BULLET FOR MY VALENTINE - Oberhausen
09.12.2010 | 20:3903.12.2010, Turbinenhalle
BULLET FOR MY VALENTINE kommen wieder auf Tour durch Europa. Mit dabei haben sie neben FUNERAL FOR A FRIEND und RISE TO REMAIN auch ihr neues Album "Fever", welches sie vor ausverkaufter Halle präsentieren.
Dass es BULLET FOR MY VALENTINE schaffen, die Oberhausener Turbinenhalle auszuverkaufen, welche immerhin 4000 Leute aufnimmt, hätte ich nicht gedacht. Gut gefüllt habe ich die Situation in Oberhausen erwartet. Doch haben sie es geschafft, eine Masse aus Emo-Kids, die man sonst das Jahr über kaum sieht, EMP-Metal-Nerds, gestandene Metalheads, Scenesters und Normalos anzuziehen.
Die erste Band des Abends ist leider nicht die Emo-MÖTLEY CRÜE von ESCAPE THE FATE, sondern RISE TO REMAIN. Bei dieser singt kein Geringerer als Austin Dickinson, dessen Vater sicherlich alle kennen: Bruce Dickinson. Dies ist die erste Tour der Band in Europa, und doch haben sie schon einige Fans vor der Bühne. Allerdings ist das im MySpace- und YouTube-Zeitalter auch nicht mehr das größte Wunder.
Metalcore spielt die junge englische Band. Damit werden sie allerdings nicht allzu erfolgreich, wage ich zu prophezeien. Für die hippe Metalcore-Gemeinde, die BRING ME THE HORIZON, AUGUST BURNS RED oder PARKWAY DRIVE vergöttert, wird hier die Gitarrenarbeit zu melodisch sein und die Breakdowns zu laff. Für das Metalcore-Publikum, welches noch BULLET FOR MY VALENTINE, KILLSWITCH ENGAGE und AS I LAY DYING verehrt, könnten die Breakdowns wiederum zu prägnant sein. Schade, denn eine wirklich schlechte Show liefert die taufrische Truppe nun wirklich nicht ab. Dickinson hat sich etwas von seinem alten Herren abgeguckt und kriegt die Meute gut unter Kontrolle.
Die Waliser FUNERAL FOR A FRIEND haben es da besser. Sie haben sich in den letzten sieben Jahre ihre Fanbase aufgebaut, und so sind viele Fans der Emo/Post-Hardcore-Gruppe anwesend. Schon beim Opener 'Roses For The Dead' geht die Halle gut mit. FUNERAL FOR A FRIEND legen heute eine eher harte Setlist vor, die die letzten beiden vollwertigen Alben der Band, "Tales Don't Tell Themselves' und "Memory And Humanity", außen vor lässt, dafür aber fast die komplette neue EP "The Young And Defenceless" umfasst. Selbst das brutale 'The End Of Nothing' vom Albumhöhepunkt "Hours" wird heute geschmettert.
Sänger Matthew Davies überzeugt zudem durch seine Deutschkenntnisse (seine Ehefrau ist eine Deutsche) und sorgt so auch für den einen onder anderen Lacher zwischen den Songs. Trotzdem kann der kleine Mann das Publikum zu Circle Pits und sogar einer Wall Of Death ermutigen. Mit 'Front Row Seats To The End Of The World' präsentiert man auch einen brandneuen Song vom 2011 erscheinenden Album. Dieser setzt die härtere Gangart der letzten EP fort, überzeugt aber durch einen sehr guten Refrain. FUNERAL FOR A FRIEND beenden ihr Set mit der Hymne (und dem leider einzigen Song vom Debüt "Casually Dressed & Deep In Conversation") 'Escape Artists Never Die'.
Doch alle warten anscheinend auf BULLET FOR MY VALENTINE. Die Waliser Metalband hat sich viel von METALLICA abgeguckt: Mikros über die ganze Bühne verteilt, damit Sänger, Gitarrist und Frauenschwarm Matt Tuck auch ordentlich in Bewegung kommt. Und das tut er schon ordentlich beim Opener 'Your Betrayal'.
Die Band ist bestens aufgelegt an dem letzten Tag der Europatour, bevor es zurück ins heimische Großbritannien geht. Die 4000 anwesenden Fans feiern die Jungs nach allen Regeln der Kunst ab. Diese lassen sich davon ebenfalls anstecken und geben noch mehr Gas bei dem Best-of ihrer drei Alben. Live kommen auch die Songs des neuen, leicht enttäuschenden Albums "Fever" besser herüber. So entfaltet sich auch ein Mauerblümchen wie 'Bittersweet Memories' live zu einem guten Song, der sich nicht hinter dem ebenfalls gespielten 'Say Goodnight' verstecken muss.
Songs wie 'Scream Aim Fire', 'The Last Fight', 'Ten Years Today', Cries In Vain' oder 'Waking The Demon' werden von den Fans regelrecht aufgesogen und oft lauter mitgesungen, als die Musik durch die Boxen schallt. Doch die Stimmung wird bei den Zugaben 'Hand Of Blood' und dem Schmachtfetzen 'Tears Don't Fall' noch besser.
Dann sind BULLET FOR MY VALENTINE nach gut 65 Minuten fertig. Nur 'All These Things I Hate (Revolve Around Me)' wurde nicht gespielt, was sicherlich den einen oder anderen Zuschauer etwas traurig gemacht haben dürfte. Trotzdem haben BULLET FOR MY VALENTINE eine astreine Metalshow abgezogen und bewiesen, warum sie so erfolgreich geworden sind und nicht etwa TRIVIUM, die vor gut fünf Jahren ein genauso heißes Ding waren.
- Redakteur:
- Sebastian Berning