WARBRINGER: Interview mit John Kevill

03.09.2009 | 10:30

"Mit diesen neuen Erfahrungen haben wir versucht, eine bessere, konzentrierter wirkende Scheibe zu machen, die vielfältiger als unser Debüt klingt" (John Kevill).

Mit ihrem zweiten Full-Length-Werk "Waking Into Nightmares" haben WARBRINGER im Mai 2009 eine Granate in Sachen Thrash Metal veröffentlicht, mit denen die aufstrebenden Thrasher mühelos die Qualität der Stücke ihres Debütalbums "War Without End" übertreffen konnten. Wir sprachen mit dem bestens aufgelegten Frontmann John Kevill über die Entstehung der aktuellen Scheibe, extensive Tourneen und die Arbeit mit Thrash-Legende Gary Holt.


Martin:
Hallo John! Gratulation zu eurer neuen Scheibe "Waking Into Nightmares"! Für mich persönlich gehört euer aktueller Rundling zu den besten Thrash-Scheiben des Jahres 2009.

John:
Vielen Dank, das hört man gerne.

Martin:
Wie geht es dir? Ihr seid ja wieder kräftig am Touren durch die USA und auch Europa. Ihr spielt wieder einmal sehr viele Konzerte. Laugen euch derart ausgedehnte Tourneen nicht sehr aus?

John:
Das ist halt ein Teil unseres Jobs. Wir sind eine junge Band und wir versuchen, uns unseren Platz in der Szene zu erarbeiten. Wir treten sehr gerne live auf und ich denke, dass wir eine tolle Liveshow haben. Ebenso gerne spielen wir mit anderen Bands oder treffen unsere Fans. Manchmal kommt es schon vor, dass wir platt sind vom Touren. Das ist normalerweise im Winter der Fall, wenn wir mal kränkeln und die Fahrerei im Tourbus anstrengend ist wegen des schlechten Wetters. Wir waren mit unserem ersten Album "War Without End" zehn Monate live unterwegs und wir gehen davon aus, dass wir dieses Mal mindestens doppelt so lange auf Tour sein werden. Gerne wollen wir auch mal nach Australien, Japan und auch Südamerika kommen, um unser Album "Waking Into Nightmares" dort präsentieren zu können.

Martin:
"Waking Into Nightmares" bietet aggressiven Thrash Metal, der überaus abwechslungsreich klingt, wohingegen euer Debütalbum "War Without End" meiner Meinung nach deutlich auf sehr schnelle Thrash-Songs ausgerichtet war. Welches sind für dich die bedeutendsten Unterschiede zwischen beiden Alben, wenn du sie miteinander vergleichst?

John:
Die Großzahl der Stücke, die wir auf "War Without End" hatten, stammten von einer jungen Garagen-Band, die niemals damit gerechnet hätte, die Möglichkeit zu haben, ihre Musik aufnehmen zu können. Wir waren seither unglaublich viel auf Tour und haben viel über uns selbst gelernt, aber auch von anderen Bands. Mit diesen neuen Erfahrungen haben wir versucht, eine bessere, konzentrierter wirkende Scheibe zu machen, die vielfältiger als unser Debüt klingt. Wir haben übrigens auch eine neue Rhytmusabteilung, die wir auf "War Without End" noch nicht hatten [Nic Ritter, Schlagzeug und Ben Bennet, Bass - Anm. d. Verf.]. Und die macht einen großen Unterschied zur alten Besetzung. Beide neueren Bandmitglieder haben viele Songideen und Arrangements zu unserem neuen Album beigesteuert [Ben Bennet hat die Band mittlerweile wieder verlassen. Er wurde durch den Bassisten Andy Laux ersetzt, dem Bruder von Gitarrist John Laux, der bereits "War Without End" einspielte - Anm. d. Verf.].

Martin:
Ich persönlich mag das etwas düstere Instrumental 'Nightmare Anatomy' sehr, da es zum einen ein recht untypischer und melodischer WARBRINGER-Track ist und auf der anderen Seite die musikalische Leistung - ganz besonders die Schlagzeugarbeit - großartig ist. Wie ist es denn zu diesem Stück gekommen?

John:
Wir wollten einfach mal etwas Neues machen, um eine andere Seite unserer Band zu präsentieren. Die Jungs jammten im Studio und wir kamen zu der Übereinkunft, dass wir diese Idee weiterentwickeln wollten. Und schließlich kam das Stück auf das neue Album. 'Nightmare Anatomy' bietet zwischendrin eine kurze Verschnaufpasse inmitten all der hemmungslosen Aggression, die das Album zum Ausdruck bringt und die Nummer lässt das nachfolgend platzierte 'Shadow From A Tomb' noch aggressiver wirken. Nic Ritter, unser neuer Schlagzeuger, spielt wesentlich technischer, aber auch progressiver und Jazz-lastiger als unserer früherer Schlagzeuger Ryan Bates und er zeigt auch in diesem Stück einiges aus seinem Repertoire.

Martin:
Wie war es  für euch, mit Gary Holt (EXODUS) und Zack Ohren als Produzent beziehungsweise als Mixer und Mastering Engineer zu arbeiten?




John:
Also die Arbeit mit Gary war großartig. Unser Ziel war es, das Album auf eine andere Art und Weise aufzunehmen als "War Without End". Wir kamen gerade von der Tour Ende Oktober 2008 zurück und wir haben dann das Sharkbite Studio in Oakland mit Gary für Januar 2009 gebucht. Daher hatten wir nur knapp über drei Monate, um die Lieder, die auf das Album kommen, fertigstellen zu können. Wir haben insgesamt zwölf Tage im Studio aufgenommen und haben auch in den Sharkbite Studios geschlafen. Wir waren praktisch während des Aufnahmeprozesses 24 Stunden am Tag dort. Das künstlerische Schaffen von Gary Holt liefert uns allen Inspiration und EXODUS sind ein großer Einfluss für WARBRINGER. EXODUS waren die erste Band, die uns auf ihrer Tour durch die USA als Support mitnahmen und da lernten wir Gary kennen.
Wir sind super mit ihm ausgekommen. Als wir ein Brainstorming machten, um einen geeigneten Produzenten zu finden, dachten wir fast alle an Gary, weil er ja sehr in die Produktionen von EXODUS involviert ist und auch sonst schon produziert hat. Wir haben mit ihm die richtige Wahl getroffen und er hat viel Zeit mit uns damit verbracht, insbesondere unserem Gitarrensound den richtigen Klang zu verschaffen und um die bestmögliche Performance aus jedem von uns heraus zu holen. Unser Ziel war es, eine laute Scheibe zu machen, die richtig knallt und nicht ganz so roh und Old-School-artig wie unser Debüt klingt. Die Kombination von Gary Holt und Zack Ohren hat dies erreicht. Wir waren beim Mix von Zack Ohren leider nicht dabei, weil wir zu diesem Zeitpunkt schon wieder mit SOILWORK und DARKANE unterwegs waren. Zack Ohren hat das Album gemastert und gemixt. Als wir den fertigen Mix über das Internet hörten, haben wir grünes Licht für seine Arbeit gegeben.

Martin:
Musst du eigentlich in einer bestimmten Stimmung sein, um deinen Gesang aufzunehmen, John? Zu welcher Tageszeit arbeitest du als Sänger am ehrgeizigsten und am produktivsten?

John:
Wir haben von früh am Morgen bis spät in die Nacht hinein aufgenommen, so etwa 12 Stunden am Tag. Nein, ich muss nicht in einer bestimmten Stimmung sein -  nach so vielen Shows und Bandproben - um meinen Gesang unter Dach und Fach zu bringen. Gleichwohl ist es von Vorteil, wenn man aggressiv drauf ist und entsprechend sicher, um dann giftige, bösartige Texte voller Hass und Verzweiflung in das Mikrophon zu speien.


Martin:
Es soll ja Bands geben, die Studio-Sessions regelrecht hassen, weil sie sehr langwierig und kräftezehrend sein können. Was tun die  Musiker von WARBRINGER, um sich bei Laune zu halten und zu entspannen, wenn ihr tatsächlich mal ein paar Stunden während der Aufnahmen im Studio frei zu eurer Verfügung habt?


John:
Gary hat für eine gute Atmosphäre im Studio gesorgt. Er ist ein sehr wiztiger und entspannt wirkender Mensch. Es gab immer etwas zu lachen. Wir trinken auch mal ganz gerne etwas oder rauchen eine Zigarette, um uns zu entspannen. In einer Nacht haben wir uns übrigens alle "Nightmare On Elm Street"-Filme angesehen

Martin:
Ist Gary ein Produzent, mit dem man leicht sehr gut auskommen kann, oder hat auch manchmal die Peitsche knallen lassen, um euch spielerisch an das Limit zu führen?   

John:
Eigentlich war beides der Fall. Gary ist auf der einen Seite ein ruhiger und eher zurückhaltender Mensch, aber auf der anderen Seite ist er auch sehr entschlossen und er weiß, wie etwas angepackt werden muss. Wir waren mit unserer Arbeit im Studio übrigens schneller fertig als geplant. Gary hatte auch keine Scheu, uns zu sagen, dass wir Dinge überarbeiten und überdenken müssen, um eine bessere Darbietung auf Scheibe zu erzielen.

Martin:
KREATOR haben ihr aktuelles Album "Hordes Of Chaos" auf ungewöhnliche Art und Weise aufgenommen, sie haben weite Teile der Scheibe live im Studio aufgenommen (Bassgitarre, Schlagzeug und die Rhytmusgitarre). Würdest du so etwas gerne mal mit WARBRINGER machen? Würde diese Arbeitsweise den Stücken noch mehr Power verleihen?

John:
Ja, das könnte schon etwas für uns sein, dass wir vielleicht ausprobieren. Wir spielen sehr viel zusammen und eine Liveaufnahme der Rhytmussektion könnte vielleicht noch mehr der Live-Energie einfangen. Als Nic Ritter die Schlagzeug-Passagen für "Waking Into Nightmares" aufnahm, haben wir im Hintergrund die Gitarrenriffs dazu gespielt. Das ist ja eine ähnliche Methode.

Martin:
Was geschieht denn mit Titeln, die es nicht auf ein WARBRINGER-Album schaffen? Werft ihr sie komplett über Bord oder kommen sie in eine Art Warteschleife, um vielleicht irgendwann Arrangements zu ändern oder etwas ähnliches?

John:
Wir haben viele Überbleibsel an Gitarrenriffs, aber wir haben keine kompletten Songs, die wir nicht verwendet haben. Wenn wir ein Stück haben, das sich für uns nicht gut anfühlt und anhört oder irgendetwas passt nicht, dann werfen wir das Stück über Bord. Auf "Waking The Nightmares" finden sich übrigens auch einige Riffs, die aus der Zeit unseres Debütalbums "War Without End" datieren, aber damals noch nicht ausgereift waren.

Martin:
Entstehen eure Songs eher aus Jams uns losen Ideen, die ihr auf Tour weiterentwickelt oder arbeitet ihr hauptsächlich während der Zeit im Studio an neuen Stücken?

John:
Wir haben uns auf Tournee begeben, weil für uns klar war, dass wir extensiv im Zuge der Erscheinung unserer ersten Scheibe touren wollten. Außerdem wollten wir sicherstellen, dass nicht allzu viel Zeit vergeht, bis wir unser zweites vollständiges Studioalbum veröffentlichen. Wir haben von Anfang an praktisch einen Zwei-Jahres-Plan aufgestellt und wir hatten das Glück, von fitten Leuten umgeben zu sein, die uns geholfen haben, dass unsere Planungen eingehalten werden konnten. Von daher war es aber schwierig, überhaupt etwas auf Tournee zu komponieren, weil wir in einem Kleinbus mit Anhänger von Konzert zu Konzert fahren und auch nie in Hotels sind. Von daher gibt es praktisch keine Möglichkeit, zu jammen, neue Stücke zu üben oder teilweise überhaupt einen Soundcheck zu machen, während wir touren. Unser Gitarrist John Laux konnte einige Riffs zusammenbekommen, aber wir hatten keine Möglichkeit, die Riffs weiterzuentwickeln und sauber zu arrangieren bis November 2008. John hat sich jetzt einen Laptop zugelegt, um einige Sachen auf Tour aufnehmen zu können, von daher können wir nun vielleicht häufiger Songideen festhalten. Wir haben vor, für unser nächstes Album eine längere Pause von etwa sechs Monaten einzulegen und uns mehr Zeit zu nehmen, um diese Scheibe zu schmieden, bevor wir wieder große Tourneen vor uns haben.

Martin:
"Waking The Nightmare" wird von einem sehr coolen Artwork aus der Feder von Dan Seagrave geziert. Wie seid ihr an dieses Cover gekommen?

John:
Wir hatten eine Idee für das Cover und als wir sie besprachen, haben wir uns vorgestellt, dass das Ergebnis so aussehen könnte wie ein Werk von Dan Seagrave. Schließlich haben wir uns gesagt: Warum sollten wir Dan Seagrave nicht direkt kontaktieren um zu sehen, ob er interessiert wäre, das Cover für unser neues Album zu entwerfen. Glücklicherweise war er das. Die Zusammenarbeit war echt klasse und es war wirklich angenehm, mit ihm zu arbeiten.

Martin:
Hast du denn schon das Artwork zum aktuellen Album der Schweizer Death-Metaller REQUIEM "Infiltrate...Oblitarate...Dominate" gesehen, das am 31.07.09 erschien? Für mich sieht es dem Entwurf zu "Waking Into Nightmares" sehr ähnlich. Ärgert euch das nicht ein wenig?

John:
Wir wussten nichts von diesem Cover und das ist überhaupt das erste Mal, dass ich von diesem Artwork erfahre. Ja, das ist schon enttäuschend. Aber Dan hat eben seinen Stil und außerdem gefällt uns unser Cover besser.


Martin:
Welches sind die wichtigsten Personen/Dinge in deinem Leben?

John:
WARBRINGER sind uns natürlich sehr wichtig und beanspruchen fast unsere ganze Zeit. Mir persönlich ist meine Freundin zu Hause sehr wichtig, genauso wie Freunde und meine Familie. Wir machen das halt mit WARBRINGER und es ist das, von dem wir früher nur träumen konnten. Wir sind mit dem, was wir bislang erreicht haben, sehr zufrieden, aber es gibt noch vieles, was wir erreichen wollen.

Martin:
Was ist das Verrückteste, das dir bislang im Leben widerfahren ist?

John:
Es ist unsere Band und die täglichen Hindernisse und Probleme, die sich auftun und die wir irgendwie meistern müssen, um unseren Tag erfolgreich zu bestreiten.

Martin:
John, wir sind am Ende des Interviews. Möchtest du noch einige Worte an eure Fans und unsere Leser richten?

John:
Ich danke euch für eure Unterstützung und euren Glauben an WARBRINGER! Kommt zu unseren Shows oder auf Festivals, auf denen wir spielen!  Thrash 'til Death!

Redakteur:
Martin Loga

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