DARK TRANQUILLITY, MOONSPELL, WOLFHEART und HIRAES - Köln
21.11.2024 | 10:5603.11.2024, Live Music Hall
DARK TRANQUILLITY versüßt uns den November: Mit neuem Album im Gepäck und einer grandiosen Begleitung auf "Endtime Signals"-Tour unterwegs in Europa.
Wir haben heute Heimvorteil und mit 15 Minuten Anreise natürlich keinen Streß rechtzeitig da zu sein. Laut Vorankündigung soll es eigentlich erst 19:15 starten aber Schlag 19 Uhr geht es los mit HIRAES. Ich muss mein Feierabendbier also etwas schneller trinken als gedacht, um noch rechtzeitig in den Graben zu hüpfen. Die junge Band mit Sängerin Britta Görtz startet mit Wums und die ausverkaufte Live Music Hall ist auch schon gut gefüllt. Der Sound ist noch nicht ganz hundertprozentig, aber ist ja häufig so, dass der Opener meist verschärfte Bedingungen hat und entsprechend doppelt hart arbeiten muss. Doch die Stimmung im Publikum ist bereits jetzt ausgesprochen gut, und HIRAES hat auf jeden Fall eine ordentliche Fanschar mitgebracht. Die Growls stehen der Band fast besser, wobei es auch nur eine klitzekleine Klargesangs-Passage zum letzten Song gibt. Zum Abschluss sind die Pommesgabeln bis in die hinteren Reihen oben und die Köpfe nicken. Ein sehr guter Opener mit viel zu kurzer Spielzeit, was bei vier Bands nicht verwunderlich ist. Zum Abschluss die obligatorische Aufnahme mit den Fans und dann ist nach 30 min auch schon Schluss.
Innerhalb von Minuten ist das zweite Schlagzeug rechts auf der Bühne auch schon abgebaut. Das wird wohl Schlag auf Schlag heute gehen. Gut es ist Sonntag. Bei WOLFHEART wird selbst Hand angelegt, in einem Moment noch kurz die Banner zurechtgerückt, die obligatorischen schwarzen Schädelgeweihe aufgebaut und im nächsten Moment schon bereit, um es auf der Bühne so richtig krachen zu lassen. "Perfect for some moshpit!" preist Bassist Lauri Silvonen das aktuelle Album "Draconian Darkness" an. Die Leute sind zwar dabei mit singen, Kopf nicken und jubeln, für den Mosh Pit aber noch nicht ganz bereit. Der Sound ist jetzt auch vorne seitlich der Bühne top. Bei den Finnen hat jeder auch seinen Gesangspart, den Drummer mal ausgenommen. Obwohl ich die tiefe Stimme Saukkonens wirklich sehr liebe, hat der Wechsel zwischen Klargesang und Growls mit den verschiedenen Sängern auch was. Das kommt gut beim Publikum an und dafür gibt es auch ordentlich Applaus. Jetzt meldet sich zum Abschluss auch Frontmann Tuomas Saukkonen zu Wort, der die Ansagen sonst meist Silvonen überlässt. "Wir haben jeden Abend einen Moshpit auch morgen Abend und da treten wir noch nicht mal auf, also machen wir es euch nun leicht, letzter Song!" – so angefeuert klappt es dann auch mit dem ersten Pit des Abends. Band und die Fans im Pit geben nochmal richtig Gas. Starker Auftritt.
'Opium', desire or will... dann 'Awake!' direkt gefolgt von 'Extinct' – drei Kracher zu Beginn! Oh Mann, was für ein Auftakt. Was soll ich sagen, bei MOONSPELL bin ich einfach vom Debütalbum "Wolfheart" an Fangirl. Also seit gefühlt hundert Jahren, aber lassen wir das, wer will da schon nachzählen. In der Halle ist es jetzt so richtig kuschelig und man merkt, heute ist es komplett ausverkauft. Hochverdient, was für eine gekonnte Besetzung. Die Halle jubelt und man hat das Gefühl es werden nur Highlights gespielt. Zu 'Finisterra' wechselt Keyboarder Pedro Paixão zwischendurch, wie zu seinen Anfangszeiten, auch mal an die Gitarre. Frontmann Fernando Ribeiro freut es, dass das Kölner Publikum auch an einem Sonntag so abfeiert. Seit den 90ern spielt MOONSPELL bereits hier und so gibt es ein Dankeschön für die Gastfreundschaft. Es kommt 'The Future Is Dark' vom "Extinct"-Album, das wurde bisher wohl noch nie live gespielt. Zum krönenden Schluss dann 'Alma Mater'. Klar, muss sein. Es wird noch nachgesetzt und unter Wolfsgeheul wird 'Full Moon Madness' angestimmt. Was nicht gespielt wird ist das aktuelle Album "Anno Satanae" (1993 Tapes, 2024 Remastered), aus den MOONSPELL Anfängen. Das ist dann vielleicht doch etwas für eine andere Gelegenheit. Die Musiker kommen zum Schluss nach vorne und genießen den anhaltenden Applaus der Fans für eine große Band.
Setliste: Opium; Awake!; Extinct; Night Eternal; Finisterra; Everything Invaded; The Future Is Dark; Nocturna; Breathe (Until We Are No More); Alma Mater; Full Moon Madness
Zur kurzen Umbauphase wird die Bühne einmal komplett mit einem großen DARK TRANQUILLITY Vorhang verhängt, der Bühnenaufbau ist ähnlich wie wir es im letzten Jahr beim Baden im Blut-Festival schon gesehen hatten. Drei große LED-Panels im Hintergrund davor in zwei Ebenen die sechs Musiker. Hier in der Live Music Hall ist ja auch ordentlich Platz auf der Bühne. Zum neuen DARK TRANQUILLITY Album gab es im Sommer bereits einen Pommesgabel Podcastfolge und ein Interview mit Gitarrist Johan Reinholdz. Auf die Frage, was die Fans von der November-Tour erwarten dürfen erfahren wir da, die Setliste soll abwechslungsreicher sein, eine Mischung aus neuen und alte Songs um die Shows interessanter und weniger vorhersehbar zu machen. Wir sind also gespannt was es heute auf die Ohren gibt.
Eröffnet wird mit 'The Last Imagination', einer Single des neuen Albums. Zwischen den Songs des aktuellen "Endtime Signals"-Albums gibt es dann wie versprochen eine wirklich vielseitige Mischung von neuen Songs kombiniert mit einem Querschnitt aus drei (!) Jahrzehnten. Die Band ist bester Laune und das begeisterte Publikum ist am Feiern. Bevor es zum Endspurt geht, stellt Sänger Mikael Stanne ganz klassisch die restlichen Musiker vor. An den Keyboards ebenfalls ein DT Urgestein – Martin Brändström, Johan Reinholdz an der Gitarre wird vom HATESPHERE-Gitarristen Peter 'Pepe' Lyse Hansen unterstützt, dazu Christian Jansson am Bass und Joachim Strandberg-Nilsson an den Drums.
Zum großen Finale gibt es dann noch einmal einen größeren Sprung zurück in der Bandhistorie. Klar nach 13 Alben und über 30 Jahren Bandgeschichte kann man hier natürlich aus dem Vollen schöpfen. Mit 'The Wonders At Your Feet', 'Lost To Apathy' und 'Misery's Crown' setzen sie noch einen drauf auf einen durchweg grandiosen Metal Abend. Trotz der späten Stunde und dem Wissen, dass auf einen Sonntag Abend unweigerlich der kalte Montag Morgen folgen wird, machen wir uns fröhlich und bester Dinge auf den Heimweg. Besser kann man einen Sonntagabend eigentlich nicht verbringen.
Setliste: The Last Imagination; Nothing to No One; Wayward Eyes; Unforgivable; Hours Passed In Exile; The Dark Unbroken; Final Resistance; Cathode Ray Sunshine; Atoma; Shivers And Voids; Not Nothing; Empty Me; Our Disconnect; Phantom Days; ThereIn; Zugaben: The Wonders At Your Feet; Lost To Apathy; Misery's Crown
- Redakteur:
- Barbara Sopart