70000tons of Metal - Miami - Georgetown - Miami
11.05.2012 | 20:4023.01.2012, MS MAJESTY OF THE SEAS
Please stay on board and Rock!
Der letzte Konzerttag an Bord beginnt mit einer entspannten Aktion am Pool, dem "Bellyflop-Contest", also einem Bauchklatscher-Wettbewerb. Hunderte umringen das Wasserbecken, in dem ein kleiner Holzkasten als Absprungrampe bereitsteht. Es gewinnt der schönste Sprung, der auch die meisten nassen Zuseher produziert. Hier kann man natürlich nur gewinnen, wenn man einen gehörigen Schnitzelfriedhof vor sich her trägt. Somit haben schon mal die Kandidaten aus Schottland, Australien und Deutschland schlechte Karten, das Stechen um den Sieg machen andere aus. Ein wahrer Kampf der Giganten zwischen dem Titelverteidiger aus den USA, übrigens ein Mitglied der Security-Truppe, und Rob aus Toronto. Und mit knappem Vorsprung von 0,3586 Punkten gewinnt der kanadische Astralkörper den diesjährigen Contest. Gratulation!
[Matthias Köppe]
Nicht ganz so feucht. aber dennoch fröhlich. geht es derweil bei der Pressekonferenz zu. Die Organisatoren haben noch einmal geladen, um ein Fazit der Reise zu geben. Chef Andy Piller und Wolfgang Rott von CMM-Marketing haben ein breites Grinsen im Gesicht. Von daher hat sich der Trip wohl für alle gelohnt. Man zieht ein Resümee und so wie es aussieht, ist der Gewinn wohl so gut, dass die Sause auch 2013 wieder stattfinden wird. Wem es interessiert, hier ein paar Fakten. Von den Mitreisenden waren 51 Prozent Wiederholungstäter. Die Amerikaner und die Deutschen waren mit jeweils 25 Prozent am stärksten vertreten. Ihnen dicht auf den Fersen sind die Kanadier und die Schweizer. Es waren insgesamt 55 unterschiedliche Nationen an Bord.
Erik Speekenbrink, der Hotelchef des Schiffes, kommt ebenfalls noch einmal zu Wort und erzählt, wie sehr es seiner Crew gefallen hat. Auf die Frage, wie viel Bier über den Tresen gegangen ist, hält er sich allerdings bedeckt. Er meint, dass kurioserweise in diesem Jahr weniger Bier, dafür aber mehr Cocktails, geordert wurden. Aber dank der Erfahrungswerte der letzten Cruise musste niemand verdursten. Jemand möchte wissen, ob es irgendwelche Vorkommnisse gegeben hat. Darauf muss er lachen und meint, dass sich Reisende gemeldet haben, denen angeblich Bier aus der Kabine gestohlen wurde. Die Recherche ergab, dass der Reinigungstrupp die Dosen aus versehen mitgenommen hatte.
Andy Piller will sich im Anschluss auch nicht weiter zum Gewinn des Festivals äußern. Geschickt lenkt er davon ab und berichtet lieber über die zukünftigen Pläne. Die "Barge To Hell" ist sein neues Baby. Hier soll der Fokus mehr auf die härtere Gangart gelegt werden. Doch damit nicht genug. Er kann sich durchaus vorstellen, weitere Schiffsreisen dieser Art zu veranstalten. Tja, die Kuh muss eben gemolken werden, solange sie Milch gibt.
Ganz andere Themen werden bei der "Guitar Clinic" angeschnitten. Dort wo des Nachts die Karaoke tobt und mehr oder minder talentierte Sänger die Besucher unterhalten, bekommen Interessierte am Nachmittag beispielsweise Tricks und Kniffe von Jeff Waters (ANNIHILATOR) gezeigt. Die Veranstaltungen sind zwar nicht übermäßig besucht, aber die Idee dazu ist absolut klasse. Wo hat man schon mal die Gelegenheit in total ungezwungener Atmosphäre zu fachsimplen!
[Swen Reuter]
Sofort danach geht’s zum ersten Konzert des Tages: TRISTANIA. Die Norweger spielen ihr zweites Set in der kleinen Spectrum Lounge, die sich mit Beginn recht gut füllt. Und sofort ist auch ordentlich Stimmung in der Bude, denn mit 'Year Of The Rat' und 'The Shining Path' ist der Anfang äußerst schwungvoll. Zudem stellt sich Sängerin Mariaangela Demurtas immer wieder auf eine Kiste, um auch die hinteren Reihen zu Gefühlsäußerungen zu motivieren. Die Bühne ist nicht sehr hoch, und Frau Demurtas ist eher klein von Wuchs. Also muss man sich was einfallen lassen. Und auch beim folgenden 'The Passing' wiederholt sich das erfolgreiche Schauspiel. Basser Ole Vistnes glänzt zudem mit ausgiebigem Posen. Ein wenig ruhiger geht’s dann weiter. 'Down' und das von der Band geliebte 'Shadowman' folgen. Sänger Kjetil ergreift nun das Wort und kündigt etwas Besonderes an. Er übergibt das Wort an einen Zuschauer in der ersten Reihe, und dieser macht seiner Freundin einen Heiratsantrag. Ein schallendes "Yes!" bekommt er dafür als Antwort, und begeisterten Applaus und Gratulationen von allen Seiten. Dazu ein passender Soundtrack namens 'Beyond The Veil'. Tja, und dann sind 40 Minuten schon fast wieder vorbei, es ertönt noch 'Exile' und ein gutes und routiniert gespieltes Konzert geht zu Ende.
[Matthias Köppe]
Von diesen Vermählungsabsichten bekommen die Anwesenden im Chorus Line Theatre nichts mit, denn sie warten auf ELUVEITIE. Die Eidgenossen sind gut aufgelegt und bieten eine schweißtreibende Show. Sie wirken alle ziemlich relaxt, was bei ihrem aktuellen Konzertpensum eher verwunderlich ist. Doch die Erklärung ist relativ simpel. Vor der Show konnten wir mit einigen Bandmitgliedern noch einen kurzen Plausch halten und der Satz von Gitarrist Simeon: "Zwei Konzerte an vier Tagen, wo hat man das heutzutage noch?", spricht Bilder. Die Truppe kann sich also während des Festivals gut entspannen und das Ganze hat sogar einen Hauch von Urlaub. "Vor dem Bootstrip waren wir in Brasilien und Mexico und im Anschluss geht es mit einer USA-Tour weiter", meint Anna. "Wenn wir am Freitag von Bord gehen, dann fahren wir gleich nach Orlando. Dort spielen wir am selben Abend noch", so Anna weiter. Doch zurück zum Konzert. Die Fans sind von Anfang an mit Begeisterung bei der Sache und so ist es für Frontmann Chrigel ein leichtes, die Masse in Schwung zu bekommen. Die feiert ausgelassen mit. Neben 'Slanias Song' oder 'Inis Mona' gibt es vom neuen Album "Helvetios" mit 'A Rose For Epona' einen Vorgeschmack auf das neue Material. Das finden die Anwesenden gut und es gibt dafür viel Beifall.
Setlist:
The Somber Lay
Calling The Rain
Tarvos
Slanias Song
The Song of Life
A Rose For Epona NEU "Helvetios"
The Siege 2012
Inis Mona
Tegernakô
[Swen Reuter]
Zu THERION geht es jetzt wieder raus ans Pool Deck. Auch hier schaffen wir es wieder nur zur zweiten Show der Kreuzfahrt, was aber nicht weiter tragisch ist. Also blinzelt man guten Mutes der Sonne entgegen, und freut sich auf eine Stunde guter Musik. Schnell noch ein Plätzchen vor der Bühne gesucht, und schon erklingen die ersten Töne des bekannten Intros zu 'The Rise Of Sodom And Gomorrah' des wohl legendären "Vovin"-Albums. Nahtlos darauf folgt 'Typhon'. Die Sonne brennt zum Nachmittag doch ganz schön und der Band direkt in die Gesichter. Das muss auch Mastermind Christofer Johnsson feststellen. Er entledigt sich erst mal seines Fracks. Ganz allgemein ist die Band sehr stilvoll gekleidet im Sinne der 20er Jahre. Also ist das Ganze auch ein Augenschmaus, der nun noch passend mit 'Sitra Ahra' untermalt wird. So langsam kommt auch Schwung ins Publikum und es wird leicht gehüpft. Das ist ein sehr seltsames Gefühl, weil der gesamte Boden auf dem man steht einfach nur noch schwankt. Schließlich sind unter einem nur eine Holzplatte und darunter ein abgelassener Pool. Da kommt zum leicht schwankenden Schiff noch diese kleine Irritation dazu, muss man schon mögen, das Ganze. Glücklicherweise wird es jetzt mit 'Lemuria' und 'Asgard' gleich wieder ein bisschen ruhiger. Zudem gibt das auch ein wenig Zeit, den Blick von der Bühne abzulenken und mal die Augen rundherum schweifen zu lassen. Erst jetzt fällt auf, dass sich doch recht viele Zuschauer eingefunden haben. Ein wenig überraschend ist auch, wie viele bekannte Gesichter aus anderen Bands zu sehen sind. Mitglieder von TRISTANIA, IN EXTREMO, NIGHTWISH und AMORPHIS schauen sich den Gig gemütlich an. Das verdeutlicht wohl auch ein wenig den Stellenwert, den THERION sich in den letzten 25 Jahren Bandgeschichte erspielt haben. Zudem ist auch der hohe Anteil südamerikanischer Fans auffällig, aber schließlich hat die Band auch da eine große Fanbase. Genug der gedanklichen Ausschweifungen, schließlich wird auf der Bühne nun wieder Gas gegeben. Mit 'Ginnungagap' und 'Son Of The Sun' geht das Schwanken wieder los, und das natürlich völlig zu Recht. Auch das folgende 'The Perrenial Sophia' geht nochmal mächtig nach vorne. Auch die Schweißflecken auf den Hemden der Protagonisten werden immer größer, der Gig entwickelt sich zu einer Hitzeschlacht für Band und Instrumente. Zeit, nochmal ein wenig auf die Bremse zu treten mit 'Wine Of Aluqah' und 'Cult Of The Shadow'. Das einzige, was diesen schönen Nachmittag ein wenig trübt, ist die schwindende Zeit. Und so kommt, was kommen muss: Der absolute Kultsong der Band, traditionell zum Abschluss 'To Mega Therion'. Nun geben alle noch einmal richtig Gas. Publikum und Band tanzen sich in einen kurzen, schnellen, heftigen Rausch. Das Ende ist abrupt, die Meute tobt und klatscht und verlangt nach einer kleinen Zugabe. Ein kleines Schmankerl gib'’s auch noch, 'Dies Irae' genannt, eine Mozart-Adaption. Ein sehr geiler Auftritt geht zu Ende, Publikum und Band bedanken sich artig beieinander und dann ist leider definitiv Schluss.
Wieder ein wenig zu spät kommen wir in die Spectrum Lounge zu DARK FUNERAL. Es reicht gerade noch für die letzten zwei Songs, die die Schwarzmetaller zusammen mit dem Publikum abfeiern. Die Fannähe kommt gut an, es wird mit den ersten Reihen abgeklatscht und dann verlässt man die Bühne. Wir erhielten zwar nur einen kurzen Eindruck, dieser reicht aber aus, um sich zu ärgern, nicht mehr gesehen zu haben.
[Matthias Köppe]
Noch einmal geht es raus auf das Pool Deck, wo IN EXTREMO ihren zweiten Auftritt vor vielen Zuschauern absolvieren. So langsam wird es ganz schön windig. Es braut sich etwas zusammen auf hoher See. Das bekommen auch die Jungs von VENOM und EDGUY im Anschluss zu spüren. Die Bühne wackelt verdächtig und so stehen die Gigs ab und an aus Sicherheitsgründen auf der Kippe.
Da wir so langsam, aber sicher, auf das ultimative Ende der Kreuzfahrt zusteuern, beschließen wir den Abend beschaulich in der Spectrum Lounge bei CHANNEL ZERO ausklingen zu lassen. Doch noch einmal sollte alles anders werden. Bei unserem Eintreffen sind die Belgier schon im vollen Gange und wir machen es uns mit dem letzten Bier auf einer Couch gemütlich. Irgendwann hat Sänger Franky de Smet van Damme so etwas wie einen Geistesblitz und will die Rollen tauschen. Er fordert alle auf, zu ihm auf die Bühne zu kommen und mit ihm ein Bier zu trinken. Gesagt, getan! Die Masse entert die Bühne und feiert wild los. Die anderen Bandmitglieder haben Mühe, noch die richtigen Töne zu treffen. Der Sänger verzieht sich derweil ins Publikum vor die Bühne und singt von da mit den verbliebenen Fans gemeinsam. Was für eine Show! Trotz dieses Chaos passiert überhaupt nichts, alles bleibt ganz. Ein klatschnasser Sänger ist am Ende genauso glückselig, wie seine Fans.
[Swen Reuter]
- Redakteur:
- Swen Reuter