Bringer Of Death Fest XV - Giebelstadt
03.11.2008 | 11:1027.09.2008, Sporthalle
Ein überraschend breites Spektrum an extremer Mucke deckt das Bringer Of Death Fest Numero XV ab. Acht Bands bringen die Sporthalle im Industriepark in Giebelstadt zum Wackeln. Leinen los und rein ins Getümmel!
Eine weitere Auflage des beliebten Bringer Of Death Fest ging am 27.09.2008 unter dem Titel "The Torture Never Stops" in Giebelstadt bei Würzburg über die Bühne. Obwohl das Billing im Vorfeld etwas durcheinandergewirbelt wurde (krankheitsbedingte Absage von EXTREME NOISE TERROR, COLDWAR und ABBADON INCARNATE wurden durch andere Bands ersetzt) sorgten insgesamt acht Formationen für gute Stimmung in der Bude.
In der bewährten Location, der Sporthalle im Industriepark Klingholz, treffen die Headbanger am Kampftag nur sehr schleppend ein. Irgendetwas scheint heute jedoch anders zu sein als sonst. War das Billing bei den letzten Auflagen eher Grind- denn Death-Metal-lastig, so ist heute Abend das musikalische Spektrum der aufspielenden Bands sehr weit gefasst - doch später dazu mehr. Allerdings ist die Grindcore-Anhängerschaft (sprich: die Mundschutzträger und die vom BOD her bekannten wilden Moshpit-Veteranen) heute schwach vertreten.
Gegen halb sechs abends obliegt den jungen Österreichern SQUIRLTOPHOBIC die undankbare Aufgabe, die dünn gesäten Reihen im Publikum in Bewegung zu versetzen. Doch dazu fehlt der Band leider noch jegliches kompositorisches Geschick. Nun gut, man könnte einwenden, dass man das bei einer Band, die nach eigener Aussage heute Abend ihren erst vierten Auftritt überhaupt auf das Parkett legt, auch nicht erwarten kann. Aber die Band hinterlässt auch keinen motivierten Eindruck, und so wirken Stücke wie das traurige, gleichzeitig aber dröge klingende 'Incest Family' überflüssig wie ein Kropf. Sorry, aber da muss noch einiges geschehen, wenn SQUIRLTOPHOBIC mit ihrer langsamen, stilistisch noch unentschlossenen klingenden Mucke neben anderen Formationen bestehen wollen.
ALL FALLS DOWN - ebenfalls aus Österreich - geben da ein wesentlich besseres Bild ab. Vor allem in Sachen Bühnenaction steppt hier bei den Jungens gehörig der Bär, und in Sachen extremem Posing mischt die Band schon auf den vorderen Rängen mit. Aber auch substanziell ist das, was ALL FALLS DOWN musikalisch anzubieten haben. Groove-Grind mit leichten Metalcore-Anklängen zockt die Band. Vor allem die zeitlupenartigen Mördergrooves haben es in sich, und in Sachen Publikumsreaktionen können ALL FALLS DOWN punkten. Alles in allem ein sauberer Gig.
In Sachen Professionalität und Spielfreude hinterlassen SHADOWS FAR aus der Schweiz den bis dato besten Eindruck. Die Mixtur aus modernem Thrash und einigen Death-Grooves kann zwar keinen Originalitätspreis einheimsen, aber SHADOWS FAR präsentieren sich hochmotiviert und sehr gut eingespielt. Doch der Enthusiasmus der Schweizer wird unvorhergesehen ausgebremst, da ein plötzlicher Stromausfall auftritt. Das bringt sie nicht aus dem Konzept. Weiter geht's. Zwei oder drei Songs später findet die Performance der Schweizer aufgrund eines Stromausfalls ein unschönes Ende. Das ist zwar ärgerlich, aber dem guten Gesamteindruck tut dies keinen Abbruch. Checkt die Band ruhig mal an.
Setlist SHADOWS FAR:
- Intro
- Fucking Yobwoc
- From Heaven
- Celebrate Hate
- Boarderline
- Fucked Up Liar
- Blood For Blood
Vor einiger Zeit konnten die Würzburger VOICE OF REVENGE mit ihrer ersten EP "Mutilated Corpse" eine schöne Veröffentlichung vorlegen, die stilistisch eine coole Mischung aus altem Old School Death US-amerikanischer Prägung und melodischem Schwedentod auf der anderen Seite bietet. Umso gespannter erwarte ich den Auftritt der Band, die ich beim Bringer Of Death Fest am 01.12.2007 leider verpasst hatte. Sänger und Gitarrist Thomas Döll und seine Mitstreiter geben von Anfang an Vollgas und präsentieren die Songs ihrer Debüt-EP mit spielerischer Klasse und viel Herzblut. Besonders das Stück 'Bringer Of Death' sorgt für gute Stimmung in der inzwischen besser besuchten Halle. Nach einer intensiven halben Stunde ist der Gig leider bereits am Ende angelangt. Bei derart guten Songs und angesichts der spielerischen Klasse sollte es der Band bald gelingen, eine hochwertige Debütscheibe einzutrümmern. Die Arbeiten am Full-Length-Debüt sind übrigens bereits im Gange. Wer die Band noch nicht kennt, dem seien VOICE OF REVENGE durchaus ans Ohr gelegt.
REQUIEM dürfen als nächste Band auf die Bretter. Wer die Schweizer einmal live erlebt hat, der wird bestätigen können, dass hier live mächtig die Post abgeht. Der heutige Auftritt macht da keine Ausnahme. Sänger Michi Kuster röhrt energiegeladen in das Mikro, während instrumental aus vollen Rohren gefeuert wird. Trotz des tadellosen Spiels an der Viersaitigen kann Bassist Ralf Winzer einige Schmunzelpunkte verbuchen, zieht der Mann teils irrwitzige Grimassen, während er seine Viersaitige mit Vehemenz bearbeitet. Unter dem Strich bieten REQUIEM heute wie gewohnt spielerisch starken Death Metal und sorgen für gute Stimmung im Publikum.
EXTREME NOISE TERROR aus Großbritannien mussten ihren Auftritt beim heutigen Bringer Of Death Fest leider absagen, da sich eines der Bandmitglieder einer Operation unterziehen musste. Mit LENG T'CHE konnten die Veranstalter erfreulicherweise einen ebenbürtigen Ersatz für das Festival-Line-up buchen. Die Belgier legen mit druckvollem Sound energiegeladen wie kaum eine Band zuvor los. Frontmann Serge Kasongo wuselt wie ein wild gewordener Derwisch über die Bühnenbretter, während die Hintermannschaft wuchtigen Grind vom Fass raushaut. Groovemonster wie 'The Hand That Strangles' oder das brutale 'Misleading Innuendos' setzen auch bei den Anwesenden einiges an Energie frei. Nur die wilden Circle Pits, die sonst während der BOD-Festivals toben, bleiben heute aus, da die Mundschutzträger nicht den Weg nach Giebelstadt gefunden haben. Mit 'Confluence Of Consumers' beenden LENG T'CHE einen prima Auftritt, der vom Publikum mit ordentlich Applaus bedacht wird. Stark!
Setlist LENG T'CHE:
- Intro
- Nonsense Status
- Tainted Righteuousness
- Submissive Manifesto
- Don't Touch My Spandex
- The Hand That Strangles
- Misleading Innuendos
- Tightrope Propaganda
- Marasmus
- Lucid Denial
- 1-800 APATHY
- Obsession Defined
- Redemption Meltdown
- Glamourgirl Concubine
- Drama & Scrouge
- The Fist Of The Leng T'Che
- Confluence Of Consumers
Auf LE SCRAWL bin ich schon sehr gespannt, zumal die Band als jazzige Ska/Grindcore-Combo angekündigt wird. Ein Projektor wirft ungewöhnliche schwarz-weiße Filmcollagen an die Bühnenwand, während die Band bei stark abgedunkeltem Licht loslegt. In schicke Stoffhosen und Hemden gewandet erwartet die Zuschauer eine schwerverdauliche Mischung aus Grindcore-Elementen, Blastbeats und allerlei leckeren Gitarrenmelodien mit Siebziger-Schlagseite, die immer wieder von psychedelisch klingenden Keyboard-Intermezzi (die gar aus den Sechzigern stammen könnten) abrupt abgelöst werden. Weite Teile des Publikums scheinen mit den ungewöhnlichen Liedstrukturen von LE SCRAWL doch etwas überfordert zu sein. Nichtsdestotrotz erhält die Band durchaus Applaus und unqualifizierte "Buh!"-Rufe bleiben trotz der Andersartigkeit der Formation aus. Gleichgültig, ob man nun Gefallen an der Performance findet oder nicht: Hier agieren klasse Musiker, und Originalität wird bei dieser Band großgeschrieben. Insofern werte ich die Hereinnahme von LE SCRAWL als Gewinn für das heutige BOD-Fest.
Fazit: Die Band klingt strange, avantgardistisch, aber sie hat ihre Momente. Mutige, die gerne über den Tellerrand hinausblicken, seien hiermit ermuntert, einmal diese Adresse anzusteuern, um einen Lauschangriff auf LE SCRAWL zu starten.
Zu guter letzt wartet noch eine echter Dampfhammer auf das Publikum. DESECRATION aus Wales kommen, sehen und zerstören. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die Band zuvor nicht kannte. Aber das, was das Trio heute Abend abfackelt, ist eine Lehrstunde in Sachen brutalen Death Metals der alten Schule. Gelegentlich fühle ich mich an alte SINISTER oder auch an KRISIUN erinnert, während Gitarrist und Shouter Ollie Jones ein Killerriff nach dem anderen herunterspielt und dazu garstig ins Mikrofon röhrt und keift. Drummer Mic Hourihan hat sich schnell warm gespielt und entledigt sich schon beim zweiten Stück seines T-Shirts, um im weiteren Verlauf mit seiner Sonnenbrille auf der Nase mit unglaublicher Vehemenz und der Präzision eines schweizerischen Uhrwerks sein Schlagzeug-Kit zu vermöbeln. Nur selten sieht und hört man ein derart massives Trio auf der Bühne. Nach einer Dreiviertelstunde ist das Gemetzel leider schon vorüber, und ich mache mich mit meinem Kumpel nach dieser Breitseite auf den Nachhauseweg.
Alles in allem bot das Bringer Of Death XV trotz eines Ausfalls (SQUIRLTOPHOBIC) und einiger Durchschnittsbands (ALL FALLS DOWN und mit Abstrichen SHADOWS FAR) mit LENG T'CHE und DESECRATION zwei absolute Killerbands sowie etliche sehenswerte Formationen (insbesondere VOICE OF REVENGE). Etwas ärgerlich waren leider die häufigen technischen Probleme (Sound weg bzw. Strom weg bei einigen Bands). Da war vereinzelt richtig der Wurm drin. Auf der anderen Seite ist aber auch eines festzuhalten: Das Bringer Of Death Fest bietet in der Regel etwa acht Bands - und das bei einem Eintrittspreis von nur vierzehn Euro im Vorverkauf. Das muss den Veranstaltern erst einmal jemand nachmachen. Ich für meinen Teil hatte meinen Spaß. See you next time!
Ein Dankeschön gebührt Thorsten Seyfried für zusätzliche Fotos.
- Redakteur:
- Martin Loga