VREID: Interview mit Steingrim
01.01.1970 | 01:00Erkenntnis: VREID sind eine Phönix-Band, sind die vier Jungs doch wie der sagenhafte Vogel aus der Asche von WINDIR hervorgegangen. Mit ihrem Debüt "Kraft" wandeln die Norweger auf neuen Pfaden, spielen rockigen Black Metal, der selten die spirituelle Wirkung von WINDIR besitzt. Doch ist der Stilwechsel nach dem tragischen Erfrierungstod von WINDIR-Chefdenker und Sänger Valfar verständlich, nötig, unverzichtbar. Auf zu neuen Ufern. Schlagzeuger Steingrim beantwortet alle wichtigen Fragen, es ist Ende November 2004.
Henri:
Wie gehts. Ist der Winter schon in Norwegen eingezogen?
Steingrim:
Hallo! Ja. Der erste Schnee kam gestern. Nun sind es hier minus fünf Grad. Der Schnee liegt draußen zehn Zentimeter hoch.
Henri:
Gleich zu Beginn möchte ich euch herzlich zu eurem Debüt gratulieren. Es scheint für mich, als wäre diese Art Sound und Musik die einzige Möglichkeit nach WINDIR. Wie siehst du eure Musik - wie viel WINDIR steckt in ihr drin?
Steingrim:
VREID besitzen einen Sound, der mehr gitarrenorientiert ist. Außerdem haben wir keine Keyboards - außer natürlich bei dem Song 'Helvete'. Unser Bassist Hvàll schreibt alle Songs, deshalb ist natürlich immer ein bisschen WINDIR in ihnen zu finden. Aber für mich besitzen wir mehr "Thrash Feeling" für die Musik. Du kannst es vielleicht "Black & Roll" nennen. Ja, ich denke, dass ist eine gute Bezeichnung.
Henri:
Viele unserer Leser wissen sicher gar nichts über euch. Kannst du die Bedeutung des Namen VREID verraten.
Steingrim:
VREID ist das alte norwegische Wort für "Gespenst".
Henri:
Und warum habt ihr gerade diesen Namen gewählt?
Steingrim:
Wir haben ihn uns einfach deswegen ausgesucht, weil wir dachten, dass es ein guter und kraftvoller Name ist, der unsere Musik richtig beschreibt.
Henri:
Das Album nennt ihr dafür "Kraft" - Kraft für was? Für das Weitermachen nach Valfars Tod?
Steingrim:
Für den Titel "Kraft" haben wir uns zeitig entschieden, als wir gerade mit dem Schreiben des Albums begannen. Wir dachten, es wäre ein guter Titel, so einfach ist das.
Henri:
Es gibt einen Song auf der Scheibe, der ein Stück weit abseits zu stehen scheint: 'Empty'. Ist dies ein Song für Valfar?
Steingrim:
Der Text dreht sich um Valfar, ja. Wie für die Musik auch, wollte Hvàll etwas anderes machen, um der Scheibe ein weiteres Spektrum zu geben. Als der Song dann geschrieben wurde, fühlte es sich natürlich an, ihn mit klarer Stimme aufzunehmen. Dann bekamen wir zusätzlich noch die Möglichkeit wieder mit Weh zusammen zu arbeiten: Er ist ein wirklich talentierter Musiker, der schon die großartige Coverversion von 'Likbør' auf dem "Valfar, Ein Windir" eingespielt und -gesungen hat.
Henri:
Um was geht es in den restlichen Texten?
Steingrim:
Sie drehen sich um Hass und Lust.
Henri:
Manchmal klingt euer Sound sehr groovig - habt ihr zuviel SATYRICONs
"Volcano" oder MOTÖRHEAD gehört? Was sind denn eure Inspirationsquellen?
Steingrim:
Ich stimme dir zu, dass einige unserer Songs einen MOTÖRHEAD-Groove besitzen, wir mögen diese Musik. Genau solche Inspirationen sind alte Norwegen-Bands wie vielleicht BURZUM oder DARKTHRONE. Außerdem sind es noch DEATH, SEPULTURA und alte METALLICA Wert hier genannt zu werden.
Henri:
Nebenbei gefragt: Was ist eigentlich eure generelle Motivation eine solche Art von dunkler und aggressiver Musik zu spielen?
Steingrim:
Wir mögen es Musik zu spielen. Es macht uns am meisten im Leben Spaß Alben aufzunehmen und live aufzutreten, das ist Motivation genug. Um das zu sagen, wäre es natürlich nicht schlecht, wenn wir auch davon leben könnten. DESHALB: GEHT LIEBER RAUS UND KAUFT UNSER ALBUM! Hehe...
Henri:
Ich las, dass Hvàll sein eigenes Studio namens 1184 besitzt, wo ihr auch "Kraft" aufgenommen habt. Ist es denn ein großes Studio?
Steingrim:
Im Vergleich zu den führenden Studios ist es klein, aber es ist trotzdem viel größer als ein normales Heimstudio. Außerdem besitzt es sehr professionelles Equipment.
Henri:
Und warum habt ihr dieser Art von Sound gewählt, den man nun auf "Kraft" hören kann?
Steingrim:
Es ist kein Nachteil, dass wir mit unserem Gitarristen Ese einen berufsmäßigen Tontechniker hatten. Wir suchten mehr nach einem Rock'n'Roll-Sound, verglichen mit den WINDIR-Produktionen. Wir hatten den Gedanken, dass so das Material besser klingen würde. Mit dem Resultat waren wir sehr zufrieden. Außerdem müssen wir uns sehr bei Lars Klokkarhaug von "Sub Sonic Society" bedanken, er hat einen Superjob gemacht!
Henri:
Haben bis jetzt schon andere Bands ihre Alben im 1184-Studio aufgenommen?
Steingrim:
Nein, bis jetzt noch nicht. Das Studio ist erst im Juni fertig geworden und wir haben sofort danach mit den Aufnahmen für "Kraft" begonnen. Aber wir planen ein paar Demo-Aufnahmen mit einigen Bands.
Henri:
Als ich VREID nach WINDIR hörte, hatte ich dennoch oft Filme in meinem Kopf, in denen ich über norwegische Landschaften flog. Welche Beziehung siehst du zwischen eurer Musik und der norwegischen Natur und Landschaft? Seid ihr eigentlich selbst Naturschützer?
Steingrim:
Ich würde schon sagen, dass es eine Verbindung von Natur und Musik gibt. Sie war offensichtlicher bei WINDIR vorhanden. Wir selbst aber wandern nicht auf Berge und zelten jede Woche im Wald. Wir sind auch keine Naturschützer. Aber wir sind sehr liebevoll zu unserer Natur, wir wissen wie wichtig die Arbeit von Naturschützern ist. Wir sind alle in Sogndal im Westen von Norwegen aufgewachsen - dort gibt es hohe Berge, Gletscher und den wunderschönen Sognefjord. Deswegen sind wir vielleicht ein wenig verdorben von "Postkarten"-Natur.
Henri:
Noch einmal zurück zu WINDIR: Kannst du ein bisschen von eurem allerletzten Gig am 3. September im Rockefeller in Oslo erzählen? Was war der bewegenste Moment für dich an diesem Tag?
Steingrim:
Es war ein großartiges Konzert. Der Rockefeller war voll, 1200 Leute waren drin und machten viel Lärm. Das hat mich vielleicht am meisten beeindruckt. Außerdem hat mich sehr bewegt, dass Valfars Bruder Vegard Bakkens noch auf der Bühne erschien. Er hatte so etwas nicht nie vorher gemacht, aber er wollte aus dem Gig so eine sehr spezielle Nacht machen. Es war eine sehr beeindruckender Aufritt.
Henri:
Ok, zurück zu VREID. Ihr habt bei Tabu Recordings unterschrieben. Was denkt ihr über das Label?
Steingrim:
Wir sind sehr zufrieden mit Tabu. Sie sind hundertprozentig professionell.
Henri:
Ihr kommt bald mit ENSLAVED auf Tour durch Europa. Werdet ihr auch WINDIR-Songs spielen?
Steingrim:
Ja, wir kommen im Februar und März. Die Daten sind hier:
09.02.2005 Loppen - Copenhagen (DEN)
10.02.2005 Rosenkeller - Jena (GER)
11.02.2005 Lokschuppen - Rosenheim (GER)
12.02.2005 Tor 3 - Osnabrück (GER)
13.02.2005 Headbanger's Ballroom - Hamburg (GER)
14.02.2005 Nachtleben - Frankfurt (GER)
16.02.2005 Vera - Groningen (GER)
17.02.2005 Doornrosje - Nijmegen (GER)
09.03.2005 Black Pes - Prague (CZR)
10.03.2005 Arena - Wien (A)
11.03.2005 Mochavara - Zagreb (CRO)
13.03.2005 E-Klubb - Budapest (HUN)
15.03.2005 Underground - Köln
16.03.2005 Voxhall - Aarhus (DEN)
Wir haben auch gerade eine Tour in Norwegen zusammen mit ENSLAVED abgeschlossen. Dabei haben wir immer einen WINDIR-Song gespielt. Ich denke, dass wir in Europa wohl dasselbe machen.
Henri:
Was ist eigentlich die beste norwegische Nicht-Metal-Band?
Steingrim:
Oddvar Torsheim! Daran gibt es keinen Zweifel. Er ist Maler und Musiker. Ein verrückter Kerl. Ihr solltet das erleben. Ich bin sicher, seine Musik würde große Wirkung auf euch Deutsche haben.
Henri:
Famous last words?
Steingrim:
Danke für euer Interesse an VREID. Kauft "Kraft" und hoffentlich sehen wir euch alle im Februar und März.
- Redakteur:
- Henri Kramer