ALCEST und OAKS - Strasbourg
17.11.2024 | 12:3902.11.2024, La Maison Bleue
ALCEST verzaubert die Menge
Straßburg war ursprünglich für die "Les Chants de L'Aurore"-Tournee nicht vorgesehen und wurde erst später als Zusatztermin angekündigt. Schon viele Monate vor dem Event waren die Karten restlos ausverkauft gewesen. Es verwundert ein wenig, wieso die Wahl auf das "La Maison de Bleue" fällt, denn mittlerweile ist ALCEST keine unbekannte Liebhaberband mehr, sondern füllt europaweit problemlos große Hallen. Schon zum Einlass bildet sich eine lange Schlange vor der Halle, denn niemand will sich wohl die Chance auf einen guten Stehplatz entgehen lassen. Absolut verständlich, denn es wird ganz schön kuschelig in der Halle, die nur für ca. 300 Gäste Platz hat.
Los geht der Abend mit OAKS, einer Band, von der ich bis dato noch nie etwas gehört habe. Das Pariser Trio lässt sich nur schwer in eine Ecke schieben und beschreibt sich selbst als experimentelle Instrumentalmusik. Der Bass brummt, das Tempo ist langsam, und wer auf viel Spannung oder Abwechslung wartet, sucht in dieser Show vergebens danach. Untermalt wird die bleischwere Musik durch Videoprojektionen, die wie ein wilder Fiebertraum wirken. Musik und Bild gehen Hand in Hand in diesem Konzept, aber es ist schwierig, einen roten Faden in dieser Performance zu erkennen. Da keine Interaktion mit dem Publikum stattfindet und die einzige Ansage die Ankündigung des letzten Songs ist, bleiben die Reaktionen der Zuschauer überwiegend verhalten. Auch bei mir hinterlässt die Band leider keinen bleibenden Eindruck.
Nach diesem sehr lethargischen Start erwacht das Publikum mit ALCEST zum neuen Leben. Noch bevor der erste Ton erklingt, sind die Zuschauer aufgeregt wie kleine Kinder. Auf dieser recht kleinen Bühne verzichtet die Band auf eine aufwendige Show oder Bühnengestaltung und lässt dafür umso mehr die Musik für sich sprechen. Den Anfang machen die ersten drei Lieder aus dem neuen "Les Chants de L'Aurore"-Album, und zwar exakt in der gleichen Reihenfolge. Passend dazu erglimmen die Lichter in gelb und orange. Mit einer Leichtigkeit tragen die Stimmen von Neige und Zero dieses unbeschwerte Gefühl von Freude und Sehnsucht, dass selbst dem größten Griesgram in der letzten Reihe das Herz ganz warm werden dürfte. Und diese positive und unbeschwerte Atmosphäre trägt die Band durch ihr komplettes Set. Sobald die Fan-Favoriten aus den Alben "Spiritual Instinct" oder "Kodoma" ertönen, kommt ordentlich Bewegung in die Masse und die ersten Mähnen fliegen durch die Gegend. Letztes Jahr tourte die Band sehr ausgiebig zum 10-jährigen Jubiläum der "Écaille de Lune"-Scheibe herum und deshalb dürfen natürlich auch 'Part 2' oder 'Souvenir's d'un autre monde' nicht fehlen. Eine gute Wahl, um wieder mehr Ruhe und Ausgeglichenheit ins Publikum zu bekommen. Langsam nähert sich das Ende und gefühlt fehlen noch so viele weitere Lieder. Doch für die alten Fans gibt es mit 'Autre Temps' noch ein Trostpflaster, bevor 'L'Adieu' endgültig diesen wahrlich magischen Abend beendet. Tatsächlich eine Abwechslung, denn seit knapp zehn Jahren wird nun 'Délivrance' damit abgelöst.
In den letzten Jahren habe ich ALCEST in vielen verschiedenen Konzerthallen gesehen und am besten kann die Band ihren Zauber tatsächlich auf kleinen Bühnen entfalten. Doch jedes Mal ist es ein Fest für die Sinne!
Setliste: Komorebi; L' Envol; Améthyste; Protection; Sapphire; Écaille de Lune – Part 2; Flamme Jumelle; Le Miroir; Kodoma; Souvenir's d'un autre Monde; Oiseaux de Proie; Autre Temps; L'Adieu
- Redakteur:
- Hang Mai Le