URKRAFT: Interview mit Thomas

01.01.1970 | 01:00

URKRAFT kommen aus Dänemark und haben mit "Eternal Cosmic Slaughter" ihr Debütalbum am Start, das neun melodisch-fetzige Death/Thrash-Songs beinhaltet, die irgendwo zwischen ARCH ENEMY und DEW-SCENTED anzusiedeln sind. Alles weitere erzählt jetzt Sänger und Gitarrist Thomas.


Stephan:
Erzähl doch mal bitte kurz etwas über die bisherige Bandgeschichte. Habt ihr euch 1995 (laut Homepage) oder 1998 (Infoblatt von Cartel Media) gegründet?

Thomas:
URKRAFT wurde 1995 in der süddänischen Provinzstadt Svendborg von Mikael (Drums), Jeppe (Bass) und mir gegründet. Die Jahre vor 2000, als wir nach Kopenhagen umzogen, sind musikalisch nicht von Bedeutung. Wir hatten eine lange Pause von 1997 bis 2000, in der Mikael und ich lediglich ein bisschen im Haus seiner Eltern gejammt haben. Während dieser Zeit war URKRAFT mehr ein Name als eine Band. Als wir im Jahr 2000 unseren Neustart hatten, kam Birk (Lead Gitarre) in die Band. Man kann sagen, dass es wie der Anfang einer neuen Band war, nach all den Jahren und wir mussten einige Genres ausprobieren, bis wir unsere eigene Nische gefunden hatten. Alle Demos und Promos, die wir seitdem gemacht haben, erhielten sehr gute Reviews, aber die Songs aus den Jahren 2000 und 2001 haben keine Bedeutung mehr für uns. Nun dreht sich alles nur noch um das Album "Eternal Cosmic Slaughter".

Stephan:
Wie konnte denn das deutsche Label Cartel Media auf euch aufmerksam werden?

Thomas:
Wir haben vier Songs aufgenommen und sie als "Primordial 2003 Promo" herausgebracht. Daraufhin traten einige Label mit uns in Kontakt. Ich bekam auch eine Mail von Frank von Cartel Media und wir beschlossen es mit ihnen zu versuchen. Das Wichtigste für uns war, dass wir unsere Musik veröffentlichen und in Kontakt mit dem Rest der Welt treten können. Für diese Mission schien uns Cartel Media der richtige Partner zu sein.

Stephan:
Was symbolisiert der "Eternal Cosmic Slaughter" oder habt ihr den Titel einfach nur gewählt, weil er cool klingt?

Thomas:
Zu allererst klingt er cool UND er hat eine symbolische Bedeutung. Ich sehe keinen Sinn darin einen Albumtitel auszuwählen, der nicht cool klingt. In Bezug auf die tiefere Bedeutung - es ist immer schwierig sein eigenes Werk zu interpretieren, aber es bezieht sich auf die zeitlose Funktionsweise des Universums und unserer eigenen Leben. Mit jedem Atemzug kommen wir dem Tod ein Stückchen näher. Das ist der Lauf der Dinge. Ob es einen Gott oder eine Art höheres Wesen gibt, kann ich nicht sagen. Ich persönlich bezweifle es zwar, aber dieses Thema war schon immer wichtig für die Menschen und ich sehe den Titel unseres Albums in dieser Tradition. Wenn du dich mit so etwas auseinandersetzt, kannst du dir ja die Lyrics zum Titeltrack durchlesen, dann macht der Albumtitel vielleicht mehr Sinn.

Stephan:
Im Thrash/Death-Bereich ist der Einsatz eines Keyboards eher unüblich, bei euch passt das aber richtig gut. Wie seid ihr auf die Idee gekommen ein Keyboard einzubauen und würdest du es als Trademark bezeichnen?

Thomas:
Ich hoffe, dass es ein Trademark von URKRAFT ist. Ich hoffe, die Leute finden es ebenso cool wie wir. Die Keyboard-Parts sind ein Element, mit dem wir Teilen der Musik einen extra Kick verpassen können. Das Keyboard wird niemals Kontrolle über das Riffing gewinnen, aber es transportiert die Musik auf ein höheres Level. Das ist genauso, als wenn man Samples verwendet, und wir machen das eben mit einem richtigen Menschen.

Stephan:
Mit "Eternal Cosmic Slaughter" habt ihr ein vorzügliches Debüt hingelegt. Kann man einen ähnlich starken Nachfolger erwarten und habt ihr mit den Arbeiten daran schon begonnen?

Thomas:
Vielen Dank, es ist toll, dass es dir gefällt. Wir werden alles daran setzen ein noch besseres zweites Album zu machen. Ich weiß, dass wir das können. Auf "Eternal Cosmic Slaughter" gibt es einen Mix aus alten und neuen Songs, deshalb freue ich mich sehr darauf unser zweites Album mit ausschließlich neuen Songs zu machen. Im Moment kann ich schon sagen, dass unser nächstes Album lauter und aggressiver wird. Birk und ich arbeiten zur Zeit an einigen Riffs, aber es sind noch keine neuen Songs entstanden. Das liegt auch daran, dass wir in zwei verschiedene Richtungen arbeiten - Birk ist der thrashige Teil von URKRAFT und ich der Death-Metal-orientierte.
Im Moment machen wir Interviews und warten auf Reviews um ein Gefühl dafür zu kriegen wie die Platte ankommt. Außerdem haben wir im Frühjahr ein paar Liveshows hier in Dänemark geplant. Da wir im Rest von Europa noch eine sehr unbekannte Band sind, sollten die Leute zuerst die Chance bekommen sich unser erstes Album anzuhören. Also, holt es euch jetzt, Jungs und Mädels!

Stephan:
Wie seid ihr auf den deutsch klingenden Bandnamen gekommen und was soll er ausdrücken?

Thomas:
Eigentlich ist es ein skandinavischer bzw. dänischer Bandname, also haben unsere Sprachen diesen Ausdruck offenbar gemeinsam. Entstanden ist er 1995. Damals stand er für das Wiederentdecken unserer natürlichen Wurzeln, was er auch immer noch tut. Aber ich denke, mittlerweile ist auch der musikalische Ausdruck von URKRAFT stark genug um den Namen zu erklären. Es gibt keine Trennung mehr zwischen dem Konzept von URKRAFT und dem Bandnamen. Wenn wir Musik machen, dann sind wir URKRAFT. Man kann also schon sagen, dass wir unser ursprüngliches Ziel erreicht haben.

Stephan:
Habt ihr schon in anderen Bands Erfahrungen gesammelt und ging das stilistisch in eine ähnliche Richtung?

Thomas:
Birk hat in den Neunzigern zusammen mit unserem Keyboarder einer Progressive-Metal-Band gespielt. Der Rest von uns hat sich von Anfang an komplett URKRAFT gewidmet.
Naja, eigentlich waren Mikael und ich in den Neunzigern auch noch in einer Glam-Rock-Band aktiv, so mit Make-up und engen Lederhosen in allen möglichen Farben. Ich nannte mich "Roadfire" und wir hatten einige verrückte Live-Erlebnisse mit dieser Band. Wir interessierten uns ständig nur für Bier und Whiskey und es war einfach nur eine Spaß-Geschichte.

Stephan:
Im vergangenen Jahr habt ihr für euer Demo "Primordial" den Preis als bester dänischer Metal-Newcomer abgeräumt. Ist das ein bedeutsamer Preis und wer vergibt den?

Thomas:
Eigentlich haben wir gar nicht gewusst, dass wir nominiert waren und wir wissen immer noch nicht, was das genau ist. Wir haben es nur in einem Review gelesen. Es ist natürlich eine große Ehre für uns, aber ich kann das ehrlich gesagt nicht kommentieren.

Stephan:
Wie schaut es mit zukünftigen Liveshows, besonders in Deutschland, aus? Spielt ihr auf dem ein oder anderen Sommer Open Air?

Thomas:
Wir hatten gehofft, dass das Album rechtzeitig erscheinen würde um ein paar Sommer-Festivals mitzunehmen, gerade in Deutschland, aber ich glaube, dass der Release etwas zu spät kam. Wie bereits gesagt, wir haben ein paar Live-Shows hier in Dänemark im April und am Ende dann ein großes Festival in Aarhus mit Bands wie MNEMIC, RAUNCHY, DISMEMBER, HATESPHERE und ILLDISPOSED, auf das wir uns schon sehr freuen. Wir würden sehr gerne so viele Gigs wie möglich in Deutschland spielen. Ich hoffe, dass die Leute, die diese Konzerte und Festivals organisieren uns dabei haben möchten, denn wir würden sehr gerne nach Deutschland kommen.

Stephan:
Mit 'Blessed Be The Human Beast' bietet ihr den meiner Meinung nach besten Song der Scheibe auf eurer Homepage zum Download an. Wie stehst du generell zur Download-Problematik und überwiegen für euch eher die Vorteile oder die Nachteile?

Thomas:
'Blessed Be...' soll einen Vorgeschmack auf das Album geben, denn es ist der gradlinigste Track und die Leute sollen die Gelegenheit bekommen unsere Musik kennenzulernen, bevor sie das Album kaufen. Das ist der offensichtlichste Vorteil von MP3. Wir haben nicht die Möglichkeiten unsere Musik auf andere Weise zu promoten als auf unserer Homepage. Deshalb war diese Entscheidung logisch und wir werden wahrscheinlich auch noch andere Songs von dem Album als MP3 auf unsere Homepage stellen.
Ich habe eigentlich keine Meinung zu MP3 und dieser ganzen Piraterie-Problematik. Ich bin sehr oldschool, wenn es um Musikveröffentlichungen geht. Ich möchte mir ein Album kaufen, nach Haus gehen, es in meinen CD-Player legen und es mir anhören, während ich mir das Cover und das Artwork anschaue. Aber das ist meine persönliche Sichtweise.
Allgemein denke ich, dass es der beste Weg ist um Musik zu promoten. Man stellt sie einfach auf seine Homepage und die Leute können sie herunterladen. Aber ich verstehe auch die großen kommerziellen Firmen, die einen Haufen Geld verlieren, weil die Leute Songs in MP3 umwandeln, sie auf CDs brennen und sich einen Dreck um das Artwork scheren.

Stephan:
Wie populär ist Metal in Dänemark, habt ihr eine große Metalszene?

Thomas:
Es bessert sich, aber Dänemark ist ein kleines Land. Jeder kennt jeden und es gibt so viel Bullshit im Underground. Aber ich glaube, dass Dänemark auch ein paar sehr talentierte Bands hervorgebracht hat. Außerdem sorgen die dänischen Metal-Produzenten Jacob Hansen, Tue Madsen und Tommy Hansen für echte Killer-Produktionen der Bands, sowohl bei Demos als auch bei normalen Alben.
Wir haben zwei große Festivals in Dänemark, die sich komplett auf Metal konzentrieren und auf den Konzert-Plakaten sieht man auch jeden Monat ein oder zwei dänische Metal-Bands. Also ist es im Vergleich zu den späten Neunzigern schon besser geworden. Vor allem aber denke ich, dass durch Bands wie MNEMIC und RAUNCHY, die beide internationalen Erfolg haben, der Kopf schon mal Richtung Dänemark gedreht wird. Unser Land ist nun auch auf der Metal-Weltkarte vertreten.

Stephan:
Welche Bands aus deinem Heimatland sind deine Favoriten?

Thomas:
Es gibt viele gute Bands, sowohl mit als auch ohne Plattenvertrag. Ich kann nur empfehlen danishmetal.dk (in Dänisch) oder danishmetalpages.dk (in Englisch) zu besuchen. Dort findet man alles Wissenswerte über dänische Metalbands. Ich selber habe eigentlich keine Favoriten.

Stephan:
Hat sich das Roskilde Festival eigentlich von der Tragödie im Jahr 2000 wieder erholt (bei einem Unfall während eines PEARL JAM-Auftritts kamen neun Festivalbesucher ums Leben - d. Verf.) und wie hast du die Sache damals mitgekriegt? Ist das ein Schatten, der immer noch über dem Festival liegt?

Thomas:
Der Unfall auf dem Roskilde Festival war schrecklich. Ich war nicht dort, denn ich habe das Festival seit 1998 nicht mehr besucht, da dort nicht genug Metal vertreten ist. Aber ich weiß, dass sie sich davon wieder erholt haben. Der Unfall hat zu sehr stark verbesserten Kontrollen während der Konzerte geführt. Sie haben den gesamten Platz vor der Orange Stage komplett in viele kleinere Flächen mit Ausgängen umstrukturiert und es gibt viele Hilfskräfte während der Konzerte. Es dürfte also kein Risiko für weitere Todesfälle mehr bestehen.

Stephan:
Was ist dein größtes Ziel mit URKRAFT?

Thomas:
Zu allererst uns weiter zu verbessern und hoffentlich eine Menge Alben zu verkaufen. Und natürlich irgendwann mal auf eine Europatour zu gehen. Es ist sehr wichtig guten Metal zu machen und zu wissen, dass viele Leute ihn mögen.

Stephan:
Letzte Worte?

Thomas:
Ja, danke, dass ihr uns die Chance gebt uns den deutschen Leuten vorzustellen und danke für das Interesse an URKRAFT. Besucht mal unsere Homepage http://www.urkraft.dk und schreibt ein paar Zeilen in unser Gästebuch. Und an alle Metaller da draußen - kauft euch "Eternal Cosmic Slaughter", ihr werdet es nicht bereuen. Join the slaughter!

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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