THREE (3): Interview mit Joey Eppard

02.09.2007 | 11:51

THREE haben mit "The End Is Begun" ein weiteres Album auf die scheuklappenfreie Hörerschaft losgelassen. Irgendwo zwischen Alternative Rock, Percussion und Prog machen es sich Bandkopf Joey Eppard und seine Mannen in einer ganz eigenen Nische bequem. Und das ist verdammt gut so. Joey stand dann auch Rede und Antwort.

Peter:
Erst einmal Gratulation zu einem weiteren, fantastischen Album. Diesmal hat es aber eine Weile gedauert, bis es mich gepackt hat. Denkst du, dass ihr mit "The End Is Begun" mehr Aufmerksamkeit vom Hörer einfordert?

Joey:
Ich denke, unsere Musik hatte schon immer diese Qualität. Weißt du, wir mögen Tiefe in unseren Kompositionen, so dass du auf einmal etwas Neues entdeckst oder die Songs plötzlich nach ein paar Durchläufen aus einer anderen Perspektive siehst. Mit diesem Album sind die Kompositionen – zumindest einige davon – weniger gewöhnlich. Es gibt weniger Wiederholungen, so dass ich schon nachvollziehen kann, dass es ein paar Durchgänge mehr braucht, um einen "zu packen".

Peter:
Ist das denn lediglich das Ergebnis des komplexeren Songwritings? Oder war es sogar euer Ziel, dem ihr lediglich gefolgt seid?

Joey:
Ich muss wirklich darüber lachen, wie unterschiedlich die Charakterisierung des neuen Albums ausfällt. Ich habe gerade ein Interview hinter mir, wo der Interviewer der Meinung war, dass das Material geradliniger als auf "Wake Pig" sei! Doch ich bin eher deiner Meinung (natürlich! :-) – PK). Die Songs auf "The End Is Begun" sind fließender. Ich wollte der Tendenz zu drei Strophen, drei Refrains und einer Bridge entgehen. Ich wollte, dass die Songs den einen Moment widerspiegeln und nicht zu Parodien ihrer selbst verkommen. Nur weil eine Stelle mit einer tollen Melodie versehen ist, muss sie nicht immer und immer wieder wiederholt werden. Es hat etwas Edles, wenn diese Stelle nur einmal vorkommt.
Unser Ziel für dieses Album war, die Band noch besser in den ganzen Prozess einzubeziehen. "The End Is Begun" wurde von THREE produziert und repräsentiert deshalb die fünf individuellen Persönlichkeiten dieses Kollektivs sehr viel genauer als "Wake Pig".

Peter:
Es scheint ein lyrisches Konzept hinter "The End Is Begun" zu geben. Was kannst du mir darüber erzählen?

Joey:
Das Album handelt vom urbildlichen, archetypischen Kampf, dem finalen, epischen Krieg, der sich bedrohlich über dem menschlichen Horizont abzeichnet. Es ist nur so, dass dieser Krieg in uns selbst stattfindet. Alle äußeren Erscheinungsformen davon können zurück verfolgt werden zu diesem inneren Kampf. "Still I know you must continue, trying to win the war waged within you." (von 'Battle Cry')
Andere Songs wie 'Live Entertainment' setzen sich mit der Ironie der wachsenden Popularität des Reality-TV inmitten einer Bevölkerung, die es vermeidet sich ihre eigene Realität bewusst zu machen, auseinander.
Dieses Album ist ein Hybrid aus Melancholie und Hoffnung, die aus der Asche der Selbstzerstörung aufsteigt. Der bedeutendste Song für mich ist vielleicht 'The Last Day', der einen positiven, spirituellen Ausgang für all unsere menschlichen Leiden offenbart. "It's the last day of the world, all the stars fired up to unfurl. Gonna meet you in the space within. You and I, we'll race the light and win."

Peter:
Und was möchtest du uns mit dem Titel sagen? Seid ihr es, die das Ende beginnen? Denkst du an jemand bestimmten? Oder geht es um die klimatischen Änderungen?

Joey:
Auf den ersten Blick ist "The End Is Begun" erst mal ein ziemlich dunkler Titel. Zudem ist jedes Ende ein neuer Anfang und somit ist alles eine Frage der Interpretation. Die Wahrheit ist, dass wir am Rande eines bedeutsamen Endes stehen. Wir müssen dort stehen. Wir können wählen, ob wir den Kreislauf der Gewalt, der nutzlosen Leiden und der Zerstörung unseres Planeten beenden. Oder wir entscheiden uns dafür, dass das Ende uns auffrisst. In beiden Fällen müssen wir mit den Konsequenzen unserer (Nicht-)Handlungen leben. Wir entscheiden, ob das Ende eine gute oder eine schlechte Sache ist. Die klimatischen Veränderungen sind nicht nur ein hipper Wagen, auf den es aufzuspringen gilt! Vor 15 Jahren war es "cool" grün zu sein, aber jetzt ist es einfach nur verdammt dumm so zu tun, als sein man zu cool, um sich darum zu kümmern.

Peter:
Einmal mehr ist es dein einmaliger Gitarrenstil, der eure Musik so faszinierend macht. Was denkst du, unterscheidet dein Spiel von anderen Musikern?

Joey:
Ich bin immer losgezogen, um nach meinen eigenen, intuitiven Ansatz zu spielen und zu schreiben. Damit meine ich das Entwickeln von Techniken vom Anfang an. Ich denke darüber wie ein Höhlenmensch, der eine Gitarre entdeckt. Was würde er damit machen? Angenommen, dass er sie nicht zerstört, er würde seinen eigenen Weg finden, sich der Gitarre anzunähern. Es gäbe keine Box, in der er gefangen sein könnte. Ich möchte gar nicht sagen, dass ich außerhalb dieser Box bin, doch habe ich nie irgendwelche Regeln akzeptiert, die mein Spiel bestimmen würden. Ich spiele nie mit einem Plektrum, aber ich kann diesen Sound mit meinem verrückten, mit Klebstoff lackierten Fingernagel simulieren (sic! – PK). Ich habe eine Vielzahl an Techniken, die sich mit der Zeit entwickelt haben und ich habe nichts dagegen, sie zu teilen. Ich gebe häufiger kurze Gitarrenstunden nach Auftritten.

Peter:
Als Bonus habt ihr 'Dregs' als Akustikversion mit auf das Album gepackt, was eine coole Idee ist. Kannst du dir vorstellen eine Akustiktour zu spielen?

Joey:
Sicher. Ich habe schon eine Menge Soloakustikauftritte gespielt. Es ist etwas mehr Arbeit als mit der Band, die mir aushilft, aber es bietet dafür eine lohnende Dynamik. Die Band spielt auch Akustikgigs bei Radiosendern und so. Das macht immer viel Spaß.

Peter:
Das Cover ist ganz hervorragend geworden. Wer ist der Künstler und wie seid ihr mit ihm in Kontakt gekommen?

Joey:
Der Künstler nennt sich Damnengine. Wir sind über Metal Blade mit ihm in Kontakt gekommen. Wir haben ihm unsere ursprünglichen Ideen geschickt und er hat es in etwas Wunderschönes verwandelt. Er hat sich die Rohversion des Albums angehört, als er es designte. Es hat uns echt umgehauen, als wir es das erste Mal gesehen haben.

Peter:
Gibt es schon Pläne für eine Tour – vor allem in Deutschland? Ich könnte mir vorstellen, dass ihr mit COHEED & CAMBRIA auf Tour geht, da sie ja im Oktober auch ein neues Album veröffentlichen. Wäre das eine Möglichkeit für euch?

Joey:
Ich bin sicher, dass wir mit unseren Brüdern von COHEED & CAMBRIA in nicht allzu ferner Zukunft spielen werden. Ich weiß, dass wir mit Sicherheit im nächsten Jahr mit DREAM THEATER in Europa spielen werden.

Peter:
Letzte Frage. Wenn du dein eigenes Festival starten würdest, wen würdest du einladen?

Joey:
Ich mag Abwechslung. Also würden dort OJOS DE BRUJO, THE POLICE, IMOGEN HEAP, KISS KISS, PORCUPINE TREE, THREE, WEERD SCIENCE, THE MARS VOLTA, THE CURMUDGEONS, ANI DIFRANCO, KILLSWITCH ENGAGE, SAVOR CON COLOR, INSTANT ASSHOLE, COUNTERFEIT DISASTER, PRIMUS, PRINCE und P-FUNK auftreten.

Peter:
Vielen Dank, Joey! Noch irgendeine Message für die Fans, die du loswerden möchtest?

Joey:
Ich möchte nur dir und euren Lesern danken.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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