Anathema - Berlin

20.10.2008 | 13:18

17.10.2008, Columbia-Club

Eine Band so gewaltig wie ein Sonnenuntergang, so schmerzvoll schön wie Liebe, aber auch so bittersüß wie Trennung, dazu voller Lebensfreude und Selbstironie. Es gibt viele Attribute, die sich für ANATHEMA finden lassen. An diesem Freitag sind sie im Berliner Columbia-Club, "The Hindsight"-Tour heißt die aktuelle Reise und soll die semi-akustische Best-of-Scheibe gleichen Namens vermarkten. Dies gelingt ganz zauberhaft. Denn schon nach den drei fantastischen Stücken 'Deep', 'Closer' und 'Far Away' sagt Sänger und Gitarrist Vincent Cavanagh den wichtigsten Satz des Abends: "We play songs from all our albums." Das tun die Engländer. Und schon bei 'Closer' lässt sich Cavanagh theatralisch auf die Bühne sinken. Seine Musik fühlt er mit.

Um die folgenden zwei Stunden zu beschreiben, reicht es der Worte nicht. Denn der Begriff Gänsehaut ist zu billig, um die vielfältigen Emotionen zu beschreiben, die ANATHEMA in der Lage sind zu erzeugen und die selbst körperlich spürbar sind. Das Publikum wird mitgerissen. 'Empty' ist so ein Beispiel. Die göttliche Zeile "I'm looking over my shoulder 'cos millions will whisper I'm killing myself again" klatscht die rund dreihundert Menschen große Menge im Saal lautstark mit. Den Musikern auf der Bühne tut das sichtlich gut. Entspannt und mit viel Freude am Spiel treten sie auf, lächeln permanent den Zuschauern entgegen. Und das Publikum kann sich freuen, denn besonders von den Wunderalben "Alternative 4" und "Judgement" kramen ANATHEMA ihre schönsten Lieder hervor und lassen sie ungefiltert in die Hirne und Herzen ihrer Fans strömen. Beispiel 'Lost Control': Zeilen wie "Life has betrayed me once again, I accept that some things will never change" sind pure Melancholie, zwar kitschig, aber eben auch endlos schön. Dann spielen ANATHEMA aber auch so einen Song wie 'Hope', die fantastischen Gitarrenmelodien klingen noch Stunden später im Ohr. Irgendwann sind aber doch die letzten Stücke dran, selbst solche Klassiker wie 'Sleepless' und 'Angelica' zaubern sie nun in Töne. Und an 'Fragile Dreams' wird spontan noch die deutsche Nationalhymne angehängt. Die Menge tobt. Denn ANATHEMA bleiben nicht nur dramatisch großartig und sehen immer noch überdurchschnittlich gut aus, sondern sind einfach auch spontane Rocker. Was für eine Seelenmassage!

PS: Mit DEMIANS gab es auch eine Vorband - allerdings waren die schneller von der Bühne wieder herunter, als ich vor Ort war.

Setlist:

Deep
Closer
Far Away
Angels Walk Among Us
A Simple Mistake
Anyone, Anywhere
Empty
Judgement/Panic
Shroud Of False
Lost Control
Regret
Hope
Temporary Peace
Flying
Are You There?
One Last Goodbye
Angelica
Sleepless
Hindsight
Fragile Dreams

Redakteur:
Henri Kramer

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