WEH: Interview mit Erik Evju

01.07.2013 | 09:57

Aus dem Land der Trolle und Fjorde kommt seit Anbeginn der Zeitrechnung wunderbare Musik, die auch für Freunde ruhiger Klänge und Naturmystiker stets neue Geschenke bereithält. In diese Kategorie fällt auch das Dark-Folk-Projekt WEH, das Erik E. seit einigen Jahren am Leben hält. Der neueste Streich hört auf den Namen "Folkloren" und bot uns Anlass, dem dunklen Barden ein paar Fragen zu stellen.

Nils: Wenn ich WEH höre, erinnert es mich immer an die schwermütige, naturbezogene Atmosphäre norwegischen Black Metals. Denkst du, dass dieser Klang Norwegen-spezifisch ist oder könnte jeder andere Musiker auch so klingen?

Erik: Ich bin der Meinung, dass Künstler aus anderen Ländern genau so in der Lage sind, die Atmosphäre zu erzeugen, von der du sprichst. Vielleicht hat man als Norweger aber eine besondere Beziehung zur Natur, die uns das leichter macht. In den Künsten ist die Natur oft als mystisch, geheimnisvoll und als von übernatürlichen Kräften bewohnt charakterisiert. Die Stimmung, die du beschreibst, ist mir immer sehr wichtig und im Prinzip genau das thematische Fundament WEHs. Von daher ist auch der Vergleich zum norwegischen Black Metal naheliegend, denn viele Leute bemerken da Ähnlichkeiten.

Was hat dich dazu bewogen, WEH ins Leben zu rufen?

Als ich Anfang 2002 begann, wollte ich akustische Musik machen, die aber nicht fröhlich klingen sollte. Ich wollte etwas Neues aufnehmen, zumindest für meine Begriffe. Seitdem hat sich die Musik schon ein wenig verändert, aber die Essenz ist nach wie vor dieselbe. Akustischen Gitarren und düstere Atmosphäre.

Ich mag besonders die norwegischen Songs auf deinen Alben. Wieso bleibst du nicht bei deiner Muttersprache?

Früher habe ich nur auf Englisch gesungen, aber besonders auf den letzten beiden Alben ist die Hälfte der Songs auf Norwegisch. Es freut mich, dass du den Klang magst, selbst wenn du es vermutlich nicht so gut verstehst wie Englisch oder deine eigene Sprache. Mir gefällt der Klang auch, aber die Mischung funktioniert derzeit ganz gut. Ich würde aber kein rein englischsprachiges Album mehr aufnehmen, wobei ich mir schon vorstellen kann, mich in Zukunft ganz auf norwegische Texte zu konzentrieren.

Am Anfang deiner WEH-Karriere hast du 'Likbør' (WINDIR-Song für ein Valfar Tribute-Album - NM) gecovert. Kannst du dir vorstellen, so etwas wieder zu machen?

Ich kann mir das schon vorstellen, wüsste aber zurzeit nicht, welchen Song ich gerne bearbeiten würde. Mit 'Likbør' bin ich auch sehr zufrieden und sehr dankbar, dass ich das damals machen durfte.

Siehst du deine Kreativität an diese Art von Dark Folk gebunden oder könntest du dir vorstellen, auch andere Musik aufzunehmen?

WEH wird in diesem Bereich bleiben, ansonsten fühle ich mich sehr ungebunden. Ich würde sehr gerne Metal aber auch elektronische Musik machen, weiß aber nicht, ob ich dazu jemals die Zeit finden werde. Ich bin schon sehr stolz darauf, wie WEH über die Jahre gewachsen und gereift ist und liebe es, diese Art von Musik zu machen. Von daher ist das meine Priorität.

Welche Musikstile haben dich denn beeinflusst?

Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ich höre sehr viel unterschiedliche Musik, finde davon aber nichts in meiner eigenen Musik wieder. Zumindest nicht augenscheinlich. Ich höre Metal, Trance, Rock, Country, also wirklich querbeet. Davon abgesehen kann für mich ein Film, ein Buch oder Malerei genau so einflussreich sein, wie andere Musik.

Wie stehst du zur (heutigen) Metal-Szene?

Metal war immer sehr wichtig für mich, aber ich bin absolut nicht auf dem Laufenden. Die letzten Platten, die ich mir gekauft habe, waren "Those Whom The Goss Detest" von NILE, "Evangelien" von BEHEMOTH und "Monotheist" von CELTIC FROST. Die sind auch alle großartig. Meistens höre ich aber die alten Klassiker, also MAIDEN, AC/DC, DARKTHRONE oder VREID. Mit der Szene habe gar nichts am Hut. Es gibt gute Musik und nicht so gute Musik, mehr nicht.

Hast du schon Pläne für ein nächstes WEH-Album?

Nein, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht und es wird sicherlich eine Weile dauern, bis ich wieder neue Songs schreibe. Meistens beginnt es mit einem Thema, Text-Fragmenten und der Rest entwickelt sich daraus. Wie heißt es so schön: Ideen gebären neue Ideen.

Wird es WEH irgendwann mal auf einer kleinen Bühne live zu sehen geben?

Dazu war WEH nie gedacht und denke auch nicht, dass ich diese Songs jemals live spielen werde. Es gab ein paar Angebote, die ich aber abgelehnt habe. Ich fühle mich am wohlsten im Aufnahmeraum, wenn ich nur von mir selbst abhängig bin und mich nicht mit anderen Leuten auseinandersetzen muss.

 

Redakteur:
Nils Macher

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