VEHEMENCE: Interview mit Bjorn Petrov
01.01.1970 | 01:00VEHEMENCE sind ein neuer Stern am amerikanischen Death-Metal-Himmel, der sich aber auch vor europäischen Einflüssen nicht verschließt. Mit ihrem Debüt „Helping The World To See“ haben die Amerikaner einen beachtlichen Einstieg in die neuerdings wieder aufkeimende Todesstahl-Szene geschafft und glaubt man Gitarrist Bjorn Petrov, dann können wir uns im nächsten Jahr auch hierzulande von den Qualitäten der Band überzeugen.
Björn:
Hallo, wie geht`s?
Bjorn D.:
Mir geht es gut. Ich bin gerade mit meiner Freundin in unser neues Haus eingezogen und bereits mich darauf vor wieder `on the road´ zu gehen.
Björn:
Wir wollen an dieser Stelle natürlich über euer neues Album „Helping The World To See“ reden. Wie sind die Reaktionen hierauf bisher?
Bjorn D.:
Bisher war der Großteil der Reaktionen sehr positiv. Ich habe schon viele gute Reviews gesehen und es macht jedes Mal Spaß sie zu lesen. Ich freue mich natürlich über die positive Presse, bin aber natürlich auch für jede konstruktive Kritik offen.
Björn:
Alles in allem bist du also zufrieden?
Bjorn D.:
Ja Mann, so weit so gut. Aber natürlich kann ich jedes Mal etwas daraus lernen. Als Songwriter fühle ich, dass es jedes Mal noch besser geht. Ich bin wohl selber mein schärfster Kritiker.
Björn:
VEHEMENCE ist ja noch eine relativ frische Band und für viele noch ein unbeschriebenes Blatt. Wie würdest du den Sound deiner Band beschreiben?
Bjorn D.:
Ich würde VEHEMENCE auf jeden Fall als Death-Metal-Band betrachten. Um es stilistisch mal grob zu umschreiben würde ich behaupten, dass wir irgendwo zwischen CARCASS, SUFFOCATION und AT THE GATES liegen, aber auch noch einige andere Elemente miteinbeziehen.
Björn:
Sind dies auch die größten Einflüsse für eure Musik? Oder gibt es da auch noch andere Bands und Sounds?
Bjorn D.:
SUFFOCATION, CARCASS, AT THE GATES, DEATH und TESTAMENT sind alles sehr große Einflüsse für meinen eigenen Stil. Die anderen Jungs sind von Bands wie DEICIDE oder ILLDISPOSED beeinflusst und die Liste könnte man sicher beliebig fortsetzen.
Björn:
Viele Leute machen ja einen großen Unterschied zwischen der amerikanischen und der europäischen Death-Metal-Szene. Was hältst du von dieser Trennung und welche Art des Death Metals bevorzugst du persönlich?
Bjorn D.:
Nun, es gibt so Stereotypen, die besagen, dass der europäische Sound melodischer ist, während der amerikanische Death Metal brutaler sein soll. Ich persönlich mag beide Szenen und ich denke mal, das merkt man ziemlich eindeutig, wenn man unsere Musik hört. Ich würde mal behaupten, dass meine ersten Einflüsse dem Old-School-US-Death-Metal entspringen, weil ich den melodischeren Stoff erst später für mich entdeckt habe.
Björn:
Euer Material ist recht komplex und es hat einige Zeit gedauert bis ich mich in die Musik von VEHEMENCE eingefunden habe. Wie wichtig sind diese progressiven Elemente in eurem Sound? Findest du es wichtig, dass VEHEMENCE alles andere als Easy-Listening-Musik spielen?
Bjorn D.:
VEHEMNCE ist ganz bestimmt nicht Easy Listening. Obwohl wir einen verhältnismäßig soften Akustik-Song auf unserer neuen Scheibe haben, der aber nur eingestreut wurde, um die wütenden Sounds ein wenig aufzulockern. Wenn es um Komplexität geht, dann gibt es sicherlich technisch anspruchsvollere Bands als uns. Wir sind nicht die schnellsten Musiker der Welt, aber warum sollten wir auch versuchen das zu sein? Ich denke, dass unsere Stärke beim Songwriting liegt.
Björn:
Ihr stammt ja aus den Vereinigten Staaten. Wo genau kommt ihr dort her?
Bjorn D.:
Wir leben in der heißesten Stadt Amerikas, in Phoenix, Arizona. Die Sommer sind sehr lang hier und es wird bis zu 120 Grad (Fahrenheit) warm. Das fühlt sich an wie die Hölle.
Björn:
Wie sieht es denn mit der Metal-Szene in Phoenix aus? Gibt es irgendwelche empfehlenswerten Bands oder existiert Metal dort gar nicht?
Bjorn D.:
Es gibt hier eine großartige Doom-Band namens FALL OF EMPYREAN. Die sollte man auf jeden Fall mal über deren Homepage http://www.fallofempyrean.com anchecken. Es gibt aber auch sonst viele andere Metal-Bands hier, die ebenfalls sehr gut sind.
Björn:
Hast du auch schon Bekanntschaft mit der europäischen Metalszene gemacht?
Bjorn D.:
Wir sind noch nicht dort gewesen, werden aber hoffentlich bald zu euch kommen. Aber das, was ich bisher gehört habe, hört sich so an, als würde es bei euch um einiges besser um den Metal bestellt sein als dies hier bei uns der Fall ist.
Björn:
Würde es sich denn nicht anbieten jetzt direkt nach dem Album-Release herüberzukommen?
Bjorn D.:
Wir würden lieber als alles andere nach Europa kommen, aber es bestehen noch keine Anfragen. Wir brauchen einige Angebote! Los, holt uns herüber!
Björn:
Habt ihr ansonsten noch Jobs neben der Band?
Bjorn D.:
Ja, wir haben alle unseren regulären Jobs. Leider kann der Death Metal unsere Rechnungen nicht bezahlen. Manche von uns haben auch noch Kinder, weswegen es sicherlich eine Herausforderung ist, ein normales Leben zu führen, geschweige denn auf Tour zu gehen. Es kann wirklich schwer werden durch Europa zu touren aber wir versuchen es trotzdem möglich zu machen.
Björn:
Habt ihr denn schon einmal mit VEHEMENCE live gespielt?
Bjorn D.:
Ich spiele mit VEHEMENCE die ganze Zeit live? Ist das eine Fangfrage? Diese Erfahrung verändert mein Leben und die Jungs sind meine besten Kumpels.
Björn:
Neben der Musik hat mir besonders das Cover von „Helping The World To See“ gut gefallen. Wer ist hierfür verantwortlich?
Bjorn D.:
Wes Bescounter hat dieses ausgezeichnete Artwork kreiert. Er hat ja auch schon für viele andere Bands Cover gestaltet. Alles was wir ihm gaben war der Albumtitel und der rest war seine bloße Vorstellung. Großartig!
Björn:
Gibt es denn eine spezielle Bedeutung, die hinter dem Cover steht?
Bjorn D.:
Nein, es basiert lediglich auf dem Titel der Platte.
Björn:
Wie wichtig ist es für dich, den Fans ein vollwertiges Package mit Booklet, einem tollen Coverartwork etc. zu bieten?
Bjorn D.:
Sehr wichtig! Ich kann mir vorstellen, dass ein professionell aufgemachtes Package ein wichtiges Verkaufsargument ist.
Björn:
Was hältst du im Gegenzug von den Leuten, die sich ihre Musik illegal aus dem Internet ziehen?
Bjorn D.:
Nun, das ist sicherlich ein zweischneidiges Schwert. Es ist immer gut seine Musik so weit wie möglich zu verbreiten und so an mehr Fans zu kommen. Aber es schadet den Bands ja auch, vor allem diejenigen, welche die Verkäufe benötigen, um ihre Tourneen zu finanzieren.
Björn:
Glaubst du es gibt eine Möglichkeit diese Leute davon zu überzeugen, ihre Musik nicht mehr herunterzuladen?
Bjorn D.:
Da gibt es keinen Ausweg. Es ist einfach zu leicht die Songs online umsonst zu bekommen. CDs könnten einiges mehr bieten wie z.B. einen CD-ROM-Part wie auf unserer Platte oder eine Extra-DVD. Du musst heutzutage schon einige Extras anbieten, um den Anreiz das Album regulär zu erwerben zu steigern.
Björn:
Glaubst du denn, dass VEHEMENCE auch schon von diesem Problem betroffen sind?
Bjorn D.:
Natürlich sind wir das. Wie könnten wir denn nicht von illegalen Downloads belastet werden? Es beeinträchtigt die Platenabsatzzahlen massiv.
Björn:
Konzentrieren wir uns auf die Zukunft der Band. Was wird als nächstes passieren? Hast du eine Idee oder einen speziellen Wunsch?
Bjorn D.:
Der nächste Punkt in unserem Terminkalender ist eine Tour um unser neues Album zu supporten und in einem so viele CDs und Merchandise wie nur möglich zu verkaufen. Wir werden weiterhin neue Musik schreiben und planen unser nächstes Album 2006 herauszubringen. Hoffentlich schaffen wir es 2005 auch nach Europa!
Björn:
Wie würdest du denn unsere Leser davon überzeugen, dass sie sich euer Album zulegen sollen?
Bjorn D.:
Falls ihr sowohl Fans der amerikanischen als auch der europäischen Szene seid, solltet ihr uns mögen. Wir sind zeitweise brutal aber auch ziemlich melodisch und ab und zu werfen wir auch einige sphärische Parts ein. Ladet euch einige Samples von unserer Homepage http://www.vehemence.com herunter und entscheidet selbst.
Björn:
Sonst noch einige Worte für unsere Leser?
Bjorn D.:
Noch mal der Hinweis auf unsere Website und wir hoffen euch alle sehr bald zu sehen!
Björn:
Ok, dann bedanke ich mich für dieses Interview und bin mal gespannt, ob wir euch tatsächlich im nächsten Jahr in Europa begrüßen dürfen.
Bjorn D.:
Vielen Dank, mein Freund!
- Redakteur:
- Björn Backes