AXXIS und SONS OF ETERNITY - Nürnberg
27.01.2025 | 22:4725.01.2025, Hirsch
Der zweite Frühling?
AXXIS hat die von POWERMETAL.de präsentierte Abschiedstour noch um vier Konzerte erweitert. Wie schon in Geiselwind sind heute die fränkischen SONS OF ETERNITY mit von der Partie. Warum also noch einmal das gleiche Setting, diesmal in Nürnberg anschauen? Ich entfliehe an diesem Samstag den Dschungelprüfungen irgendwelcher "Promis" und mache mich auf dem Weg zum mir wohlbekannten Hirsch. "Ausverkauft" steht schon seit Wochen auf den Plakaten. Auch die bisherigen Konzerte von AXXIS waren gut besucht. Vielleicht die letzte Chance für mich, die Band aus meiner Heimatregion noch einmal live zu erleben.
Ich schnappe mir noch schnell ein erschwingliches Flaschenbier und bahne mir nach einem Schluck aus der Pulle den Weg durch die brechend volle Location zum mir bekannten engen Bühnengraben. Heute stehen wir zu dritt im Graben und haben dank fehlender Security genug Platz, um die Supportband zu fotografieren. Anscheinend rechnet hier heute niemand mit Crowdsurfern oder Leuten, die sich auffällig verhalten. Eine Rechnung, die aufgeht, die anwesenden Metalheads wollen einfach nur singen, klatschen, feiern. Das Licht erlischt und nach einem kurzen Intro steigt SONS OF ETERNITY mit 'Eye Of The Storm' in das heutige Set ein. Die Setliste ist identisch mit dem Auftritt in Geiselwind. Eigentlich könnte ich den Text vom 27. September 2024 1:1 kopieren. Allerdings ist die heutige Stimmung schon von Anfang an deutlich besser, viele Songs des Debütalbums "End Of Silence" werden lauthals mitgesungen. Von der typisch mittelfränkischen "Bassd scho"-Mentalität ist nichts zu spüren. Die Jungs um Sänger Matthias Schenk werden geradezu frenetisch abgefeiert.
Die Band selbst hat auf der recht kleinen Bühne viel Spaß und gibt ordentlich Gas. Meine weibliche Begleitung freut sich über den heimischen Dialekt des Sängers - die Franken haben eben ihre eigene Mundart. Auch heute ist nach neun Songs leider Schluss, aber es gibt ein Licht am Ende des Tunnels. Unter großem Jubel verkündet Schenk, dass die Band am 14. Februar ein 75-minütiges Set im Fürther "Kopf und Kragen" spielen wird. Unterstützt wird SONS OF ETERNITY an diesem Abend von DAWN OF ETERNITY und DON'T DROP THE SWORD. Letztere Band konnte ich bereits auf dem "Power Of The Dragonflame“-Festival" sehen, die Combo hat sowohl Frank Jäger als schreibenden Redakteur als auch mich begeistert. Ich freue mich auf das Konzert Mitte Februar.
Es ist heiß, sehr heiß geworden im Hirsch und der Flüssigkeitshaushalt muss ausgeglichen werden. Ich kämpfe mich abermals zur Tränke durch und freu mich über den günstigen Preis von 4,50 Euro für einen halben Liter Bier. Es ist Samstag, ich muss nicht Auto fahren und dazu gibt es geile Musik. Ich liebe mein Leben in diesem Moment und beobachte das bunte Treiben auf der Bühne. Die fleißigen Stagehands bereiten alles für den heutigen Headliner vor. Jetzt wird auch das sehr opulente Schlagzeug von Dirk Brand aufgedeckt. Hatte dieses die Bewegungsfreiheit der Protagonisten von SONS OF ETERNITY eingeschränkt, wirkt die Bühne nun deutlich luftiger.
Es ist Zeit für meinen Platz im Pit. Das Licht geht aus und aus den Boxen ertönt 'Rock And Roll All Nite' von KISS. Die Metal-Fans singen lauthals mit. Überlagert wird der Evergreen von 'Little Look Back'. Ganz leise ist ein "Na Na Na Na" zu hören. Es wird lauter und lauter und die Menge stimmt ein. Von der ersten Sekunde an ist kollektives Ausrasten angesagt. Bestens gelaunt betritt AXXIS die Bühne. Also alles wie immer? Mitnichten. Keyboarder Harry Oellers hat 2024 angekündigt, nach 34 Jahren seinen Hut nehmen zu wollen. Das ist auch der Grund, warum die Band derzeit "eigentlich" auf Abschiedstournee ist. Harry hatte seinen letzten Auftritt mit der Band am 29. Dezember. Ich hatte ja das Vergnügen, das komplette Quintett in Geiselwind zu erleben.
Als es hieß, dass AXXIS noch vier Gigs ohne Harry dranhängt, bin ich natürlich neugierig geworden. Funktioniert die Band aus meiner Heimat auch ohne Harry? Wer wird, wer kann den Tastenmann ersetzen? Antwort 1: JA! Antwort 2: NIEMAND! Nun steht also ein Quartett auf der Stage und gibt Vollgas. Ein paar wenige Keys werden vom Band gespielt, doch der Hauptanteil der Musik liegt bei Dirk Brand, Gittarist Matthias Degener und Bassist Rob Schomaker. Über Bernie müssen wir wohl keine weiteren Worte verlieren. Auch hier könnte ich den Bericht aus Geiselwind 1:1 kopieren. Doch damit wäre der heutige Abend nicht wirklich gewürdigt.
War die Stimmung bei meinem letzten Erlebnis schon bockstark, wird hier heute noch eine Schüppe draufgelegt. Es wird noch lauter mitgesungen, noch mehr geklatscht. Liegt es daran, dass dies heute der letzte Auftritt sein könnte oder will die Crowd Sänger Bernhard Weiss ermuntern, noch nicht in Musiker-Rente zu gehen?
Wie gewohnt besteht die Show zu 2/3 aus 18 Tracks und zu einem Drittel aus Sprüchen und Anekdoten von Bernhard. Als er die Entstehungsgeschichte von "Fire And Ice" erzählt, bekomme ich als Ruhrpottkind Heimatgefühle. Klar, auch ich alter Sack bin mit schwarzer Wäsche draußen auf den Leinen groß geworden, kenne Pseudokrupp und Fahrverbot wegen Smog. Bernie ist gerade mal zwei Jahre älter als ich und ich hänge bei seinen Erinnerungen an seinen Lippen. Schön, wenn auch der Mittelfranke mit seinen blühenden Landschaften erfährt, wie das damals bei uns so im Ruhrgebiet war.
Auch heute wird mit "Living In A World" und "Kingdom Of The Night" das Konzertende eingeleitet. Ich und viele anwesenden Metalheads sind glücklich, aber auch ratlos. Soll dies WIRKLICH die letzte Show von AXXIS gewesen sein? Die Band wirkt extrem frisch und spielfreudig. Bernhard selbst ist stimmlich in hervorragender Verfassung und schafft auch die hohen Lagen. Klar, ein Harry gehört eigentlich zu AXXIS wie die Butter zum Brot. Aber besser AXXIS ohne Harry als die Musikwelt ohne AXXIS. Meine Hoffnung stirbt zuletzt und ich glaube und hoffe einfach, dass die Geschichte der Band aus dem Ruhrpott noch nicht zu Ende geschrieben ist.
Text und Photocredit: Andre Schnittker
- Redakteur:
- Andre Schnittker
