Amorphis - Berlin
10.10.2009 | 17:4307.10.2009, Columbiaclub
AMORPHIS sind endlich wieder auf Deutschlandtour. Beim Startschuss in Berlin durften wir natürlich nicht fehlen. Party On!
Die Freude über ihren Auftritt beim diesjährigen Summerbreeze hat bei uns noch gar nicht richtig nachgelassen, da schlagen die Jungs von AMORPHIS nach dem Festivalsommer auch schon wieder mit ihrer nun folgenden Europatournee zu. Startpunkt dafür ist der Tourauftakt in Berlin – selten ist ein Mittwochabend schöner gewesen!
Ob die Jungs von AMORAL sich das auch gedacht haben? Pünktlich um 20 Uhr erheben diese die Keule und fahren mit melodischem Death Metal wuchtige Geschütze auf. Scheppernd und treibend, mit old-school orientiertem Riffing und typisch finnischen Melodien bringen sie ordentlich Schwung in die Hütte. Fronter Ari, der optisch seine Zuneigung zu Axl Rose aufzeigt, dampft mit walzenden Growls über den Acker und lässt dabei seine Haare stylisch im Ventilatorgebläse flattern. Mit Songs wie 'A Shade Of Grey', 'Year Of The Suckerpunch', 'Hang Me High' oder 'Release' wirbeln die Jungs ordentlich Staub auf und zeigen ihr Händchen für fabelhafte Lead-Arbeit. Doch der etwas ältere Metaller ist nun mal gemütlich, sodass gerade nur etwa das hintere Drittel des Columbiaclubs gefüllt ist; im vorderen herrscht gähnende Leere. Das zurzeit noch spärlich anwesende Publikum lässt sich von AMORAL nicht aus der Reserve locken. Fronter Ari Mikael Koivunen, der 2007 die finnische Castingshow "Idol" gewann, kann seine Enttäuschung darüber nicht wirklich verstecken. Da kann man vor Ärger auch schon mal beim Bangen vom Verstärker rutschen oder das ein oder andere Haar in den Ventilator fliegen lassen. Nach 30 Minuten beenden die Jungs mit 'Sex N´ Satan' ihre zwar durchaus gelungene, aber vom Publikum leider nur wenig anerkannte Show.
Zitat von zwei Frauen mittleren Alters: "Nun ist es endlich Zeit für richtige Männer und was zum Anfassen!" Ring frei für BEFORE THE DAWN. Keine Ahnung, was plötzlich passiert ist, aber der Columbia Club ist mittlerweile gut besucht und die Herrschaften haben sich in den vorderen Bühnenbereich verzogen, um dort ihre Mähnen zu schütteln. Und das ist mit BEFORE THE DAWN ein Leichtes; selber als Melancholic Scandinavian Metal definiert, wird hier jetzt ein wahrlich prickelndes maskulines Feuer entzündet. Fronter Tuomas Saukkonen mit nacktem, muskelbepacktem Oberkörper voller Tattoos und Piercings beglückt die Frauen, während er kraftvoll ins Mikro growlt. Basser Lars Eikind an seiner Seite übernimmt die zerbrechlich melodischen Vocals und verwandelt das Ganze in melodischen Dark Metal. Das Publikum steigt sofort auf den Zug auf und lässt sich mit 'Dying Sun', 'Monsters', 'Hide Me' oder 'Morning Sun' kräftigen Wind um die Ohren pusten. Die ersten Reihen bangen sich einen Wolf, während ein Fan der besonderen Stunde Basser Lars mit seinen Textkünsten und kleidungstechnischen Vorlieben bezirzt. Die Jungs versprühen eine wunderbar metallische Atmosphäre und sind als Support zweifellos geeignet, aber um dauerhaft begeistern zu können, fehlt am Ende wohl schlichtweg die musikalische Vielfalt.
[Gastautorin Nadine Ahlig]
Endlich ist der große Moment gekommen – mit "Skyforger" haben die Finnen ein Highlight des Jahres abgeliefert. Nun ist es Zeit, Deutschland mit den süchtig-machenden Melodien zu infizieren. Als das 'Skyforger'-Intro beginnt, bleibt die Meute seltsam ruhig. "Jungs – es fängt an!" Als dann Drummer Jan die Bühne entert, realisieren auch die Berliner den Start der Show. Als letzter taucht Tomi aus den Untiefen des Backstage-Bereiches auf, der von den Berlinern lautstark begrüßt wird. Mit 'Leaves Scar' beginnt der wilde Reigen und die Party hat nun offiziell begonnen. Zwar hält sich der Bewegungsradius der Band arg in Grenzen, doch mit ihren wundervollen Klängen sollen sie schließlich die Berliner Fans bewegen – was ihnen spielend gelingt. In 90 Minuten präsentieren uns AMORPHIS einen kunterbunten Mix aus alten Klassikern Marke 'Against Widows' und jeder Menge Material aus der neuen Schaffensperiode, welche mit dem triumphalen Einstieg von Gesangsgott Tomi eingeläutet wurde. Keine Frage – AMORPHIS sind endgültig zurück an der Spitze. Das oftmals zurückhaltende Berliner Publikum geht völlig aus sich heraus, tanzt, bangt und singt fast jedes Wort lautstark mit. Vor allem bei den älteren Songs wie 'The Castaway' zieht Berlin völlig blank. Angenehm ist ebenfalls, dass sich der Altersdurchschnitt bei Anfang 30 bewegt, was der Stimmung und der Atmosphäre nur gut tut. Niemand drängelt, jeder hat genug Platz um sich ganz der Musik und seinen Gefühlen hinzugeben. Doch einen kleinen Wermutstropfen gibt es dennoch: Während 'Towards & Against' fällt Tomis goldenes Mikro aus und er muss auf ein "normales" Mikro umschwenken. So ganz ohne kleinen optischen Makel geht es dann eben doch nicht. Nach dem frenetisch gefeierten 'My Kantele' verabschieden sich die Finnen kurz von ihren Fans, um mit 'House Of Sleep' (da brüllt ganz Berlin) und dem obligatorischen Rausschmeißer 'Black Winter Day' (Headbanging ohne Ende) die Fans in die regnerische Berliner Herbstnacht zu entlassen. Chapeau! So muss ein Konzert sein, dann klappt es auch mit der Hauptstadt.
Setlist: AMORPHIS
01. Intro
02. Leaves Scar
03. Towards & Against
04. Sampo
05. Silver Bride
06. The Castaway
07. The Smoke
08. Majestic Beast
09. Alone
10. Silent Waters
11. Against Widows
12. From The Heaven Of My Heart
13. Sky Is Mine
14. My Kantele
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15. House Of Sleep
16. Black Winter Day
- Redakteur:
- Enrico Ahlig