WARHEAD: Interview mit Benjamin zur Heide und Florian Albers

01.01.1970 | 01:00

Warhead haben mit "Beyond Recall" nicht nur ein Hammeralbum abgeliefert, sondern sind nun auch noch auf Deutschland Tour. Was lag näher als den Bassisten Benjamin zur Heide zum Interview zu bitten. Florian Albers, der neue Gitarrist gesellte sich wenig später auch noch zu uns, so daß es ein höchst informatives Interview wurde.

Georg:
Vor eurer Tour gab es ja einige Querelen und sogar eine Tourabsage. Wie lief das Ganze.

Benjamin:
Unsere Tour war als Package Tour geplant. Balance Of Power, Tyrant Eyes, Lions Share und wir sollten zusammen mit wechselnder Reihenfolge auftreten. Dann sprang Balance Of Power ab, da sie als Opener bei der Pink Cream und Axxis Tour mitfahren konnten. Leider gab es keine Verträge, so daß die Tour nach und nach auseinanderbrach. Dann waren JF Entertainment und unsere Plattenfirma auf der Suche und fanden auch immer wieder Bands, die Interesse hatten. Da ging leider auch immer wieder etwas an die Presse raus, wohl auch etwas zu früh, weil im Endeffekt ja nichts geklappt hat. Daraufhin wurde die Tour abgesagt. Da jedoch letztes Jahr schon unsere Tour mit Iron Savior abgesagt wurde, wollten wir diese unbedingt retten. Wir wollten nicht schon wieder eine Tour ausfallen lassen, sonst sind wir ja auch irgendwann die Band, die immer angekündigt wird aber nie spielt. Wir versuchten dann die Verträge zu übernehmen und bei 7 von 9 Shows hat es dann auch geklappt.

Georg:
Wie ist dein Eindruck von der Tour?

Benjamin:
Es macht total Spaß. Allerdings ist es auch anstrengend. Es ist das erste Mal, daß wir 3 Tage hintereinander ein so langes Programm spielen. Wir sehen halt auf der Tour zum ersten Mal Leute die nur wegen uns kommen. Es ist schön, diese Leute zu sehen und kennenzulernen. Der Gig heute hat sehr sehr viel Spaß gemacht.

Georg:
Euer Programm heute ging ja 2 Stunden lang.

Benjamin:
Wir haben einfach mal ein so langes Programm geplant und eingeprobt. Es war ja auch für Floh, unseren neuen Gitarristen, sehr wichtig die Sachen einzuproben. Und wir dachten uns, daß wir es einfach mal probieren wollen. 2 Stunden ist ja heutzutage etwas unüblich. So lange spielen sehr wenige Bands. Wir dachten uns: "Kürzen können wir ja immer noch". Das haben wir auch auf einigen Gigs, aber heute haben wir das komplette Programm durchgespielt. Das können wir aber nicht jeden Abend machen. Aber da wir morgen einen Day Off haben (Tag ohne Gig d.Verf.) haben wir es heute versucht.

Georg:
Du hast es ja gerade angesprochen. Seit 7 Jahren spielt ihr nun zu dritt ohne Besetzungswechsel. Wieso habt ihr nun einen Gitarristen hinzugenommen.

Benjamin:
Die Idee kam einfach von Björn. Es ist einfach sehr viel Konzentration nötig um Gesang und Gitarre zu koordinieren. Es ist zwar möglich aber die Gitarre behindert den Gesang etwas und der Gesang die Gitarre. Er hat dann lange überlegt, ob er das wirklich will und kam dann auf uns zu. Wir dachten uns, wir können es ja einmal versuchen und merkten dann auch ziemlich schnell, daß es große Vorteile hat, wenn Björn live viel mehr Freiheiten hat. Dann haben wir eben einen Gitarristen gesucht und Floh kannten Peter und Björn schon länger. Er wohnt auch nicht weit weg. Er kommt aus Münster und wir aus Osnabrück.
Ich finde man merkt es auch live. Björn kann besser singen und kann viel besser auf die Leute zugehen.

Georg:
Wobei ich ab und zu das Gefühl hatte, daß ihm die Gitarre schon etwas fehlt. Er hat ja auch des öfteren den Microständer zur Gitarre umfunktioniert.

Benjamin:
Ich glaube, wenn man sonst immer eine Gitarre in der Hand hatte, dann geht das einfach in die Bewegung über. Ich werde mir das mal auf dem Video angucken wie das von vorne aussieht.

Georg:
Ich hatte den Eindruck, daß euer straighter 80er Metal live als Thrash rüberkommt.

Benjamin:
Thrash Elemente hatten wir eigentlich schon immer in den Songs drin. Es liegt ja nicht nur Sound sondern auch an unserem Songwriting. Zum Teil liegt es auch an der Technik. Die neue CD haben wir bei Uwe Lullis hier in Frankfurt aufgenommen. Da haben wir auch Hard Disk Recording verwendet, im Vergleich zu früher, wo alles auf Band aufgenommen wurde. Das alleine verändert schon den Sound. Im Studio kann man auch intensiver und genauer arbeiten, und die Gitarren sind dann auch nicht mehr so kratzig. Live ist das schon etwas anders.

Georg:
Was bedeutet euer Name "Warhead" also "Gefechtskopf" für euch?

Benjamin:
Wir wollten natürlich einen Namen, der eindeutig klarstellt, daß wir Metal spielen. Dann kommt man natürlich sehr schnell in einen Bereich, in dem es zum Klischee wird. Das finde ich aber gar nicht schlimm. Klischees gehören zum Geschäft. Warhead selbst heißt Sprengkopf oder Gefechtskopf. Es kann aber auch im übertragenen Sinne jemanden meinen, der im Krieg durchdreht. Es ist einfach ein energiegeladener Name und ich finde er paßt deswegen auch zu uns.

Georg:
Ihr beschäftigt euch auf dem neuen Album ja mit der Todesstrafe, also mit einem Menschen, der dieses Schicksal erleidet. Seht ihr euch da auch als sozialpolitischer Sprengkopf?

Benjamin:
Eigentlich ist das Album nicht sozialkritisch gedacht. Wir gehen nicht hin und wollen etwas schreiben nur weil uns etwas stört. Eigentlich war für das neue Album auch nur 1 Song da, den Björn geschrieben hat. Es steht für uns auch mehr der Mensch und seine Gefühle im Mittelpunkt. Was er erlebt und durchlebt. Die Aussage gegen die Todesstrafe steht für uns nicht im Vordergrund, aber wenn man sich die Texte durchliest und damit beschäftigt, findet man logischerweise sehr viele Argumente gegen die Todesstrafe. Alleine schon weil wir den Mörder als Menschen darstellen.

Georg:
Der Tod ist ja ein Thema das ihr schon öfters aufgegriffen habt.

Benjamin:
Into The Light oder Blindly von Björn oder Scream von Peter ist ein Thema das wiederkehrt. Es ist einfach eine Sache die gerade Björn sehr beschäftigt.

Georg:
Ihr habt ja seit einiger Zeit eine eigene Domain. Wie wichtig ist für euch die Homepage?

Benjamin:
Die Homepage ist uns sehr wichtig. Nicht nur weil wir dadurch die Möglichkeit haben uns zu präsentieren, sondern weil wir so auch einen viel näheren Kontakt zu den Fans haben. Die Fans haben es auch viel leichter an uns heranzukommen und wir versuchen so auch herauszufinden was sie von uns erwarten. Auch für unsere Plattenfirma ist das Internet sehr wichtig. Sie haben sehr viel Werbung im Internet gemacht.

Georg:
Ihr habt letztes Jahr ja sogar einen Auftritt live ins Internet übertragen.

Benjamin:
Das war Peters Idee, er hatte Leute kennengelernt, die so etwas technisch realisieren können. Und wir hatten ein Konzept für eine Minitour geplant und haben das unserer Plattenfirma vorgelegt, die das auch ziemlich gut fanden. Es stellte sich dann nur heraus, daß es sehr teuer würde das zu realisieren. Vor allem wenn viele User gleichzeitig darauf zugreifen würden. Daraufhin haben wir das erstmal begraben müssen.
Chris Boltendahl, unser Manager, hat die Idee übernommen und hat das dann auf der letzten Tour in Bochum realisiert und da es unsere Idee war hat er uns auf der Show mitspielen lassen.

Georg:
Der Kontakt zu Chris kam wohl über Peter, der ja früher mal die Drumsticks für Grave Digger geschwungen hat?

Benjamin:
Es liegt wohl daran, daß Uwe Lullis (Gitarrist bei Grave Digger) früher mal in Osnabrück gewohnt hat. Daraufhin hat Peter bei Grave Digger gespielt bis er von Jörg Michael abgelöst wurde. Ich hab zu der Zeit auch Roady bei Grave Digger gemacht und daher kennen wir uns alle halt.
Der neue Gitarrist Florian Albers setzt sich zu uns.

Georg:
Hallo Floh, wie lange bist du jetzt bei Warhead?

Florian:
Ich bin seit 2 Monaten bei Warhead

Georg:
Und dann hast du das 2 Stunden Programm in 8 Wochen einstudiert?

Florian:
Ja, ich hab halt die Songs immer wieder durchgehört und mitgespielt. Björn hat mir dabei sehr geholfen, er hat mir immer wieder gezeigt wie er das gespielt hat.

Georg:
Und wie sind deine Eindrücke von der Tour?

Florian:
Ich finde es eigentlich überragend. Man ist auf einmal dabei. Und es gibt eine klasse Reaktion auf unsere Tour. Es ist einfach toll wenn die Leute auf dich zukommen und sagen: " Hey super" und klopfen dir auf die Schulter. Bei kleineren Bands wo ich vorher gespielt habe war das zwar auch so, aber nicht in diesem Ausmaße.

Georg:
Und vom Stil kommt es dir entgegen?

Florian:
Ja, Metal war schon immer mein Ding. Ich hör gerade so Sachen wie Maiden, Canibal Corpse, Slayer, Tourniquet oder Napalm Death. Ich habe immer versucht so etwas nachzuspielen, dachte mir aber immer wieder "ach nee". Aber nun spiel ich es mit Warhead und das ist total geil.

Georg:
Wie bist du zu Warhead gekommen?

Florian:
Ich habe Warhead eigentlich über meinen Bruder kennengelernt. Mein Bruder kennt halt Peter. Und ich kannte Björn und Peter auch schon länger, zumindest vom Sehen. Meine frühere Band "Rain" hat auch mal in Lingen im Vorprogramm von Warhead gespielt.

Benjamin:
Genau, da haben wir uns zum ersten mal gesehen.

Florian:
Ich hab dann auf jeden Fall von meinem Bruder erfahren, daß Warhead einen Gitarristen suchen. Man sollte sich eigentlich beim Management melden, aber ich habe einfach Peter angerufen. Er sagte sie hätten schon einen. Aber 2 Wochen später hat er bei mir angerufen und mich gefragt ob wir es mal probieren wollen.

Georg:
So ein 2 Stundenprogramm fordert ja viel Kondition, wie haltet ihr euch fit?

Florian:
Bier trinken!

Benjamin:
Eigentlich gar nicht, wir spielen zwar ab und zu Fußball oder fahren auch mal Rad. Aber so richtig macht keiner Sport. Wir proben halt viel. Heute ging es auch ziemlich an die Grenze. Wir wollten die Grenze aber auch kennenlernen. Aber wenn wir morgen wieder spielen würden wäre es doch zuviel.

Georg:
Wie empfindet ihr die Diskrepanz zwischen Björns sanften, ja fast verträumten Ansagen und seinem Metalgesang?

Benjamin:
Björn ist sehr emotional bei der Sache, er versucht sich in den Pausen zu konzentrieren und er versucht natürlich auch seine Stimme zu schonen. Aber es ist auch schön, wenn das so eine Spannung erzeugt.

Georg:
Vielen Dank für das Interview und noch viel Spaß auf der Tour

Redakteur:
Georg Weihrauch

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