CRADLE OF FILTH, MENTAL CRUELTY und BLACK SATELLITE - Karlsruhe

25.12.2024 | 11:24

03.12.2024, Substage

Das Tor zur Hölle öffnet sich in Karlsruhe.

COF Plakat

CRADLE OF FILTH ist vor drei Jahrzenten aus den Tiefen der Hölle emporgestiegen und treibt seitdem sein Unwesen. Nachdem die Briten bereits im Sommer hierzulande eine kleine Clubtour gemeinsam mit den BUTCHER BABIES absolviert haben, gibt es zum Jahresende hin, noch einen kleinen Nachschlag.

Das Substage ist am heutigen Abend ordentlich gefüllt. Bei meinem Eintreffen erfahre ich am Merchstand von MENTAL CRUELTY, dass die BUTCHER BABIES heute nicht auftreten können. Beim Metzgermädel Heidi Shepherd hat der Norovirus zugeschlagen und ihr würde es echt voll mies gehen. Ein Blick in die Sozialen Medien bestätigt die Aussage des Merchers. Da die BUTCHER BABIES seit diesem Sommer nach dem Ausstieg von Sängerin Carla Harvey nur noch mit einer Sängerin unterwegs sind, war die Absage somit unumgänglich. Schade, ich hätte gerne gesehen, wie sich Heidi alleine auf der Bühne schlägt, denn der Auftritt auf dem Wacken Open Air war für mich eher durchwachsen.

BLACK SATELLITETrotz des Ausfalls beginnt der Abend wie geplant um 19 Uhr mit BLACK SATELLITE aus New York City, wie Sängerin Larissa Vale gleich zu Beginn verkündet. Auf der offiziellen Website ist über die Band nicht viel in Erfahrung zu bringen. Scheinbar handelt es sich bei BLACK SATELLITE um ein Projekt von Larissa Vale und Gitarrist Kyle Hawken. Die Namen der beiden Mitmusizierenden war auf die Schnelle leider nicht herauszufinden.

Musikalisch ist das Quartett dem Industrial Metal mit leichtem Gothiceinfluss zuzuordnen. Zu Beginn spart die Lichtcrew etwas Strom, was den Hausherrn sicherlich erfreut, den Fotografen jedoch in den Wahnsinn treibt. Dumm nur, dass man das Geschehen auf der Bühne so halt auch nur schwer verfolgen kann, was sich glücklicherweise nach den ersten Minuten einstellt.

BLACK SATELLITEIm Mittelpunkt steht eindeutig Frontfrau Larissa, die mit Ihrer stylischen Kurzhaarfrisur und der markanten Gesichtsbemalung ins Auge sticht. Auch der Rest der Band hat eine Art Kriegsbemalung im Gesicht aufgelegt und es ist ordentliches Treiben auf der Bühne. Der Bassist auf der rechten Seite bangt wild umher und der Drummer zerlegt fast sein Kit.

Über die Songs kann ich nicht viel sagen. Auf den üblichen Streamingportalen findet man lediglich das Debütalbum "Endless" aus dem Jahr 2017, das jedoch in der heutigen Setliste keinerlei Beachtung findet und musikalisch wohl auch nicht mehr zu der aktuellen Ausrichtung passt. Ob der im Jahr 2020 angekündigte Nachfolger "Aftermath" jemals veröffentlich wurde, erschließt sich mir leider auch nicht. Mit 'Void' und 'Broken' bleiben mir lediglich zwei Songs im Gedächtnis hängen. Gerade 'Void' ist eine geile Mitgehnummer und der Gesang erinnert an Wendy O. Williams von den PLASMATICS. Ich frage mich nur, wie eine Band ihre Musik an den Fan bringen möchte, wenn so rein gar nichts an Informationen über die üblichen Kanäle zu finden ist. Diesen Umstand sollte man schleunigst ändern.

Eine interessante Darbietung ist es allemal. Ich mache mich auf jeden Fall auf die Suche nach dem verschollenen Album "Aftermath" und bin gespannt, ob nach der 2023er Single 'Broken' vielleicht doch noch neues Material erscheint.

Setliste: Dead Eye; Broken; Far Away; Here It Ends; Void; Don't Remind Me; Decay

Nach einer kurzen Umbaupause geht es weiter mit dem Lokalmatador MENTAL CRUELTY. Beim Mikrocheck kurz vor der Show, erschüttert Sänger Lukas Nicolai das Mark und Gebein der anwesenden Fotografen im Graben. Für mich hört es sich an, als hätte jemand im Backstagebereich das Tor zur Hölle geöffnet. Das kann ja heiter werden.

Die Karlsruher Black/Death Metalcore-Formation befindet sich nach den Turbulenzen um Ex-Sänger Lucca Schmerler im Jahr 2023 wieder auf dem aufsteigenden Ast. Erst im Jahr 2022 unterschrieben MENTAL CRUELTY einen Deal beim Label Century Media. Den ersten Arbeitsnachweis von Neusänger Lukas Nicolai folgt im Sommer 2023 mit dem Hammeralbum "Zwielicht". Auf "Zwielicht" setzt MENTAL CRUELTY den zuletzt eingeschlagenen Weg konsequent fort und baut weiterhin auf eine Mixtur aus Black Metal und brutalen Death Metal-Crowls, sowie tief gestimmten Metalcore-Gitarren, wobei immer wieder orchestrale Elemente und feine Gitarrensoli eingestreut werden. Quasi ein Bastard aus allem. Für mich war nur die Frage, ob man diese Mixtur auch live gut umgesetzt bekommt. Eins vorweg, es hat geklappt.

Der neue Mann am Mikrofon ist eine richtige Rampensau und dirigiert gekonnt das Publikum, während der Rest der Band den Klangteppich ausrollt. Am Schlagzeug sitzt bei dieser Tour ein Ersatzmann, da der etatmäßige Drummer Danny Strasser aktuell nicht mitwirken kann. Was wohl daran liegen dürfte, dass MENTAL CRUELTY erst im Herbst eine ausgedehnte Nordamerika-Tour mit über fünfundzwanzig Shows hinter sich gebracht hat und bis zu der nun folgenden Tour mit CRADLE OF FILTH, gerademal vierzehn Tage dazwischen liegen. Das ausgiebige Touren führt dazu, dass die Badener perfekt aufeinander eingespielt sind und eine blitzsaubere Show abliefern, an der es nichts zu bemängeln gibt.

Für einen Gänsehautmoment sorgt der Einsatz vom Publikum bei der Mitsingnummer 'Zwielicht'. MENTAL CRUELTY hat den Heimvorteil genutzt und dem Headliner eindrucksvoll bewiesen, dass Karlsruhe geschlossen hinter ihnen steht. Mich hat man als Fan dazugewonnen.

Setliste: Midtvinter; Obsessis A Daemonio; King Ov Fire; Forgotten Kings; Nordlys; Zwielicht; Symphony Of A Dying Star

COFDie Messlatte liegt nach MENTAL CRUELTY stimmungstechnisch recht hoch und das macht es dem Headliner CRADLE OF FILTH nicht leicht. Wenn man jedoch einen alten Hasen wie Daniel Lloyd Davey aka Dani Filth in vorderster Front stehen hat, braucht man keinen Vergleich zu scheuen. Der kleine Brite treibt bereits seit über dreißig Jahren sein musikalisches Unwesen und ficht eine sehr feine Klinge. In seinen Texten befasst sich dieser gerne mit dem gesellschaftlichen Verfall und existenziellem Grauen. Der Kreativität des Barden sind keine Grenzen gesetzt.

Allerdings polarisiert CRADLE OF FILTH auch immer wieder und gerade zuletzt hat mir eine Kollegin noch entgegnet "This is not my cup of tea.", als ich sie fragte, ob man sich am heutigen Abend sieht. Na gut, man kann es bekanntlich nicht jedem recht machen. Mir gefällt's.

Gewohnt theatralisch geht es nach dem Erklingen des Intros mit 'Existential Terror' los. Mr. Filth keift und faucht sich gewohnt souverän durch die Stücke. Auch die beiden Gitarristen verstehen ihr Handwerk und spulen gekonnt ihr Pensum ab. Im Hintergrund übernimmt Keyboarderin Caroline Campbell die weiblichen Gesangsparts, auf zusätzliche Backgroundsängerinnen wird schon seit Jahren verzichtet. Einzig Drummer Martin Skaroupka tritt hinter seinen Plexiglasscheiben kaum in Erscheinung. Insgesamt ist gerade besetzungstechnisch ein wenig Ruhe eingekehrt und das Stammpersonal ist schon seit über zehn Jahren mit an Bord.

Das Programm für diese Tour ist ein "Best of" der gesamten Schaffensphase. Da das letzte Album "Existence Is Futile" (VÖ: 2020) auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, wird diesem auch keine besondere Aufmerksamkeit mehr geschenkt und es bleibt bei einem Song in der Setliste. Bis auf das Fehlen von 'From The Cradle To Enslave' und 'Dusk & Her Embrace' lässt das abendliche Unterhaltungsprogramm keine Wünsche offen.Das fällt zudem mit fast achtzig Minuten Spielzeit doch recht opulent aus.

Zum bekanntesten Stück der Bandgeschichte, 'Nymphetamine', kommt eine Braut auf die Bühne und überreicht Dani Filth einen Strauß roter Rosen, die der Sänger währen des Songs im Publikum verteilt. Nach einem langen Abend verabschiedet sich CRADLE OF FILTH mit 'Scorched Earth Erotica' und 'Her Ghost In The Fog' unter lautem Jubel. Ich bin mal gespannt, wann es neues Material von den Engländern gibt, es wäre mal wieder an der Zeit. Immerhin gibt es auf dem letztjährigen Livealbum "Trouble And Their Double Lives" mit 'She Is A Fire' schon einmal einen kleinen Vorgeschmack. Eine souveräne Show, die allerdings nicht ganz so kraftvoll wie die von MENTAL CRUELTY ist.

Setliste: The Fate Of The World; Existential Terror; Saffron's Curse; The Forest Whispers My Name; She Is A Fire; Summer Dying Fast; Malignant Perfection; Heartbreak And Seance; Nymphetamine; Born In A Burial Gown; Malice Through The Looking Glass; Creatures – The Monstrous Sabbat; Cruelty Brought Thee Orchids; Scorched Earth Erotica; Her Ghost In The Fog

Fotocredit: Frank Hameister

Redakteur:
Frank Hameister

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