Cradle Of Filth - Berlin

23.12.2008 | 17:04

14.12.2008, Huxleys

Opulente Shows sind es, die die Berliner bei CRADLE OF FILTH, GORGOROTH, MOONSPELL und SEPTIC FLESH erleben können. Doch leider kommen viel zu wenige. Eine Tour als finanzielles Desaster.

Zwischendurch zeigt ein in schwarz gewandeter Mann, der wie ein Teufel aussieht, dass Satan aus seiner Körpermitte weit fliegende Funken spucken kann. CRADLE OF FILTH haben solche Typen auf ihre aktuelle Reise durch die Konzerthallen Europas mitgenommen. Und die Fans, die dabei sind, wirken begeistert von solchen Show-Ideen. In Berlin stehen aber, als der Teufel seine Pyros auspackt, nur noch knapp 500 Zuschauer vor der Bühne. Vorher waren es mehr. Aber es ist kurz nach 00.00 Uhr, die S-Bahnen stellen bald ihren Dienst ein. Und viele Konzertbesucher wollen wohl nicht mit dem Taxi fahren. Zwischendrin sind es knapp 800 gewesen. Doch der Rest bleibt enthusiastisch. Aber eigentlich sind es nicht genug Fans für die Opulenz, die an diesem Sonntagabend geboten wird.

Es ist sowieso ein ungewöhnliches Paket, das im Berliner Huxleys den dunklen Metal beschwören will. Der Mix aus SEPTIC FLESH, MOONSPELL, GORGOROTH und CRADLE OF FILTH klingt zumindest erstmal problematisch. Von der Berliner Columbia Halle, in der CRADLE OF FILTH noch vor zwei Jahren fast vor ausverkauftem Haus spielten, mussten die Musiker kurzfristig in den kleineren Huxleys-Saal ziehen. Ursprünglich waren sogar fünf Bands geplant, aber ASRAI fallen aus.

So bleibt es an SEPTIC FLESH, das schwarze Treiben zu eröffnen. Mit orchestral-pathetischem Intro tun sie dies, besonders Frontmann Spiros "Seth" Antoniou fällt auf. Denn der Sänger und Bassist der griechischen Band lässt erst einmal seine Hände vor dem Mikro spielen. Zu düster-wabernden Klängen. Er macht das noch oft an diesem Abend, schließlich laden seine Songs dazu ein. Im Grunde genommen bieten die Griechen einen klassischen Fantasy-Film-Soundtrack, der mit lautem Metal unterlegt ist. Dazu kommen die gar infernalisch-satanisch anmutenden Posen von Seth. Einem Teil des Publikums gefällt das Treiben, eine Frau in der ersten Reihe schreit nach jedem Song so schrill, dass es jeder im Huxleys hört. Dennoch bleiben SEPTIC FLESH hinter den Erwartungen zurück, die ihr grandioses neues Album "Communion" genährt hat. Denn leider haben sie keinen Keyboarder dabei, weswegen sie in Sachen Spontanität eingeschränkt sind. Und Seth posiert ein wenig zu doll, die feine Grenze zur Lächerlichkeit wird oft berührt. Dennoch: Songs wie 'Anubis' oder 'We, The Gods' sind natürlich live eine Macht. Wenn eben nicht die etwas übermotivierte Performance wäre.

MOONSPELL dagegen wirken wie Profis. Im Bewusstsein ihrer knappen Spielzeit zocken sie erst ein paar Songs von ihrem neuen Album "Night Eternal", später dann aber nur noch die Klassiker ihrer Geschichte. 'Opium', 'Ruin & Misery', 'Vampiria'. Alben ab "Irreligious" werden nicht beachtet. Schade eigentlich, weil gerade "The Antidote" auch geniale Songs bietet. Aber so faszinieren eben solche Klassiker wie 'Alma Mater', während die langen Haare der Musiker fliegen. Ventilatoren sorgen für viel fotogene Atmosphäre. Und Sänger Fernando ist noch immer der wirbelnde Derwisch, der er schon vor zehn Jahren war. Dazu hat er mit Gitarrist Ricardo einen Begleiter, der ihn mit effektiven Kreischern gekonnt unterstützt. Zum Finale spielen MOONSPELL das unvergleichliche 'Full Moon Madness', an dessen Ende Fernando wie gewohnt auf die Becken des Schlagzeugs eindrischt. Ein routinierter und souveräner Gig, allerdings ohne wirkliche Überraschungen.

Richtig begeistert von GORGOROTH wirkt anfangs vor allem einer: Ein Zuschauer in Normalo-Klamotten, mit Dreadlocks und einer dicken Sonnenbrille auf der Nase schaut grinsend auf die Bühne. Die Diagnose lautet Drogenüberschuss. Was der für einen Film haben muss! GORGOROTH sind mit einer Light-Variante ihres fast legendären Auftritts im polnischen Krakow unterwegs, die sie so auch schon in Wacken aufgeführt haben. Dabei stehen im Hintergrund vier Kreuze, an denen je zwei Jungs und Mädels mit einer Kapuze über dem Gesicht hängen. Aber anders als im östlichen Nachbarland verzichten die Norweger auf Stacheldrahtverhaue und die damals stark riechenden Schafsköpfe, die frisch vom Schlachter kamen. Dafür haben sie eine opulente Lichtshow im Hintergrund blinken und strahlen. Da fragt sich der Fachmann freilich, wer so viel Aufwand bezahlt und bei vergleichsweise wenig Zuschauern wie in Berlin zum Beispiel die Gage für die Pseudo-Gekreuzigten aufbringt. Falls er ein finanzielles Desaster fürchtet, kann GORGOROTH-Sänger Gaahl das gut kaschieren. Mit stechendem Blick und nach vorn gereckter Stachelhand keift er Hits wie 'Procreation Satan' oder 'Incipit Satan' hervor, den Blick stets auf den finstersten Modus gestellt. Nicht minder bedrohlich wirken seine Bandkollegen, alle haben sich schwarzweiß geschminkt.

Es ist eine passende Kulisse für den Sound von GORGOROTH, der heute zur Abwechslung einmal in bestechender Qualität aus den Boxen faucht. Der Klang ist so eisig, wie ihn sich eine Black-Metal-Band aus dem hohen Norden nur wünschen kann. Und zwischendurch zeigt Gaahl, dass er sogar richtig singen kann, 'Profetenes Åpenbaring' gleicht einer Offenbarung. Entgegen anderer GORGOROTH-Konzerte sticht der Berliner Auftritt überraschend heraus. Schick.

Dann heißt es warten. Bis 23.30 Uhr. Ab nun heißt es: Dani hüpft. Fast durchgängig bewegt sich der CRADLE OF FILTH-Frontmann über die Bühne. Und wirkt im Gegensatz zu seinem Berlin-Besuch in der Columbia-Halle wesentlich motivierter. Nur seine Haartracht scheint mit ihrem halblangen Schnitt etwas seltsam, die Dreadlocks vorher haben wohl ihre Spuren hinterlassen. Dafür hat er etwas abgespeckt. Und die Songauswahl ist formidabel. Kracher wie 'Gilded Cunt' oder das schon verdammt alte 'Nocturnal Supremacy' fahren mit grandiosem Sound in die Ohren. Sowieso spielen sie viele Klassikerkamellen von ganz früher, 'The Principle Of Evil Made Flesh' hätte wohl niemand so wirklich erwartet.

Wie bei GORGOROTH wirkt das Showprogramm zu solchen Meisterwerken erlesen, die ganze Zeit sind Videos und schicke Standbilder in der CRADLE OF FILTH eigenen Ästhetik zu sehen. Dazu darf neben dem Funken sprühenden Teufelchen ein rund vier Meter hoher Gevatter Tod auf und über die Bühne wackeln. Er ist der Hingucker bei 'Dusk And Her Embrace', wirkt gleichzeitig wie eine Hommage an die CRADLE OF FILTH-Landsmänner von IRON MAIDEN und deren Hang zu großen Live-Figuren. I-Pünktchen der grandiosen Leistung ist die Stimme von Dani, die wie in besten Zeiten mühelos zwischen himmelhoch kreischend und höllentief brüllend wechseln kann.

Die Zeit vergeht im Fluge, bis mit 'Cruelty Brought Thee Orchids' die letzte Zugabe des Abends angestimmt wird. Nur leider sind da nur noch knapp 400 Fans da. Zu wenig für so eine geile Tour. Ist Black Metal out?

Setlist CRADLE OF FILTH:
Intro
Shat Out Of Hell
Gilded Cunt
Dusk And Her Embrace
The 13th Caesar
Nocturnal Supremacy
The Twisted Nails Of Faith
The Principle Of Evil Made Flesh
Honey And Sulphur
Under Huntress Moon
Outro
Cthulu Dawn
Cruelty Brought Thee Orchids

Redakteur:
Henri Kramer

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