ZERRE: Interview mit Domi und Nico
13.06.2024 | 09:32ZERRE ist wieder da – doch wo damals der Hardcore Punk seine Runden drehte, regiert nun der lupenreine Thrash Metal mit erhobener Faust. Es geht gut ab bei den Würzburgern, denn ihr nun drittes Album "Scorched Souls" hat es faustdick hinter den Ohren. In 31 Minuten geht ordentlich die Luzi ab, was wir zum Anlass nehmen, mit Gitarrist Dominik und – zumindest kurz – Sänger Nico die aktuelle Situation, die neue Platte und die Zukunftspläne zu durchleuchten.
Moin Männer! Wie geht es euch und wie ist die Stimmung bei ZERRE?
Domi: Servus! Danke Dir für's Fragen stellen. Uns geht's blendend und die Stimmung bei ZERRE ist hervorragend. Wir freuen uns wie Bolle auf die anstehenden Festivals/Konzerte, über unser Albumrelease und über das, was noch so kommt.
Seit der ersten Bandphase bis 2017 habt ihr euch ziemlich verändert – Neues Bandlogo, neue Artwork-Linie und der neue Fokus auf starkem Thrash Metal, der sehr viele 1980er-Jahren-Momente innehat, aber auch eure Hardcore-Punk-Phase nicht außer Acht lässt. Doch woher diese Kurskorrektur? Und wie kamt ihr wieder zusammen?
Domi: Eine Prise Thrash war schon auch früher dabei, allerdings waren beim alten Line-Up denke ich musikalisch ein paar mehr Kompromisse nötig. Da war ich so ziemlich der einzige Metalhead in der Band und weil wir uns als Hardcore-Punk Band verstanden haben, wollten wir eben auch so klingen. Die Kurskorrektur rührt letztlich daher, dass ich für ZERRE 2.0 einfach Songs geschrieben habe, wie sie mir gefallen und vor allem ohne zu wissen, dass daraus ZERRE 2.0 entsteht. Von wieder zusammenkommen kann man auch nur bedingt reden, da außer mir nur noch Tim, unser Bassist, als Originalmitglied übrig ist.
Welche Erfahrung nehmt ihr denn aus der ersten Phase mit in die jetzige?
Domi: Man weiß anständige Pennplätze zu schätzen. Das war "früher" alles viel mehr D.I.Y., viel rumliegen in besetzten Häusern mit fragwürdigen Sanitäranlagen, etc. Will ich alles nicht missen, aber das Spielen ist mittlerweile etwas angenehmer und altersgerechter, haha.
Vor wenigen Wochen kam "Scorched Souls" heraus – ein starkes Stück Thrash! Mit welcher Zielsetzung seid ihr an die Arbeiten herangetreten und verfolgt die Platte ein übergeordnetes Thema? Eine Art konzeptionellen, roten Faden?
Domi: Danke! Absolut gar nicht, haha. Die Herangehensweise war folgende: Lockdown - scheiß Laune - Songs schreiben - Nico und Tim zeigen und beschließen ZERRE 2.0 daraus zu machen - Songs aufnehmen. Instrumental stand demnach schon das allermeiste und Nico hat dann die Texte drüber gebastelt, sowie Rocco die Leadgitarre.
Das Auge isst mit – und das Artwork könnte kultiger kaum sein. Wer hat es entworfen und wie steht es in Verbindung zum thrashenden Rundumschlag auf der Scheibe?
Domi: Das kommt von unserem Freund Daniel Ehrlich aka xdudeofdeathx. Hätte unkomplizierter nicht laufen können. Er hat ein paar Songs gehört, den Albumtitel gesagt bekommen und das kam dann bei raus. Da er musikalisch einen nicht ganz unähnlichen Background hat, wusste er auch sofort in welche Richtung es gehen soll.
Knapp 32 Minuten haut ihr auf stilvolle Art und Weise alles kurz und klein, habt trotz einiger Referenzen etwas sehr Eigenständiges an euch. Liegt für euch in der Kürze die Würze? Oder hätte es nicht doch der eine oder andere, weitere Song noch getan?
Domi: Retrospektiv hätte ich vielleicht gerne noch einen draufgehabt, aber unterm Strich passt das schon so. Ich denke, das Album ist ziemlich kurzweilig und dynamisch geraten und gestaltet sich stimmig, wenn man es am Stück hört. Solange das gegeben ist ist's mir völlig egal, ob's denn nun sieben, zehn oder 15 Songs, bzw. 31 oder 55 Minuten sind.
Die Platte habt ihr in Eigenregie auf den Markt gebracht – das hat natürlich Vorteile, dass ihr nur auf euch zu schauen braucht. Gibt es noch weitere Vorteile oder seid ihr aktiv auf Label- und Promotersuche?
Domi: Aktiv auf der Suche sind wir jetzt gerade nicht. Für das nächste Album, an dem schon kräftig geschrieben wird, sind wir aber natürlich für vieles offen.
'Dystopian Visions' gefällt mir unheimlich gut – herrschen derzeit nicht schon dystopische Visionen? Oder ist es doch noch nicht so dramatisch?
Nico: Hier melde ich mich mal zu Wort. Der Text handelt eher von einer gewissen Angst bzw. Befürchtung von Dingen, die noch eintreten könnten (siehe Umwelt, Politik, etc.), als von der aktuellen Situation. Sagen wir mal, es ist inspiriert von der aktuellen Entwicklung.
Nico spielt auch Bass bei DER WEG EINER FREIHEIT. Wie viele Black-Metal-Vibes dieser Band finden denn ihren Weg zu ZERRE? Oder könnten beide Bands nicht unterschiedlicher sein?
Domi: Absolut gar keine, haha. Aber super Band und noch bessere Typen.
Das bringt mich zu einer sehr subtilen Frage: Was bedeutet ZERRE, euer Bandname, eigentlich?
Domi: Zerre ist die Kurzform von Verzerrung, beispielsweise an der Gitarre.
Ihr wurdet mir von Mona von All Noir empfohlen, weil sie selten so eine gute Live-Band gesehen hat. Ich persönlich habe euch noch nie auf der Bühne gesehen – was ist denn euer Geheimnis? Was macht eine ZERRE-Liveshow aus?
Domi: Danke, liebe Mona! Mir ist's grundsätzlich lieber, wenn das andere beantworten, aber ich glaube, dass wir authentisch sind. Bei ZERRE verkleidet sich niemand oder spielt eine Rolle und die Leute merken das. Zudem sind die Songs in live und laut halt einfach auch eine ordentliche Schelle und wir kriegen sie zum Glück gut umgesetzt, haha.
Was halten 2024 und 2025 noch für ZERRE bereit? Jetzt wird angegriffen, oder?
Domi: Abfahrt. Dieses Jahr freuen wir uns noch besonders auf das Summer Breeze, Stoned From The Underground und Keep It Low. Ach, eigentlich auf alle Shows gleichermaßen, sind ja noch ein paar. Für 2025 ist so einiges geplant, aber noch nicht spruchreif. Ein neues Album kann ich aber, denk ich, schon mal selbstbewusst ankündigen.
Ich habe erst vor wenigen Tagen die beiden "Lords Of Depravity"-Teile von SODOM gesehen und wieder einmal bemerkt, wie sehr die Band doch andere Truppen beeinflusste. Auch ZERRE? Welche Bands haben euch im Hier und Jetzt am ehesten beeinflusst?
Domi: Mich persönlich am meisten beeinflusst haben vermutlich METALLICA, EXODUS, FAITH NO MORE und IRON MAIDEN. Ich glaube, man erahnt schon gut die Prügelsalven von z.B. EXODUS und den Pathos/die Theatralik von den anderen genannten. An Deutschen Bands würd ich da v.a. VENDETTA nennen, SODOM aber sicher auch, klar.
Jungs, ich hoffe, wir sehen uns ganz bald wieder – ich bin gespannt auf eure Live-Shows und wünsche euch nur das Beste. Was möchtet ihr unseren Thrash-Metal-Maniacs und euren Fans noch mit auf den Weg geben?
Domi: Besten Dank, das geht genauso zurück. Seid nett und habt Spaß, all mosh no brain.
Fotocredits: Georg Hoos
Closer To Death
https://www.youtube.com/watch?v=zHxNG5IJrRY
- Redakteur:
- Marcel Rapp