TRIBULATION: Adam Zaars im Interview zu "Sub Rosa In Æternum"

14.10.2024 | 21:42

"Bei uns geht es immer irgendwie um Horror, Religion und Esoterik." So auch im Jahr 2024.

TRIBULATION steht für einen unverkennbaren Sound, der in mancherlei Hinsicht eine Frischzellenkur durch das neue Album "Sub Rosa In Æternum" erfährt. Wie es zum Einsatz von Klargesang kam und was der neue Gitarrist Joseph Toll mitbringt, erzählt uns ein leicht gestresster Adam Zaars.

Hey, Adam. Freut mich, dich kennenzulernen. Wie geht es dir?

Ich musste ein bisschen rennen und wirklich schnell essen, um diese Interviews zu schaffen, aber jetzt bin ich fertig.

Ich schätze, die vielen Interviews sind ein gutes Zeichen für das Interesse an eurem neuen Album.

Absolut. Mal sehen, wie mein Telefon funktioniert. Ich hatte gerade ein Interview und mein Telefon sagte, es sei überhitzt und dann ist es einfach abgestürzt. Ich habe es eine Weile in den Gefrierschrank gelegt. Jetzt scheint es in Ordnung zu sein.

Ich glaube, viele Fans werden über ein paar Dinge auf diesem Album ziemlich überrascht sein, was natürlich nichts Schlechtes ist. Aber beginnen wir vielleicht mit einer offensichtlichen Sache, nämlich dem TRIBULATION-Logo auf der Platte. Es sieht wieder anders aus.

Nur eine ästhetische Entscheidung, der Beginn einer neuen Ära. Es geht nur darum, das Logo an die Ästhetik des restlichen Albums anzupassen. Das haben wir schon immer so gehandhabt.

Legt ihr auf das Artwork besonders viel Wert? Kommen Ideen für das Visuelle ggf. auch schon vor der Musik?

Die Musik kommt jedes Mal zuerst. Wir sammeln danach viele Ideen, mit denen wir arbeiten können. So war es bisher meistens. Zum Artwork: Diesmal habe ich alles selbst gemacht. Und ja, warum ist es so geworden? Ich weiß nicht, es war die Mischung, die ich wollte. Ich wollte, dass es rot ist, weil sich die Musik, fast alle Songs, für mich aus irgendeinem Grund rot anfühlen. Danach habe ich die Titel und Texte geschrieben. Ich denke, das hat mit dem lateinischen Titel wirklich gut geklappt. Denn alle Buchstaben auf dem Cover stammen von einem römischen Wandgemälde. Das hat in Kombination mit einer esoterischen Ästhetik für alles mit dem Kreuz und der Rose einfach gut funktioniert.

Im Verlauf des Albums gibt es viele wiederkehrende Motive. Einige davon lassen sich christlich interpretieren.

Ich beginne im Allgemeinen, zumindest bei TRIBULATION, einfach mit einer Idee, und dann lasse ich ihr freien Lauf und mache mehr und mehr Anspielungen, damit ich eine Handlung erzählen kann. Trotzdem steckt hinter allem Substanz. 'Saturn Coming Down' ist ein gutes Beispiel dafür, denke ich, weil es ein Lied über Saturn ist, und es geht um alles, was mit Saturn zu tun hat. Es ist beeinflusst von der griechischen Mythologie, der römischen Mythologie, der indischen Astrologie, von westlichen Vorstellungen vom Tod. Alles, was man mit Saturn in Verbindung bringen kann. Es ist wie eine Art esoterischer Spielplatz. Und wie du gerade sagtest, mischt sich das Christentum hier mit ein, hauptsächlich, weil ich viel lese, ich habe viel im Neuen Testament gelesen. Nicht in religiöser Hinsicht, sondern in historischer Hinsicht, aber es beeinflusst mich immer noch, vor allem poetisch, denke ich. Bei uns geht es immer irgendwie um Horror, Religion und Esoterik.

Was tragen die anderen Jungs bei? Bist es immer du, der den Aufschlag für einen Song oder ein Album macht? Und wie hat sich euer neuer Gitarrist Joseph eingebracht?

Es ist nicht so, dass ich anfangen muss. Wir gehen sehr offen an die Sache heran. Wenn also jemand eine Idee hat, probieren wir sie aus. Joseph hat vier Songs geschrieben. Ich habe drei Songs geschrieben und Johannes hat zwei Songs geschrieben. Wir haben eigentlich so gearbeitet wie immer. Über die Richtung sprechen wir dabei nie. Wir fangen einfach an zu arbeiten und schauen, wie das erste Lied klingt, und dann machen wir weiter. Joseph ist ziemlich schnell beim Schreiben von Musik. Er hatte viele Ideen, die mich zum Nachdenken und Arbeiten anregten. Und dann kam Johannes plötzlich mit dem letzten Song, 'Poison Pages'. Davor hatte er lange keinen Song geschrieben. Und er sang plötzlich, also richtiger Gesang! Er spielte uns das Demo vor, das wir alle gut fanden. So kam es dazu... Das hat uns natürlich neue Türen geöffnet, auch bei Songs, die wir bereits geschrieben hatten. 'Poison Pages' war also wichtig für das, was das Album letztendlich geworden ist.

Das ist eine wirklich spannende Geschichte! Ich würde gerne noch einen anderen Aspekt ansprechen, den ich im Vergleich zum letzten Album ganz anders wahrnehme. Was ist mit den Twin-Gitarren passiert? "Where The Gloom Becomes Sound" hatte viele tolle Momente wegen dieser magischen Gitarren. Auf der neuen Scheibe sind sie nicht mehr da.

Da sprichst du einen interessanten Punkt an. Daran hatte ich bisher noch gar nicht gedacht. Aber ja, natürlich ist Joseph das, ich meine, er ist schon immer Metal-Gitarrist gewesen, er spielt seit Ewigkeiten in Rock- und Metal-Bands und hat auch andere Sachen gemacht. Er hat also viele verschiedene Arten von Musik gespielt. Ich bin mir also sicher, dass das seine Musik beeinflusst und prägt.

Ist es auch eine Art Neugier, neue Elemente in den Sound einzubringen, um zu versuchen, sich im Laufe der Zeit nicht zu wiederholen? Ich fand zum Beispiel 'Murder In Red' völlig anders als das, was ihr mit TRIBULATION bisher gemacht habt. Ich mag diese Synthwave-Vibes.

Nun, wir können so offen sein, wie wir wollen, aber die meisten Dinge, die wir ausprobieren, schaffen es am Ende nicht in die Songs. 'Murder In Red' ist ein Song, an dem ich, würde ich sagen, schon lange arbeite. Wir haben versucht, solche Elemente auch in einige Songs auf "Where The Gloom Becomes Sound" einzubauen. Das haben wir tatsächlich auch bei 'In Remembrance' gemacht, aber bei weitem nicht so deutlich. Wir haben also schon früher mit solchen Ideen geliebäugelt. 'Hungry Waters' hätte mit dem Growl-Gesang der Vergangenheit übrigens auch nicht funktioniert.

Denkst du, dass es mit der Zeit schwieriger wird, diesen unverkennbaren TRIBULATION-Sound beizubehalten? Wie du schon sagtest, man kann nicht alles reinpacken, was einem einfällt.

Nein, wir geben uns keine große Mühe. Wir machen es einfach. Ich denke, wir wissen irgendwie intuitiv, ob eine Idee funktionieren wird. Und wenn sie nicht funktioniert, heißt es normalerweise sehr schnell: "Nein, okay, das machen wir nicht."

Lass uns über Texte sprechen. Ich habe bei 'Time & The Vivid One' und 'Reaping Song' den Eindruck, dass es um Vergänglichkeit geht. Ist das ein Motiv, das ihr verwendet habt?

Nun, beide Texte sind von Joseph, lass mich nachdenken. 'Reaping Song' handelt von einem Paar, bei dem der Ehemann während der Erntezeit im Herbst gestorben ist. Und er erinnert die Frau jedes Jahr daran. Und so verfolgt er seine Frau jedes Jahr. Und sie singt jedes Jahr das Erntelied. Joseph könnte dir zu den beiden Songs sicherlich noch mehr verraten.

Dann belassen wir es dabei und ich wünsche euch viel Spaß auf der kommenden Tour mit OPETH.

Dir einen schönen Tag, ciao!

 

Photo-Credit: Damón Zurawski

 

Murder In Red



https://www.youtube.com/watch?v=dGtb1F4SyDk

Redakteur:
Nils Macher

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