WITHIN TEMPTATION: Interview mit Stephen van Haestregt

13.03.2005 | 23:25

Zum Ende ihrer Deutschlandtournee gastierten WITHIN TEMPTATION im Kölner E-Werk und setzten dort einen fulminanten Schlusspunkt auf eine überaus erfolgreiche Tournee. Bevor die Band jedoch auf die Bühne stieg, hatte ich noch einmal die Gelegenheit, mich mit Schlagzeuger Stephen van Haestregt über die Vergangenheit, den Verlauf der Tour und die momentane Situation der Senkrechstarter aus den Niederlanden zu unterhalten. Leider hatten wir nur eine knappe Viertelstunde Zeit für unser Interview, aber dennoch zeigte sich Stephen äußerst entspannt und zufrieden über die momentane Lage.


Björn:
Das ist eure erste Headliner-Tour in Deutschland und bald ist sie auch schon wieder zu Ende. Wie ist das Ganze bisher gelaufen?

Stephen:
Es war bislang wirklich großartig. Wir werden noch zehn Tage unterwegs sein, nachdem wir die Tour am 30. Januar gestartet haben. Gestern haben wir in Dresden gespielt, und das war bisher das beste Konzert auf der ganzen Tour, wirklich super. In Deutschland, und generell in Europa, läuft es sehr gut für uns, und das zeigt sich auch bei dieser Tour.

Björn:
Das letzte Mal, als ihr hier in Deutschland gespielt habt, war als Support-Act für PARADISE LOST. Wieso habt ihr nicht schon damals die Headliner-Position übernommen?

Stephen:
Es war noch zu früh. Wir hatten die Chance bekommen, mit PARADISE LOST durch ganz Europa zu touren, und unsere Scheibe war bis dahin nur in den Beneluxstaaten erhältlich. Wenn die Leute dich noch nicht kennen und du noch im Underground festsitzt, dann ist es besser, erstmal mit einer größeren Band auf Tour zu gehen. Man hilft sich gegenseitig und am Ende war es schon fast so etwas wie eine Co-Headliner-Tour.

Björn:
Ihr habt ja heute Nacht einiges mehr an Zeit zur Verfügung. Was können wir also von der Show erwarten?

Stephen:
Dass wir das Beste geben werden, und eine gute Mischung aus alten und neuen Stücken spielen werden. Es wird sowohl einen Song vom "Enter"-Album als auch jede Menge Stücke von "The Silent Force" geben. Wir werden eine tolle Lichtshow und einen fetten Sound bieten und einfach versuchen, erneut das Beste aus uns herauszuholen, sozusagen das volle Package.

Björn:
Es hat schon einige ganz spezielle Konzerte in eurer Heimat gegeben, wie zum Beispiel dieses Konzert in der Kirche. Wenn du das mit eurer aktuellen Show vergleichst, was ist da anders?

Stephen:
Es wird kein Feuerwerk geben! Es ist immer so viel Arbeit in den einzelnen Ländern, man muss sich Lizenzen besorgen, alles abnehmen lassen usw. In Holland haben wir das ja hauptsächlich auf den größten Festivals gemacht. In den Hallen hingegen beschränken wir uns auf die Lightshow und lassen die Feuerwerkskörper in der Tasche.

Björn:
Ich erinnere mich noch sehr gut an die großartigen Reviews, die ihr damals im Aardschock-Magazin in Holland zu "Mother Earth" bekommen habt, und alles schien wie von alleine zu laufen. Warum hat es denn dann ganze drei Jahre gedauert, bis man auch in Deutschland Kenntnis von euch genommen hat?

Stephen:
Weil es zwei Jahre gedauert hat, bis die Scheibe dann auch in Deutschland erhältlich war. GUN Records haben das Album zwei Jahre nach dem Release in den Niederlanden veröffentlicht, und nur die Leute, die Kontakte nach Holland hatten, konnten sich die Scheibe besorgen. Wie sollten uns die übrigen Fans also näher kennen lernen? Deutschland und Holland sind eigentlich sehr nahe beieinander, aber dennoch gab es in der Hinsicht eine gewisse spürbare Distanz.

Björn:
Man konnte die Platte aber schon über Mailorder bekommen.

Stephen:
Das ist richtig, aber wenn die Leute die Musik im Fernsehen bei MTV oder VIVA sehen, dann können sie viel leichter das Interesse für WITHIN TEMPTATION entdecken, und das war zu dieser Zeit einfach noch nicht gegeben.

Björn:
Aber der Erfolg in Holland war doch schon wichtig für euren Siegeszug hier in Deutschland, oder nicht?

Stephen:
Alles startete mit einem kleinen Feuer in Holland, welches recht schnell auch nach Belgien überschwappte. In jedem Land muss man von ganz vorne anfangen, doch wenn man, wie wir, schon Erfolge in den Niederlanden gehabt hat, dann ist das natürlich auch gut für Deutschland. Wir gehen immer noch bergauf; in Finnland läuft es zum Beispiel auch sehr gut, wir sind in den Albumcharts auf Platz drei gelandet. Ja, wir versuchen wirklich, das Beste daraus zu machen.

Björn:
Zu welchem Zeitpunkt habt ihr denn realisiert, dass ihr den Durchbruch geschafft habt?

Stephen:
Schwere Frage. Nun, jedes Mal ist es wieder ein neuer Kampf, Spanien ist ein neuer Kampf, Italien ist ein neuer Kampf, weil man die Leute immer wieder von WITHIN TEMPTATION überzeugen muss. Dasselbe gilt für die Plattenfirmen. Ich würde persönlich aber noch nicht vom Durchbruch sprechen, auch wenn es zweifelsohne sehr gut läuft. Ich hoffe, dass es jedes Mal noch besser wird, doch da spielt der Begriff "Durchbruch" nur eine untergeordnete Rolle.

Björn:
Was war für euch persönlich denn wichtiger, der Erfolg in eurer Heimat oder der Erfolg in Deutschland?

Stephen:
Für mich persönlich gibt es keine wichtigste Sache. Alles ist wichtig, egal ob das jetzt nur in unserer Heimat passiert oder doch in größerem Rahmen.

Björn:
Okay, dann reden wir mal über etwas anderes. Eure neue Scheibe heißt "The Silent Force". Was bedeutet das genau?

Stephen:
Das ist eigentlich eine Frage für Sharon. Sharon hat die Grundidee zu diesem Album entwickelt. "The Silent Force" steht für viele Dinge, weshalb ich keine konkrete Antwort geben kann. Wenn man einen Blick auf die Texte wirft, dann wird man an Hand vieler einzelner Teile etwas entdecken, was zusammen "The Silent Force" ergibt. Jeder darf da seine eigene Meinung zu haben, die dann auch nicht mit unserer übereinstimmen muss.

Björn:
An sich ist es ja schon ein Widerspruch. Ihr habt die Platte "The Silent Force" genannt, dabei klingt sie noch einmal bombastischer als der Vorgänger.

Stephen:
Also "The Bombastic Force", haha. Ja, in Sachen Musik ist das Ganze schon bombastischer geworden, doch der Titel bezieht sich auf die Texte. Wir haben ein russisches Orchester auf dem Album, doch auch einige gute Riffs und ein wuchtiges Drumming, das macht die Sache voluminöser. Aber wie war noch mal die Frage?

Björn:
Ich wollte wissen, ob du nicht auch findest, dass die neue Scheibe noch bombastischer als "Mother Earth" ist?

Stephen:
Ja, klar. Alleine durch den Einsatz des Orchesters klingt die Scheibe viel bombastischer. Insgesamt waren rund 160 Menschen an dieser Produktion beteiligt.

Björn:
Wie würdest du euren Sound 2005 beschreiben?

Stephen:
Pur und modern.

Björn:
Momentan sieht man WITHIN TEMPTATION überall; ihr seid gerade auf Tour und im Sommer werdet ihr auch wieder auf einigen Festivals präsent sein. Besteht da nicht die Gefahr, dass ihr irgendwann überpräsent seid bzw. die Fans eurer satt sind?

Stephen:
Ich denke nicht, dass man uns überall sehen kann, aber ich lebe auch nicht in Deutschland. Ich habe aber auch keine Ahnung, wie das in Deutschland abläuft.

Björn:
Ich meinte ja lediglich, dass WITHIN TEMPTATION generell an vielen Orten dieses Jahr zu sehen sein werden.

Stephen:
Oh, wir spielen nur noch diese zwei großen Festivals in Deutschland, Rock am Ring und Rock im Park.

Björn:
Ach, mehr nicht?

Stephen:
Ja, momentan sieht es so aus, als wenn das alles sein wird. Wir haben auch nur neun Hallenkonzerte in Deutschland, heute unser letztes, und ich denke, das ist jetzt nicht so besonders viel.

Björn:
Die Frage ist daher entstanden, weil sich viele Bands in letzter Zeit gewundert haben, warum ihnen die Fans ausblieben, obwohl sie fast an jedem einzelnen Ort zu sehen waren.

Stephen:
Nun, ich glaube nicht, dass uns das passieren wird. Im letzten Jahr haben wir zum Beispiel einige Festivals gespielt, die wir bis dahin noch nie besucht hatten, wie etwa das Southside oder das Hurricane Festival. Außerdem passierte das in Mitten einer Tour. Jetzt haben wir zudem ein neues Album im Gepäck und werden wieder an anderen Orten spielen. Nun, ehrlich gesagt bin ich davon überzeugt, dass man unserer so schnell nicht satt sein wird, denn wir sind bereit, die Welt zu erobern! Momentan stehen in Deutschland elf Shows in diesem Jahr; ich denke nicht, dass das zuviel ist.

Björn:
Nun, da muss ich dir recht geben. Du sagst, ihr seid bereit, die Welt zu erobern. Wie sieht es denn diesbezüglich in Südamerika und Japan aus?

Stephen:
Wir sind schon sehr mit Europa beschäftigt, doch als nächstes wollen wir nach Asien gehen. Wir sind noch nie da gewesen und haben auch noch nie dort gespielt, und dort ist ein sehr interessanter Markt. Auf unserer Website haben wir schon gesehen, dass die Leute dort unsere Musik im koreanischen Radio hören können und das ist schon sehr stark.

Björn:
Gerüchten zufolge schneidet ihr auf dieser Tour eine Live-CD/DVD mit. Was kannst du mir hierzu sagen?

Stephen:
Dass es ein Gerücht ist, haha! Wir denken da zur Zeit nicht drüber nach. Die Live-Shows werden zwar mitgeschnitten, doch das ist mehr für uns selber und nicht für eine spätere Veröffentlichung gedacht.

Björn:
Heute Abend in Köln werden ja sicherlich eine Menge Pressevertreter, unter anderem von VIVA, vertreten sein. Was erwartest du dir daher von der heutigen Show?

Stephen:
Dass wir einfach nur unser Bestmögliches tun werden. Natürlich kann etwas schief gehen, doch wir werden trotzdem unser Bestes geben. Erwartungen? Gestern hatte ich überhaupt keine Erwartungen, doch es wurde großartig. Wir sind sechs Leute in der Band und es kann nicht jeder das gleiche Gefühl bei ein und derselben Show haben. Aber gestern stiegen wir alle von der Bühne und waren vollkommen begeistert. Und wenn so etwas passiert, dann muss es schon echt gut gewesen sein, was uns aber auch die Reaktionen der Fans gezeigt haben.

Björn:
Okay, wir haben keine Zeit mehr für weitere Fragen. Möchtest du unseren Lesern zum Ende hin noch etwas sagen?

Stephen:
Ihr solltet wirklich zu unseren Shows kommen. Es sind nur elf Stück in diesem Jahr und ihr habt noch eine Chance bei Rock am Ring und Rock im Park.

Redakteur:
Björn Backes

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