TANZWUT: Interview mit Teufel

06.07.2016 | 18:11

Eine Band, zwei Welten: Die Spielmänner von TANZWUT rocken mit ihren Shows sowohl Festivals wie das ROCKHARZ als auch Mittelaltermärkte. Am 8. Juli erscheint ihr neues Album "Schreib es mit Blut"...

 

"Schreib es mit Blut", der Pakt mit dem Teufel... Eigentlich war es doch nur eine Frage der Zeit, dass ihr ein Album über diesen Themenkomplex veröffentlicht, oder?

Das war eigentlich naheliegend, dass wir uns dem Thema irgendwann einmal annehmen, stimmt. Wenn du Texte schreibst, bist du ja ohnehin immer auf der Suche nach neuen Themen. Und "Schreib es mit Blut" ist eigentlich allgegenwärtig. Es geht ja um den Verkauf der eigenen Seele. Und diese Frage steht eigentlich immer im Raum: Wer hat seine Seele für was verkauft? Verkaufen wir unsere Seelen oder merken das schon gar nicht mehr, dass wir das tun? Vor allem ist das ja nichts, was jetzt erst aktuell wird, sondern schon seit Jahrhunderten aktuell ist: Man nehme nur Goethes Faust als prominentestes Beispiel. Aber schon vor dem Faust haben sich natürlich Menschen damit beschäftigt. Auch mit der Frage, ob es überhaupt eine Seele gibt. Das ist ja ein ziemlich weitläufiges Feld, bei dem alles miteinander zusammenhängt.

Auf "Schreib es mit Blut" versucht ihr euch der Seelen-Frage auf viele verschiedene Arten zu nähern: Dem schon angesprochenen Pakt mit dem Teufel, der Legende vom Reiter ohne Kopf... Wie passt da eine Nummer wie 'Der Hahn ist tot' auf die neue Platte?

"Schreib es mit Blut" ist ja auch kein Konzeptalbum. Wir nehmen einfach die Themen, die uns am Herzen liegen. Aber wenn man möchte, kann man natürlich auch hier den Bezug zum Seelen-Verkauf herstellen. Ich fand den Hahnenkampf als Motiv einfach witzig. In der Musiker-Szene begegnet einem dieses Hahnengetue ja oft. Es war einfach an der Zeit, das auf die Schippe zu nehmen. Und der französische Kanon 'Der Hahn ist tot' (Orig.: Le coq est mort) passt in meinen Ohren einfach wunderbar dazu. Wobei man dieses Gehabe auch gar nicht mal auf die Konkurrenz von Musikern unter sich beschränken muss: Sobald eine Frau den Raum betritt, verändert sich das männliche Wesen. Da kann man ganz absurde Sachen beobachten. Das ist absolut herrlich!

Wo wir schon bei Frauen sind: Für die Ballade 'Stille Wasser sind tief' habt ihr euch Liv Kristine als Unterstützung geholt. Wäre es einmal eine Überlegung für euch, fest eine Sängerin ins Boot zu holen?

In Planung ist das nicht, aber ich würde niemals nie sagen. Aber wie ich eben schon gesagt habe: Wenn eine Frau dabei ist, verändert sich die Band. Ich habe da auch schon meine Erfahrungen damit gemacht: In eines meiner früheren Projekte ist einmal eine Trommlerin dazu gestoßen. Und plötzlich hat sich der Rest der Truppe beinahe pubertär verhalten: Da standen auf einmal Männer mit freiem Oberkörper im Proberaum, die ich vorher noch nie ohne T-Shirt gesehen habe. Ganz komische Sachen sind da auf einmal gelaufen...

Okay, um vom dem Balzverhalten jetzt irgendwie wieder wegzukommen: Am 8. Juli veröffentlicht ihr "Schreib es mit Blut" endlich auf dem ROCKHARZ. Seid ihr schon sehr aufgeregt?

Und ob wir aufgeregt sind. Wir sind ja mittlerweile mitten in den Vorbereitungen. Auf dem ROCKHARZ werden wir drei Titel aus unserem neuen Album spielen. Welche das sind, ist aber eine Überraschung. So viel sei aber schon einmal verraten: Liv Kristine wird mit uns auf der Bühne stehen. Das wird auch für uns eine echte Premiere.

Schon eine Woche später komplettes Kontrastprogramm: Dann tretet ihr bei den Ritterspielen in Kaltenberg auf. Da gehörst du ja auch schon beinahe zum Inventar.

Klar, genau diese Abwechslung lieben wir ja. Am ersten Wochenende spielen wir dort bei der Gauklernacht. Am zweiten Wochenende sind wir mit unserem THEATRUM DIABOLI dort. Das ist unser neues Projekt, ein Marionetten-Theater mit mittelalterlicher Musik. Ich habe das Theater selbst gebaut und die Marionetten geschnitzt. Die Stücke sind ebenfalls selbst geschrieben. Das wird sicherlich toll: Auf solchen Mittelaltermärkten hast du viel mehr Nähe zum Publikum: Nach oder vor dem Auftritt läufst du in deiner Gewandung herum und wirst einfach von den Leuten angesprochen. Das ist bei Festivals etwas ganz anderes. Da wird man ja im Backstage-Bereich doch ziemlich abgeschirmt.

Apropos Mittelalter. 'Geteert und gefedert' heißt einer eurer neuen Songs. Mal rein spekulativ: Wie würde es euch als Spielmannstruppe wohl im Mittelalter ergehen?

Uns würde es bestimmt schlecht ergehen. Vermutlich würden wir wirklich geteert und gefedert werden. Aber genau kann man das natürlich nicht sagen: Vielleicht wären wir auch die absoluten Helden gewesen. Stell dir nur vor, wir wären damals mit E-Gitarren angekommen! Wahrscheinlich wären alle total geplättet gewesen. Aber das ist tatsächlich immer so eine Frage: Was wäre, wenn... Ich denke zumindest nicht, dass wir lange so herumrennen würden, wie wir das hier tun.

Würdest du es denn gerne mal herausfinden wollen?

Ob ich gerne einmal im Mittelalter leben würde? Diese Frage bekomme ich des Öfteren gestellt. Eigentlich bin ich ein recht moderner Mensch. Sonst hätten wir wahrscheinlich auch nie damit angefangen, Mittelalter-Rock zu machen, sondern hätten uns auf die puristische mittelalterliche Musik beschränkt und nie die ganzen elektronischen Elemente hinzugezogen.

Zum Abschluss noch eine megablöde Frage angesichts der Tatsache, dass ihr gerade erst ein neues Album veröffentlicht - aber habt ihr für die nähere Zukunft noch Pläne?

Wir haben natürlich immer tausend Ideen. Aber natürlich spielt die Zeit auch eine große Rolle dabei, ob wir diese Ideen tatsächlich realisieren: Wir haben gerade erst ein neues Rock-Album geschrieben, haben uns das Theaterprojekt THEATRUM DIABOLI aufgebaut – das müssen wir alles erst einmal zeitlich unter einen Hut bekommen. Aber mit Zeit kommt Rat: Genug Pläne haben wir natürlich.

Redakteur:
Leoni Dowidat

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