TRANSPORT LEAGUE: Interview mit Tony Jelencovich Aaberg

07.10.2024 | 19:21

Seit mittlerweile gut 30 Jahren existiert diese Band, und beliefert ihre Klientel mit einer gediegenen Melange aus deftigen Riffs und fettem Groove. Da die Herrschaften aus dem hohen Norden zudem mit "We Are Satan's People" dieser Tage ihr bereits zehntes Album an den Start bringen, gab es einiges zu bereden. Bandgründer, Gitarrist und Sänger Tony von TRANSPORT LEAGUE war so freundlich, Auskunft zu geben.

"We Are Satan's People" klingt in Summe heftiger und brachialer als "Kaiserschnitt", verfügt aber dennoch über den für euch typischen Groove. Worin siehst du den größten Unterschied zwischen eurem aktuellen Album und seinem Vorgänger?
Schwer zu sagen. Völlig aus der Luft gegriffen ist dein Vergleich aber nicht. Schließlich gibt es so einige Passagen, die so richtig donnern. Allerdings haben wir auch versucht, ein wenig mehr Wert auf Melodien zu legen. Im Prinzip haben wir aber keine Formel, wie wir unsere Songs komponieren. Manchmal ist es eben härter, dann wieder melodiöser. Solange das Material groovt, ist es uns auch nicht weiter wichtig. Wir sind diesbezüglich keine Analytiker.

Seit "Kaiserschnitt" sind drei Jahre vergangen, das Plattenfirmeninfo erzählt von einer Pause. Gab es einen Grund dafür?
Wie bitte? Eine Pause haben wir definitiv nicht eingelegt. Okay, wir haben drei Jahre gebraucht um ein neues Album fertigzustellen, haben in dieser Zeit aber sowohl live gespielt und logischerweise auch an den neuen Songs gearbeitet. So sieht doch keine Pause aus, oder?

Definitiv nicht. Wann habt ihr denn mit dem Komponieren begonnen?
Das muss so Mitte 2022 gewesen sein, von daher waren wir sogar verdammt zackig unterwegs. Peter Hunyadi, mein langjähriger Kollege an der Sechssaitigen, und ich haben einen verdammt guten Draht zueinander und deshalb funktioniert unsere Songwriting-Kooperation schon seit langen Jahren. Wir schreiben die Riffs zumeist gemeinsam und arrangieren auch die daraus entstandenen Songs zusammen im Studio. Es ist definitiv von Vorteil, wenn man einander lange kennt und weiß, wie der andere tickt.

Nachvollziehbar. Gab es eine bestimmte Intention wie das Album klingen sollte?
Nein, überhaupt nicht. Da wir ohnehin ständig gemeinsam an Songideen arbeiten, brauchen wir nicht unbedingt darüber nachzudenken, wohin die Reise gehen soll. Im Moment haben sogar schon eine ganze Ladung an Riffs parat, aus denen wir neue Songs entstehen lassen werden. Es könnte sogar gut sein, dass wir noch in diesem Jahr mit den Arbeiten am nächsten Album beginnen.

Klingt nach einem wahrlich motivierten Team. Wie darf man sich denn das Schreiben der Songs bei euch vorstellen?
Das ist nicht wirklich spektakulär. Mal hat Peter ein geiles Riff am Start, mal ich eine Idee. Mehr ist da nicht dahinter. Doch, eines schon. Wenn wir beide am Werk sind, lässt der Groove meistens nicht lange auf sich warten.

Trefft Ihr euch dafür denn im Proberaum so, wie das früher mal bei allen Bands üblich war? Oder läuft auch bei euch mittlerweile alles über das Internet?
Nein, in diesem Punkt sind wir altmodisch. Und das mit Begeisterung, haha. Wir treffen uns nicht nur zum Songschreiben in unserem Proberaum, sondern auch um die Songs mit unseren beiden anderen Kollegen fertigzustellen. Auch das Gefühl, wie ein Song klingt, der erst aus einer Jam heraus entsteht, kann man anders nicht erzielen. Klingt schon sehr nach "Old School", was?

Absolut! Wie lange hat es denn gedauert, bis "We Are Satan's People" fertig war?
Nicht länger als drei Monate. Wir haben die Songs im "Grand Recordings Studio" aufgenommen und sind dann für den Mix und das Mastering noch ins "Danhage" übergesiedelt.

Das klingt auch nach einem ausgefeilten Zeitmanagement. Stress gab es bei euch keinen?
Nö, gar nicht. Dazu kennen wir uns wohl zu lange und auch zu gut. Bei uns läuft es einfach.

Nicht nur was die Musik betrifft, sondern offenbar auch im Hinblick auf die Texte. Haben die denn dieselbe Bedeutung für euch wie die Musik?
Auf jeden Fall! Ein gutes Riff bringt dich zwar sofort in Bewegung, ein Song ist aber erst dann komplett, wenn du den Groove spürst und den Text mitsingen kannst.

Keine Widerrede, auch wenn Instrumentalkost durchaus seine Reize hat. Bei euch kommt aber noch ein weiterer entscheidender Faktor hinzu: das Spiel mit Worten. Selten genug heutzutage, dass man sich als Zuhörer bei Begriffen wie "Satan", "Devil", "Hell" und dergleichen, dermaßen oft beim Schmunzeln erwischt wie bei euch.
Oh, das freut mich. Danke dafür. Es macht einfach Riesenspaß mit Worten zu provozieren. Natürlich wissen unsere Fans, worum es uns geht. Zum Glück sind wir bisher auch noch nicht falsch interpretiert worden. Es scheint also ganz gut zu passen, was wir manchmal so von uns geben. Und es ist ja nicht bloß der Leibhaftige, manchmal geht es um Kannibalen oder Monster, definitiv jedenfalls um fiktive Gestalten. Allerdings gibt und gab es immer wieder auch Texte, die von Motoren oder schnellen und lauten Autos handeln.

Ist bei euch ein Song fertig, ehe der Text kommt, oder hast du ein Notizbüchlein, in dem du Texte formuliert hast, die danach musikalisch umgesetzt werden sollen?
Weder noch, um ehrlich zu sein. Bei uns läuft das zumeist parallel ab. Es ist wie bei anderen Kunstwerken auch. Für ein Gemälde zum Beispiel benötigt man ja auch das eigentliche Motiv, zeitgleich aber auch schon die entsprechenden Farben.

Das klingt nach Erfahrung. Habt ihr als Band nach so langer Zeit im Business denn überhaupt noch eine bestimmte Erwartungshaltung, was mit einem neuen Album zu erreichen sein könnte?
Klar. Wir hoffen für so viele Shows wie möglich gebucht zu werden, und natürlich auch, dass diverse Festival-Veranstalter auf uns aufmerksam werden. Klingt jetzt auch nicht unbedingt nach einem Rudel übermotivierter Jungspunde, ich weiß. Allerdings wären wir wirklich sehr glücklich, wenn wir mal ein richtig großes Festival spielen dürften. Wenn nicht, dann eben nicht. Dann geht die Welt auch nicht unter, und vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal.

Gute Einstellung. Man merkt euch den Bezug zur Realität an, aber auch den Spaß an der Sache, wie etwa am aktuellen Artwork zu erkennen ist. Wer hat es denn entworfen?
Die Idee stammt von mir, Rob Hakemo hat es umgesetzt. Gefällt es dir denn auch?

Ja, es lässt eure Einstellung zum Thema "Satan" in der Szene ganz gut erkennen.

Danke. Auch wir sind zu 100% zufrieden damit und freuen uns, wenn man das ebenso sieht wie wir selbst.

Unkill Crash



https://www.youtube.com/watch?v=IPSCu9f1-XQ

Demnächst geht es für euch für eine kurze, vier Gigs umfassende Tournee nach Deutschland. Ist diesbezüglich in Zukunft mehr zu erwarten?
Wir hoffen es. Vier Gigs sind aber immerhin besser als keiner. Mitte des Monats werden wir in Düsseldorf, Rheine, Hannover und Berlin zu sehen sein und im März 2025 sollte die nächste Möglichkeit bestehen uns live erleben zu können. Fixiert sind die Dates zwar noch nicht, die Planung läuft aber bereits und es sieht in der Tat gut aus, dieses Vorhaben umsetzen zu können. Fehlen uns also nur noch diverse Festival-Auftritte in der nächsten Saison, dann sind wir rundum zufrieden.

Hast du denn noch Zeit deine Nebenprojekte am Laufen zu haben, oder sind Bands wie DEATH DESTRUCTION oder ICON IN ME mittlerweile Geschichte?
Diese beiden Projekte gibt es zwar nicht mehr, doch ich kann mich dennoch nicht über mangelnde Auslastung an der Nebenfront beschweren. So bin ich seit geraumer Zeit bei MESTAW als Sänger eingestiegen. Diese Band wurde von meinem Kumpel Joonas Niskanen, der früher bei ONE WITHOUT aktiv war, gegründet und ist eher im melancholischen Metal unterwegs. Zudem bin ich auch immer noch als Sänger diverser Tribute-Bands aktiv. So etwa bei GLANZIG und VULGAR DISPLAY OF PANTERA. Auch bei SONIC TEMPLE, einer in Schweden durchaus bekannten und renommierten THE CULT-Tribut-Formation mische ich noch mit. Man muss sich um mich keine Gedanken machen, mir wird bestimmt nicht langweilig, haha.

Das haben wir auch nicht angenommen. Besten Dank für das Interview und alles Gute weiterhin!

Photo-Credits: Patric Ullaeus (Revolver Film)

Redakteur:
Walter Scheurer

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