D-A-D und THE HOT DAMN - Heidelberg

20.12.2024 | 18:18

01.12.2024, Halle 02

Dänen lügen nicht, oder vielleicht doch?

DAD HDDie Dänen feiern in diesem Jahr ihr vierzigjähriges Bandbestehen und sind wieder einmal ausgiebig auf Tour in Europa. Auch wenn man auf dem restlichen Kontinent nicht ganz den Status wie in Dänemark hat, ist D-A-D hierzulande keinesfalls unbekannt und hat immerhin acht Stopps in Deutschland miteingeplant. Am heutigen Abend macht das Quartett glücklicherweise auch Halt in der Metropolregion Rhein-Neckar, genauer gesagt im schönen Heidelberg, in der nicht weniger schönen Halle 02. Bei meinem Eintreffen ist die Schlange vor der Halle recht lang und lässt vermuten, dass es heute voll werden wird.

 

 

 

 



THE HOT DAMN HDDoch bevor die Geburtstagstorte angeschnitten werden darf und die große Geburtstagssause startet, gibt es als Aperitif THE HOT DAMN. Hinter dem in Regenbogenfarben lackierten Schlagzeug, thront ein riesiges, aufblasbares weißes Einhorn. Mir schwant bereits Böses, denn die Britinnen sind bei mir bislang musikalisch noch nicht groß in Erscheinung getreten. Also gehe ich völlig unvorbelastet zu Werke. Voller Elan stürmen die vier Damen auf die Bühne, wobei es die Gitarristin Laurie Buchanan gleich mal im vollen Lauf auf die Nase legt. Glücklicherweise ist der jungen Dame nichts passiert und galant überspielt sie das kleine Missgeschick. Auch bei der Auswahl der Bühnenkleidung haben THE HOT DAMN tief in der Kleiderkiste gekramt. Herausgekommen ist eine rote Kapitänsuniform bei Gitarristin Laurie, ein schmissiger, aus den Siebzigern stammender Jeansanzug bei Sängerin Gill Montgomery, ein pinkfarbener Overall bei Bassistin Lzi Hayes, sowie ein weißer Einteiler bei Schlagzeugerin Josie O'Toole. Musikalisch geht es nicht weniger bunt zu auf der Bühne. Die gefällige Mixtur aus Riffrock und 80er-Pop lädt zum Tanzen ein.

THE HOT DAMN HDAllzuviel war im Vorfeld über das Quartett von der Insel nicht in Erfahrung zu bringen. THE HOT DAMN gingen im Jahr 2019 aus der Asche von TEQUILA MOCKINGBYRD und THE AMORETTES hervor und zählen THE KINKS und THE BEATLES zu ihren größten Einflüssen. Im Vordergrund steht aber zu allererst der Spaß und das merkt man von Beginn an. Locker flockig nutzen die Damen die Gunst der Stunde, um ihr gerade erst veröffentlichtes Debütalbum "Dancing On The Milky Way" vorzustellen. Die Damen verstehen ihr Handwerk und haben ein feines Händchen für einprägsame Melodien ohne dabei zu sehr ins Kitschige abzudriften. Wobei gerade bei mir Songs wie 'Dance Around', 'Jukebox On The Radio' oder das abschließende 'I Don't Like You Anyway' am meisten im Gedächtnis haften bleiben. Das bunte Treiben auf der Bühne verbreitet überall gute Laune. Ein Auftakt nach Maß.

Setliste: Fizz Buzz Crash; Dance Around; About Last Night; Jukebox On The Radio; Loud And Clear; Live Laugh Love; Merch Song; Going Down; I Don't Like You Anyway



Pünktlich um 20.30 Uhr stürmt D-A-D die Bühne und legt mit 'Jihad' von meinem All-Time-Fave-Album "No Fuel Left For The Pilgrims" gleich ordentlich los. Sänger Jesper Binzer verspricht gleich zu Beginn, dass am heutigen Abend ein paar neue Hits und auch ein paar alte Hits den Weg ins Programm gefunden haben. Wir können ihm vertrauen, denn Dänen lügen nicht. Eine These die bereits der ostfriesische Blödelbarde OTTO einst zum Besten gab. Im Vorfeld habe ich ehrlich gesagt befürchtet, dass es anlässlich des Jubiläums ein klassisches Best-Of-Set setzt, welches ziemlich nahe an der Playlist der erst kürzlich veröffentlichten Best-Of-Compilation "Forty Love" angelehnt ist. Was glücklicherweise so nicht gekommen ist, denn das hätte bedeutet, dass das bärenstarke neue Album "Speed Of Darkness" gänzlich hinten runtergefallen wäre. Ganz im Gegenteil, es finden sage und schreibe ganze fünf Stücke den Weg ins abendliche Programm und ergänzen sich prima mit den alten Hits. Ich würde mal behaupten, dass Songs wie der Titeltrack oder das melodische 'The Ghost' auch noch in ein paar Jahren live gespielt werden.

D-A-D serviert nahezu alle Meilensteine der Band-Karriere und lediglich zwei, drei fehlen, wie etwa 'Soft Dogs' oder die 90er Hymne aller langhaarigen Bombenleger (ja, einst zählte ich auch dazu) 'I Won't Cut My Hair'. Gekonnt bindet der sympathische Sänger Jesper Binzer das Publikum immer wieder mit ein und sorgt mit den gänzlich in deutsch gehalten Ansagen mit dänischen Akzent für den einen oder anderen Lacher im Publikum. Den Hit 'Sleeping My Day Away' widmet er allen Faulpelzen mit einem Augenzwinkern und einem "Hier kommt ein Song für die Arbeitslosen". Bassist Stig präsentiert wieder seine Sammlung von skurilen Zweisaiten-Bässen und hat unter anderem wieder den "Roten Baron" oder seine "Rakete" am Start. Es ist immer wieder eine Freude, D-A-D live zu erleben. Die Setliste ist bunt gemischt und bietet zwischendurch immer wieder mal eine kleine Verschnaufpause, wie etwa bei 'Point Of View' und 'Everything Glows', oder der Ballade 'Laugh 'N' A 1/2'. Nach gut hundert Minuten feinster Unterhaltung beendet standesgemäß 'After Dark' den Abend. Hoffen wir mal das D-A-D noch ein paar Jahre dranhängt und vielleicht sogar noch die fünfzig vollmacht.

Ansonsten hat es mir am heutigen Abend an Nichts gefehlt! Selbst das angebotene Merchandise sprengt den üblichen Rahmen. Gefühlt kann der geneigte Fan sich an einer Auswahl von fast zehn verschiedenen Shirts in allen erdenklichen Größen bis 5XL erfreuen. Neben den Shirts gibt es natürlich alles, was sonst noch das Fanherz höherschlagen lässt. So kann man zum Beispiel das neue Album (signiert) zum regulären Preis erwerben, ein Plektren-Set oder gleich die limitierte und signierte Akustikgitarre für schlappe dreihundert Euronen dazu erstehen. Wer hat, der kann und die Dänen erweisen sich hier als äußerst geschäftstüchtig. Nun ja, so eine Geburtstagssause kostet ja auch ein bissl Kohle und die muss wieder reingeholt werden.

Ein großer Dank geht abschließend an JochenMayer.music für die Einladung zur Geburtstagsfeier!

Setliste: Jihad; Evil Twin; 1st, 2nd & 3rd; Rim Of Hell; Point Of View; The Ghost; Grow Or Pay; Jonnie, Riding With Sue; Speed Of Darkness; Keep That Mother Down; Reconstrucdead; Everything Glows; Monster Philosophy; Bad Craziness; God Prays To Man; Sleeping My Day Away; Laugh 'N' A 1/2; It's After Dark

Text und Fotocredit: Frank Hameister

 



Redakteur:
Frank Hameister

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