DARK TRANQUILLITY, MOONSPELL, WOLFHEART und HIRAES - Karlsruhe
09.12.2024 | 15:3822.11.2024, Substage
Eine Reise zu alten, neuen und ungewöhnlichen Gefilden.
Nach einem Jahr Pause meldet sich die schwedische Melodic-Death-Band DARK TRANQUILLITY diesen Frühling mit einem neuen Studioalbum und einer gleichnamigen Europatournee zurück. Ungewöhnlicherweise machen die Skandinavier dieses Mal im Südwesten nur einen einzigen Stopp, und aus diesem Grund ist die Show bereits Monate im Voraus ausverkauft.
Schon als sich die Türen des Substages öffnen, strömen die Menschen in Massen herein. Ein klarer Vorteil für die Eröffnungsgruppe HIRAES, die das direkt für sich nutzen kann und mit dem Song 'Through The Storm' einen richtigen Banger platziert. Sängerin Britta strotzt vor Energie und kann mit ihrem Gesang schnell die Leute von sich überzeugen. Insgesamt merkt man schnell, dass das hier keine klassische Vorband ist, die neu im Geschäft ist. Irgendwann fällt es mir dann auch wie Schuppen vor den Augen, denn ich habe vor unzähligen Jahren die Sängerin mit CRIPPER einmal live gesehen. Jemanden, der so kontrolliert growlen kann und ordentlich für Stimmung sorgt, vergisst man nicht so schnell wieder. Die kurze Spielzeit nutzt das Quintett, um die größten Hits aus dem aktuellen Studioalbum "Dormant" zu bewerben. Eingängige Melodien, abwechslungsreiches Gitarrenspiel und der richtige Mix an Härte machen die Band zu einem spannenden Neuling im Melodic-Death-Genre.
Setliste: Through The Storm; About Lies; Under Fire; We Owe No One; Undercurrent
Ein Hauch von nordischer Kälte zieht nun mit WOLFHEART ein. Die Finnen haben schon immer viel Wert auf eine schöne Bühnendarbietung gelegt und so strotzen riesige Geweihe an den Mikros. Doch viel eindrücklicher ist die Auswahl an Songs, die es diesen Abend auf die Liste schaffen. Mit 'Strength And Valor' und auch 'Zero Gravity' prasselt ein Sturm über die Menge, der die ersten Moshpits generiert. Die Halle ist am Beben und verwandelt sich in ein Meer aus fliegenden Haaren. Bei 'Evenfall' schafft es die Band sogar, die Menschen zu einer Wall Of Death zu überreden. Der Versuch gelingt semi gut und erreicht bei weitem nicht die Dimensionen, wie man es vielleicht von anderen Bands gewohnt ist. Der Show schadet dieser Umstand aber keineswegs und die Finnen schließen ihr Set mit 'Grave', bevor sie mit donnerndem Beifall die Bühne wieder verlassen.
Setliste: Strength And Valor; Zero Gravity; Burning Sky; Ghosts Of Karelia; Evenfall; Aeon Of Cold; Grave
Der Exot dieses Abends ist eindeutig die portugiesische Gothic-Metal-Band MOONSPELL. Doch schnell beweist Sänger Fernando, dass sie durchaus ihre Daseinsberechtigung auf dieser Tour hat. Zur großen Überraschung der meisten Besucher führt uns die Truppe in die Anfänge ihrer Musik zurück und zieht ein Old-School-Set aus dem Hut. Mit 'Love Crimes' lässt sie ihre Black-Metal-Ära wieder aufleben und das zieht beim Publikum. Doch das bleibt nicht die einzige Besonderheit an diesem Abend, für den Song 'Finsterra' tauscht Keyboarder Pedro sein Instrument gegen die Gitarre ein. Damit schaffen es die Portugiesen ebenfalls, ein Moshpit zu initiieren und die Menschen flippen völlig aus. Der Siegeszug geht weiter und ein Hit nach dem anderen wird abgefeuert. Großes Highlight wird am Ende 'Alma Mater'. Bei diesem Song verschmelzen Band und Fans zu einem großen gemeinsamen Chor und sorgen für eine ausgelassene Stimmung. Augenscheinlich scheint die Setliste alles zu haben, was das Fanherz höher schlagen lässt. Die Rufe nach 'Vampiria' sind dennoch laut, aber stattdessen schließt MOONSPELL die Show mit 'Full Moon Madness' - ein gutes Trostpflaster.
Setliste: Opium; Awake; Love Crimes; Extinct; Night Eternal; Finisterra; Everything Invaded; Breathe (Until We Are No More); Alma Mater; Full Moon Madness
Die Vorbands haben ihren Job mehr als gut gemacht und nun heißt es Reserven mobilisieren, um auch für den Headliner DARK TRANQUILLITY jetzt alles zu geben. Die Schweden sind bei bester Laune und das Publikum empfängt das Quintett mit offenen Armen. Sänger Mikael hat gar nicht viel Arbeit, denn die Leute sind von Spielminute null direkt mit dabei. Die Begeisterung steht sowohl den Musikern als auch den Fans ins Gesicht geschrieben. Besonders eindrucksvoll sind auch die LED Panels im Hintergrund, statt der üblichen Leinwände. Mit den Worten "neu, alt und ein bisschen obskur" kündigt der Frontmann die Setliste für den Abend an und der Mann hält seine Versprechen.
Den Anfang macht 'The Last Imagination' aus dem aktuellen Studioalbum "Endtime Signals". Insgesamt spielen die Schweden sogar fast die Hälfte der Scheibe an diesem Abend. Dazwischen dürfen auch Klassiker wie 'Hours Passed in Exile' oder 'Finale Resistance' nicht fehlen. Abgedroschen und totgehört? Fehlanzeige! Im Substage geht die Post ab! Das Schöne bei einem DARK TRANQUILLITY Konzert ist grundsätzlich, dass sie auf jeder Tour einen vergessenen Song aus der Versenkung holen. In diesem Fall ist es 'Empty Me' - ein Lied, dass es nach Aussage der Band nie auf die Bühnen geschafft hat, weil der alte Gitarrist es nicht spielen konnte. Doch das scheint sich nun geändert zu haben und die Fans feiern Johann Rheinholdz für seine Leistung ab. Abgerundet wird diese großartige Show noch mit den Zugaben 'Lost To Apathy' und 'Misery´s Crown'.
Die Band hat heute meine Erwartungen in Asche zerlegt und sogar noch einen drauf gesetzt. Was für eine Show - was für ein Abend!
Setliste: The Last Imagination; Nothing To No One; Wayward Eyes; Unforgivable; Hours Passed In Exile; The Dark Unbroken; Final Resistance; Cathode Ray Sunshine; Atoma; Shivers And Voids; Not Nothing; Empty Me; Our Disconnect; Phantom Days; Therein; The Wonders At Your Feet; Zugaben: Lost To Apathy; Misery's Crown
Fotocredit: Frank Hameister
- Redakteur:
- Hang Mai Le