TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS: Interview mit Nils Ursin
01.01.1970 | 01:00In Finnland sind TIMO RAUTIAINEN und sein TRIO NISKALAUKAUS schon eine ganz große Nummer; hierzulande sind die Jungs weiterhin ein Insider-Tipp, was bisweilen auch daran liegen mag, dass man die Scheiben dieser Gruppe nur über den teuren Importweg erwerben kann. Ob sich daran in Zukunft etwas ändert, konnte mir mein Gesprächspartner Nils Ursin nicht genau sagen, denn eigentlich ist die Band mit dem bisher Erreichten rundum zufrieden. Aber wer weiß, vielleicht gelingt es TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS ja auf der folgenden Tournee eine Menge neue Fans hinzuzugewinnen, so dass wir demnächst auch die finnischsprachigen Alben dieser Formation in Deutschland kaufen können. Aber jetzt lest erst einmal, was Nils so zu sagen hat:
Björn:
Hallo, wie geht's dir, Nils?
Nils:
Gut, danke der Nachfrage. Ich bin zwar ein wenig müde, aber ansonsten ist alles in Ordnung.
Björn:
Wir haben jetzt Anfang Oktober und ich denke, es ist schon sehr kalt in Finnland. Wie ist denn gerade die Temperatur draußen?
Nils:
Es ist noch gar nicht so richtig kalt, es hat noch fast 15 Grad. Es regnet zwar die ganze Zeit, aber das ist mir egal. Es gibt mir die Gelegenheit den ganzen Tag lang Playstation zu spielen.
Björn:
Hat denn die Kälte des Herbstes und des Winters einen Einfluss auf eure Musik?
Nils:
Natürlich! Aber es ist nicht die eigentliche Idee, die dahinter steckt. Weißt du, wir sind nicht depressiv aufgrund der langen kalten Winter. Wir mögen die Gegend hier ganz gerne, deswegen ist es einfach nur eine der Sachen, über die wir singen. Die finnische Atmosphäre ist sehr inspirierend für diesen traurigen Jodler.
Björn:
Was inspiriert euch denn ansonsten noch?
Nils:
Die Musik ist das Allerwichtigste! Ansonsten inspirieren uns eigentlich alle Sachen, mit denen wir uns beschäftigen.
Björn:
In eurer Heimat seid ihr ja ziemlich erfolgreich und habt auch schon einige Auszeichnungen entgegennehmen können. Außerhalb Finnlands sieht es hingegen anders aus. Woran liegt das?
Nils:
Wir haben ja auch noch nicht großartig versucht außerhalb unserer Heimat Fuß zu fassen. Wir dachten immer, dass Finnland, so klein es auch ist, für uns reichen würde. Es wäre natürlich großartig, wenn die deutschen Konsumenten unser neues Album entdecken würden, aber diese Reisen nach Deutschland sind mehr wie ein Urlaub für uns und nicht wie eine Geschäftsreise.
Björn:
Habt ihr denn anfangs überhaupt damit gerechnet, dass ihr in Finnland derartige Erfolge feiern würdet?
Nils:
Auf keinen Fall! Als ich der Band 1999 beitrat, war ich einfach nur froh spielen zu dürfen. Niemand von uns hätte sich erträumen lassen, dass so etwas passieren würde.
Björn:
Was waren denn die bisherigen Höhepunkte in der Karriere der Band?
Nils:
Ich denke, der absolute Höhepunkt war die Zeit, als wir vor einigen Jahren einige Shows im Kosovo spielten. Wir spielten vor den finnischen KFOR-Truppen. Dabei sahen wir auch eine ganz andere Welt als die, mit der wir tagtäglich konfrontiert werden. Vor wenigen Wochen spielten wir zwei Gigs in Heinola mit dem dort ansässigen Symphonieorchester. Das war der absolute Hammer! Natürlich würde ich auch die Gold- und Platinauszeichnungen zu unseren Höhepunkten mit dazurechnen. Es gibt einfach so viele Sachen, die uns beeindruckt haben, dass es unmöglich ist alle Sachen zu nennen.
Björn:
Glaubst du denn, dass die Band vom derzeitigen Metal- und Rock-Boom in eurem Heimatland profitiert hat?
Nils:
Nun, das hat uns auf jeden Fall nicht weh getan, das ist sicher.
Björn:
Ihr habt in Finnland bereits vier Alben veröffentlicht. Sind die eigentlich nur dort auf den Markt gekommen oder kann man die Scheiben auch hier im Ausland bekommen?
Nils:
Du hast recht, sie sind alle nur in Finnland erschienen. Wie ich bereits sagte, wir haben noch nicht versucht aus diesen Wänden auszubrechen.
Björn:
Ihr singt ja in eurer Muttersprache. Glaubst du, dass sich im Hinblick auf das Ausland etwas ändern würde, wenn ihr auf englische Texte umsteigen würdet?
Nils:
Wir wollen nichts machen, was vor uns schon so viele andere Gruppen gemacht haben. Wir wollen die Sachen auf unsere Art und Weise machen, und wenn irgendwem das nicht gefällt, dann ist das eben so. Und außer der deutschen Sprache klingt auch keine Sprache so aggressiv wie die unsere, und das ist ja auch nicht weniger gut für uns.
Björn:
Und warum ist die finnische Sprache für euch so faszinierend?
Nils:
Sie ist es einfach. Warum das so ist, kann ich dir nicht sagen.
Björn:
Neben diesen vier Alben in Finnland habt ihr ja für den deutschen Markt eine Platte namens "In frostigen Tälern" herausgebracht, auf denen ihr die besten Songs eurer ersten beiden CDs in die deutsche Sprache übersetzt und neu eingespielt habt. Welche Idee steckte dahinter?
Nils:
Unser Freund Teemu Kautonen stellte Timo die Idee vor einigen Jahren vor. Mit der Zeit entwickelte die Idee ein Eigenleben und wir setzten sie konsequenterweise in die Tat um. Zuerst wurden wir von vielen Leuten belächelt, aber als wir die Sache angingen, stellten wir fest, dass es echt Sinn macht.
Björn:
Warum habt ihr euch gerade für die deutsche Sprache entschieden?
Nils:
Weil sie einfach aggressiver als beispielsweise die englische Sprache klingt. Und wir wollten nicht immer die selben Sachen machen wie all die anderen.
Björn:
Ist es denn möglich in finnischen Schulen Deutsch zu lernen?
Nils:
Ja, das ist möglich. Timo hat die deutsche Sprache einige Jahre lang studiert, aber seine Fähigkeiten in diesem Bereich sind dennoch begrenzt. Er kann ein Bier oder etwas zu Essen in einem Restaurant bestellen, aber das ist es auch schon. Seine Aussprache hat er zusammen mit einem eigens dafür engagierten Lehrer trainiert, der uns während der Aufnahmen unter die Arme griff.
Björn:
Hat also sonst auch keiner in der Band deutsche Wurzeln?
Nils:
Nein.
Björn:
So, nun habt ihr die ganze Sache wiederholt und erneut ein ganzes Album mit deutschen Texten eingespielt. Habt ihr dabei die Texte wortwörtlich übersetzt oder sind einige Sachen im Nachhinein verändert worden?
Nils:
Zuerst einmal muss ich sagen, dass die Übersetzungen von Professor Pekka Kujamäki gemacht worden sind. Natürlich können einige Sachen nicht wortwörtlich wiedergegeben werden, aber die Hauptidee der einzelnen Songs ist genauso wie die der Originale.
Björn:
Es scheint, als würde die Natur in euren Songs eine gewichtige Rolle spielen, oder sehe ich das falsch?
Nils:
Es gibt einige Songs, die sich mit der Natur beschäftigen, aber wir beschäftigen uns auch mit Themen, die ähnlich "angenehm" sind wie der schlechte Zustand der Natur. Da gibt es Nummern über geistige Krankheiten und solche Sachen, also garantiert lustiger Stoff im Stile von NISKALAUKAUS.
Björn:
Welches sind denn in diesem Sinne die bedeutendsten Inhalte eurer Songs?
Nils:
Die finnische Kultur spielt eine sehr große Rolle beim TRIO NISKALAUKAUS. Wir leben als finnische Männer in Finnland, und ich denke, das ist es, worüber wir am Besten Bescheid wissen, so dass die meisten Ideen wohl um dieses Thema herum entstehen.
Björn:
Wie sind denn die Reaktionen der deutschen Fans bislang?
Nils:
Puh, dazu kann ich dir nichts sagen.
Björn:
In wenigen Tagen habt ihr ja die Gelegenheit eure deutschen Fans auf der anstehenden Tournee mit SONATA ARCTICA und NIGHTWISH zu sehen. Ich finde überhaupt, dass das ein großartiges Package ist. Was erwartet ihr euch von dieser Tour?
Nils:
Eine Menge Spaß. Und ich müsste lügen, würde ich behaupten, dass wir uns nicht wünschen würden, dass so viele NISKALAUKAUS-Alben wie möglich den Weg in die deutschen Häuser finden würden. Ich wünsche mir, dass alles sehr gut verlaufen wird.
Björn:
Wie habt ihr es denn geschafft, auf diese Tour mit aufzuspringen? Ich meine, NIGHTWISH und SONATA ARCTICA sind ja beide bei Nuclear Blast unter Vertrag und ich denke mir, das Label hätte auch eine ihrer eigenen Bands mitschicken können. Aber sie haben sich für euch entschieden, warum?
Nils:
Ich habe absolut keine Ahnung. Wir sind sehr gute Freunde von den Männern und der Frau bei NIGHTWISH. Tuomas hat vor zwei Jahren eine Tour mit uns hier in Finnland gespielt. Es ist, als ob sich zwei Freunde in einem fremden Land wiedertreffen würden. Um aber genauere Details zu erfahren, warum wir jetzt mit dabei sind, musst du jemand anders fragen.
Björn:
Es dürfte aber gar nicht so einfach sein, die deutschen Fans auf eure Seite zu ziehen, denn stilistisch entscheidet ihr euch ja schon gravierend von den anderen beiden Bands.
Nils:
Nun, das denke ich nicht. Alle diese Bands spielen laut und heavy, und darum geht es uns doch schließlich auch nur.
Björn:
Ist das eure erste Tour in Deutschland?
Nils:
Wir waren bereits 2001 mit HIM bei euch unterwegs.
Björn:
Wie sieht es denn in Zukunft mit eurer Präsenz in Deutschland aus? Wird es weitere Alben wie "Hartes Land" geben?
Nils:
Darüber haben wir noch nicht nachgedacht. Die Zeit wird es zeigen. Lass uns erstmal schauen, was mit diesem Album passiert und dann sehen wir weiter.
Björn:
Ihr habt ja nicht alle Songs eurer früheren Veröffentlichungen in die deutsche Sprache übersetzt. Werden die alten Nummern denn noch mal bearbeitet oder konzentriert ihr euch ausschließlich auf das neue Material?
Nils:
Der neue Stoff ist irgendwie einfacher zu bearbeiten, weil er immer noch relativ frisch ist. Ich weiß nicht, wie die Zukunft für uns aussehen wird, aber ich hoffe mal, dass wir auch in Zukunft noch dazu in der Lage sein werden ein neues deutsches Album einzuspielen.
Björn:
Irgendwelche letzten Worte?
Nils:
Das sind meine letzten Worte für jetzt: Wir sehen uns alle schon sehr bald! Testet uns und unser neues Album "Hartes Land" mal an und genießt es!
- Redakteur:
- Björn Backes