Bang Your Head 2001 - Balingen

07.07.2001 | 11:54

29.06.2001, Messegelände

Bang Your Head
Samstag 30.06.01

Auf Grund allgemeiner Müdigkeit, Alkohol und sonstiger Entgleisungen (Entgleisungen? Hab ich da irgendwas verpasst? *g* - Rainer)(Wenn Du Dich auch immer des Nächtens mit gewisse Damen herumtreibst!*lol* -Alex) ließen wir die Aftershow-Party ausfallen. Zwar waren mit HELSTAR und RETURN TO THE SABBAT zwei Bands am Start, die sich wahrlich gelohnt hätten, aber irgendwo muß man ja auch Grenzen setzen. Außerdem sind die einzig nüchternen Redakteure Rainer und meine Wenigkeit gewesen, und schließlich sind wir auch nicht mehr die Jüngsten *g*.
Nachdem um 5.00 Uhr morgens das Partyzelt dicht gemacht hatte, fanden wir doch noch ein paar Stunden Schlaf, bevor wir uns dann um 09.30 Uhr bereits wieder aufs Festivalgelände begaben, um den ersten Klängen COURAGOUS zu lauschen, dem Gewinner des RoFa Nachwuchswettbewerbs.


COURAGOUS
10.00 – 10.30 Uhr

Zweiter Tag, unchristliche Uhrzeit: was kann man da schon groß erwarten? Ach, die Gewinner eines Nachwuchswettbewerbes? Na toll, was kann das schon groß sein?
Tja, erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt. COURAGOUS nämlich sind keine hoffnungsvollen, aber unerfahrenen Jungmusiker, sondern ausgebuffte Profis im besten Muckeralter. Diese Tatsache offenbart schon ein Blick auf die Vita der einzelnen Bandmitglieder (die Homepage der Gruppe, http://www.couragous.de, sei an dieser Stelle mit allem Nachdruck empfohlen); vor allem aber konnte das Quintett seine Qualitäten mit einem exzellenten Auftritt unterstreichen. (Aber Hallo, da könnte sich so manche Profi-Band eine dicke Scheibe davon abschneiden!! – Alex)
Ungeachtet der Tatsache, daß sich nur einige hundert unverwüstliche Gestalten bereits vor der Bühne verloren, feuerte die Band um den ausgesprochen charismatischen Frontmann Chris \"das Mädchen\" aus allen Rohren. Wobei sich letzterer nicht nur als einer der besten Sänger des kompletten Festivals, sondern vor allem auch als Showmaker par excellence entpuppte. Nicht daß ihm seine Mitmusiker in irgendwas nachgestanden hätten, denn auch die spielfreudige Gitarrenfront Gerd und Olli, der unermüdliche Tieftöner Jürgen und der bemerkenswert locker trommelnde und zudem mit ausgezeichneten Backings glänzende Schießbudenwart Jan überzeugten auf ganzer Linie.
Natürlich, all diese Vorzüge und auch der einmal mehr starke Sound -davon könnten sich andere Open Airs mehrere Scheiben abschneiden!- wären bloße Makulatur, wenn das Songwriting nicht stimmten würde. Allerdings konnten COURAGOUS auch in dieser, der Kerndisziplin jeder Band, rundum überzeugen, boten melodisches, anspruchsvolles, phasenweise nevermoriges, dann wieder panteresques Hartmetall zwischen druckvollem Power Metal und zackigem Thrash; leider hatten die Hessen nur eine Spielzeit von 25 Minuten zur Verfügung, aber mit starken Songs wie z.B. \"Remember\" und \"Sudden Death\", \"Rebirth\" oder \"Listen\" konnte die Band auch in der Kürze der Zeit rundum überzeugen. Eine der besseren Shows des zweiten Tages, was angesichts des qualitativ hochwertigen Billings für sich spricht!
[Rainer]


EIDOLON
10.40 - 11.20 Uhr

Welch ein Kracher zur frühen Morgenstunde. Die Kanadier EIDOLON mussten schon um 10.40 Uhr die Bühne entern. Doch die Mannen um King Diamond-Gitarrist Glen Drover verstanden es, den noch etwas spärlich vertretenen Zuschauern den letzten Schlaf aus den Augen zu blasen. Die Speed Metal-Attacken des erst kürzlich erschienenen vierten Albums \"Hallowed Apparition\" wurden vom Publikum sehr gut aufgenommen und so war es denn auch nicht weiter verwunderlich, daß die Ersten schon wieder viel Kraft zum Bangen hatten. Sänger Brian Soulard tobte wie ein Wilder über die gesamte Bühne. Leider waren Bassist Adrian Robichaud und Klampfer Drover dagegen so gut wie festgewachsen, was die ansonsten wirklich mitreißende Performance etwas drückte. Denn Songs wie \"Lord Of Desecration\" oder \"Prelude Into Fear\" sind vorzügliche Nackenbrecher. So war die knappe 3/4 Stunde schnell vorüber und EIDOLON hatten sich beim Publikum garantiert ein paar neue Fans gemacht, mich eingeschlossen.
[Mirko]


SQUEALER
11.30 – 12.10 Uhr

Die Hessen SQUEALER waren mir vor diesem Gig nur mit einzelnen Songs geläufig, was sich nach ihrem Auftritt in Balingen auch nicht wirklich ändern wird. SQUEALER bemühten sich um Spielfreude und Energie, was allerdings im Vergleich zu BRAINSTORM am Vortag nur in Ansätzen gelang. Etwas erstaunt war ich über die zwei Sänger, von denen sich der eine im Hintergrund hielt und auch meistens nur die Backing-Vocals übernahm.
Nett war die Begrüssung des Publikums mit den Worten \"Hallo Wacken\". (Die Schote kommt doch jedes Jahr ein paar mal! DEE SNIDER hat sich diesen Gag auch nicht nehmen lassen *gähn* – Alex) Der leicht biedere, am Ehesten noch an neuere HELLOWEEN erinnernde Sound haute mich auch nicht besonders vom Hocker. Abgesehen von einigen Fans in den ersten Reihen, ging es dem Rest des Publikums wohl ähnlich, da es zumeist bei wohlwollendem Höflichkeitsapplaus blieb. Songs wie \"The End Of The World\" oder das abschliessende DEPECHE MODE-Cover \"Enjoy The Silence\" kamen zwar insgesamt sehr nett rüber, aber eben auch nicht mehr. Und da man vom Vortag doch arg verwöhnt und noch reichlich erschöpft war, reichte nett nicht wirklich aus, um die Leute zu begeistern.
[Peter]


ANVIL
12.25 – 13.10 Uhr

Nach dem mehr schlechten als rechten Auftritt von SQUEALER wurde es auch plötzlich wieder voller im offenen Auditorium des Balinger Messegeländes. ANVIL, die Metal Heroen aus den glorreichen 80er Jahren, hatten sich angekündigt. Axtschwinger Lips eröffnete den Gig mit einer fuckin’ Ansage in seinen Gitarrenverstärker und schon legten die Kanadier mit „Plenty Of Power“ los. Unübersehbar war die Spielfreude, die das Quartett an den Tag legte. Am meisten dürfte der alte Haudegen Rob Rainer (Drums) überrascht haben. Der gut 55 Jahre alte Schlagwerker drosch unnachgiebig in die Felle, als wäre es überhaupt kein Problem, das Tempo von \"Forged In Fire\" oder \"Smokin´ Green\" zu halten; und so ganz nebenbei zelebrierte er ein kleines, aber feines Solo (eingangs zu „Metal On Metal“) das von allen Seiten umjubelt wurde. Ebenso durfte bei Meister Lips der bekannte Dildo nicht fehlen, mit dem er seine Flying-V dementsprechend bearbeitete. ANVIL zeigten in bester Manier, daß man auch nach gut 20 Jahren im Musikbusiness immer noch enormen Spaß am Metal haben kann.
[Alex]


HELSTAR
13.25-14.15 Uhr

James Rivera, der Mann mit dem großen Tatendrang. Nicht nur, daß er letztes Jahr mit DESTINY’S END in Balingen war und voller Begeisterung gleich das ganze Festival einpackte, um es dieses Jahr in Houston wieder auszutüten, nein jetzt grub er sogar für beide Festivals seine alte Band HELSTAR wieder aus. Zwar ist außer Jerry Abarca (bs) und eben Rivera (voc) niemand mehr vom originalen Lineup dabei, dafür holte man sich mit Eric Halpern (g - DESTENY\'S END) und zwei weiteren Profis Joe (g) und Russel DeLeon (d), sehr kompetente Leute an Bord.
Schätzungsweise zwei- bis dreitausend Leute hatten sich schon vor der Bühne versammelt, als es losging. Die Band zeigte sich sehr begeistert von der großen Menge. Das merkte man vor allem daran, daß man Rivera und Abarca (der immer noch so rumläuft wie \'89, ganz in schwarz und mit riesigen weißen Basketballstiefeln - *g*) das Grinsen förmlich ins Gesicht gemeißelt hatte. Der erste große Höhepunkt kam nach drei Songs dann mit ihrem \'großen\' Hit \"The King Is Dead\", gefolgt von \"Evil Reign\" und \"Baptized In Blood\".
Die Fans vor der Bühne waren kurz vor dem völligen austicken, während HELSTAR einen Kracher nach dem anderen ablieferten. Die Musiker, allen voran Fruchtzwerg Rivera (ca. 1.65m klein) (Himmel, der ist ja größer als Rainer *lol* - Alex ) (Da muß er sich aber auf seinen Mikroständer stellen *g* - Rainer), posten, rannten wie von der Tarantel gestochen über die große Bühne. Klampfer Joel (...?) zockte sich die genialen Soli mit größter Routine aus den kurzen Ärmeln. Bei der überaus sympathischen Ausstrahlung der Texaner schlug sich das auch auf die Fans nieder, welch die Band richtig abfeierten.
Die Halbballade \"Winds Of War\" wurde von einem längeren Intro eingeläutet, worauf gleich \"Angel Of Death\" (nein – kein SLAYER Cover) folgte. \"Run With The Pack\" vom \'86er Album \'Burning Star\' bildete den Abschluß eines äußerst gelungenen Reunion-Gigs. Gerüchten zufolge wollen die Amis zusammenbleiben, um noch ein paar Auftritte folgen zu lassen oder vielleicht sogar noch mal ein Album zu produzieren.
[Mirko]


COMPANY OF SNAKES
14.30 – 15.30 Uhr

Zeit für ein paar alte Männer, die beweisen wollen, daß sie es noch richtig drauf haben: WHITESNAKE kommen! Mit neuem Namen (COMPANY OF SNAKES) und neuem Sänger (Stefan Berggren) konnte die Show beginnen.
Eine Stunde lang wurden die alten Klassiker aus der Kiste geholt, entstaubt und dem Publikum präsentiert. Mit \"Come On\" erwischte man einen relativ guten Einstieg in das Programm, bei dem Berggren eine sehr überzeugende Gesangsleistung vollbrachte. Doch leider sprang der Funke kaum auf das Publikum über. Vor etlichen Jahren hat man gerade mit Liedern wie \"Don\'t Break My Heart Again\", \"Ain\'t No Love In The Heart Of The City\" oder
\"Here I Go Again\" die Luft zum Brennen und Fans zum Ausrasten gebracht. Heute kam nur sporadisch Begeisterung auf. Die Refrains wurden eher lustlos mitgesungen; kurzum: so richtig Spaß schien niemand zu haben.
Es mag daran liegen, daß Stefan Berggren von den Fans nicht als geeigneter David Coverdale-Ersatz akzeptiert wurde; es mag daran liegen, daß die Songs eine zu dicke Staubschicht vorweisen oder ganz einfach die Tatsache, daß die Zeit von WHITESNAKE definitiv passé ist. Mit ein paar neuen Songs hätte man hier echte Arbeit leisten und zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können: erstens den Beweis antreten, daß man das Songwriting nicht verlernt hat und zweitens neue Fans gewinnen.
So bleibt einzig und allein ein äußerst mittelmäßiger Auftritt zurück, den man nicht gesehen haben muss (es sei denn, man wollte sich bei den darauffolgenden SIX FEET UNDER einen Platz in den ersten Reihen ergattern) (Da kann man mal sehen, alles hat seine Vor- und Nachteile:-) – Alex)
Nein! Zwischen lethargischen Altfans und der nicht wesentlich aktiveren Jungbrut, noch dazu unter Zumutung eines äußerst nervigem Gitarrensolos von Micky Moody machten COMPANY OF SNAKES nicht wirklich Lust auf mehr. Schade eigentlich, aber wenigstens ist keiner beim Einschlafen hingefallen und hat sich verletzt.
[Christian]


SIX FEET UNDER
15.45 – 16.45 Uhr

Nach dem genialen, aber leider viel zu kurzen Auftritt beim With Full Force-Festival durfte die amerikanische Death Metal-Dampfwalze SIX FEET UNDER wieder ran, diesmal sogar eine geschlagene Stunde - und die Jungs um Frontsau Chris Barnes nutzten jede einzelne Minute. Zwar war man mit Abstand die härteste Band im Billing, aber die doch recht ansehnliche Menge vor der Stage und die Reaktionen der Fans sprachen doch dafür, daß man ruhig auch weiterhin „extremere“ Bands bei einem eigentlich eher traditionell ausgerichteten Festival wie dem BYH verpflichten kann.
Los ging’s wie schon vor einer Woche mit dem perfekten Einstieg namens „Victim Of The Paranoid“, und dank einem absolut göttlichem Sound hatte man die nach Blut lechzende Meute schnell auf seiner Seite. Egal ob neuere Schädelspalter wie „Feasting On The Blood Of The Insane“ und „No Warning Shot“, oder Klassiker der Marke „Revenge Of The Zombie“, „Beneath A Black Sky“ und „Human Target“ - SIX FEET UNDER überzeugten auf der ganzen Linie.
Irgendwie allerdings schien sich der Vierer auf der recht großen Bühne nicht so ganz wohlzufühlen - zumindest war der Aktionsradius der Musiker selten grösser als ein Bierdeckel, lediglich Mr.Barnes traute sich auch mal in Richtung Publikum - was der makellosen Performance jedoch keinen Abbruch tat.
Besonders löblich hervorzuheben war die Präsentation zweier weiterer neuer Songs, bei denen es sich mitnichten um dieselben wie beim Full Force handelte, so gab man eine Woche später „Knife, Gun, Axe“ und „The Murderers“ zum Besten, und diese Todesbleigeschosse trafen genauso zielsicher den Nerv der Anhänger.
Mit der Groovemaschine „Lycanthropy“ ging ein Wahnsinnsgig zuende, an dem es lediglich auszusetzen gibt, dass ein massenkompatibles „TNT“-Cover vielleicht auch angebracht gewesen wäre. Ansonsten - Klasse!!
[Rouven]


AXEL RUDI PELL
17.00 – 18.00 Uhr

Jetzt war es soweit - AXEL RUDI PELL kam mit seiner Band auf die Bühne. Mit \"Tear Down The Walls\" vom aktuellen Studio-Album \"The Masquerade Ball\" ging es auch gleich richtig rockig los. Sänger Johnny Gioeli versuchte von Beginn an, das doch schon recht zahlreiche Publikum mitzureißen - was ihm auch ganz gut gelang (Ich dachte schon, er lässt einmal mehr das Publikum den Set singen *g* - Alex). Obwohl die Songs von AXEL RUDI PELL doch eher etwas länglich sind und die Band gerade mal acht Songs in der Stunde Spielzeit schaffte, kamen diese bei den Zuhörern gut an. Das lag nicht zuletzt daran, dass neben dem neueren \"Masquerade Ball\" natürlich auch noch einige Klassiker gespielt wurden (u.a. \"Fool Fool\", \"Carousel\", \"Casbah\" und \"Warrior\").
Und wie es sich für eine solche Band gehört, dürfen natürlich die Instrumentalteile nicht zu kurz kommen: Mike Terrana demonstrierte einmal mehr, dass er am Schlagzeug doch zu den Besseren gehört (Ääääääähhh..... FALSCH! „zu den BESTEN gehört“, so muß das heißen! – Alex), und Axel selbst, der auch immer wieder ein altbekanntes Riff einstreute (z.B. von \"Smoke On The Water\"), lieferte sich mit seinem Keyboarder Ferdy Doernberg (im Hauptberuf bei ROUGH SILK) so manches Duell (Ferdy bewies dabei, daß ein Keyboard nicht immer an der selben Stelle stehen muss, und auch, dass man es auch durchaus spielen kann, wenn man es auf der Schulter hat).
Auf alle Fälle war der Auftritt von AXEL RUDI PELL ganz ordentlich und auch - insbesondere aufgrund der angesprochenen Einlagen - sehr unterhaltsam.
[Martin]


MEGADETH
18.20 – 19.30 Uhr

Ulkige Konstellation irgendwie: erst der musikalische Vernichtungsfeldzug von SIX FEET UNDER -zugegebenermaßen etwas gebremst von den durch die Bank lahmen neuen Songs- dann die mehr als müde Darbietung von Wattenscheids berühmtestem Sohn AXEL RUDI PELL und darauf wiederum ein absoluter Orkan in Form einer von vorne bis hinten fantastischen MEGADETH-Show.
Zweifellos steht und fällt die Truppe live ja mit der Tagesform von Chefexzentriker Dave Mustaine. An diesem Tage allerdings präsentierte sich der Rotschopf und somit auch seine Band in fantastischer Verfassung, welche selbst den ausgezeichneten Auftritt auf dem WFF noch in den Schatten stellte. Dave und seine Mannen liessen die Massen erst noch ein bisschen zappeln, um dann ein wahres Feuerwerk abzubrennen. Sound, Gesang, Spieltechnik, das Quartett bewegte sich in jeder Wertungskategorie auf allerhöchstem Niveau, agierte unvergleichlich tight und wirkte zudem so homogen wie nie zuvor in der Bandgeschichte.
Dazu eine Setlist, die knapp 70 Minuten lang praktisch keine Wünsche offenliess, denn abgesehen von einigen wenigen neueren Songs wie \"Kill The King\" oder \"Moto Psycho\" gab es durch die Bank klassischen Stoff: \"Wake Up Dead\" sowie der Titelsong vom \"Peace Sells... But Who´s Buying?\"-Zweitwerk, das Eröffnungsdoppel \"Holy Wars...\" und \"... The Punishment Due\" sowie das schmissige \"Tornado Of Souls\" von \"Rust In Peace\", dazu fantastische Songs wie \"In My Darkest Hour\", \"Reckoning Day\" und der wohl bekannteste Song der Bandgeschichte, \"Symphony Of Destruction\".
Da gab es nichts zu Meckern, im Gegenteil, der Band auf Knien zu huldigen war die Devise. Kunststück, daß die Stimmung im Publikum den Leistungen der Truppe entsprach, geradezu euphorisch wurden die 4 Amis abgefeiert. Bleibt nur noch das Fazit Eures ergebenen Berichterstatters, der nach zwei ausgezeichneten Darbietungen binnen Wochenfrist zu der Erkenntnis gelangt ist, daß MEGADETH stärker als je zuvor sind.
[Rainer]


STRATOVARIUS
19.50 – 21.00 Uhr

Nun war es an den fünf Finnen von STRATOVARIUS (Öhmm... das sind nicht ausschließlich Finnen... – Rainer),die Bühne zu bevölkern. Die Jungs um den Ausnahmegitarristen Timo Tolkki legten dann auch gleich mit \"Phoenix\" vom letzten regulären Album \"Infinite\" gut los, so daß die Stimmung bei den inzwischen doch sehr zahlreichen Leuten von Beginn an richtig gut war. Bei der folgenden Begrüßung ließ es sich Timo Kotipelto natürlich nicht nehmen, auf sein Missgeschick beim letztjährigen Wacken Open Air hinzuweisen, als er sich die linke Hand verbrannt hatte. Symbolisch wurde deshalb die rechte (!) Hand der Bühnendekoration entzündet. Dann ging es aber musikalisch weiter - mit den beiden Klassikern vom \"Visions\"-Album, \"Paradise\" und \"Kiss Of Judas\". Anschließend wurde \"Will My Soul Ever Rest In Peace\" von der aktuellen CD \"Intermission\" vorgestellt, ein zu Beginn langsamer, sich im weiteren Verlauf steigernder Midtempo-Song. Weiter ging es dann aber mit weiteren Klassikern (\"Black Diamond\", \"Dreamspace\" und \"Father Time\"), bevor es einen zweiten neuen Song gab: \"Why Are We Here\".
Danach folgten noch zwei Songs vom \"Episode\"-Album, das schnellere \"Will The Sun Rise\" und die unumgängliche Ballade \"Forever\". Den Abschluss bildete dann \"Hunting High And Low\", bevor es für das Publikum den bereits obligatorischen Crash-Kurs in Finnisch gab (Wir zählen bis vier...).
Der 60minütige Auftritt von STRATOVARIUS war im Großen und Ganzen sehr gut -eine ordentliche Song-Zusammenstellung, durch ansprechende Pyro-Technik untermalt- allerdings war für mich etwas wenig Bewegung auf der Bühne (mit Ausnahme des Sängers Timo Kotipelto).
[Martin]


DEE SNIDER
21.15 – 23.00 Uhr

Eigentlich wäre es ja die ehrenvolle Aufgabe unseres Alterspräsidenten Alex gewesen, sein fachmännisches Urteil über den ehemaligen TWISTED SISTER-Frontmann abzugeben. Da dieser allerdings aufgrund unausweichlicher familiärer Verpflichtungen am folgenden Tag bereits kurz nach Beginn des DEE SNIDER-Sets den Heimweg antreten mußte, sprang meine Wenigkeit nur zu gerne in die Bresche. (Tja, mein Freund, so kommt man dazu, einen Headliner zu reviewen ;-) – Alex)
Bei Lichte besehen erübrigt es sich ja eigentlich, zu Rock´n´Roll-Hohepriester DEE noch große Worte zu verlieren, denn die Qualitäten des Mannes sind allerorten hinlänglich bekannt: charismatisch wie kaum ein Zweiter, ausgesprochen bewegungsfreudig und mit einer bis zum Ende seines Auftritts bemerkenswert frischen Reibeisenstimme verwöhnte der Ausnahmeshouter unter Mithilfe seine tadellosen Begleitmusiker -darunter mit Schlagwerker A.J. Pero ein alter TS-Kumpel SNIDERs- der wahrhaft riesigen und in ihrer grenzenlosen Begeisterung beeindruckenden Zuschauermenge mit einer Show, die sich wahrhaft gewaschen hatte.
Schon der Einstieg mit \"What you don´t know sure can hurt you\" schlug den geneigten Zuhörer unweigerlich in DEEs Bann; im weiteren Verauf des Gigs unterbreachen lediglich \"Widowmaker\" (von SNIDERs gleichnamiger Band, dargeboten mit MEGADETH-Klampfer Al Pitrelli als zweitem Axeman) sowie die Neukomposition \"Hardcore\" den Reigen an unsterblichen Hardrock-Klassikern, ohne jedoch qualitativ abzufallen.
Ápropos \"Hardcore\", dieser Song wurde von DEE in langen Worten der MOTÖRHEAD-Legende Lemmy Kilmister gewidmet. Überhaupt suchte SNIDER immer wieder die Kommunikation mit dem Publikum und überzeugte dabei nicht nur durch intelligente und witzige Ansagen, sondern auch durch ein erfrischend bodenständiges Auftreten, wie man es von einem Künstler seines Ranges nur sehr, sehr selten sieht. Stellvertretend dafür sei lediglich die ordinäre und zum Brüllen komische Schimpftirade genannt, welche DEE angesichts der sich abzeichnenden Wetterverschlechterung gen Himmel sandte. (Es darf sich eben nur einer mit dem Herren anlegen, DEE fuckin SNIDER!! – Alex)
Doch zurück zur Musik! Und was die betraf, gab es mit Ausnahme eines kurzen, eher mittelmässigen Drumsolos, nur noch wahre Göttergaben zu hören: ob \"The Kids Are Back\" oder \"Leader Of The Pack\", das mit einer satten Pyrowand eingeleitete \"Burn In Hell\" (erst vor kurzem von DIMMU BORGIR gecovert) oder \"Under The Blade\", Hit reihte sich an Hit, veredelt von einer äusserst tight agierenden Band, einer wirklich schönen Lightshow und einem nach anfänglich leichten Problem grandiosen Sound.
Mit \"We´re Not Gonna Take It\", DEM Mitgrölklassiker überhaupt, sowie \"The Prize\" beendete SNIDER den regulären Teil seiner Show, um nach kurzer Pause mit \"S.M.F.\" den krönenden Abschluß zu setzen. Bei letzterem begann zum Einen ein gut zehnminütiges, sehr ansprechendes Feuerwerk und zum Anderen ein heftiger Wolkenbruch. Beides dazu angetan, eine Art von Schlußpunkt unter das diesjährige BANG YOUR HEAD!!!-Open Air zu setzen. Müssig zu erwähnen allerdings, daß sich ein Großteil des Publikums davon nicht beirren liess und noch minutenlang vor der Bühne verharrte, um dort in ohrenbetäubender Lautstärke den \"We´re Not Gonna Take It\"-Refrain zu schmettern.
Bleibt festzustellen, daß der gute DEE und seine Band mit dieser -übrigens für eine Veröffentlichung auf DVD aufgezeichneten- Show nicht nur den Headliner des Vortages, JUDAS PRIEST, in allen Belangen mühelos übertrumpfen konnten, sondern generell den eindeutig besten Gig des kompletten Festivals ablieferten und sich somit als würdiger Headliner präsentierten. Wollen wir hoffen, daß es Mr. SNIDER in absehbarer Zeit für eine komplette Tour nach good old Germany verschlägt!

Setlist:
What you don´t know sure can hurt you
The Kids Are Back
Stay Hungry
Isn\'t it Time
You Can´t Stop Rock´n´Roll
I Am, I Me
I Believe In Rock´n´nRoll
Leader Of The Pack
Be Crool To Your Schuel
Hardcore
I Wanna Rock
Widowmaker
Drumsolo
Burn In Hell
Under The Blade
We´re Not Gonna Take It
The Prize
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S.M.F.
[Rainer]

Redakteur:
Alex Kragl

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