MANILLA ROAD - Atlantis Rising
Mehr über Manilla Road
- Genre:
- Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Gestrichen (rough trade)
- Release:
- 09.07.2001
- Megalodon
- Lemuria
- Atlantis Rising
- Sea Witch
- Resurrection
- Decimation
- Flight Of The Ravens
- March Of The Gods
- Siege Of Atland
- War Of The Gods
Die eindrucksvolle und verzaubernde Rückkehr einer der stilprägendsten Bands metallischer Epik.
Die 1977 gegründete Band aus Wichita in Kansas, die von den meisten Metalfans zu den Gründervätern des so genannten Epic Metals gezählt wird, hatte 1992 ihr für viele Jahre letztes Studioalbum veröffentlicht und war danach mehr oder weniger von der Bildfläche verschwunden, bis Andreas Preisig, Chef des damals Iron Glory Records genannten Labels, im Jahr 2000 weite Teile des Backkatalogs dieser Kultband erwarb, um die hungrige Metalgemeinde mit amtlichen Wiederauflagen der Klassiker zu versorgen. Den Anfang machte kurz nach der Jahrtausendwende das bekannteste Album MANILLA ROADs, nämlich "Crystal Logic". Im Zuge der Promotion dieser Neuauflage kam die neu formierte Band um Mark Shelton auch nach Europa und spielte einige umjubelte Konzerte, unter anderem beim "Bang Your Head!"-Festival, und scheinbar hatten die Herrschaften danach wieder Blut geleckt, stand doch wenig später relativ überraschend ein Comeback in den Läden: "Atlantis Rising".
Dass es sich dabei nicht um eine halbgare und halbherzige Rückkehr handelt, die schlicht versucht, den Glanz vergangener Tage abzubilden, das macht schon der massive Einstieg mit 'Megalodon' klar. Vertrackt und hart, bösartig und wuchtig knallt das Stück aus den Boxen, während es sich zwischen MANILLA ROADs eigenem, Thrash-lastigerem Spätwerk und ganz leichten CELTIC-FROST-Anklängen bewegt, gekrönt von den unverkennbaren, mit Flanger garnierten Leads Mark Sheltons, der gerade bei diesem Opener einen sehr harten und garstigen Gesang anschlägt. Das sitzt erst mal! Doch die Freunde der Epik dürfen aufatmen, denn über neun sehr ausladende Stücke entfaltet sich ein ausführliches Konzept das die Sage vom Untergang Atlantis' mit der nordischen Mythologie verbindet, und das auf eine Weise, die vom ersten Ton des verträumten, basslastigen und unheimlich eindringlich gesungenen Einstiegs zu 'Lemuria' bis zu den letzten Klängen des vierten Kapitels 'The Battle Of Midgard' und seines beschließenden Stücks 'War Of The Gods' bedingungslos fesselt und den MANILLA ROAD-Fan auf ganzer Linie verwöhnt.
Dabei sei zur Sicherheit darauf hingewiesen, dass "Atlantis Rising" die kurzen, eingängigen Rocker abgehen, welche die Epik MANILLA ROADs früher hin und wieder aufgelockert haben. Die Scheibe ist durch und durch episch arrangiert, in der Kompositionsweise progressiv und vielschichtig, magisch gesungen und mit Leads versehen, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen. Das Titelstück, das kurzen Gastgesang von Darby Pentecost (STOMPING GROUND) enthält und das überirdische 'Sea Witch' gehören ohne jeden Zweifel zum Besten und Melodischsten, was diese Band je veröffentlicht hat. Doch auch das Harte und Zermalmende kommt nicht zu kurz, wie etwa das stampfende 'Resurrection' und das Death-Metal-Regionen streifende 'Decimation' eindrucksvoll unter Beweis stellen. Dass Mark Shelton inzwischen nicht mehr alles selbst singt, sondern vom langjährigen Freund und Roadie der Band, Bryan "Hellroadie" Patrick unterstützt wird, fällt eigentlich kaum auf, so gut fügt sich dessen Organ in das Bandgefüge ein. Für die nötigen sanften Töne zur Auflockerung sorgt dann das verträumte 'Flight Of The Ravens', bei dem Mark Sheltons untrügliches Gespür für die akustische Gitarre zum Tragen kommt, um mit 'March Of The Gods' ein weiteres riffgewaltiges, triumphales Manifest ROAD'scher Größe einzuleiten. Mit 'Siege Of Atland' werden auch noch die umbarmherzigen Thrash-Zeiten von "Out Of The Abyss" gestreift, bevor der breits erwähnte Rausschmeißer 'War Of The Gods' nochmal in wahrhaft epischer Breite alles auf einen Nenner bringt, was MANILLA ROAD ausmacht.
Bevor ich noch weiter ins Schwärmen gerate, will ich zum Fazit schreiten, welches besagt, dass MANILLA ROAD sich mit "Atlantis Rising" nicht nur eindrucksvoll in der Szene zurück gemeldet haben, sondern dass ihnen eine Scheibe gelungen ist, die für die Rückkehr des episch-progressiven Underground-Metals von enormer Wichtigkeit ist und ganz wesentlich dazu beigetragen hat, dass diese völlig einzigartige Band, die in den goldenen Achtzigern gerne von den metallischen Medien belächelt worden war, endlich den Platz auf der Metal-Landkarte bekommen konnte, der ihr gebührt. Da das Booklet zudem mit tollem Artwork und ausführlichen Linernotes ausgestattet ist, lässt "Atlantis Rising" wahrlich keine Wünsche offen und darf ohne Wenn und Aber als eines der besten Comeback-Alben der Metal-Geschichte gelten.
Anspieltipps: Atlantis Rising, Sea Witch, Flight Of The Ravens, March Of The Gods, War Of The Gods
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle