BLACK STONE CHERRY - Köln

20.02.2016 | 21:16

19.02.2016, Essigfabrik

Die Southern-Rocker bringen ein bisschen Kentucky nach Köln.

Die Southern-Rocker BLACK STONE CHERRY befinden sich bereits seit Jahren auf einem Siegeszug, der innerhalb der Hard-Rock-Szene dieser Tage seines gleichen sucht. Alles begann mit dem selbstbetitelten Debütalbum "Black Stone Cherry" im Jahre 2006, mit dem das Quartett aus Kentucky erste Erfolge einfahren konnte und das sie im Rahmen der zugehörigen Tour auch erstmalig nach Köln führte. Damals spielte die Truppe um Sänger Chris Robertson noch vor einem kleinen Publikum im Underground. Diese Zeiten sind aber längst vorbei, denn inzwischen hat sich die Band mit bärenstarken Alben und herausragenden Liveshows zu einer der Größen der Szene gemausert. Da überrascht es dann auch nicht, dass die Amerikaner an diesem Freitagabend ihre Fans anlässlich ihrer aktuellen Europa-Tour nicht mehr ins Underground, sondern in die restlos ausverkaufte Essigfabrik einladen. Die Gelegenheit konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, denn es könnte das letzte Mal sein, die Band in einem solch "intimen" Rahmen in Deutschland zu erleben. Zumindest deutete die extreme Nachfrage nach Restkarten innerhalb der Facebook-Veranstaltung zur Show bereits an, dass schon bei der nächsten Tour eine größere Konzerthalle in der Domstadt auf dem Plan stehen könnte.

Doch zuerst einmal erleben viele Fans bei der Ankunft an der Halle eine etwas unschöne Überraschung, weil der Konzertbeginn auf Grund der folgenden EOD-Party bereits auf 19 Uhr vorverlegt wurde. Bis zum Vortag war der Beginn laut Homepage noch eine Stunde später angesetzt, sodass auch wir leider erst zur Mitte des Sets von JAMES TOSELAND eintreffen, der heute Abend den Opener gibt. Umso ärgerlicher ist das Ganze, weil der ehemalige Motorrad-Rennfahrer gemeinsam mit seiner Begleitband auch musikalisch eine verdammt gute Figur macht.
Stimmlich erinnert der Engländer dabei stellenweise ein wenig an Andrew Stockdale von WOLFMOTHER, wobei er aber ein deutlich weniger introvertiertes Auftreten an den Tag legt als der Australier. Viel eher hat Toseland das bereits sehr zahlreich anwesende Publikum bestens im Griff und so ist es kein Wunder, dass er mit seinem klassischen Hard Rock zum Ende der Show hin mehr und mehr Zuhörer begeistern kann. Der Auftritt des Quintetts macht jedenfalls Lust auf einen Nachschlag, den es ja vielleicht schon bald bei einer Tour zum kommenden Longplayer "Cradle The Rage" geben wird. Hoffen wir mal, dass Herr Toseland auch dann wieder einen Stopp in der Domstadt einlegt.

Auch in der folgenden Umbaupause macht sich der verschobene Konzertbeginn noch bemerkbar, denn viele der jetzt eintreffenden Fans wundern sich berechtigterweise, dass bereits der Soundcheck für den Headliner läuft. Für viele bleibt gerade noch Zeit für eine schnelle Stippvisite am Merch-Stand und einen kurzen Besuch an der Theke, bevor BLACK STONE CHERRY bereits um kurz nach 20 Uhr mit dem grandiosen 'Me And Mary Jane' die Bühne entert. Die vier Amerikaner demonstrieren dabei schon mit den ersten Tönen, warum ihr Erfolg mehr als verdient ist und wie man ein Publikum von der ersten Sekunde an mitreißt. So wird dann auch beim folgenden Doppelpack aus 'Rain Wizard' und 'Blind Man' jede Zeile von den Fans mitgesungen, während Gitarrist Ben Wells und Bassist Jon Lawhon wild über die Bühne turnen, dabei aber trotzdem jede Note treffen. Frontmann Chris Robertson lässt es da schon deutlich ruhiger angehen und überzeugt lieber mit seiner grandiosen Stimme und einigen feinen Gitarren-Soli statt mit verrückten Aktionen.

Während die Jungs anschließend bei 'In My Blood' melancholischere Töne anschlagen, komme ich nicht umhin, festzustellen, wie wenig eigentlich für ein wirklich tolles Rockkonzert nötig ist. Wo andere Bands mit einer riesigen Lichtshow, spektakulären Bühnenaufbauten und Einspielern vom Band anrücken, brauchen die Jungs aus Kentucky nur zwei Gitarren, ein Schlagzeug und einen Bass, um einen ganzen Saal von Menschen zu begeistern. Auch heute Abend merkt man bei BLACK STONE CHERRY wieder, dass hier jede Note und jede Textzeile von Herzen kommt. Die Amerikaner sind einfach Vollblutmusiker, die sich ihren Erfolg in den letzten zehn Jahren hart erarbeitet haben. Auch beim Songwriting haben sie über die letzten vier Alben hinweg immer weiter dazugelernt, sodass sie inzwischen eine komplette Setlist mit Gassenhauern wie 'Holding On ... To Letting Go', 'Soulcreek' oder 'Things My Father Said' füllen können.

Überraschenderweise liefern die Jungs zur Mitte des Sets hin mit der neuen Single 'In Our Dreams' auch schon einen Vorgeschmack auf das kommende Album "Kentucky", das in wenigen Wochen erscheinen wird. Ebenfalls brandneu ist das Stück 'The Rambler', das heute Abend rein akustisch von Chris und Ben performt wird und bei vielen Anwesenden für Gänsehaut sorgt. Phasenweise wird es dabei in der ausverkauften Halle vollkommen still, was ganz klar für die großartige melancholische Stimmung spricht, die der Song ausstrahlt. Doch dieser kurze Ausflug in balladeske Gefilde bleibt heute die einzige Verschnaufpause, denn schon im Anschluss treten die Amerikaner mit 'Maybe Someday' und dem rockigen 'White Trash Millionaire' wieder ordentlich aufs Hit-Gaspedal. Die Kölner nehmen diese Vorlage natürlich gerne an und geben noch einmal alles, was dazu führt, dass die Gesänge der Fans es stellenweise sogar schaffen, die Band zu übertönen. Toppen kann das Ganze nur noch das finale 'Blame It On The Boom Boom', das nach 75 viel zu kurzen Minuten diese grandiose Southern-Rock-Demonstration beendet.
Endgültig Schluss ist damit aber natürlich noch nicht, denn die ausdauernden "Black Stone Cherry"-Sprechchöre der Fans verlangen unmissverständlich nach einer Zugabe. Dem können Chris und seine Mitstreiter natürlich nicht widerstehen und liefern mit 'Lonely Train' noch ihren ersten großen Hit nach. Bei der Ansage bedankt sich Chris dann auch noch einmal für die Treue der Kölner Fans und blickt selbst noch einmal in ein paar Worten auf ihre erste Show vor gut zehn Jahren im Underground zurück. Auch das macht diese Band so unglaublich sympathisch, sind sie doch trotz des Erfolgs komplett auf dem Boden geblieben. Man nimmt ihnen dementsprechend auch solche Aussagen wirklich ab. Nach gut 90 Minuten verabschiedet sich das Quartett dann allerdings mit dem MOTÖRHEAD-Cover 'Ace Of Spades' und einer kurzen Hommage an den kürzlich verstorbenen Lemmy endgültig, wobei Chris vor dem Verlassen der Bühne noch eine baldige Rückkehr verspricht. Vielleicht gibt es diese ja schon in wenigen Monaten, immerhin erscheint die neue Scheibe "Kentucky" hierzulande bereits am 1. April.

Setlist BLACK STONE CHERRY:  Me And Mary Jane; Rain Wizard; Blind Man; In My Blood; Violator Girl; Yeah Man; Holding On .... To Letting Go; Soulcreek; Things My Father Said; In Our Dreams; The Rambler; Maybe Someday; White Trash Millionaire; Blame It On The Boom Boom; Lonely Train; Ace Of Spades (MOTÖRHEAD-Cover).
Während wir uns anschließend gemeinsam mit den übrigen Zuschauern den Weg zurück in den kalten Abend bahnen, wundere ich mich selbst ein wenig, was für eine Wirkung eine solch perfekte Rockshow auch auf einen persönlich haben kann. Egal, ob man sich noch mit Ekältungssymptomen oder einem stressigen Arbeitstag herumplagt, nach eineinhalb Stunden BLACK STONE CHERRY-Vollbedienung hat man das alles vergessen, was sich auch darin widerspiegelt, dass nahezu jeder Besucher die Halle mit einem breiten Grinsen verlässt. So kann ich abschließend auch nur jedem Raten, sich möglichst bald mal ein Konzert der Truppe aus Kentucky zu Gemüte zu führen. So perfekt bekommt man amerikanischen Südstaaten-Rock nämlich nirgendwo sonst geboten!

Redakteur:
Tobias Dahs

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