THRUDVANGAR: Interview mit Andreas

10.09.2006 | 22:26

Nach ihrem starken Debütalbum "Ahnenthron" und dem nicht minder starken Nachfolger "Walhall" dachte ich, ich schnappe mir mal jemanden von THRUDVANGAR und fand so in Andreas (Keyboard) den perfekten Ansprechpartner für ein gemütliches Interview.


Martin Schneider:
Servus Andreas, Glückwunsch für euer wirklich gutes zweites Album. Wie waren denn bisher die Reaktionen von Fans und Presse?

Andreas:
Servus Martin und danke für die Glückwünsche. Die bisherigen Reaktionen waren überwiegend positiv. Aber natürlich gab es auch Kritiken. Matzes Gesang wird teilweise sehr kritisiert, da er für Pagan Metal sehr untypisch ist. Auch das dominante Keyboard wird teilweise angeprangert. Im Gegensatz dazu sagen aber auch viele, dass der Gesang super ist, gerade weil er anders ist. Und die Keyboards werden auch gelobt, da sie viel zur Atmosphäre der Songs beitragen. Du siehst also, die Reaktionen sind gemischt. Aber ich denke, bei eingefleischten Viking-Metallern wird "Walhall" sehr schnell Gehör finden.

Martin:
Wie würdest du "Walhall" beschreiben?

Andreas:
Das Album kommt sehr episch daher, was man schon am Intro hört. Auf dem Album sind einige hymnisch angehauchte Melodien zu hören, die schnell zum Ohrwurm werden können. Aber auch harte Gitarrenriffs, die zum Headbangen einladen. Folk-Melodien und Chöre sorgen außerdem für die richtige Portion Heiterkeit, sodass man auch wunderbar das Horn bei der Musik kreisen lassen kann. Alles in allem ist "Walhall" ein kompaktes Album und wir sind sehr stolz auf dieses Werk.

Martin:
Welche Unterschiede siehst du zum starken Vorgängeralbum "Ahnenthron"?

Andreas:
Im Gegensatz zu der "Ahnenthron" klingt "Walhall" vom Sound her sauberer und ausgereifter. Wie schon beim ersten Album wurden alle Songs im eigenem Studio aufgenommen. Es wurde in neue Technik investiert und aus Fehlern gelernt, sodass wir beim Sound eine große Schippe drauf legen konnten.
Musikalisch hat sich auch einiges getan. Durch den Einstieg von Kanne konnten wir das Gitarrenspiel noch verfeinern. Auf "Walhall" haben wir auch erstmals Chöre eingesungen z.B. bei dem Song 'Kriegernacht' und als Backgroundsänger hat Torsten den Matze in einigen Liedern unterstützt, was wir in Zukunft auch so beibehalten werden.
Die Songs sind durchdachter als auf der "Ahnenthron". Das Zusammenspiel von Keyboards und Gitarren finde ich besser gelungen. Die Keyboardmelodien sind nicht mehr so verspielt, sondern unterstützen die Songs bzw. tragen sie. Im Großen und Ganzen ist unsere Musik auch ein Stück ernsthafter geworden, was Text und Musik angeht.

Martin:
Bei eueren Label-Kollegen von NOMANS LAND wurde nach dem erfolgreichen zweiten Album das Erstlingswerk noch einmal neu aufgelegt. Gibt es Bestrebungen "Ahnenthron" als Re-Release wieder zu veröffentlichen?

Andreas:
Tatsächlich gibt es Planungen, unser erstes Album neu zu veröffentlichen. Als Erscheinungstermin ist der Dezember 2006 vorgesehen. Die "Ahnenthron" wird dann allerdings mit neuem Cover und Bonusmaterial erscheinen. Aber das ist alles erst in der Planungsphase, sodass ich dazu leider noch nicht allzu viel sagen kann.

Martin:
Welche Songs von "Walhall" findest du besonders gelungen und warum?

Andreas:
Den Titelsong 'Walhall' finde ich persönlich am stärksten. Der Song fängt ruhig an, steigert sich dann mit dem Text und explodiert förmlich im Refrain. Es wird sehr viel Atmosphäre durch den Song vermittelt und doch kommt er sehr druckvoll daher. Auch nach x-mal spielen und hören, bekomme ich immer noch Gänsehaut bei diesem Lied.

Martin:
Gerade 'Das Schwert der Asen' wird doch, im Gegensatz zum restlichen Album, sehr zwiespältig gesehen: Die einen loben es als den stärksten Song, die anderen nervt der "Kinderreim"-Refrain, was auch meine größte Kritik an "Walhall" war. Was habt ihr euch bei dem Song gedacht, und wie geht ihr mit dem geteilten Echo um?

Andreas:
Der Song gehört zu der ersten Songs, die wir gespielt hatten. Er entstand schon vor der "Ahnenthron". Der Song wurde schon einmal für unser erstes Demo aufgenommen, welches schnell vergriffen war. Damals erhielten wir durchweg positive Resonanzen auf den Song. Auch die Mp3- Ausschnitte von 'Das Schwert der Asen', welche wir auf unserer Homepage anboten, erfreuten sich großer Beliebtheit. Wir wurden dann auch von Leuten angesprochen, welche dieses Lied gerne noch einmal auf einem Album haben würden. Somit war es für uns eine klare Sache diesen Song neu einzuspielen. Warum der Song nun allerdings heute anders ankommt bei den Hörern als damals, das kann ich mir auch nicht so recht erklären.
Aber bei vielen kommt der Song auch jetzt noch gut an, sodass es rückblickend doch die richtige Entscheidung war, den Song neu aufzunehmen. Man kann eben nicht immer alles richtig machen, oder es allen recht machen. Wir können mit der Kritik leben.

Martin:
Wie sieht denn bei euch das Songwriting aus, und wer schreibt die Vocals?

Andreas:
Die Texte schreibt seit je her der Sänger bei uns, also Matze. Da werden wir uns auch nicht weiter reinhängen. Natürlich herrscht bei uns Gleichberechtigung, es kann also jeder auch mal einen Text anbringen. Auch Christian hat schon einen Text beigesteuert. Aber das ist dann die Ausnahme. Wie erwähnt, das ist Matzes Ding.

Martin:
Nach "Ahnenthron" gab es ja einige Besetzungswechsel bei THRUDVANGAR. Was hat sich dabei für euch geändert?

Andreas:
Sven, unser alter Sänger und Bassist hatte uns verlassen, Gunther (Bass), Kanne (Git.) und Matze (Voc.) kamen dazu. Da auch Matze der nordischen/germanischen Mythologie verfallen war, blieb das Songwriting auch gleich beim Sänger, denn vor seinem Austritt war Sven der Texter bei uns. Gunther ist der einzigste von uns mit Musikschulausbildung. Er hatte somit keinerlei Probleme sich in die Musik zu finden. Sein Bassspiel hat von Anfang an mit den anderen Instrumenten harmoniert und hat unserer Musik auch einen kleinen aber feinen Schliff verpasst. Kanne und sein Baby, so nennt er seinen Sechssaiter (lacht), konnten sich auch schnell in die Musik einbringen. So brachte er gleich die Melodien für zwei neue Lieder mit an Bord. Der positivste Aspekt bezüglich des Besetzungswechsels ist jedoch der, dass alle Bandmitglieder miteinander harmonieren und das nicht nur bei der Musik. Dadurch ist die Stimmung innerhalb der Band kaum noch zu toppen und somit kann man auch kreativer musizieren.

Martin:
Ihr habt euch ja in der letzten Zeit auf zahlreichen Festivals richtig den Hintern abgespielt. Was waren denn für euch die Highlights?

Andreas:
Für uns sind alle Auftritte Highlights. Es ist ein berauschendes Gefühl Musik auf der Bühne zu machen und es macht doppelt soviel Spaß, wenn das Publikum dieses Gefühl übernimmt und mit uns die Musik lebt. Meine persönlichen Highlights in diesem Jahr waren das Ultima-Ratio-Festival wegen der geilen Stimmung und das Pagan-Nights-Festival wegen der geilen Location. Aber das Jahr ist ja noch nicht zu Ende.

Martin:
Wie sieht's mit einer Tour aus? Ist schon etwas geplant?

Andreas:
Wir hatten schon einige Angebote mit namenhaften Bands als Support zu touren. Leider scheiterte es bisher immer an der Engstirnigkeit unserer Arbeitgeber. Sechs Mann Urlaub zur gleichen Zeit, das ist echt keine leichte Sache. Aber wir sind optimistisch, dass wir das noch hinbekommen. Ich denke mal, im kommenden Jahr könnte man eine Tour realisieren. Vorzustellen wäre eine Tour mit unseren Freunden und Kollegen von NOMANS LAND, welche Ende dieses Jahres auch eine neue CD rausbringen werden.

Martin:
Ihr kommt ja aus Köthen/Sachsen-Anhalt. Es ist auffällig, dass es in Ostdeutschland so viele Pagan/Viking Bands gibt, wie etwas ODROERIR, MENHIR oder XIV DARK CENTURIES. Woran liegt das deiner Ansicht nach?

Andreas:
Oha, da bin ich jetzt ein wenig überfragt, zumal es mit BLACK MESSIAH, EQUILIBRIUM, SUIDAKRA etc. im Westen Deutschlands auch einige gute Pagan/Viking-Bands gibt. Um bei diesem Thema eine handfeste Begründung nennen zu können, muss man beide Seiten kennen. Da ich nur eine Seite kenne, Ostdeutschland, halte ich mich hier lieber mit Aussagen bedeckt. Ich hoffe, du verstehst das.

Martin:
Klar, kein Ding. Mir ist aufgefallen, dass ihr relativ häufig mit anderen Bands wie etwa EQUILIBRIUM verglichen werdet. Was haltet ihr davon?

Andreas:
Bands wie etwa EQUILIBRIUM oder MENHIR werden oft bei THRUDVANGAR-Reviews erwähnt. Diese Bands sind sehr gute Bands und in der deutschen Pagan-Szene auch am erfolgreichsten. Wenn man uns also mit den genannten Bands vergleicht, dann sind wir schon etwas stolz. Aber unsere Musik möchten wir dann doch lieber selber an den Mann bringen, durch unseren eigenen Namen.
Aber dennoch ärger ich mich manchmal über Schreiberlinge, welche ein CD-Review nur mit Bandnamen ähnlicher Bands voll packen, ohne aber richtig auf die eigentliche Musik einzugehen. Entweder der Schreiberling hat keine Ahnung von dieser Musik, oder keine Lust sich richtig damit zu beschäftigen. Und solche Sachen führen dann dazu, dass der Leser dieses Reviews ein falsches Bild von einer Band bekommt, ohne die Chance zu haben sich selber ein Bild von der Musik oder der Band machen zu können. Und das ist schade...

Martin:
Im Gegensatz zu euren Kollegen aus Thüringen befasst ihr euch aber musikalisch nicht mit der germanischen Mythologie sondern deren nordischen Auslegung. Warum, und was fasziniert euch so an den Wikingern?

Andreas:
In erster Linie wollen wir Geschichten erzählen, welche in jener Zeit geschahen. Welche Mythologie dabei verwendet wird, ist eher zweitrangig. Wir versuchen Texte eigentlich immer unabhängig zu gestalten. Viele unserer Texte kann man jeweils als germanische oder nordische Mythologie bewerten.
Der Grund, warum wir auch über die nordische Mythologie und über Völker aus dem Norden erzählen ist der, dass uns die alten Skandinavier seit je her faszinieren. Nicht nur ihre Götter, sondern auch ihre Art zu leben, zu kämpfen und nicht zuletzt wegen ihren Qualitäten als Seemänner und Schiffsbauer.

Martin:
Wie genau befasst ihr euch, außer musikalisch, mit der nordischen Mythologie und Geschichte?

Andreas:
Wir trinken viel Met aus Hörnern (lacht). Nein, im Ernst, wir sind schon sehr an der Geschichte interessiert, besuchen gerne alte Germanenstätten oder wiederkonstruierte Kelten- und Germanendörfer. Filme, Musik und Literatur sind natürlich auch Informationsquellen, von denen wir uns textlich und musikalisch beeinflussen lassen. Und natürlich sind Glaube und Werte der damaligen Zeit auch für uns heute sehr wichtig, die jedes Bandmitglied für sich unterschiedlich auslebt.

Martin:
Wer sich in der nordischen Mythologie nicht so gut auskennt, wird mit dem Namen THRUDVANGAR nicht viel anfangen können. Was ist Thrudvangar und warum habt ihr euch für diesen Namen entschieden?

Andreas:
Thrudvangar, oder auch Thrudheim, benannt nach der Erdgöttin Thrudr, ist die Wohnstätte des Donnergottes Thor in Asgard. Thrudvangar wird auch das Land der Stärke genannt. Uns war wichtig einen Namen aus dem Heidentum zu wählen und da der Thorhammer das am weitesten verbreitete Symbol des Heidentums ist, fiel die Wahl auf Thrudvangar, das Land Thors.

Martin:
So, dann danke ich dir recht herzlich für das Interview.

Andreas:
Ich bedanke mich auch bei dir für das gute Review und für dieses Interview und wünsche dir und Powermetal.de für die Zukunft alles Gute.

Martin:
Jetzt hast du noch einmal die Gelegenheit das Wort an unsere Leser zu richten.

Andreas:
Danke für die vielen Lobe und Glückwünsche zum neuen Album. Mit so einem wahnsinnigen Feedback hatten wir nicht gerechnet. Das gibt uns neuen Schwung für das nächste Album, welches schon wieder in Angriff genommen wurde. Man sieht sich spätestens beim nächsten Konzert. Wir freuen uns auf euch. Die Götter seien mit euch!

Redakteur:
Martin Schneider

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