Vorab-Bespitzelung: MANILLA ROAD - "Playground Of The Damned"

24.06.2011 | 16:16

Wir schildern euch die ersten Höreindrücke des neuesten Longplayers der Epic-Metal-Legende aus Wichita, Kansas. Old-School-Fans sollten dieses Feature nicht verpassen.

Über drei Jahre sind vergangen, seitdem MANILLA ROAD mit dem Studioalbum "Voyager" ihre treue Anhängerschaft zu begeistern wussten. Nun wartet "Playground Of The Damned", das mittlerweile 14. Studiowerk (wenn man "Circus Maximus" sowie "After Midnight" außer Acht lässt) in der mehr als drei Dekaden überspannenden Bandgeschichte, auf seine Veröffentlichung. Wie stark sind die Kompositionen? Wurde der Kellersound von "Voyager" verbessert? Wird die Brücke zu den Achtziger-Scheiben gelungen geschlagen? Erste Antworten auf all diese Fragen geben die nachfolgenden Vorabeindrücke, die ich im Folgenden mit euch teilen möchte.



Das Albumcover

Eine Zombie-hafte Schreckensgestalt in der Bildmitte des von Markus Vesper gestalteten Artworks ist das zentrale Element des für MANILLA ROAD-Verhältnisse ungewöhnlich düster wirkenden Covers. Wie in der Hölle toben im Hintergrund Feuersbrünste und Zyklone, die Zerstörung bringen. Rauch verdunkelt die hinteren Bildelemente ein wenig, die viele Merkmale alter MANILLA ROAD beinhalten (so die Spinne und das Tor aus "Open The Gates", den fliegenden Totenschädel und das "Artus-Schwert" mit den beiden Drachenköpfen). Insgesamt ein bildgewaltiges Artwork, mit dem Markus Vesper seine Arbeit für "Voyager", dem Vorgängeralbum, übertrifft.



Die Songs

'Jackhammer'
...ist mitnichten ein ANVIL-Cover. Der galoppierende Eröffnungstitel besticht durch durch die rauhe Stimme von Mark Shelton und coole Gitarrenarbeit, die an "Atlantis Rising" (2001) und "Open The Gates" (1985) erinnert. Hervorzuheben ist noch die akzentuierte Bassarbeit von E.C. Hellwell. Insgesamt ein vielversprechender Eröffnungstitel.


'Into The Maelstrom'
Bryan "Hellroadie" Patrick singt die vergleichsweise tiefen, voluminösen Lead-Vocals dieses massiv riffenden Midtempo-Stücks, das wiederum an das Material von "Atlanis Rising" erinnert. Gekrönt wird diese prägnante Power-Nummer durch ein markantes Solo am Ende des Stücks von Mastermind Mark Shelton.


'Playground Of The Damned'
Der Titel beginnt turbulent mit ausgefallenem, technisch hochwertigem Schlagzeugspiel, das dem früheren Ausnahme-Drummer von MANILLA ROAD, Randy "Thrasher" Foxxe, zu Ehre gereicht hätte. Das starke Drumming von Cory "Hardcore" Christner umspielt kraftvoll ein dominantes Grundriff von Mark Shelton, das sich im Hinterkopf vehment festsetzt. Shelton übernimmt hier  die Lead-Vocals und er setzt im letzten Drittel wieder mit einem seiner unverwechselbaren Gitarrensoli Akzente. Ein starkes Titelstück!


'Grindhouse'
'Grindhouse' bildet einen starken Gegenpol zum Titelstück. Es beginnt im Anfangsteil mit einem feinfühlig gezupften Akustikgitarren-Intro an der 12-Saitigen, das durch einen sanften E-Gitarreneinsatz fast schon träumerisch eingeleitet wird. Nach etwa einer Minute nimmt das Stück seine metallische Fahrt auf, anfangs recht langsam, später schneller und deutlich härter. Im Mittelteil erklingt die Stimme von Hellroadie, dessen Organ hier wieder bemerkenswert an das des jungen Mark Shelton herankommt. Feine Nummer.


'Abattoir De La Mort'
Das über siebenminütige Stück wird durch krachende Riffs und eine aggressive Schlagzeugarbeit eingeleitet. Es ist das bis dato härteste Stück des Albums, zu dem  Bryan Patrick vergleichsweise tiefe Vocals beisteuert. Nach knapp zwei Minuten folgt die Überraschung. Eine sehr zurückhaltender, wundervoller Akustigitarren-Part erklingt, bei dem Mark Shelton die sehr gefühlvollen und ergreifenden Vocals übernimmt. Super! Das Stück nimmt im weiteren Verlauf wieder flott an Fahrt auf. Die Performance des Sharks ist gesanglich als superb zu bezeichnen. Die Nummer endet mit einem wundervoll melodischen Gitarrensoli. Ein echtes Sahnestück dieser Scheibe.


'Fire Of Ashurbanipal'
Eine sehr sauber gespielte 12-saitige Akustikgitarre und ungemein charismatische Gesangslinien von Mark Shelton leiten dieses Highlight ein. Vom Feeling her erinnert es in diesen Passagen an das steinalte Schätzchen 'Venusian Sea' von "Mark Of The Beast" (1982) oder auch an 'Tree Of Life' und 'Eye Of The Sea' von "Voyager". Nach etwa zwei Minuten wandelt sich das Stück zu einem melodischen Midtempo-Metal-Song mit Akustikgitarren-Topping. Insgesamt ein wundervoller Titel!


'Brethren Of The Hammer'
'Brethren Of The Hammer' besitzt Klassikerqualitäten, was besonders auf den sehr eingängigen Refrain und seine dezenten Backing-Vocals zurückzuführen ist. Das Grundriff fräst mit Macht, das Drumming von Cory Christner besticht wiederum mit ordentlich Punch und Einfallsreichtum. Bryan "Hellroadie" Patrick shoutet - bis auf den melodischer gesungenen Refrain - ziemlich aggressiv, ohne dabei Beinahe-Growls wie bei "Gates Of Fire" zu verwenden. Der fantastische Refrain wird in Zukunft sicher von Legionen von Fans laut mitgesungen werden. Mit 'Brethren...' haben MANILLA ROAD einen echten Bandklassiker eingetütet. Sehr, sehr geil!

'Art Of War'
Ein ruhiger Ausklang der Scheibe im Stil von 'Fire Of Ashurbanipal' deutet sich mit dem Siebenminüter 'Art Of War' an. Gänsehaut-verdächtig intoniert der Shark das Stück, zu dem die Zwölfsaitige die hochwertige akustische Grundlage liefert. In der zweiten Hälfte gibt sich Mark Shelton ganz seinem unvergleichlichen Gitarrenspiel hin und lässt sahnige Gitarrensoli vom Stapel. Ein toller und würdiger Ausklang dieser circa 45-minütigen Scheibe.



Das Line-up der Aufnahmen

Mark "Shark" Shelton
- 6- und 12-saitige Gitarre, Lead und Backing-Gesang
Bryan "Hellroadie" Patrick - Lead- und Backing-Gesang
E.C. Hellwell - Bass und Backing-Gesang
Cory "Hardcore" Christner - Schlagzeug
Vince Golman - Bass bei 'Brethren Of The Hammer' und 'Art Of War'




Produktion und Klangbild

Auch "Playground Of The Damned" ist - wie alle Alben der Band - nicht gerade durch eine High-End-Produktionen gekennzeichnet. Gottseidank, möchte ich hier hinzufügen, denn eine zu moderne, klare Produktion stünde dem charmanten, rauhen Liedgut der Epic-Metal-Legende ohnehin nicht zu Gesicht. Mark Shelton hat in seinen Midgard Sound Labs allerdings gute Arbeit geleistet. Während die Produktion von "Gates Of Fire" und auch die des Vorgängwerkes "Voyager" sehr dumpf klang, so präsentiert sich "Playground..." in hörbar besserer Klangqualität. Auch in Sachen Transparenz des Klangbildes ist eine positive Veränderung festzustellen. Gerade die tolle Bassarbeit von E.C. Hellwell (der offenar als Session-Mitglied hier zu hören ist) ist klar herauszuhören und auch der Schlagzeug-Sound profitiert hiervon. Alles in allem eine rechte gute, vor allem auch gut zum Stil der Band passende klangliche Aufbereitung des Materials.


Vorläufiges Fazit

Mark Shelton und seine Mitstreiter legen mit "Playground Of The Damned" ersten Höreindrücken nach zu urteilen eine tolle Scheibe vor, die vorbehaltlich weiterer Hördurchläufe nach meiner Einschätzung die Qualität des starken Vorgängeralbums "Voyager" auf jeden Fall erreicht. Das neue Werk der US-Amerikaner knüpft stilistisch gekonnt an Werke wie "Open The Gates" (1985), mit Abstand auch "Mystification" (1987), vor allem aber "Atlantis Rising" (2001) und -im Hinblick auf die Akustikgitarren-Passagen - an "Voyager" gelungen an. Fans werden sich auf jeden Fall schnell zuhause fühlen. Weitere Rotationen der Scheibe werden zeigen, ob MANILLA ROAD "Voyager" gegebenenfalls sogar toppen können. Mit 'Playground Of The Damned', dem Ohrwurm-verdächtigen 'Brethren Of The Hammer' (live sicherlich ein Abräumer!), dem melodiereichen 'Fire Of Ashurbanipal' sowie 'Abattoir De La Mort' offenbaren sich schon beim ersten Hören ausgezeichnete Stücke, die Klassiker-Qualitäten besitzen. Der Rest des Materials fällt demgegenüber nur geringfügig ab. Insofern können sich MANILLA ROAD-Anhänger darauf freuen, ab dem 12.08.2011 (Vinyl-Fans kommen schon am 15.07.2001 in den Genuss der Scheibe)  eines der wohl besten Alben der Bandgeschichte ihr Eigen zu nennen. Epic-Metal-Fans, die es rauh und eigenständig mögen, müssen sich mit diesem Album beschäftigen!


Plattenfirmen:

Shadow Kingdom Records (CD-Version im Jewelcase)
High Roller Records (LP-Version mit Gatefold-Cover und Poster)



Veröffentlichungsdatum:

15.07.2011 (LP)
12.08.2011 (CD)



Dank geht an High Roller Records und an Pure Steel Records für die freundliche Unterstützung!

Redakteur:
Martin Loga
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