Blaze - Reichenbach/Fils

21.05.2007 | 16:31

27.04.2007, H2O

Am Freitag, den 27.04.2007 stellte BLAZE Bayley seine neue Band erstmals live in Deutschland vor. Das war Grund genug für mich den Weg ins schwäbische Reichenbach zu machen. Das H2O, welches an diesem Abend Ort der Deutschlandpremiere sein sollte, ist eine sehr nette Location mit einer großen Bühne. Also war eigentlich alles perfekt für einen super Konzertabend.

Den Anfang machte kurz nach acht die italienische Band MAINPAIN. Leider war zu diesem Zeitpunkt in der Halle noch nicht allzu viel los. Aber das störte die Jungs wenig und sie legten einen Wahnsinnsauftritt hin. Man merkte ihnen regelrecht an, wie viel Spaß sie hatten. Immerhin war es das erste Mal, dass sie außerhalb von ihrem Heimatland auftraten. In ihrem gut 30-minütigen Set spielten sie Material von ihrem Debüt "Food For Thoughts". Dieses bietet geradlinigen 80er-Jahre-Metal mit modernen Elementen. Super Riffs, eingängige Melodien und erstklassige Soli. Und die markante Stimme von Sänger Ronnie geht einem auch nicht mehr so schnell aus dem Ohr. Diese Mischung funktioniert live einfach fantastisch. So ist es auch nicht verwunderlich, dass MAINPAIN am Ende ihrer energiegeladenen Show mehr als nur Höflichkeitsapplaus bekommen. Hoffentlich habe ich bald wieder die Gelegenheit, sie live zu sehen.

Nach kurzer Umbaupause waren nun die Briten AREA 54 an der Reihe, um das Publikum für BLAZE anzuheizen. Und sie schafften es mit ihrer Mischung aus Thrash und Power Metal ohne Mühe, die inzwischen vielleicht 50 Anwesenden näher an die Bühne heranzubringen. Der Hauptteil der Setlist bestand aus Songs ihrer aktuellen Veröffentlichung "Bring Out The Dead". Und diese sorgten im H2O für eine ausgezeichnete Stimmung, es wurde gebangt, was das Zeug hält. Diese Stimmung trieb die Briten zu einer wahren Höchstleistung an. Cleane Vocals lösten sich mit ein paar Growls ab, sägende Gitarren mit eingängigen Melodiebögen und geilen Soli. So kam dann, was kommen musste: Als sich AREA 54 nach gut 45 Minuten verabschieden wollten, wurden sie unter frenetischem Jubel wieder auf die Bühne zurückgeholt. Eigentlich war gar keine Zugabe mehr vorgesehen, und so musste erst mal überlegt werden, was man denn noch spielen könnte. Die Wahl viel auf eine Coverversion, und zwar 'Tornado Of Souls' von MEGADETH. Und diese Version hatte es wahrlich in sich. Dave Mustaine und seine Mannen hätten den Song auch nicht besser live rübergebracht, einfach nur geil. In der Form wird man von AREA 54 noch einiges hören.

Und dann war es Zeit für BLAZE Bayley, uns seine neue Mannschaft zu präsentieren. Wie würden sie sich live schlagen? Immerhin war es ja das zweite Mal, dass sich das Lineup komplett veränderte. Um es schon mal vorweg zu nehmen, ich habe BLAZE noch nie besser gesehen. Schon der Einstieg nach kurzem Intro mit Countdown ist fulminant. Los geht es mit dem grandiosen 'Speed Of Light', um im Anschluss gleich mit 'The Brave' eine weitere Salve ins Publikum zu schleudern. Dann gab es mit 'Futureal' den ersten Song aus der MAIDEN-Zeit. Spätestens jetzt war die Stimmung bereits auf dem Siedepunkt und sollte im Verlauf des Sets auch nicht mehr abkühlen. Es folgten 'Tough As Steel' und eines von meinen Lieblingsliedern aus der Zeit von Blaze bei den Eisernen Jungfrauen, 'Man On The Edge' - direkt gefolgt von 'Virus' und 'Two Worlds Collide'. Eine fantastische Version von 'Look For The Truth' beendete den MAIDEN-Block. Der Rest des Sets sollte ausschließlich aus Liedern der letzten drei BLAZE-Alben stehen. 'Ten Seconds' von "Blood And Belief" eröffnete diesen Reigen, welcher als ein Song über Sex angekündigt wurde. Im Anschluss widmete Blaze 'Kill And Destroy' seiner Ex-Frau. Mit 'Alive', 'Silicon Messiah' und 'Tenth Dimenson' ging es dann leider schon auf die Zielgerade. Die einzige Zugabe, wobei die Band die Bühne nicht verließ, da sie ja keine Rockstars sind, war 'Born As A Stranger'. Das normalerweise auf der Tour als letzte Zugabe gespielte 'Sign Of The Cross' konnte wegen einer Handverletzung des Bassisten leider nicht gespielt werden. Blaze stand wie immer während der ganzen Show unter Strom. Und es störte ihn auch nicht, dass sich die Anzahl der Zuschauer seit der ersten Band nicht merklich erhöht hatte. Ganz das Gegenteil war der Fall, er stachelte in seiner unnachahmlichen Manier alle im Zuschauerraum an, mitzumachen. Von der Lautstärke beim Mitsingen und Mitklatschen konnte man meinen, dass mindestens das zehnfache an Leuten da ist. Ich habe selten bei einem Konzert eine solche Begeisterung erlebt. Nicht umsonst hat Blaze bei seinen Ansagen das Publikum als sechstes Bandmitglied bezeichnet. Die neuen Mitmusiker in der Band fügten sich nahtlos in das Gefüge ein. Gitarrist Rich Newport hat ja schon früher einige Shows mit BLAZE, meist als Ersatz für Oli Palotai, gespielt und war jederzeit ein Augen- und Ohrenschmaus. Das neue Duo Nick Bermudez (Gitarre) und David Bermudez (Bass) sind auch eine absolute Bereicherung für die neue BLAZE-Band. Das Brüderpaar, welches von der Death-Metal-Band UNDER THREAD dazugestoßen ist, verleiht dem Sound die nötige Heavyness ohne dass die Melodien zu kurz kommen. Und für den nötigen Drive sorgt mit Rico Banderra ein 18jähriger am Schlagzeug. Es gab vielleicht im Vorfeld ein paar Zweifler, ob so ein Jungspund es überhaupt bringt. Aber diese Zweifler waren sehr schnell verstummt. Rico ist ein absolutes Naturtalent und ein Tier an den Drums.

Somit kommen wir zum einzig wirklichen Kritikpunkt des Abends: Leider fanden vielleicht nur knapp 60 Nasen den Weg nach Reichenbach ins H2O. Ein Hauptgrund dafür dürfte wohl die sehr späte Bekanntgabe des Konzerts gewesen sein, ein Monat zuvor ist leider etwas zu knapp. An der Qualität der Bands hat es mit Sicherheit nicht gelegen.
Im Anschluss an das Konzert zeigte sich Blaze Bayley und seine Band natürlich wie eh und je fanfreundlich. Man mischte sich unters Volk und erfüllte jeden Autogramm und Fotowunsch. Somit trat kein Fan den Weg nach Hause unzufrieden an. Jeder der da war hatte seinen Spaß an einem unvergesslichen Konzertabend von drei hervorragenden Bands. Und jeder, der nicht da war - warum auch immer -, darf sich sehr gerne in den Allerwertesten beißen.
Aber es gibt ja fast immer eine zweite Chance: Am Freitag, den 7.12.2007 wird BLAZE nach Reichenbach zum deutschen BigBash zurückkehren. Und die Jungs von MAINPAIN werden auch wieder mit dabei sein. Also Leute, streicht euch diesen Termin bitte rot im Kalender an, oder ihr werdet es euer ganzes Leben bereuen.

Gastautor Tommy Schmelz

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