AXXIS und SONS OF ETERNITY - Geiselwind

30.09.2024 | 10:56

27.09.2024, Live Music Hall

Anfang und Ende.

Wir präsentieren die Abschiedstour von AXXIS und klar, dass wir mindestens ein Konzert der Heavy Metal Band aus Nordrhein Westfalen besuchen werden. Die Frage, welchen Redakteur wir dahin schicken, war ziemlich schnell klar. Kollege Schnittker kommt ebenfalls aus dem Ruhrpott und hat ein paar Erinnerungen an die Band.

Als ich im April erfahren habe, dass AXXIS auf Abschiedstour geht, habe ich im Traum ein Gespräch mit Gründer und Frontmann Bernhard Weiß.

Bernhard: "Weisse wat? Schicht im Schacht, aus die Maus. Der Harry hat gesacht, er hat kein Bock mehr. Hier tut ihm wat weh, da tut ihm wat weh. Na gut, er is halt nochn Tacken älter als wie ich und der Rest vonne Band. Und ohne den Harry kann und will ich nich mehr für und mit AXXIS malochen. Also, 35 Jahre und Tschüss. War abba ne geile Zeit, isso."

Ich: "Hömma, Abschied? Bisse bekloppt? 35 Lenzen sind doch nix! Sach dem ollen Harry am Klavier, er soll noch ne Schüppe drauflegen. Kerr, dat geht doch einfach nich. Wat willsse denn die nächsten Jahre noch machen so ganz ohne Mucke? Eier schaukeln? Nää, hömma. Da machta noch schön 15 Jahre weiter bis zum Fuffzichsten, dann haun wa gemeinsam in Sack und lassen goldenes Lametta regnen. Ich bin dann 73 und es reicht dann mit der Knipserei und Schreiberei".

Okay, es war halt kein echtes Gespräch und so wie es aussieht, wird AXXIS wohl wirklich nach 35 Jahren die Segel streichen. Also ab an diesem Freitag nach Geiselwind in die Live Music Hall. Der Ruhrpott kommt nach Franken und ich höre nach langer Zeit endlich wieder Stimmen aus meiner alten Heimat. Zum ersten Mal habe ich die Band noch unter dem Namen ANVIL oder AXIS gesehen, so genau habe ich das nicht mehr auf dem Schirm. Ich weiß aber noch sehr genau, dass das Konzert in der "Triangel" in meiner Heimatstadt Hamm stattgefunden hat. Wir Hammenser waren stolz auf den Werdegang der Band, unter dem Namen AXXIS haben die Jungs eine echt steile Karriere gemacht. Für uns war es immer eine Band aus Hamm und Lünen.

Nun soll also Schluss sein, warum, könnt ihr im Interview von Maik mit Sänger Bernhard nachlesen. Ich erreiche pünktlich den Autohof in Geiselwind. Die Familie Strohofer betreibt dort neben dem großen Eventzentrum mit der Live Music Hall, eine sehr gemütliche Location. Doch bevor die Taschentücher zum Abschied geschwenkt werden, ist es noch etwas Zeit für ein kühles Blondes.

Den Anfang an diesem Abend macht aber erst mal SONS OF ETERNITY. Anfang trifft es ziemlich genau, da die Band 2023 mit "End Of Silence" ihr Debütalbum veröffentlicht hat. Bei der Band aus Mittelfranken handelt es sich jedoch nicht um pickelgesichtige Nachwuchsmusiker, vielmehr stehen beziehungsweise sitzen hier fünf Männer im besten Alter und einer recht großen musikalischen Vergangenheit. Während Sänger Matthias Schenk mit der Band SHYLOCK noch ein weiteres Projekt am Start hat, verdingte sich Gitarrist Jonas Roßner bei BEYOND THE BLACK.

Zu 'Eye Of The Storm' betritt die Band die Bühne und legt gut los. Ich habe mir im Vorfeld das Album einmal angehört und bin positiv überrascht. Live wirken die Songs deutlich voller, was daran liegt, dass die beiden Gitarristen Matthias Kirchgessner und Jonas Roßner speziell bei den Chören Sänger Matthias Schenk sehr stark am Mikrofon unterstützen. Auch das Saitenspiel der beiden muss gut benotet werden. Da alle guten Dinge fünf sind, geben Bassist Frederik Müller-Schartl und Drummer Thomas Abts perfekt den Takt vor.

Die Stimmung in der nicht ganz ausverkauften Live Music Hall ist anfangs typisch mittelfränkisch verhalten. Nicht so auf der recht großen Stage. Die mobilen Musikanten nutzen den Raum für sich und sind permanent in Bewegung. Sänger Schenk ist im positiven Sinne eine echte Rampensau und schafft es letztendlich, das Publikum zum Mitmachen zu animieren. Mein mittelfränkischer Begleiter erkennt sehr schnell am Dialekt, dass die Band hier aus der Gegend kommen muss. Im Gespräch nach dem Gig stellt sich heraus, dass wir gar nicht so weit auseinander wohnen.



Mich holt der Auftritt von SONS OF ETERNITY definitiv ab. Schnörkelloser Heavy Metal mit teils kritischen Texten, zum Beispiel in 'Media Zombies', gutes musikalisches Handwerk, dazu eine starke Bühnenpräsenz. Die Tracks gehen gut nach vorne und sind recht abwechslungsreich. Mit 'Ruins' haben die fränkischen Schwermetaller noch eine Ballade im Gepäck und ich erblicke ein paar Handylichter vor der Stage. Mit 'In Silence' verabschiedet sich der Newcomer nach neun Songs vom heimischen Publikum, welches die anfängliche Zurückhaltung abgelegt hat und anerkennend Applaus spendet.

Es wird Zeit für ein weiteres kühles Getränk, welches für einen akzeptablen Preis den Besitzer wechselt. Im Publikum erkenne ich drei Generationen. Hier wird offensichtlich der musikalische Geschmack weiter vererbt, "Metal never dies". Die Umbaupause verläuft für mich schon fast zu schnell, und ich habe Mühe, so schnell meinen Becher zu leeren. Als Ausgleich fühlt sich das Intro an, als wollte es niemals enden. Doch als Drummer Dirk Brand im tiefblauen Licht sein Podest erklimmt, weiß ich, dass die Show endlich losgeht. Der heutige Headliner AXXIS beginnt sein "Ende" in Geiselwind.

Es werden keine Gefangenen gemacht, mit 'Little Look Back' vom 1990 veröffentlichten Album 'II' gehen Sänger Weiß und seine Mannen direkt in die Vollen. "Na Na Na Na", die Crowd stimmt sofort in den Song ein und hat ab der ersten Sekunde einen Heidenspaß. Wie in der Vergangenheit bekommen die Fans ausgiebig Gelegenheit, ihre Stimmbänder zu strapazieren. Nahtlos geht es weiter mit 'Coming Home' vom aktuellen gleichnamigen Album. Obwohl der Track relativ neu ist, wird auch dieser ausgiebig gefeiert und mitgesungen.



Jeder, der AXXIS schon einmal gesehen hat weiß, dass die Band nicht nur ihre Songs abspult. Ein relativ großer Teil der Show ist pures Entertainment, speziell von Bernhard am Mikrofon. So ist es kein Wunder, dass er nach dem zweiten Song erst einmal mit seiner typischen Ruhrpott-Schnauze ein paar Worte ans Publikum richtet. Kerr, wat is dat geil, ich fühl mich sofort wieder heimisch und gehe gedanklich meinen Kalender durch. Ich muss echt mal wieder meine alte Heimat besuchen. Zu 'Moonlight Bay' schwenkt die Crowd eifrig die Tatzen, das ganze ergibt ein schönes stimmungsvolles Bild. Wie beim Support haben die Musiker ordentlich Spaß an diesem Abend, von Wehmut ist hier nichts zu spüren. Gitarrist Matthias Degener und Bassist Rob Schomaker sind permanent in Bewegung und Harry Oellers an den Tasten hat ein Dauergrinsen im Gesicht. Ob er dabei an seine kommende Rente denkt oder einfach diese tolle Show genießt, kann ich allerdings nicht beurteilen.

Dirk Brand an den Drums spielt ein sehr tightes Set und hat die Gelegenheit, zu 'Trash In Tibet' mit einem guten Drumsolo zu glänzen. Logisch, dass auch das von den Headbangern ordentlich abgefeiert wird. In der Regel ist es ja so, dass Bands auf ihren Touren das neue Album mit den entsprechenden Songs promoten. An diesem Abend steht jedoch ganz klar ein "Best Of" der Songs von AXXIS im Vordergrund. Ganze 18 Songs von neun Alben liefert "meine" Band aus Hamm und Lünen ab. Von der gewohnt zurückhaltenden Stimmung ist bei den mittelfränkischen Fans nichts zu spüren. Jeder Song wird frenetisch gefeiert. Liegt es vielleicht daran, dass viele die Band nun wirklich zum letzten Mal sehen?

Immer wieder ergreift Weiß das Wort und sorgt für viele Lacher im Publikum. Als nach 'Blood Angel', dem fünften Song auf der Setliste, laute Zugabe-Rufe zu hören sind, schaut er verwundert Richtung grölendem Fan und erklärt, dass AXXIS eigentlich noch ein paar Lieder mehr spielen möchte. Gute Unterhaltung kanna, der Bernie. Doch auch als Tänzer kann sich der Sänger auszeichnen. Seine Moves in den Gesangspausen sind altbekannt und immer noch unerreicht.



Es geht unaufhaltsam durch den Liederzettel, eigentlich ist jeder Track ein Highlight. Bernie erweist sich als enorm stark am Mikrofon und schafft es fast immer, seine bekannten hohen Töne zu treffen. Mit 'Fire And Ice' geht es in den Zugabenblock. Leider ist die Ballade aktueller denn je. Der Song stammt vom 1989 erschienen Debütalbum "Kingdom Of The Night" und thematisiert den kalten Krieg. Bei der Ansage gibt der Sänger nicht den Gute Laune-Bär und wirkt sehr nachdenklich. Mit 'Living in a World' und 'Kingdom of the Night' geht es dann noch einmal in die Vollen, bevor sich AXXIS endgültig aus Geiselwind verabschiedet. Ich hoffe und wünsche mir, dat Bernie den ollen Harry am Klavier noch ma überzeugen tut, noch ma ne Schüppe draufzulegen. Ich würde mich sehr über ein goldenes Jubiläum mit AXXIS freuen!

Text und Photo Credit: Andre Schnittker


Redakteur:
Andre Schnittker

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