Bands Battle - Stavenhagen

09.06.2005 | 18:11

02.06.2005, Tankhaus

Zum vierten Mal haben Jub, Thomas und Deddy vom Interregnum Internet-Radio im Stavenhagener Tankhaus unweit des Mecklenburg-Vorpommerschen Müritz das Bands Battle-Festival auf die Beine gestellt. Nach Auskunft einer der guten Geister von "Muttis Tisch", eines Trucker-Imbiss im gleichen Gebäude, der auch hungrige Festival-Besucher zu fairen Preisen versorgt, trägt das gelb-blau bepinselte Haus den Namen, weil die Gäste dort Gelegenheit haben, sich zu betanken. An den Wochenenden finden dort nämlich auch Alternativ-Discoabende statt.

Doch bevor es zu spät ist, derart wertvolle Informationen aufzunehmen, freuen sich am Donnerstag kurz nach 22 Uhr die Rostocker ENDLESS DISTRUST, den Bands Battle eröffnen zu dürfen. Zu Beginn des Abends haben sich etwa fünfzig Leute eingefunden, um den kehligen Growls ohne wirkliche Substanz des Bassisten Toralf Bornhöft zu lauschen. Im Slaytanic Wehrmacht-Shirt variiert er den Bass-Rhythmus teils gegen den der Drums und bringt so interessante Heterogenität ins Spiel. Bornhöft ist neu zur Band gestoßen, was allerdings kein Grund sein müsste, den Bass so weit nach vorn zu mischen, dass die Gitarre ins Hintertreffen gerät. 'Sugar' glänzt dann allerdings durch einen melodischen und strukturierten Gitarrenpart. Bei 'Power' nervt die Snare blechern laut, was aber die Death-Blast-Parts nicht mindert. Der Titelsong 'Colours Of Death' besticht durch trashigen Groove. Mit pointiertem Schlagzeug, der Gitarre im Vordergrund und sich mauserndem Sound kommt 'Why?' aus den Boxen, Death Metal mit melodischen Anteilen. Bevor ENDLESS DISTRUST die Bühne räumen, wird es 'Morbid'.
(Gretha Breuer)

Die Berliner RESPAWN entern als zweite Band des Abends die Bühne. Davor finden sich jedoch zunächst nur fünf interessierte Zuschauer ein, da der große Rest den Verlockungen des Geburtstagsfreibiers der Veranstalter nicht widerstehen kann. Prost! Mit der aktuellen EP "Natures Foul Child" geben die fünf Berliner ein abwechslungsreiches Stück Metal ab, das Härte und Melodie auf ausgewogene Weise verbindet. Gesangsparts, die an ANVIL erinnern, PARADISE LOST-artige, melancholische Gitarrenstücke und eine gewaltige Portion Aggressivität ziehen im weiteren Verlauf doch immer mehr Freibier-Vernichter vor die Bühne. Der gute Auftritt endet schließlich mit dem AC/DC-Evergreen 'Dirty Deeds', bei dem noch einmal zum Mitsingen animiert werden kann.

Die Pause bis zum Headliner des Abends wird von einem Mexikaner namens Magnus überbrückt. Als Gewinner des am weitesten angereisten Gast-Awards nutzt er gleich die Chance zu einer Ode an Deutschland, deutsches Bier und deutsche Frauen. Vielleicht sehen wir ihn nächstes Jahr mit seiner Black-Metal-Kapelle MAGNIFICATION zum Bands Battle-Festival 2006.

Von Mexiko zurück nach Europa und mit SEAR BLISS steht als Headliner die Band mit der außergewöhnlichsten Instrumentierung des Abends auf der Bühne. Melodischer Black Metal mit Posaune, optisch zunächst ein gewöhnungsbedürftiger Eindruck. Dafür kreieren die Ungarn einen Sound, der sämtliche Limitierungen des Genres sprengt. Die kreischenden Vocals von András Nagy stehen neben melodischen Gitarrenparts von Csaba Csejtei sowie István Neubrandt und werden in atmosphärischen Momenten von einem warmen Posaunenklang untermalt. Abwechslung dominiert die Setlist aus der zehnjährigen Bandgeschichte, angefangen beim "Pagan Winter Demo" bis zum letzten Output "Glory And Perdition", das bei der Song-Auswahl den Schwerpunkt bildet.
Schnelle, raue Black Metal-typische Parts wechseln mit atmosphärischen, getragenen Teilen und bringen bei Titeln wie 'Birth of Eternity', 'Two Worlds Collide' oder 'Blood Serenade' einige Haare vor der Bühne zum Kreisen. Nach dem Dank an die Fans und der ausdrücklichen Freude, ebenfalls am Freibier teilhaben zu dürfen, beenden die außergewöhnlichen Ungarn ihren Auftritt mit dem Klassiker 'Left In The Dark' von der 1998 erschienen "The Haunting"-CD, bei dem sich Zoltán Pál noch einmal bis zum letzten die Luft aus den Lungen presst – immer wieder beeindruckend. Doch die Luftmatratzen sind glücklicherweise schon aufgepustet!
(Thomas Fritzsch)

Redakteur:
Gretha Breuer

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