AGRYPNIE - Frankfurt am Main
22.11.2014 | 12:0322.10.2014, Elfer Club
VANHELGA, HARAKIRI FOR THE SKY und AGRYPNIE machen Halt in Mainhattan.
Für die Gerauer von AGRYPNIE ist der Auftritt im Elfer Club in Frankfurt-Sachsenhausen eigentlich ein Heimspiel, allerdings sollte dieses Konzert ursprünglich im Mühltaler Steinbruchtheater nahe Darmstadt stattfinden. Jedoch gab es gewisse Verwerfungen, die zur plötzlichen Schließung des Clubs führten. Nichtsdestotrotz kann die Tour Dank der spontanen Umdisponierung des Veranstalters einen Halt im Rhein-Main-Gebiet einlegen. Da die Show an einem Mittwoch stattfindet, geht es bereits sehr früh los.
Der Opener VANHELGA muss bereits um Zwanzig nach Sieben auf die Bühne und findet ein recht überschaubares Publikum vor. Dabei haben die Skandinavier einiges vorbereitet und legen eine sehr spezielle Performance vor. Das lärmende Auffanglager für alte LIFELOVER-Junkies sorgt mit einer Menge GG-Allin-Attitüde dafür, dass man den anwesenden Zuschauer im Gedächtnis bleibt. Musikalisch ist das ganze zwar unspektakulär und nur phasenweise interessant, aber bei diesen fünf Herren, von denen alle bis auf den vollgedröhnten Fronter weiße, blut-befleckte Sturmhauben plus Hoodies tragen, geht es auch weniger um ausgefeilte Klänge als um eine exzentrische Performance. So fummelt sich Sänger Gabrielson in seiner Hose herum, beziehungsweise lässt dies vom Gitarristen erledigen. Ähnlich peinlich sind leider auch die Ansagen. So fordert das Drogenopfer am Mikro mit einem Schild, dass man ihm Amphetamine geben soll, währenddessen fragt einer der Klampfer das Publikum, wie es ihm gehen würde, worauf keiner antwortet. Kein Wunder, dass die meisten Besucher froh sind, als dieses Spektakel endlich vorbei ist und die Bühne für eine bessere Band freimacht wird.
Mit HARAKIRI FOR THE SKY hat diese Tour einen richtigen Szene-Senkrechtstarter zu bieten. Denn die Österreicher haben sich mit Album Nummer zwei bereits eine Bekanntheit erspielt, die ausreicht, um den Elfer Club mittwochs recht voll werden zu lassen. Im Vergleich zum ersten Act bewegen sich nun auch einige Besucher zur Musik und sorgen dafür, dass man direkt vor der Bühne einige kreisende Birnen sieht. Sogar ein paar Mitglieder von VANHELGA fallen in der ersten Reihe herum und Gabrielson betont gleich mehrmals, wie großartig er seine Tour-Kollegen findet, mit denen er so ziemlich nach jedem Song anstoßen will. Die Wiener und Salzburger Jungs sind jedoch nicht so extrovertiert und verzichten auf eine überladene Performance. Sie hüllen sich stattdessen lieber in Nebel, während echt starke Nummern aus den Boxen dröhnen. Angenehmerweise klingen live die Vocals von Schreihals J.J. nicht so sehr nach Shouts wie auf Platte, was einer der wenigen Kritikpunkte ist, die man gegen die Studioaufnahemn vorbringen kann. Die Truppe macht heute einen exzellenten Job und zeigt, dass sie bereit ist für größere Aufgaben.
VANHELGA-Hampelmann Gabrielson zeigt gegen Ende des Gigs seiner Tour-Kollegen lediglich, dass er seinen heutigen Tiefpunkt noch nicht erreicht hat und geht dazu über, eine Besucherin zu begrabschen. Das sieht jedoch der Veranstalter und droht den Schweden mit Rauswurf, worauf diese ziemlich angepisst ihr Zeug packen und von sich aus verschwinden. Eine völlig unnötige und peinliche Aktion, die den schlechten Eindruck des Openers nur noch verstärkt. Auch wenn man anmerken muss, dass im Nachhinein zumindest alle Mitglieder außer Gabrielsson den Anstand besessen haben, sich für ihn zu entschuldigen.
Bei AGRYPNIE muss man zum Glück ähnliche Ausfälle nicht befürchten. Die Rheinhessen sind Profis durch und durch und haben dennoch über die Jahre nichts von ihrer Spielfreude eingebüßt. Die Gruppe um die NOCTE-OBDUCTA-Mitglieder Torsten und Flange besteht nun seit zehn Jahren und bewegt sich inzwischen auf Augenhöhe mit der genannten Mutterband. Das Interesse bei den Fans ist auf jeden Fall groß und es wird ziemlich kuschelig im kompakten Konzertsaal. Als einzige Truppe des Abends tragen die Lokalmatadore Farbe im Gesicht und sorgen mit ausdrucksstarken Titeln dafür, dass die Stimmung durchgängig auf einem hohen Level bleibt. Bandchef Unhold bildet dabei mit seiner Bühnenpräsenz einen charismatischen Fixpunkt auf der kleinen Stage, die für diese Sechs-Mann-Band etwas zu eng ist. Dennoch profitiert der Headliner von der Intimität dieser Location und die emotionalen Texte und atmosphärischen Arrangements können in diesem Kellerclubs ihren vollen Tiefgang entfalten. Auch Zuschauer, die mit der Band auf Platte nicht so viel anfangen können, erreichen die Mainzer heute und auch wenn das Ende gegen 23 Uhr relativ abrupt kommt, ist am Ende doch niemand unzufrieden mit dem Dargebotenen. Insgesamt stellt der Abend einen Erfolg dar. Trotz der Zwangsverlegung des Gigs konnte mit dem Frankfurter Elfer Club eine befriedigende Alternative gefunden werden und sowohl HARAKIRI FOR THE SKY als auch AGRYPNIE haben überzeugende Auftritte abgeliefert. Ein rundum gelungener Mittwochabend!
- Redakteur:
- Adrian Wagner