Bad Omens, Bilmuri und The Ghost Inside - Nürnberg

17.12.2025 | 15:24

05.12.2025, psd Bank Arena

Von der Wall of Death ins Lichtermeer: So feiert Nürnberg die moderne Metalcore-Elite.

Es ist ein Abend der Wiedersehen in Nürnberg. Alle drei Bands des heutigen Line-ups habe ich bereits in der Vergangenheit live erlebt, und die Erinnerungen daran sind durchaus gemischt.

Während BILMURI und BAD OMENS bei früheren Shows stets abgeliefert haben, konnte mich THE GHOST INSIDE bisher live noch nicht gänzlich überzeugen.

Mit dieser Erwartungshaltung betrete ich die Nürnberger psd-Bank-Arena: Wird sich das gewohnte Bild bestätigen, oder sorgt der Opener heute für eine Überraschung?

Den Abend eröffnet, wie gesagt, THE GHOST INSIDE. Musikalisch serviert das Quintett deftigen Metalcore, der vorwiegend auf die "Haudrauf"-Taktik setzt und nur selten von melodischen Pausen unterbrochen wird.

Wer die Band bereits bei "Rock im Park" gesehen hat, erlebt heute ein Déjà-vu: Die Lichtshow ist durchaus sehenswert und cool inszeniert, doch der Auftritt an sich bleibt auf einem soliden Level, ohne dabei musikalisch oder in Sachen Bühnenperformance wirkliche Bäume auszureißen.

Der Fokus der Setliste liegt erwartungsgemäß auf dem aktuellen Album "Searching For Solace", von dem unter anderem 'Wash It Away' und 'Death Grip' zum Besten gegeben werden. Aber auch ältere Nummern, wie 'Engine 45', finden ihren Platz.

Das Nürnberger Publikum braucht allerdings eine Weile, um warm zu werden. Die Stimmung ist anfangs noch etwas reserviert und taut nur langsam auf, während auch das Mitmachen eher verhalten ausfällt.

Der Sänger zeigt sich dennoch dankbar und richtet freundliche Worte an die Menge. Persönlich bin ich allerdings froh, dass BILMURI den zweiten Slot ergattern hat, da mir deren Stil deutlich mehr zusagt.

Setliste: Avalanche; The Outcast; Wash It Away; Light Years; Aftermath; Going Under; Engine 45; Wrath; Earn It; Death Grip

Nach dem soliden Start steigt die Stimmung in der Arena mit BILMURI spürbar an – der Act kommt beim Publikum fantastisch an. Johnny Franck und seine Truppe erweisen sich als der perfekte Anheizer und sorgen für beste Laune, was nicht zuletzt an den humorvollen Ansagen und der lockeren Art des Frontmanns liegt.

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen dabei ganz klar Franck selbst und Saxophonistin Gabi Rose, deren Instrument dem oft typischen Metalcore-Sound eine erfrischende und spannende Note verleiht.

Das Set orientiert sich stark an der jüngsten Headliner-Tour und rückt das Album "American Motor Sports" in den Fokus.

Songs wie 'EMPTYHANDED' oder das mit einem herrlich absurden Titel versehene 'ABSOLUTELYCRANKINMYMF'INHOG' werden von der Menge nicht nur begeistert aufgenommen, sondern regelrecht abgefeiert: Es bilden sich Moshpits und sogar eine Wall of Death, was die hervorragende Resonanz eindrucksvoll unterstreicht. Musikalisch top und mit einer Performance, die einfach Spaß macht, liefert BILMURI einen absolut gelungenen Support-Slot ab, der die Vorfreude auf den Hauptact perfekt kanalisiert.

Setliste: EMPTYHANDED; ALL GAS; ABSOLUTELYCRANKINMYMF'INHOG; FLUORIDEINTHEHARDSELTZERWATER; THE END; BLINDSIDED; BOUTTA CASHEW; CORN-FED YETIS; More Than Hate; BETTER HELL (Thicc boi)


Pünktlich erlöschen die Lichter für den Headliner BAD OMENS. Das Bühnenbild ist beeindruckend konstruiert: Frontmann Noah Sebastian agiert zentral, flankiert von den Gitarristen, während das Schlagzeug auf einem erhöhten Podest thront.

Über ihnen schweben angewinkelte Videoleinwände, die zusammen mit der restlichen Beleuchtung eine plastische, raumfüllende Lichtshow erzeugen, die in ihrer Perfektion und dem präzisen Timing Erinnerungen an die ebenfalls sehr gelungene Produktion von SLEEP TOKEN vor zwei Jahren weckt.

Leider kann der Sound hier nicht ganz mithalten: Während Noahs Gesang gewohnt stark und klar durch die Arena schneidet, sind Gitarren und Drums in den Höhen oft zu harsch, die Mitten fehlen fast völlig, und der Bass dröhnt stellenweise zu laut.

Das Set ist streng durchgetaktet und wird durch kurze Video-Intermezzi ("Tape 1" bis "Tape 5") strukturiert, die mit mysteriös-künstlerischen Sequenzen der Band eine Atempause verschaffen.

Musikalisch startet die Band mit 'Specter' und viel CO2, bevor es bei 'Glass Houses' mit Pyrotechnik deutlich härter zur Sache geht.

Die visuellen Effekte sind dabei ein Highlight, etwa die rot wabernden Netze auf den Screens während 'THE DRAIN'. Schon früh im Set zeigt sich bei 'THE DEATH OF PEACE OF MIND', dass heute fast nur Fan-Favoriten auf dem Programm stehen.

Das Gekreische ist ohrenbetäubend, und die Security im Graben hat alle Hände voll mit Crowdsurfern zu tun.

Auch im weiteren Verlauf gönnt die Band dem Publikum kaum Pausen. Die neue Single 'Dying To Love' wird frenetisch gefeiert, und bei 'Nowhere To Go' fordert Noah erfolgreich eine Wall of Death.

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt 'V.A.N', das ohne Poppy (deren Part vom Band kommt) etwas an Dynamik verliert, auch wenn die Visuals und der Circle Pit die Stimmung hochhalten.

Dafür sorgen die Gastauftritte für besondere Momente: Bei 'ANYTHING > HUMAN' stürmt Jonathan Vigil von THE GHOST INSIDE auf die Bühne, und zum Abschluss des regulären Sets bei 'Impose' darf Gabi Rose von BILMURI für ein Solo ans Saxophon, während Konfetti durch die Halle regnet.

Zwischendurch zeigt sich Noah ungewohnt gesprächig, betont seine Dankbarkeit für die erste Arena-Tour und kommentiert augenzwinkernd sein schickes Outfit.

Die obligatorische Ballade 'Just Pretend' verwandelt die Halle in ein Lichtermeer, bevor die Band um 22:30 Uhr mit der Zugabe 'Dethrone' und dem restlichen Arsenal an Pyrotechnik den Abend unter lauten "Concrete Jungle"-Rufen beendet.

Setliste: Tape 1; Specter; Glass Houses; THE DRAIN; THE DEATH OF PEACE OF MIND; Tape 2; Dying to Love; CONCRETE JUNGLE; Nowhere to Go; Limits; Tape 3; ARTIFICIAL SUICIDE; V.A.N; Left For Good; ANYTHING > HUMAN (feat. Jonathan Vigil); What Do You Want From Me?; Tape 4; What It Cost; Like a Villain; Just Pretend; Tape 5; Impose (feat. Gabi Rose); Dethrone

Ein rundum gelungener Abend geht zu Ende. Das Fazit fällt eindeutig aus: BAD OMENS räumt wie gewohnt ab. Die Produktion hat im Vergleich zum letzten Besuch in München qualitativ sogar noch eine Schippe draufgelegt, und musikalisch ist die Truppe ohnehin über jeden Zweifel erhaben.

Für dieses Paket (insbesondere BILMURI und den Headliner BAD OMENS selbst) kann man nur eine klare Empfehlung aussprechen: 10/10 Punkte. Wer die Chance wahrnehmen will, diese Tour zu sehen, sollte sich schleunigst Tickets auf der Bandhomepage sichern!

Text: Noah-Manuel Heim

Die Fotos für "BAD OMENS" wurden uns vom Band-Management zur Verfügung gestellt, da generell keine externen Fotografen zugelassen waren.

Redakteur:
Noah-Manuel Heim

Login

Neu registrieren