentlich beendet. Mal sehen, was die anderen dann noch machen wollen. Auf Black, Viking oder Core werde ich dann möglicherweise weniger erpicht sein. Mal sehen, ob jemand noch HARAKIRI FOR THE SKY, WARDRUNA oder STATIC-X wird sehen wollen. Wenn nicht, komme ich mal etwas früher ins Bett. Wäre auch okay.

Samstag, Endspurt. Eines steht fest, zur Metal Yoga werde ich nicht am Start sein. DOWNSET und HEAVYSAURUS, die auch den Sprung auf die "Main Stage" geschafft haben, sind wegen der frühen Spielzeit auch eher unwahrscheinlich. Also wird die erste Entscheidung des Tages zwischen DOMINUM und 3 INCHES OF BLOOD fallen. Es wird wahrscheinlich Zombie werden, 3 INCHES habe ich schon mal gesehen, DOMINUM aber nicht. Immerhin gibt es heute Morgen einen ziemlich normalmetallischen Beginn, ANGELUS APATRIDA ist auch im Thrash eher verhaltensunauffällig. Schön, wenn es auch mal etwas Normales gibt, da werde ich sicher zugegen sein, während die Jugend sicher ANNISOKAY begutachten wird. Ich denke, ich schleppe dann Andre für die Fotos mit zum Thrash auf der T-Stage.

Heute ist wieder Abwechslung Trumpf. Eigentlich könnte ich einfach mit Folk von FIDDLER'S GREEN weitermachen und mir danach die Gehörgänge von VADER durchpusten lassen. Falls ich an Tag vier noch Kraft und Gehör genug dafür habe und meine Füße zum mehrmaligen Bühnenwechsel animieren kann. Was aber völlig ausfällt, ist die nun folgende Fremdschämkapelle auf der Hauptbühne. WIND ROSE bitte ohne mich, ich bleibe länger bei VADER und warte dann da auf OMNIUM GATHERUM.

Leider muss heute die "Wera Tool Rebel Stage" etwas stiefmütterlich behandelt werden, obwohl ich schon gerne in HAMMER KING reinhören würde, aber auf der "Main Stage" treten Tarja und Marko Hietala auf. Ich mag NIGHTWISH und würde gerne erleben, wie die beiden die Lieder umsetzen. Zumal ich gehört habe, dass eventuell 'Wishmaster' gespielt werden könnte. Das möchte ich sehen.

Ich bin aus Erfahrung sicher, dass mich nun so langsam die Lust verlassen wird, vier volle Tage sind ein ordentliches Pensum. Dabei kommt jetzt doch nochmal die Qual der Wahl: tanzbarer Metal mit Discoelementen mit BEAST IN BLACK auf der Hauptbühne? Wahrscheinlich lasse ich mir erst einmal ein paar Lieder Death Metal von SUFFOCATION um die Ohren hauen. Ich glaube, die habe ich noch nie gesehen, auch wenn ich weiterhin nur Zaungast bei dieser Metalspielart bin. Was ich aber auf jeden Fall sehen möchte, ist APRIL ART. Die drei Herren mit Frontdame sind ja aktuell in aller Munde, mal sehen, was die Gießener wirklich auf die Bretter bekommen und wie schlimm die Hip-Hop-Einflüsse sind. Eines ist sicher: Wir werden Rot sehen.

Die Metalcore-Fraktion wird sich bestimmt BREAKDOWN OF SANITY und anschließend ABBIE FALLS ansehen wollen. Vielleicht gucke ich da mal mit rein, das Parallelprogramm ist MACHINE HEAD, bekannt und groß, aber nur bedingt meine Kragenweite. Mir fehlt in dem Inferno immer etwas Melodie. Die bekomme ich dann aber beim Pagan Metal von PRIMORDIAL, wenn auch mehr instrumental als durch den Gesang. Es ist dunkel, die intensiven Stücke werden sicher Wirkung zeigen. Das könnte sehr schön werden.

Danach geht es blond weiter mit KISSIN' DYNAMITE, die Band darf Party auf der "Main Stage" machen. Sollte jemand noch zu viel Kraft haben, darf getanzt werden. Hannes und seine Truppe ist zu einem echten Headliner geworden, egal, ob man nun den gradlinigen Hardrock mit gehörigem Trallalla auf Konserve toll findet oder nicht, live ist die Band wirklich eine Wucht. Ich habe sie letztes Jahr auf dem "Rock Out"-Festival gesehen und war wirklich sehr positiv überrascht, welche Entwicklung KISSIN' DYNAMITE genommen hat.

Schluss. Oder? Ehrlich, ich brauche bestimmt nichts mehr, aber mit DIE APOKALYPTISCHEN REITER auf der "Main Stage" und CYPECORE, die bis 3 Uhr auf der "T-Stage" spielen sollen, gibt es jeweils noch einen Rausschmeißer auf den großen Bühnen. Ich glaube, das entscheiden wir spontan, ob wir uns noch etwas geben oder lieber die Heimreise antreten werden.

Tja, so stelle ich mir das vor. Und wie immer wird es anders kommen, weil sich Interview-Termine dazwischen drängen, die Füße schmerzen oder das Wetter das eine oder andere schwierig macht. Wir hatten ja schon vieles, von Regenwetter über tropische Hitze bis zu heftigen Gewittern. Mal sehen, was das SBOA in diesem Jahr mit uns vorhat. Auf jeden Fall werden wir uns wieder zu fünft ins Gewühl stürzen und wenn ihr uns in unseren POWERMETAL.de-Shirts seht, sprecht uns ruhig an, für einen kleinen Ratsch oder Schnack haben wir sicher Zeit. Bis in drei Wochen in Dinkelsbühl, bleibt sauber!

Fotonachweise:
GUTALAX: Frank Jäger, Summer Breeze 2022
AUGUST BURNS RED: Noah-Manuel Heim, Impericon Festival 2024
IN EXTREMO: Michael Vogt, Koblenz 2024
ASP, ASENBLUT: Andre Schnittker, Rock Harz Festival 2025
HIRAES: Frank Hameister, Karlsruhe 2024
IOTUNN: Frank Jäger, Summer Breeze 2023
UNLEASHED: Barbara Sopart, Rock Hard Festival 2024
ANGELUS APATRIDA: Frank Jäger, München 2023
BEAST IN BLACK: Andre Schnittker, Epic Fest 2024
KISSIN' DYNAMITE: Andre Schnittker, Rock Out Festival 2024
Summer Breeze: Karin Neinritz, Summer Breeze 2024

Redakteur:
Frank Jaeger

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