CANDLEBOX - Amsterdam
01.02.2017 | 22:5730.01.2017, Winston Kingdom
CANDLEBOX kehrt nach über 20 Jahren nach Europa zurück. Und wie!
Nachdem FATES WARNING am Vortag das "Patronaat" im niederländischen Harleem im Sturm erobert hatte, ist auch der CANDLEBOX-Gig im kleinen Club Winston im Amsterdamer Rotlichtviertel pickepackevoll und ausverkauft. Im Gegensatz zum Vortag ist das erklärte Ziel auch beide Vorbands zu sehen und so stehen wir pünktlich um 21.00 Uhr zur vom Club auf der Heimseite verkündeten Startzeit vor der Bühne, nur um festzustellen, dass PETE RG mit seinem Singer/Songwriter-Gig bereits fertig ist. Das ist schon sehr schade, zumal die anwesenden Augen- und Ohrenzeugen nur Positives über meinen Namensvetter zu sagen haben.
So beginnt der Abend also mit JEFF ANGELL'S STATICLAND. Ein Trio, das bei meinem geschätzten Kollegen Tobias gar Erinnerungen an die schröcklichen MANDO DIAO hervorgerufen hat. Dem ist glücklicherweise zumindest livehaftig nicht so. Hier wird ziemlich amtlich gerockt, der Blues-Anteil ist verschwindend gering, dafür gibt es fuzzige Gitarren, charismatische Vocals von Namensgeber Jeff Angell und 40 Minuten allerbeste Unterhaltung. Als Einheizer perfekt für CANDLEBOX geeignet.
Wer CANDLEBOX nur von den Scheiben aus den Neunzigern kennt, der könnte jetzt einen wehleidigen Grunge-Abend erwarten, aber falscher könnte niemand damit liegen. Nein, die Mannen um Kevin Martin legen einen lupenreinen Hardrock-Gig hin. Das Gitarrenduo Brian Quinn und Mike Leslie brutzelt Bratgitarren als gäbe es kein Morgen, Schlagwerker Dave Krusen verdrischt seine Felle nach Strich und Faden, der Bass von Adam Kury pumpt und die Stimme von Kevin Martin ist einfach für den Livebetrieb gemacht. Es scheint zwar, als bräuchte er etwas Anlaufzeit, aber das kann auch am Sound liegen, denn bei den ersten zwei, drei Tracks scheint er noch etwas zu sehr in den Hintergrund gemischt zu sein. Doch allerallerspätestens mit 'Vexatious' kocht nicht nur die Halle, sondern auch die Bühne. Hier gibt es Volldampf. Egal, ob Songs aus den Neunzigern wie 'Cover Me', 'Change', '10.000 Horses' oder 'Simple Lessons' oder die Songs der Neuzeit wie 'Sweet Summertime', 'Alive At Last' oder 'Crazy', es gibt nur eine Richtung: nach vorne. Entsprechend verschwitzt und glücklich ist das Publikum dann auch als man sich den beiden Megahits des 93er-Debüts nähert. 'You' und 'Far Away' werden dann auch von jedem Anwesenden mitgesungen. Herausragend dabei die Bardame, die den vorhandenen Platz hinter der Theke fast während des gesamten Gigs zum ausufernden Headbangen und Zappeln nutzt, nur um dabei(!) auch noch Bier zu zapfen und Softdrinks zu verteilen. Das ist große Kunst. Chapeau!
Wenn es etwas zu mäkeln gibt, dann sicher die Tatsache, dass die Setlist sich doch sehr auf das Debüt und das neue Album konzentriert und die anderen vier Alben lediglich mit je einem Song bedacht werden. Gerade "Into The Sun" hat in meinen Ohren deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient. Aber gut, ich wünsche mir ja auch eh eine Tour von Kevin Martin solo, wo er dann Songs von THE GRACIOUS FEW, LE PROJET und KEVIN MARTIN & THE HIWATTS spielt. Das wäre ein echtes Fest. Und da er abschließend verspricht, nicht noch einmal mehr als 20 Jahre zu brauchen, um nach Europa zu kommen und sogar betont, dass er noch im Herbst wiederkommen wird, besteht da durchaus Hoffnung. Denn er sagt ganz explizit "Ich" und nicht "wir". Schauen wir mal.
In Deutschland macht die Tour in den nächsten Tagen auch ein paar Mal Halt:
02 Feb Ludwigsburg, GERMANY Rockfabrik
03 Feb Bochum, GERMANY Rockpalast
04 Feb Osnabrück, GERMANY Kleine Freiheit
Ich kann euch nur mehr als dringend empfehlen hinzugehen. Ein echtes Rockfeuerwerk und für mich auf einem Level mit dem fantastischen FATES WARNING-Gig am Tag zuvor.
- Redakteur:
- Peter Kubaschk