Blast of Eternity 2010 - Heilbronn
12.11.2010 | 17:0812.11.2010, Bürgerhaus Böckingen
Das zweitägige Blast of Eternity 2010 lässt in Heilbronn das Bürgerhaus Böckingen erbeben. Dem Besucher werden Freitags CANTUS LEVITAS, DROTTNAR, ILLUMINANDI, NORPHOBIA, OLDEN und REASON TO FLY geboten. Samstags schreddern AFRICAN CORPSE, ENDTIME PROPHECY, FALLEN WALLS, HORDE, IN VAIN, MEDDLSTADL, MY SILENT WAKE, THE PROPHECY23 und WORLD TO ASHES.
Mit freundlicher Unterstützung des Popbüros Heilbronn-Franken, des Stadt-Kreis-Jugendrings Heilbronn und des CVJM Heilbronn.
Freitag
Reason to Fly
Norphobia
Cantus Levitas
Illuminandi
Drottnar
Olden
Samstag
African Corpse
Endtime Prophecy
Meddlstadl
My Silent Wake
In Vain
The Prophecy 23
Horde
World to Ashes
Das Konzert ist bereits seit einiger Zeit ausverkauft, was auf gute Stimmung hoffen lässt. Richtiges Festivalfeeling kommt jedoch nur noch durch die Übernachtungsmöglichkeit auf. Für zwölf Euro kann man sich ein Plätzchen in der nahe gelegenen Sporthalle besorgen.
Das BLAST OF ETERNITY bietet noch weitaus mehr als nur gute Musik. Für die christlichen Gäste wird zum Ende des Freitages mit dem Prediger Manuel Raisch eine Mitternachtsmesse veranstaltet, er steht außerdem während dem gesamten Festival bereit um bei Alltags- und Glaubenskrisen zu helfen. Der Samstag wird mit SCHWERMETALL DER FILM und einer Diskussion über „Heavy Metal is the law“ eröffnet.
Während am Einlass noch Stau herrscht machen REASON TO FLY im geräumigen Gewölbekeller den Anfang. Die jungen Musiker bieten schwer definierbare Klänge, aber zumindest gute Stimmung auf der Bühne. Unterstützt durch einen Pandabären wird dem Gast eine raue Spielart des (wahrscheinlich) Metalcore geboten. Die Gäste im Raum sind gut gelaunt und lassen sich durch den eher mäßigen Sound nicht beirren. Es lassen sich teilweise eingängige Melodien erahnen und zumindest der klar erkennbare Rhythmus sorgt für gute Laune. Es steckt sicher noch einiges an Potenzial in dieser Band, leider haben sie es noch nicht entfaltet. Weiter so! Irgendwann wird es sicher gut!
Um 19:30 stehen NORPHOBIA aus Öhringen auf der Bühne und stimmen ihren melodischen Black Metal an. Die Band kann mit abwechslungsreichem Drumming, melodischen Gitarren und Gekrächze aufwarten. Die Songstrukturen wirken ausgereifter, die Musiker erfahrener - nicht nur im Vergleich zum Opener. Mittlerweile ist der Vorraum gut befüllt, nur vor der Bühne fehlt es noch an Publikum. Aber das ändert sich bald. Zunächst ist die Stimmung noch verhalten, aber schon nach dem zweiten Song ist aus dem lustlosen Gewippe des Pubklikums ein Bangen und Moshen geworden. Die Soli der Gitarristen sind ein Genuss, leider wirken die Musiker ein wenig leidenschaftslos. Dies liegt aber sicherlich an mangelnder Bühnenerfahrung. Unter lauten "Zugabe" rufen beendet die Band ihren Gig. NORPHOBIA, gerne wieder!
Nach ihrer Europa-Tour spielen CANTUS LEVITAS nun auch hier in Heilbronn auf dem BoE. Geboten bekommt man weich gekochten Folk Metal mit Dudelsack und Akkordeon. Es klingt allerdings mehr nach einem etwas angehärteten IN EXTREMO-Imitat. Das Publikum scheint aber auf solche Imitate zu stehen. Schon der Soundcheck wird laut bejubelt und der Konzertraum ist sehr gut befüllt. Es wird geklatscht und mitgegrölt, diese Band kommt sehr gut an! Auch wenn diese Musik nicht den Jedermanns Geschmack trifft, so ist sie defintiv für eine Party zu gebrauchen. Der Dudelsack dudelt weiter und das Bier ruft.
CANTUS LEVITAS erweisen sich als sehr vielseitig und greifen viele Spielarten des Mittelalter-Rock-Genres auf. Vielleicht doch kein simpler Nachahmer? Das Publikum honoriert dies mit Sprechchören und einer phantastischen Stimmung. Haare fliegen und jedes Lied wird lauthals bejubelt. Als die Band ihren Gig beenden will, ist dies nicht ohne Zugabe zu bewerkstelligen. Die Jungs können, was sie machen!
ILLUMINANDI kommen aus Polen, könnten den Klängen nach aber aus nordischen Gefielden kommen. Sie werden von den Heilbronnern heiß erwartet und werden schon während des Soundchecks lautstark angefeuert. Schon nach den ersten Takten ist klar, warum. Die ungewöhnliche Mischung aus Gitarren und Geigen mit einem Duett aus klarem Gesang und Gekrächze erweist sich als Erfolgsrezept. Der klare Gesang wäre oftmals eines Heri Joensen würdig. Das Gefiedel lässt manchmal Erinnerungen an EISREGEN hoch kommen. Der Vergleich hinkt jedoch stark. Die Musik ist ausgereift und geht sofort ins Ohr. Die Lieder sind abwechslungsreich, keines kopiert das andere, dennoch ist eine klare Linie zu erkennen. Die Abwechslung kennt keine Grenzen, man findet thrashige Parts, wer sucht, findet auch ein wenig Schwarzmetall, natürlich hört man überwigend die Folk-Teile. Trotz dieser zahlreichen Einflüsse wirken die Songs nicht chaostisch und man erkennt den gemeinsamen Ursprung. Wer auch nur ein wenig auf Folk und härtere Klänge steht, sollte seine CD-Sammlung mit ILLUMINANDI anreichern. Gebt ihnen eine Chance, es lohnt sich! Die Musik geht nicht mehr aus dem Kopf und der muss sich jetzt bewegen!
DROTTNAR aus Norwegen bilden das letzte musikalische Highlight des Abends. Sie machen technischen Black Metal und das vom Feinsten. Ihr Auftritt wirkt passend zum Genre sehr martialisch. In Nebel gehüllt mit sowjetischen Uniformen wirken die fünf sehr beeidnruckend. Das gut eingesetzte Licht verstärkt den Effekt noch. Passend zum Abend sind auch die Texte dieser Band christlich geprägt. Die Musik erinnert teils an ENDSTILLE, wurde aber mit progessiven Teilen angereichert. Zwar wird auch reichhaltig geblastet, doch werden die Songs oft durch Breaks zerschnitten. Die Melodien sind oft dissonant. Es ergibt sich aber ein sehr ansprechendes Gesamtbild. DROTTNAR wissen das Publikum anzuheizen und liefern ein grandioses Konzert ab.
OLDEN haben dieses Jahr schon auf dem FEAER DARK FESTIVAL für POWERMETAL.de ihr Können gezeigt. Entweder haben die Jungs kräftig geprobt, oder sie wirken in dieser Location einfach besser. Von wirren Songstrukturen ist dieses mal nichts zu bemerken, es wird eine harte Linie durchgezogen und das spärliche Publikum nimmt dies dankbar auf. Nach DROTTNAR bekommen die Gäste nun leichtere Kost, die aber durchaus mitreißen kann. Es ist immer wieder schön zu sehen wie eine Nachwuchsband sich verbessert. Noch ein wenig an den Songs feilen und man bekommt Geschreder vom Feinsten!
Der erste Tag des BLAST OF ETERNITY hat durchwachsen begonnen und mit DROTTNAR und ILLUMINANDI zwei echte Perlen gezeigt. Der Rest vom Billing war auch nicht zu verachten. Mal sehen was der Samstag zu bieten hat!
Samstag
AFRICAN CORPSE sind eine junge Vier-Mann-Combo, welche versucht, Death Trash zu machen. Ihre Songs zeugen schon von einer gewissen Reife. Der geneigte Hörer kann klar definierte Songstrukturen erkennen. Die Drums sind treibend und die Melodien gehen direkt ins Ohr. Der ersten Reihe scheinen diese Punkte auch gut zu gefallen, denn hier kreisen die Haare auf Hochfrequenz. Einziges Manko ist wohl die schrille Stimme des Sängers. Vermutlich ist diese Einschätzung aber auch nur Geschmackssache. Das Publikum tröpfelt weiter in den Zuschauerraum und die Stimmung steigt. Ein guter Auftakt für den zweiten Festivaltag.
ENDTIME PROPHECY stehen als nächstes auf der Bühne. Extra aus Naila angereist, produzieren sie guten melodischen Todesmetall. Das erste Lied ist bereits ein Ohrwurm. Kraftvoll mit dezenten Keys untermalt fräsen sich die Melodien ins Gehirn. Die Vocals erweisen sich als sehr facettenreich. Von tiefen Growls bis hin zu klarem Gesang werden gleich mehrere Geschmäcker bedient. Es herrscht viel Bewegung auf der Bühne. Haare werden geschüttelt und man bewegt sich zur Musik. Dies sollte nichts Besonderes sein, wird aber von unbekannteren Bands gerne vergessen. Die gespielten Titel verwenden viele erfolgreiche Stilmittel des Genres und ergeben meist ein rundes Gesamtbild. Selten wirkt ein Song mal holprig oder zusammengeschustert. Wer Lust auf mehr bekommen hat, kann auch eine EP der Band erwerben.
Die unter alkoholischen Bedingungen entstandenen MEDDLSTADL verzögern sich durch Probleme mit der Tonübertragung. Doch die Warterei lohnt sich! Metallisierte Volksmelodien bilden in der nächsten halben Stunde das Programm. Es werden keine schnöden Coverversionen dargeboten. Vielmehr gibt die AFTERBURN-Legende Georg Weihrauch Titel wie "Die Gedanken sind frei" und "Wir lagen vor Madagaskar" zum Besten. Er wird dabei von Freunden und SACRIFICIUM-Musikanten kräftig unterstützt. Das Publikum wird von der temporeichen und vielseitigen Spielart mitgerissen. Es wird wild gebangt und mehrmals bilden sich riesige Moshpits in dem kleinen Raum. Obwohl die Band erst seit August in ihrer aktuellen Besetzung besteht ist das Zusammenspiel herausragend. Die Leads gehen ins Blut und der Rhythmus zwingt einen zur Bewegung. Leider können MEDDLSTADL aus Zeitgründen keine Rücksicht auf die Zugabe-Rufe nehmen, aber es wird hoffentlich bald eine weitere Gelegenheit geben, dieses Fest miterleben zu dürfen.
Die Doom-Metal-Combo aus England verbreitet im Vergleich zu MEDDLSTADL eine völlig andere Stimmung. Statt zu hemmungsloser Feierei regen MY SILENT WAKE mit ihren ruhigen, melancholischen Klängen zum Nachdenken an. Die Besonderheit dieser Band sind anspruchsvolle, ausufernde Soli und sehr verspielte Leads. Das Publikum hat gewechselt. Die Party geht an der Bar im Nebenraum weiter. Nun sieht man viele, die intensiv zuhören und nur vereinzelt Haare kreisen lassen. Die Riffs bohren sich ins Gedächtnis. MY SILENT WAKE spielen Musik vom Feinsten und erhalten zu Recht reichlich Applaus. Es wird sich auf jeden Fall lohnen, in besinnlicheren Momenten ihre neue CD auszupacken. Nun werden aber sehnlichst IN VAIN erwartet, um die Stimmung hoffentlich wieder zu heben.
Zunächst scheinen IN VAIN die Hoffnung nicht zu erfüllen. Die Musik zeichnet sich als typisch schwarzmetallisch mit düsterer Stimmung und Gekrächze. Dies ist aber ein Trugschluss. Nach wenigen Takten zeigt sich eine ungeahnte Vielseitigkeit. Teils cleaner Gesang wechselt sich mit tiefen Growls ab. Dabei kommt auch zum Tragen, dass die Band zwei Sänger bieten kann. Während Frigstad Eisberg-Stimmung verbreitet, heizt Haaland das Publikum so richtig an. IN VAIN wären von MEDDL STADL ein besserer Übergang zu MY SILENT WAKE gewesen. Hier werden besinnliche Songteile mit kraftvollen, mitreißenden Parts gemischt. Weitere Begeisterung liefern die komplexen Melodien. IN VAIN sind eine großartige Band, welche für viele Geschmäcker etwas dabei hat.
Wer glaubte, dass die Stimmung bei MEDDLSTADL nicht zu übertreffen war, der hat sich geirrt. THE PROPHECY 23 heizen den Gewölbekeller mit ihrem Death-Thrash so richtig an. Die Stimmung kocht, das Publikum tobt! Im Vergleich zu IN VAIN und MY SILENT WAKE wirken THE PROPHECY 23 zwar richtig plump, aber genau das wollen die Leute jetzt. Kerniger Thrash mit ein wenig Blut in den Riffs. Der Raum ist ein einziger Moshpit und sogar Stagediver versuchen ihr Glück. Hannes, der Sänger, arbeitet vorbildlich mit dem Publikum. Er feuert das Publikum an und lässt sich auf die Menge voll und ganz ein. THE PROPHECY 23 sind pure Feierei. Kein Wunder, dass ihr letztes Album bei den meisten Reviews so richtig abgeräumt hat. Wer Spaß haben will, ist hier genau richtig! Bleiben noch drei weitere Bands. Viel Energie dürften die Gäste nun aber nicht mehr übrig haben.
Den ultimativen Höhepunkt des Festivals bildet HORDE. Das Black Metal Urgestein besteht ausschließlich aus dem Ex-Drummer von MORTIFICATION. Um auftrittsfähig zu sein, stehen DROTTNAR mit auf der Bühne und bedienen die anderen Instrumente. HORDE waren vor über fünfzehn Jahren die erste christliche Black-Metal-Band und sollte ein Gegenstück zu den bekannten satanischen Interpreten bilden. Der heutige Auftritt ist der erste HORDE-Auftritt in Zentraleuropa. Wer monotonen Schwarzmetall der uralten Schule mag, muss HORDE lieben. Alle klassischen Stilmittel sind in Reinstform verarbeitet. Nur selten verirrt sich mal eine komplexere Melodie in die eintönigen Tracks. Die Lieder rumpeln vor sich hin und die Zuhörer sind begeistert. Zu sehen gibt es kaum was. Die Musiker stehen auf der Bühne und spielen. Der Drummer krächzt in Hochform die Texte in das Mikrofon. Dies wäre ein optimaler, gemütlicher Ausklang des heutigen Abends, wenn da nicht noch zwei weitere Bands in den Startlöchern stehen würden.
FALLEN WALLS müssen aufgrund der fortgeschrittenen Zeit leider ihren Gig absagen. Deshalb bilden WORLD TO ASHES den Abschluss des diesjährigen BLAST OF ETERNITY. Die Gäste hatten auch einen harten Tag. Die Besucherzahl ist sehr überschaubar geworden. Die wenigen verbliebenen Gäste lassen den Saal trotzdem beben. WORLD TO ASHES liefern eine Show, als wenn das Haus noch voll wäre. Die Jungs spielen Death Metal. Die Vocals erinnern allerdings stark an Core. Der Sound ist satt und die Stimmung ist phänomenal. Christoph, der Fronter, lässt den Kontakt zum Publikum nicht abreißen und bringt jeden Kopf in seiner Reichweite zum Bangen. Die starke Performance ist ein würdiges Ende des BLAST OF ETERNITY.
Das BLAST OF ETERNITY hat über zwei Tage viele tolle Bands geboten und das zu einem Schnäppchenpreis! Das Publikum hat eine phantastische Stimmung mitgebracht und zu jeder Band ein wahres Fest veranstaltet. Das Team hat schwer gearbeitet und ehrenamtlich Beachtliches auf die Beine gestellt. Man kann zuversichtlich sein, dass das nächste BLAST OF ETERNITY auch ein Volltreffer wird. Viel Erfolg!
[Stefan Brätsch]- Redakteur:
- Stefan Brätsch