DAYSEEKER, RAIN CITY DRIVE und HEART OF GOLD - München

30.11.2024 | 23:03

28.11.2024, Backstage Halle

Die "Dark Sun Protocol"-Tour!

Eine Viertelstunde vor Einlass komme ich am Backstage an und es haben sich bereits die ersten Schlangen vor den verschiedenen Hallen gebildet. Hier wird das Publikum sortiert. Ältere Leute? Bitte einmal abbiegen zu D-A-D ins Backstage Werk. Junge Leute? Zu DAYSEEKER in die Halle. Leute mit schlechtem Geschmack? In den Club zu JAILL, einem Deutschrapper, der vom Gefängnis wohl so weit weg ist, dass er das Wort nicht mal richtig schreibt.

Preisfrage: Wo bin ich dabei? Bei DAYSEEKER natürlich! Nach kurzem Warten bin ich in der Halle und werde von der Musik vom Band direkt überrascht. Irgendwer hat hier Indie Rock ausgegraben, der auch auf einer meiner Playlists sein könnte: THE BAND CAMINO, COIN, VACATION MANOR ... Respekt!

HEART OF GOLD startet um 20 Uhr in ein gemütliches Pop-Rock-Set. Der Sänger spricht nach dem zweiten Lied kurz zum Publikum. Er erzählt, dass er schon 100 Mal hier im Backstage war und verkauft den DAYSEEKER-Auftritt dem Publikum als "traurigsten Auftritt den DAYSEEKER je gespielt hat". Na, dann bin ich mal gespannt. Doch zurück zum Auftritt von HEART OF GOLD. Der Sänger spielt auch E-Gitarre, ist deshalb ziemlich am Mikrofonständer festgewachsen und macht keine große Bühnenshow. Der Bassist, der auch beim Gesang unterstützt, ist etwas aktiver, stampft auf den Bühnenboden und macht Kicks in Slow-Motion. Der zweite Gitarrist und der Schlagzeuger bleiben eher im Hintergrund. Ein Saxophon gibt es auch, das kommt aber nur vom Band.

Der Auftritt kommt beim Publikum gut an und es wird im Takt der Musik mitgewippt. Ich kann sogar zwei aus der Menge erkennen, die bei den Liedern mitsingen. Nach einer halben Stunde endet der gelungene Auftritt unter Publikumsapplaus und die Bühne wird kurz umgebaut.

Setliste: Stranger; Bright Lights; Sooner; Human Nature; Co-Dependent; Over Yourself; Bad Habit

Als nächstes steht RAIN CITY DRIVE auf dem Plan. Die Musik wird etwas härter und im Publikum scheinen auch mehr Besucher die Lieder der Band zu kennen, es wird mehr mitgesungen. Auf der Bühne ist dazu noch etliches los, von den Gitarristen kommen neben dem obligatorischen Headbanging auch Kicks. Sänger Matt McAndrew spielt kein Instrument und kann sich deshalb freier auf der Bühne bewegen.

Highlights des Auftritts sind einerseits das Lied 'Medicate Me', bei dem Sänger Rory Rodriguez von DAYSEEKER auf die Bühne dazukommt und der erste Song der Band 'Heavier'. Matt spricht zwischen den Liedern manchmal zum Publikum und probiert sich einmal sogar an der deutschen Sprache: "Wie geht's Deutschland? Was machst du in deiner Freizeit?", wobei er "Woo"-Geschrei und Applaus aus dem Publikum erntet. Zwei Mädels aus dem Publikum haben ein Schild mitgebracht und wünschen der Band damit "Happy Thanksgiving". Der Sänger bedankt sich, er hatte ganz vergessen, dass heute Thanksgiving ist. Dann endet der ca. 40 Minuten lange Auftritt und es folgt eine weitere Umbaupause.

DAYSEEKER startet nach einem kurzen Intro vom Band mit 'Dreamstate' in den Auftritt. Rorys Stimme überzeugt mich von Anfang an, man hört kaum Unterschiede zum Album. Das Publikum sieht das ähnlich, jemand schreit "Rory, we love you!" und das wird vom Publikum durch lautstarkes Schreien bestätigt. Der dritte Song ist ein erstes Highlight für mich: 'Burial Plot', eines der besten Lieder vom Album "Sleeptalk". Der Großteil der Lieder kommt natürlich vom aktuellen Album "Dark Sun" – schließlich ist das auch die "Dark Sun Protocol"-Tour. Es werden jedoch auch Liedern aus anderen Alben gespielt, was für eine gute Mischung führt.

Nach den ersten drei Liedern richtet Rory das Wort an das Publikum. Er gratuliert Zac Mayfield, dem Schlagzeuger der Band zum Geburtstag und lässt das Publikum "Happy Birthday" rufen, dann verschwinden alle Bandmitglieder kurz von der Bühne. Rory taucht als erstes wieder auf, nimmt am Keyboard Platz und stimmt 'Midnight Eternal' an. Der Rest der Band kommt später im Lied mit dazu und spielt mit. Auf der Bühne ist etwas weniger los als bei RAIN CITY DRIVE, die beiden Gitarristen headbangen und laufen vor und zurück. Rory gestikuliert bei seinem Bühnenrundlauf und auch Schlagzeuger Zac hat bei DAYSEEKER richtig was zu tun.

Vor 'Dark Sun' bedankt sich Rory beim Publikum für's Kommen zu dieser ausverkaufen Show und erzählt, dass er das nächste Lied über seinen Vater, der an Krebs starb, geschrieben hat. Das Publikum soll Teile mitsingen, hier scheinen allerdings nur wenige textsicher zu sein. Die Stimmung im Publikum steigt immer weiter, für den Headliner begeistern sich alle. Es wird mitgesungen, mitgewippt, geheadbangt und bei 'Gates Of Ivory' entsteht sogar ein kleiner Moshpit. Hier gibt es auch einen Crowdsurfer, der sogar seine Jacke mitnimmt. Erst 'Paper Heart' sorgt für eine Delle in der gerade aufkommenden Stimmung, das Lied ist sehr emotional und wird von Rory wieder am Keyboard begleitet, während das Publikum die Smartphone-Taschenlampen auspackt.

Mit 'Afterglow' folgt ein weiterer ruhigerer Song und dann das EVANESCENCE-Cover 'My Immortal', das in einer Akustik-Version dargeboten wird. Das erntet großen Applaus aus dem Publikum, doch die ruhigeren Lieder haben der aufkommenden Stimmung einen Dämpfer verpasst. 'Sleeptalk' soll hier Abhilfe schaffen, der Song ist nicht ohne Grund mein Lieblingslied der Band und kommt im Publikum auch richtig gut an. Viele singen mit, die Stimmung von 'Gates Of Ivory' wird jedoch nicht wieder erreicht. Anschließend geht die Band von der Bühne, denn das ist das letzte Lied. Aber eine Zugabe gibt es in Form von 'Neon Grave' zum Glück noch. Hier erreicht die Stimmung dann doch nochmal einen Höhepunkt, es gibt beim Refrain sogar einen Circle Pit, die sich danach in einen Moshpit verwandelt. Mit den letzten Tönen kommt auch noch ein zweiter und letzter Crowdsurfer nach vorne.

Setliste: Dreamstate; Crooked Soul; Burial Plot; Homesick; Midnight Eternal; Dark Sun; Without Me; Crying While You’re Dancing; Gates Of Ivory; Paper Heart; Afterglow; My Immortal; Sleeptalk; Zugabe: Neon Grave

DAYSEEKER erfüllt meine Erwartungen und liefert einen tollen Auftritt ab, gerade Rorys Stimme ist wirklich hervorragend. Die Setliste hat mit 'Paper Heart', 'Afterglow' und 'My Immortal' jedoch zu viele ruhige Lieder. Da hätte ich stattdessen lieber ein weiteres Lied von "Sleeptalk" gehört. Ob es sich dabei um das traurigste Set der Band handelt, kann ich nicht abschließend beurteilen, dafür muss DAYSEEKER wohl nochmal mit einem anderen Set in Deutschland vorbeikommen, damit ich vergleichen kann.

Die beiden Vorbands passen gut zum Headliner und bauen die Intensität und Stimmung im Publikum perfekt auf. Vom ruhigen Einstig mit HEART OF GOLD über den energetischen Auftritt von RAIN CITY DRIVE bis hin zum Headliner wird das Publikum langsam aufgewärmt und der Konzertabend ergibt ein kohärentes Gesamtbild, statt, wie es manchmal passiert, einfach nur eine handvoll zusammengewürfelte Bands zu sein.

Ein paar weitere Termine in Deutschland stehen noch an, lasst euch DAYSEEKER nicht entgehen! Tickets sind über die offizielle Bandwebsite erhältlich.


Redakteur:
Noah-Manuel Heim

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