Bang Your Head 2018 - Balingen

05.08.2018 | 18:16

12.07.2018, Messegelände

BANG YOUR HEAD 2018: 20jähriges Open Air Jubiläum!

Es ist Samstag, Zeit für den Endspurt. So langsam machen sich Ermüdungserscheinungen in den Gesichtern der Fans breit und zu Beginn ist die Schar vor der Bühne überschaubar. Drei Tage gehen auf die Kondition, man muss sich die Kräfte einteilen. Dennoch ist die erste Delegation der Schreiber vor Ort und lässt den Morgen mit Heavy Metal beginnen.

Als überaus positiv erweist sich am Samstagmorgen zunächst einmal die Tatsache, dass sich sämtliche Wetter-Apps irren sollten und auch dieser Tag frei von Gewittern bleibt. Zwar ist es zu Mittag noch ein wenig wolkenverhangen, die Sonne setzt sich aber auch an diesem Samstag durch und liefert ihr bestes "Programm". Musikalisch geht es mit griffigem, aber dennoch bombastischem Melodic Metal los, dargeboten von EVERTALE. Das Quartett aus Kehl zeigt sich nicht nur von Beginn an sehr spielfreudig und motiviert, man nimmt den Jungs auch ab, wie sehr geehrt sie sich fühlen hier und heute auftreten zu dürfen. Im Vergleich zum Vortrag finden sich auch einige Zuseher mehr um diese Tageszeit vor der Bühne ein. Die durchaus schon funktionierenden Mitsingspielchen lassen auf eine durchaus treue Fanschar schließen, die EVERTALE hierher begleitet hat.

Nach dem Set dürfen mit Sicherheit auch noch einige mehr zu dieser gezählt werden, denn sowohl die Tracks des im letzten Jahr veröffentlichten Drehers "The Great Brotherwar", dessen Covermotiv auch in Form eines riesigen Backdrops die Bühne ziert, als auch die Nummern des Debüts "Of Dragons And Elves" werden gut aufgenommen und im Falle von 'In The Sign Of The Valient Warrior' sowie dem Finale 'Firestorm' auch lautstark mitgesungen. Ein überaus respektabler Auftritt des Quartetts also, das unter Beweis stellt, dass sich sowohl verhältnismäßig lange Kompositionen und auch Fantasy-Texte zum Frühstück eignen. Klar doch, Drachen und Elfen im Kopfkino und pechschwarzer Kaffee passen durchaus, keine Bange. Gitarrist und Sänger Matthias sollte es sich jedoch für zukünftige Auftritte überlegen, ob er denn wirklich noch einmal einen so abgedroschenen Witz in seine Ansagen integrieren möchte, wie er es mit dem leider unbelächelt gebliebenen, alten Kalauer vom "gebrochenen Finger" versucht...

[Walter Scheurer]


Nach den eher typisch europäischen Klängen von EVERTALE geht es bei CLOVEN HOOF bekanntermaßen "transatlantisch" zur Sache. Die durch die beiden US-amerikanischen ASKA-Recken George Call (voc.) und Danny White (dr.) ohnehin längst nicht mehr als britische Band zu betrachtende Formation hat schon auf ihrer letzten Scheibe "Who Mourns For The Morning Star?" eine elegante Gratwanderung zwischen NWOBHM und US Metal absolviert und schafft es, diese Melange auch entsprechend auf die Bretter zu bringen.

Zwar ist besagter Dreher im Endeffekt nur durch 'Song Of Orpheus' und 'Time to Burn' vertreten, George schafft es mit seiner markanten Stimme aber auch, früheren Nummern zu einem gewissen Grad seinen Stempel aufzudrücken und diese eben amerikanischer denn je klingen zu lassen. Allen voran 'Nova Battlestar', das er sich offenbar regelrecht zu eigen gemacht hat und durch seine vibrierenden Stimmbänder in eine etwas heftigere Richtung drängt. Zu Beginn jedoch tut man sich als Zuseher ein wenig schwer mit George, wirkt der Kerl doch irgendwie unnahbar und arrogant. Durchaus möglich, dass sein Gehabe auf eine anfängliche Unsicherheit zurückzuführen ist. Im Verlauf der Spielzeit entledigt sich George nämlich nicht nur seiner Lederjacke, sondern schafft es, auch jegliche Nervosität abzulegen, um mit dem Publikum nicht nur zu interagieren, sondern auch so manche Anekdote zu erzählen.

Sympathiepunkte sammelt er schließlich durch seine Huldigung an Russ North, einem seiner Vorgänger am Mikro, dem er 'Highlander' widmet. Ebenso viel Resonanz erhält der Kerl dann für die Aufforderung, "Scream for me, if you like Heavy Metal" und auch dem Nachsatz "Say yeah, if you eat, drink, fuck and shit Heavy Metal" wird nachgekommen. Nun ja, die Bezeichnung "harter Stuhl" mag dadurch zwar ab sofort eine eigenartige, neue Bedeutung erhalten haben, am Umstand, dass CLOVEN HOOF mit dem daran anschließenden 'Reach For The Sky', vom 88er-Album "Dominator" einen erfolgreichen Gig beendet, ändert das aber auch nichts.

Setliste: Inquisitor; Song Of Orpheus; Cloven Hoof; Time To Burn; Highlander; Gates Of Gehenna; Nova Battlestar; Laying Down The Law; Reach For The Sky

[Walter Scheurer]

 


Zu den gerne gesehenen Gästen beim BANG YOUR HEAD-Festival zählen auch die Herrschaften rund um den einzige verbliebenen "Ur-TYGER" Robb Weir. Der kann seit dem Einstieg von Micky Crystal an der Gitarre vor gut fünf Jahren endlich wieder auf eine überaus aktive und stabile Besetzung an seiner Seite bauen und wirkt entsprechend entspannt. Da auch der letzte Dreher des Quintetts überaus positiv aufgenommen wurde, ist es geradezu logisch, dass TYGERS OF PAN TANG mit 'Only The Brave', der ersten Single dieses selbstbetitelten Werkes, ins Geschehen einsteigt. Auffällig ist dabei der brillante, knallharte Hard Rock-Sound mit dem die beiden Klampfer das Publikum im Nu auf ihre Seite ziehen. Zunächst noch in wenig im Hintergrund, geht im Verlauf der Spielzeit auch der italienische Sänger Jacopo Meille immer mehr aus sich heraus. Sein elegantes Outfit belässt der gute Mann jedoch bis zum Ende hin unverändert. Sieht zwar irgendwie ungewöhnlich aus, einen Sänger in Hemd und Gilet rocken zu sehen, auf jeden Fall aber passt das Outfit perfekt zu seinen nicht minder eleganten, tänzelnden Bewegungen. Dass er sich offenbar bevorzugt zum Groove seiner Kollegen in Bewegung begibt, lässt er das Publikum in der mit dezenten AEROSMITH-Anleihen versehenen Abgeh-Nummer 'Glad Rags' wissen, bei der er es auch problemlos schafft, das Publikum zum Mitmachen zu animieren.

Bei so viel Hingabe und Spaß auf der Bühne verwundert es daher auch nicht, dass gegen Ende hin ein wenig Verwirrung aufkommt. Als Jacopo nämlich Robb plötzlich sucht, um mit ihm gemeinsam das von Jacopo als letzte Nummer angedachte 'Love Potion No. 9' anzusagen. Robb jedoch hat sich bereits am Drum-Podest eingefunden um gemeinsam mit Drummer Craig Ellis die zuvor noch ins Programm genommene zweite Cover-Version einzuzählen. Gut so, denn auch die hat in sich! Derart knackig kommt der alte ZZ TOP-Gassenhauer 'Tush' nämlich wahrlich nicht immer aus den Boxen. Schade, dass nach exakt 60 Minuten Schluss sein muss, eine Show von längerer Dauer hätte mit Sicherheit auch weiterhin für kurzweilige Unterhaltung gesorgt. Rawk on, guys!

Setliste: Only The Brave; Love Don't Stay; Gangland; Euthanasia; Keeping Me Alive; Glad Rags; Slave To Freedom; Raised On Rock; Devil You Know; Suzie Smiled; Hellbound; Tush; Love Potion No. 9

[Walter Scheurer]

 

Auch wenn die Zuseher wissen, dass GIRLSCHOOL seit den Anfängen in Lemmy einen speziellen Förderer hatten, kommt Kim McAulliffe im Lemmy-Tribut-Shirt auf die Bretter und lässt uns im Verlauf der Spielzeit mehrfach wissen, wieviel dieser alte Haudegen für ihre Band getan hat. Auch seine ebenso unvergessenen MOTÖRHEAD-Kollegen Eddie Clarke und "Filthy" Taylor werden von GIRLSCHOOL entsprechend gewürdigt, ebenso Ronnie James DIO, der ja einst 'I Spy' zusammen mit Tony Iommi für das "Legacy"-Album aufgenommen hatte. Auch ihrer viel zu früh verstorbenen Kollegin Kelly Johnson huldigt das Quartett, vergisst aber selbstredend dennoch nicht, dass man sich eigentlich auf einem Rock-Festival befindet und zur Unterhaltung aufspielt und dafür eignet sich der schnörkellose harte Rock der Damen immer noch blendend. Da sich die Refrains selbst von zuvor weniger GIRLSCHOOL-affinen Personen auf Anhieb mitsingen lassen, dauert es auch nicht lange, ehe im Auditorium eine gepflegte Party beginnt, die - orientiert man sich an der Lautstärke der Mitsing-Passagen - in den Oldies 'Screaming Blue Murder', 'Race With The Devi'l und dem logischen Finale 'Emergency' ihre Höhepunkte hat.

Showtechnisch ist zwar bei den Damen nicht übermäßig viel los, doch GIRLSCHOOL steht seit jeher eher für das Motto "Let The Music Do The Talking" und von daher werden eventuelle "Gimmicks" auch erst gar nicht erwartet. Sehr wohl jedoch der typisch dunkelschwarze, britische Humor, den Kim offenbar im Blut hat, wie sie in der Band-Vorstellung und speziell bei der "Präsentation" von "Fishnet Woman" Jacky Chambers unter Beweis stellt. Das "Band-Küken" weiß mit dieser Art von Humor aber offenbar gut umzugehen und quittiert die Ansagen der Kollegin mit einem mehr als nur offensichtlichen Lachen. Weniger witzig scheint indes Schlagzeugerin Denise Dufort die offenbar mangelhafte Befestigung der Kick-Drum und der Becken zu finden, ruft sie doch während der ersten Nummern mehrfach einen Roadie zu Hilfe. Doch Vollprofis, wie es diese Damen nunmal seit Jahrzehnten sind, stecken sie derlei Problemchen locker weg und sorgen einmal mehr für eine gute Stunde klassisches Rock-Entertainment.

Setliste: Demolition Boys; C'mon Let's Go; The Hunter; Hit And Run; I Spy; Come The Revolution; Take It Like A Band; Never Say Never; Screaming Blue Murder; Future Flash; Kick It Down; Watch Your Step; Yeah Right; Race With The Devil; Emergency

[Walter Scheurer]

 

Das BANG YOUR HEAD und der extremere Metal sind schon ein wenig wie Feuer und Wasser. Mich freut es immer, wenn zwischen all den traditionellen und melodischen Bands auch mal eine Truppe wie PRIMORDIAL die Hauptbühne stürmen darf, die dem Auditorium ein wenig den Kalk aus den Knochen schüttelt, doch man muss es offen eingestehen: Die finsteren Bands haben es allesamt schwer, wenn sie am Nachmittag, meist in gleißendem Sonnenlicht und bei brachialer Hitze, versuchen müssen, die Stimmung herüberzubringen, die ihre Musik nun einmal ausmacht. Das klappt vielleicht noch bei Thrashern wie EXODUS, aber wenn wir uns gen Death Metal und Black Metal bewegen, dann wird es schwierig. So haben die irischen Düsterepiker von PRIMORDIAL dieses Jahr die Position zwischen GIRLSCHOOL und LOUDNESS erwischt, die Sonne brennt Meister Alan das Make-up unter der Kapuze weg, und das Cocktail-schlürfende Publikum mit Strohhut und Sonnenbrille gibt sich zwar interessiert, aber so wirklich in Stimmung für keltische Heldenepen und doomig-schwarze Grimmigkeit ist es dann doch ebenso wenig, wie es Tags zuvor Herrn Eikemos Gletscherwanderungen mitmachen wollte. Gleichwohl: Eine treue Fangemeinde findet sich zu PRIMORDIALs Auftritten immer vor der Bühne ein, und wer die Iren kennt, der weiß, dass Alan & Co. immer alles geben. Alan Averill ist schlicht und ergreifend ein beeindruckender und charismatischer Frontmann, und er schafft es eben auch, ein skeptischeres Publikum in seinen Bann zu ziehen. Da man vorwiegend Leute vor sich haben dürfte, die das neue Album noch nicht kennen, wird eben dieses auch ausgiebig mit drei Stücken gewürdigt. Abgerundet wird das Programm mit vier weiteren Stücken aus den letzten dreizehn Jahren, wobei allerdings das Vorgängeralbum "Where Greater Men Have Fallen" überraschend außen vor bleibt, ebenso das schwarzmetallischere Frühwerk, wobei das nicht ganz so unverhofft kommt. Alles in allem ein starker, routinierter Gig der Iren vor einem interessierten aber nicht euphorischen Publikum; aber in einer dunklen Halle wirkt PRIMORDIAL halt doch nochmals deutlich intensiver als auf einer Festivalbühne im Sonnenlicht.

Setliste: Nail Their Tongues; No Grave Deep Enough; To Hell Or The Hangman; As Rome Burns; Upon Our Spiritual Deathbed; The Coffin Ships; Empire Falls

[Rüdiger Stehle]

 

Die verrückten Japaner sind wieder da! LOUDNESS entert die Bühne und schon herrscht bei mir Freude! Kann jemand wirklich glauben, dass die Burschen seit 1981 tatsächlich 26 Alben veröffentlicht haben? Wahnsinn, oder? Dabei gab es ungewöhnlich wenige Umbesetzungen, und in der aktuellen Konstellation ist man auch bereits seit 2009 unterwegs und hat immerhin das letzte Album "Rise To Glory" mal wieder auch außerhalb Japans veröffentlicht. Das markiert eine gute Gelegenheit, auch live nach dem Rechten zu sehen, auch wenn der etatmäßige Schlagzeuger aufgrund eines Herzanfalls im Frühjahr die Reise nicht antreten konnte. Nach dem obligatorischen Intro geht es mit 'Soul On Fire' und 'I'm Still Alive' los, die beide von besagtem aktuellen Album stammen. Wie immer guter Hard Rock, eher weniger Heavy Metal als in der Frühphase, aber sehr ordentlich.

Besonders ist bei LOUDNESS immer der Spaß, den die Burschen ausstrahlen. Ganz vorne dabei ist Sänger Minoru Niihara, der sich die ganze Zeit über mit offenem Mund freut. Man kann gar nicht anders als mitzugrinsen. Herz der Band ist natürlich Akira Takasaki, der als einziger bei der Gründung der Kapelle bereits dabei war. Doch die anderen Musiker, bis auf den Schlagzeuger, da der ursprüngliche Drummer vor einigen Jahren an Krebs verstarb, sind bereits seit 1981 in der Band. Da LOUDNESS immer schon mit nur einem Gitarristen unterwegs war und ist und sich Takasaki zu einem wilden Shredder entwickelt hat, der gerne mal Riff Riff sein läßt und sich auf den sechs Saiten austobt, geht das manchmal zu Lasten der Nachvollziehbarkeit, aber da die Band auch heute wieder einige Klassiker am Start hat, empfinde ich das als vernachlässigbar und freue mich über 'Crazy Nights', 'Heavy Chains' und den Kracher 'Like Hell'. LOUDNESS spielt sogar noch zwei weitere Lieder des aktuellen Albums "Rise To Glory", die allerdings nicht allzu bekannt zu sein scheinen. Trotzdem feiert die übliche Menge vor der Bühne und auch sonst ist das Interesse groß, aber die Kenntnis der Bandhistorie ausgenscheinlich gering. Wie immer gibt es auch keine besonderen Ansagen, denn Sänger Minoru ist immer noch nicht gerade eloquent in seinen Englisch-Kenntnissen, und so muss die Musik überzeugen.

Zum Ende hin gibt es natürlich noch ein paar ganz frühe Lieder, aus der Zeit, als die Japaner noch eher dem Metal denn dem Hard Rock frönten. Auch 'This Lonely Heart' macht eine gute Figur, aber den Schlusspunkt setzen die Jungs mit dem Speed-Doppel 'In The Mirror' und 'S.D.I.'. Es war vorher schon heiß, aber jetzt rinnt der Schweiß. LOUDNESS ist einfach immer sehr unterhaltsam.

Setliste: Soul On Fire; I'm Still Alive; Crazy Nights; Like Hell; Heavy Chains; Go For Broke; Until I See The Light; Let It Go; This Lonely Heart; Crazy Doctor; In the Mirror; S.D.I.

[Frank Jaeger]

 

Kinder wie die Zeit vergeht! Da bin ich doch im Vorfeld der Meinung, eigentlich erst "vor kurzer Zeit" MYSTIC PROPHECY in Balingen auf der Open Air-Bühne gesehen zu haben, werde jedoch an Ort und Stelle daraufhingewiesen, dass der Fünfer seinen ersten Auftritt beim "Bang Your Head!!"-Festival seit 2007 absolvieren darf. Na ja, sooo lange ist das nun auch wieder nicht her....

Das Line-Up der Band hat sich seit damals zwar gewaltig verändert, nicht jedoch der kraftstrotzende Heavy Metal, den die Formation rund um Roberto Dimitri "R.D." Liapakis von sich gibt. Ebenso unverändert ist auch die Tatsache, dass R.D. mit zu den unterhaltsamsten und sympathischen Frontmännern zählt und er es einfach blendend versteht, für Stimmung zu sorgen. Dass die Halle trotz des "Paralell-Programms" (LOUDNESS!) randvoll mit feierwütigen Bangern gefüllt ist, spricht ebenso für die Qualität von MYSTIC PROPHECY, wie der Umstand, dass die Bühne mit Backdrop, Aufstellern und einer feinen Ausleuchtug auch optisch einiges hergibt.

Beeindruckend ist auch, wie es die Musiker schaffen, zwar ihren immensen Bewegungsdrang voll auszuleben, dabei jedoch weder sich, noch die Mitstreiter zu gefährden. Was muss da erst los sein, wenn man dieser Band in der aktuellen Besetzung die Open-Air-Bühne für ihren Auftritt zur Verfügung stellen würde? Der Auftritt in der "Sauna", äh, "Volksbank Messehalle" gerät auch so zu einem wahren Triumphzug für MYSTIC PROPHECY. Der ist durchaus der körperlicher Einsatzbereitschaft (Gitarrist Markus Pohl und Bassistin Joey Roxx absolvieren einen geschätzten Halb-Marathon während sechzig Minuten Spielzeit und auch R.D., den ich zum ersten Mal ohne Kopfbedeckung live erlebe, ist ständig in Action!) sowie der immer wieder grandios funktionierenden Animationen von R.D. zuzuschreiben. Die Band würde aber ohne die entsprechenden Songs nicht mal ansatzweise so laut bejubelt werden.

Das Quintett hat es aber geschafft, eine optimale Setlist zusammenzustellen und weiß sowohl mit den aktuellsten ihrer eigenen Kompositionen wie 'War Panzer' und 'Metal Bridage', als auch mit älteren Nummern vom Kaliber 'Savage Sous' oder 'Evil Empires' dafür zu sorgen, dass sich die Zuschauer unsiono dem Festival-Motto hingeben. Zwischendurch stellen MYSTIC PROPHECY auch noch ihr Geschick bei der Auswahl (und der Interpretation!) von Cover-Versioenen mit einer knallharten Intonation von 'Shadow On The Wall' unter Beweis. Kein Wunder daher, dass es nach 'Ravenlord' noch einige Minuten lautstarke "Zugabe"-Forderungen zu hören gibt. Thumbs and Horns Up!

Setliste: Kill The Beast; Savage Souls; Killhammer; Burning Out; Shadow On The Wall; We Kill! You Die!; To Hell And Back; Metal Brigade; Evil Empires; War Panzer; Ravenlord

[Tommy Schmelz]

 

Ich habe mal gesagt, von mir aus könnte PRETTY MAIDS auf jedem Festival spielen (zusammen mit SAXON und MAGNUM übrigens). Schön, dass ich mit dem Gefühl nicht allein dastehe, denn die Dänen, deren letzte drei Alben meiner Ansicht nach fast die gesamte Diskographie in den Schatten stellen, sind häufig zu Gast im deutschsprachigen Raum. Doch heute hat PRETTY MAIDS uns etwas Besonderes zu bieten, denn man hat versprochen, den ersten Longplayer von 1987 mit dem Titel "Future World" komplett zu spielen. Ich persönlich bin kein allzu großer Fan dieser "wir spielen unser Album YX am Stück"-Aktionen, auch wenn es sich bei den Alben um Klassiker handelt, denn nicht jeder Klassiker ist durchgehend auf höchstem Niveau und ein Tonträger und ein Liveauftritt haben doch unterschiedliche Spannungskurven. Ich bevorzuge ein gemischtes Set nach Gusto der Musiker, aber in Anbetracht dessen, dass man diese Shows ja regelmäßig erleben darf, stehe ich gespannt da und bemerke, dass der Titelsong des Album ein guter Opener ist. Im Laufe der folgenden 40 Minuten kann ich noch folgende Kenntnisse verbuchen: Die Band ist auch heute routiniert, professionell und unterhaltsam. Und: "Future World" ist ein tolles Album, aber nicht jeder Song muss unbedingt in einer Setliste auftauchen. Auf 'We Came To Rock' und 'Loud 'n' Proud' könnte ich beispielsweise verzichten.

Das ist ja auch etwas, was ich nicht so ganz verstehe. Die Band hat 13 Alben auf dem Buckel, aber gespielt wird üblicherweise nur etwas aus der Zeit bis 1990 und wieder ab 2010. Die acht Alben dazwischen haben auch echte Perlen zu bieten! Es wäre schön, wenn die Band mal ein wenig in der Trickkiste stochern würde, dann wären die Auftritte spannender und es wäre noch besser, sie auf einem ihrer zahlreichen Auftritte zu erleben. Natürlich bemerke ich an den Reaktionen um mich herum, dass ich diese Meinung weitgehend exklusiv habe, denn obwohl ich recht weit hinten stehe, ist die Stimmung hervorragend. PRETTY MAIDS ist für Viele, speziell der älteren Semester, wohl der eigentliche Headliner, da sich an POWERWOLF immer noch die Geister scheiden. Und diese ehrenvolle Aufgabe erledigen unsere nordischen Nachbarn ganz ausgezeichnet. Ich komme dann auch noch auf meine Kosten, als die Band sich die letzten drei Alben, "Pandemonium", "Motherland" und "Kingmaker" vornimmt. Einfach Weltklasse, was man uns serviert, und 'Little Drops Of Heaven' ist mindestens genauso stark wie alles, was auf "Future World" steht.

Wie immer, aber dennoch eine Erwähnung wert, ist Ronnie Atkins Leistung am Mikrophon großartig. Er ist auch für den Hauptteil der Bewegung auf der Bühne zuständig, eine echte Showtruppe, die die Riesenbühne des BANG YOUR HEAD mit Aktion füllen kann, wird aus PRETTY MAIDS wahrscheinlich nicht mehr. Aber das ist den feiernden Menschen egal, die um mich herum tanzen und mitsingen und den Auftritt genießen, der mit dem Kracher 'Back To Back' auf hohem Energielevel zu Ende geht. Als Zugabe gibt es noch den Titelsong der allerersten EP "Red, Hot And Heavy", der einen schönen Chor enthält, den diesmal Tausende Kehlen schmettern.

Sagte ich schon, dass PRETTY MAIDS am besten auf jedem Festival auftreten sollte? Ja? Okay, dann muss ich das ja nicht wiederholen.

Setliste: Future World; We Came To Rock; Love Games; Yellow Rain; Loud 'n' Proud; Rodeo; Needles In The Dark; Eye Of The Storm; Long Way To Go; Mother Of All Lies; Kingmaker; Bull's Eye; Little Drops Of Heaven; Pandemonium; Back To Back; Zugabe: Red, Hot And Heavy

[Frank Jaeger]

 

Da vor der Open Air-Bühne die Vorfreude auf die Komplett-Aufführung von "Future World" förmlich im Sekundentakt wächst, verschlägt es lediglich eine überschaubare Menge an Zusehern in die Halle um sich von HEXX eine amtliche Dosis US Metal in "Old School-Manier" abzuholen. Und das ohne jeglichen Death- oder Thrash-Anflug, schließlich ist die Band mit ihrem letzten Dreher "Wrath Of The Reaper" wieder zu jener Gangart zurückgekehrt, für die man HEXX in den 80ern zu schätzen wusste.

Logisch also, dass die Setlist auch Exponate des erwähnten Comeback-Albums enthält, unter anderem den live noch ein wenig dynamischer klingenden Titeltrack, in dem sich vor allem Sänger Eddy Vega in Szene setzen kann. Ebenso aber stehen diverse alte US Metal-Perlen auf dem "Speiseplan" der Herrschaften aus der Bay Area, und die werden nicht minder gefeiert. Allen voran der Ohrwurm 'A Time of War' vom 86er Werk "Under The Spell", aber auch 'Terror', der Opener des legendären Erstlings "No Escape", der zum ersten Mal 1984 in Umlauf gebracht wurde. Dabei dürfen sich Dan Watson und Bob Wright, der seit geraumer Dans kongenialen Partner an der Sechssaitigen gibt, in den Vordergrund spielen. Kein Problem für Eddy, dem so manche Verschnaufpause ganz offensichtlich gar nicht so ungelegen kommt. Die Band scheint diverse Pausen zwischen den Tracks generell willkommen zu heißen und versucht erst gar nicht, die dabei entstandene, eigenwillige Stille durch Animation unterbinden zu wollen.

Wozu auch, wer mit Granaten wie 'A Night Of Pain' oder 'Burn Or Boil' sowie den entsprechenden Ansagen ohnehin für ausnahmslos gute Stimmung im Saal zu sorgen und die Nummern auch noch entsprechend tight darzubieten versteht, darf durchaus auch mal ein Verschnaufpäuschen einlegen. Nicht zuletzt, weil sowohl dem Publikum an vorderster Front wie auch den Herren auf den Brettern selbst ein gewisser biologisch bedingter "Reifeprozess" anzumerken ist. Zwar ändert sich am verhältnismäßig geringen Publikumsinteresse bis zum Ende hin nichts, dennoch darf auch HEXX einen gelungenen Auftritt für sich verbuchen. Schließlich ist jeder, der die Show gesehen hat, davon begeistert!

[Walter Scheurer]

 

Nicht nur beim Headliner am letzten Festival-Tag wird auf verhältnismäßig junge, hungrige Künstler gesetzt, auch den Slot zur "Prime Time" in der Halle erhält eine aufstrebende Formation. Kaum verwunderlich daher, dass es trotz der "Messe" die mit POWERWOLF gefeiert werden darf, unzählige, nicht ganz so treue "Gemeindemitglieder" bevorzugen, sich stattdessen ihren Segen von VISIGOTH abzuholen. Die fünf Jungs aus Salt Lake City scheinen sich dessen auch bewusst zu sein und legen los wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Damit ist allerdings nur bedingt das Vortragstempo gemeint, sondern viel mehr die Hingabe zu den Klängen selbst und die schlichtweg ansteckende Spielfreude dieses Quintetts. Von der leben zwar auch die beiden bisher veröffentlichten Alben "The Revenant King" und "Conqueror's Oath", da VISIGOTH jedoch auch bereits gehörig Live-Erfahrung sammeln hat können, kommt das Material in der Live-Darbietung sogar noch ein wenig intensiver an den Zuhörer.

Ebenso ist das Bestreben von VISIGOTH sämtliche in sich schlummernden Emotionen auf der Bühne in Energie umzuwandeln, förmlich zu spüren. Speziell Kuttenträger und Sänger Jake Rogers erweckt den Eindruck, zugleich all seine Kraft und Energie in jede einzelne Textzeile legen und das in ihm vorhandene Adrenalin mit den Zuschauern teilen zu wollen. Seine Kollegen stehen ihm in Sachen ambitionierte Darbietung jedoch in nichts nach: satt der Groove, erhaben und elegant die Riffs.

Die schlicht zwingende, mitreißende Performance von VISIGOTH nimmt sogar viel mehr Fans ein, als es für die Band zu erkennen ist. Schließlich bemerkt man vom Rand im Pulk vor der Bühne aus immer wieder Zuseher, die hoffen, unter dem nur ein kleines Stückchen geöffneten Roll-Tor an der Seite der Halle einen Blick auf das Geschehen auf der seit heuer "A.J. Pero"-Stage getauften Bühne erhaschen zu können. Völlig klar, VISIGOTH MUSS man schließlich gesehen haben! Wer Songs wie 'Silver And Silver' komponiert, muss schließlich gut sein! Und wer es darüber hinaus auch noch so ganz locker schafft, großartige Epen wie diese Nummer oder 'Traitor's Gate' dermaßen intensiv auf einer Bühne zu präsentieren, muss sogar verdammt gut sein. Kurzum: Hammer-Auftritt einer Band mit großer Zukunft!

Setliste: Dungeon Master; Blades In The Night; Blood Sacrifice; Warrior Queen; Outlive Them All; Hammerforged; Salt City; Steel And Silver; Traitor's Gate; Mammoth Rider; Iron Brotherhood; Final Spell; The Revenant King

[Walter Scheurer]


Es ist eine ganz schön rasante Entwicklung, die POWERWOLF hingelegt hat. Vor elf Jahren erschien erst das Debütalbum und 2012 spielte die Band bereits hier auf dem BANG YOUR HEAD im Nachmittagsprogramm, aber dass sie 2018 bereits als Samstags-Headliner auftreten würden, war wohl nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Noch weniger, dass POWERWOLF diesen Status so uneingeschränkt rechtfertigen würde. Doch der Reihe nach.

Als das Intro erklingt und die Stoffbahnen den Blick auf den Bühnenaufbau freigeben, sieht man bereits, dass die Show der Wölfe aus den Saar-Karpaten für die ganz große Bühne gedacht ist. Mehrere Etagen, Treppen und Podeste sorgen dafür, dass optisch keine Langeweile aufkommt. Die geschminkten Musiker posen mächtig und starten mit 'Blessed And Possessed' kraftvoll in den Gig, unterstützt von beachtlicher Pyrotechnik. Und dann ist da noch Sänger Attila Dorn, der der Dreh- und Angelpunkt eines POWERWOLF-Konzertes ist. Er nimmt sich zwischen allen Songs die Zeit, zu erzählen und mit dem Publikum zu interagieren. Schon früh beginnen die Mitsingspielchen und neben mir brechen zwei Metaller kopfschüttelnd auf. Ja, natürlich, POWERWOLF polarisiert. Doch auf jeden, der das Gelände vorzeitig verlässt, kommt ein Vielfaches an begeistert singenden und feiernden Festivalbesuchern.

Heute erschallt ein Unterhaltungsprogramm aus einem musikalischen Best Of-Programm und einer Spoken Word-Performance von Attila Dorn. Die Lieder, allesamt bombastisch, mit mächtigen Chören und theatralisch, sind Gassenhauer, die selbst diejenigen mitreißen, die mit dem Material nicht vertraut sind. Man muss es sich auch erstmal leisten können, einen Song wie 'Army Of The Night' an zweiter Stelle zu verbraten! Auch die neuen Lieder vom kommenden Album "The Sacrament Of Sin" reihen sich nahtlos ein in den Reigen an Ohrwürmern, bei dem POWERWOLF geschickt zwischen den schnellen Songs und Midtempo-Stampfern abwechselt.

Während des Sets wechselt dann noch zweimal die Dekoration in Form der großen Bilder, die die Bühne einrahmen, später dürfen als Mönche verkleidete Komparsen die Bühne in Feuer tauchen, dazwischen hält die Band die Stimmung mühelos auf einem hohen Niveau. Attila hat das Publikum bestens im Griff und animiert es zu Aufmunterungsrufen für Veranstalter Horst Franz, einer Aufforderung, der von der Menge nur zu gerne nachgekommen wird. Nach 90 Minuten endet der letzte Auftritt auf der Hauptbühne des BANG YOUR HEAD mit einem absolut würdigen Headliner, der zwar im Ausland noch nicht diesen Status innehat, aber dem ich prophezeie, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis auch andere Festivals in den Genuss der Heavy Metal Messe kommen werden.

Die muskalische Kontroverse, die sich seit Beginn um POWERWOLF rankt, spaltet zwar die metallische Gemeinschaft ein wenig, und auch ich gehöre zu denen, die die Band zu Hause eigentlich nicht hören. Aber was POWERWOLF live auf das Parkett bringt ist einfach eine großartige Show, die diesen Namen auch absolut verdient und die Anwesenden bis weit hinten auf das Gelände zum Mitmachen bringt. Einfach ein ganz großer Auftritt.

Setliste: Blessed & Possessed; Army Of The Night; Resurrection By Erection; Amen & Attack; Demons Are A Girl's Best Friend; Dead Boys Don't Cry; Armata Strigoi; Let There Be Night; All We Need Is Blood; Fire And Forgive; Werewolves Of Armenia; Incense & Iron; Sanctified With Dynamite; We Drink Your Blood; Lupus Dei

[Frank Jaeger]

 

Das war es also wieder, das BANG YOUR HEAD. Auch 2018 hat es uns wieder viel Spaß gemacht und wenn ich mich umgesehen habe, gilt das auch für alle anderen Anwesenden. POWERWOLF als Headliner war großartig, PRETTY MAIDS hätte ebenfalls gerne ein Headliner sein können. ACCEPT und EUROPE sind immer eine sichere Bank für starke Auftritte. Dass das Geschäft härter geworden ist, kann ich mir vorstellen. Aber das BANG YOUR HEAD lebt ja nicht von den Headlinern allein, die tolle Mischung aus Altem und Neuem funktioniert jedes Jahr prächtig.

Womit ich mich weiterhin nicht anfreunden kann, ist die Halle. Wenn mich mal eine Band auf der Hauptbühne nicht interessiert, dann mache ich eben eine Pause. Bislang habe ich mich jedes Jahr geärgert, dass Bands parallel spielten, die ich gerne beide hätte sehen wollen. Beispielsweise ACCEPT und ANNIHILATOR in diesem Jahr. Könnte man Geld sparen, wenn man die Halle zu einem Rückzugsort macht und nur Tische und Bänke reinstellt, ganz ohne Bühne und Musikprogramm? Vielleicht mit After-Show DJ? Das wäre ein Konzept, mit dem ich mich gut anfreunden könnte.

Warten wir mal ab, was das Organisationsteam um Horst Franz aus dem Hut zaubert. Ich hoffe jedenfalls, dass es auch im kommenden Jahr Mitte Juli wieder heißt: Ab nach Balingen!

[Frank Jaeger]

Redakteur:
Frank Jaeger

Login

Neu registrieren