DIE APOKALYPTISCHEN REITER, HANGATYR, WITHOUT HUMAN TRAIT und SPECIAL GUEST - Apolda

30.12.2025 | 22:04

26.12.2025, Stadthalle

Die Reiter der Apokalypse feiern ihr 30-jähriges Bestehen in der Heimat!

Wenn man als Band 30 Jahre schafft, dann ist das eine ziemliche Hausnummer. Im Fall von DIE APOKALYPTISCHEN REITER und ihren unbeschwerten Stilwechseln und Experimenten ist es dann schon ein Stück weit bewundernswert, dass sich die Band aus Thüringen zusätzlich auch noch eine große Fanschar erspielen konnte. Am 26.Dezember 2025 war dann tatsächlich der Tag gekommen, dieses Jubiläum zu feiern. Doch nicht irgendwo, sondern in der Stadthalle der Glockenstadt Apolda, wo damals alles begonnen hat. Oder wie Sänger Fuchs es im Interview gesagt hat: "Klar, wir hätten das auch in Berlin, Wien oder sonstwo machen können. So ist es mehr fürs Herz."

Am Ort des Geschehens angekommen, fiel mir die Orientierung nicht schwer, ist die Stadthalle in Apolda doch ein kleines, aber feines Schmuckkästchen. Äußerst faire Preise beim Ausschank und den Speisen runden den guten Eindruck ab. Bevor die erste Band die Bühne entert, habe ich noch mit ein paar Leuten gesprochen, wo mir jemand sagt: Das wäre hier etwas ganz großes für die Stadt Apolda. Das wäre ungefähr so, als würde man METALLICA auf die Bühne stellen. Die Vorfreude ist also schon entsprechend groß.

Auf dem Ticket steht neben den bekannten Supports HANGATYR und WITHOUT HUMAN TRAIT noch ein Special Guest. Da bin ich schon gespannt, wer da die Bühne betreten wird.

Eventuell ein paar bekannte Gesichter aus der Vergangenheit der Reiter?

Als die Moderatorin des Abends anschließend auflistet, dass die Protagonisten in bekannten Apoldaer Bands gespielt haben, werden die Fragezeichen nicht kleiner.

Nur, dass der Special Guest dann wortwörtlich SPECIAL GUEST heißt... das habe ich nicht kommen sehen und ich komme mir ein wenig ausgetrickst vor.

Anschließend  betreten ein Bassist mit Guy Fawkes-Maske und ein schrill geschminkter Gitarrist mit blonder Perücke die Bühne und irritieren bzw. amüsieren weite Teile des anwesenden Publikums.

Geboten wird dann nicht maßlose Zerstörung, sondern instrumentaler Rock, der durchaus zu gefallen weiß und die Extremitäten schon mal ein wenig aufwärmt.

Völliges Kontrastprogramm folgt im Anschluss mit WITHOUT HUMAN TRAIT aus der Landeshauptstadt Erfurt, die sich eher dem modernen Death Metal bzw. Deathcore hingibt, der dann ziemlich reingehauen hat und keinerlei Kompromisse erkennen lässt. Huiuiui!

So geben sich deftige Hardcore-Riffs und derbe Screams die Klinke in die Hand und laden dazu ein, die bereits erwärmte Nackenmuskulatur auf ordentliche Betriebstemperatur zu erhitzen.

Ich habe weiterhin meine Probleme mit dieser modernen Form von Death Metal, kann mir ein ständiges Kopfnicken allerdings dann doch nicht verkneifen.

Bevor dann allerdings die Kerzen auf der Geburtstagstorte angezündet werden, darf noch HANGATYR aus Apolda das Publikum mit seinen Songs beschallen.

Und als würde der Abend unter dem Motto der größtmöglichen Kontraste stehen, erwartet die Anwesenden jetzt noch eine amtliche Salve Black Metal aus dem Sumpf.

Hier auch direkt ein weiteres Novum: HANGATYR kommt ohne Schlagzeuger aus. Wobei ich eine kurze Zeit gedacht habe, HANGATYR hat ihren Schlagwerker hinter den schwarzen Vorhang versteckt. Ob aus denselben Gründen wie IRON MAIDEN Nico McBrain? Fragen über Fragen.

Tatsächlich kommt das Schlagzeug vom Band. Kann man mal machen, aber muss das unbedingt sein? Da bin ich uneins.

HANGATYR macht dann ebenfalls einen guten Eindruck, ist das Gebotene doch äußerst atmosphärisch und kann einige Nuancen gut zur Geltung bringen, was sowohl für Abwechslung sorgt als ausch Freude im Publikum immer wieder aufbranden lässt.

Bis dato gibt es hinter den ersten Reihen noch eine Art "Respektabstand", der allerdings unmittelbar geschlossen wird, als vorübergehend der Vorhang selbiges tut. Jetzt ist es Zeit für die DIE APOKALYPTISCHEN REITER mit der Feier zu ihrem 30.Geburstag zu beginnen. Daher passt es nur zu gut, dass die vier Reiter der Apokalypse mit 'Volle Kraft' ins Set einsteigen. Der Song funktioniert ausgezeichnet als Büchsenöffner und sorgt direkt für ordentlich Bewegung, was durch das folgende 'Wilde Kinder' vom gleich betitelten Album noch weiter verstärkt wird. Eine erste Eskalation gibt direkt danach mit dem ewigen Livekracher 'Es wird schlimmer', wo nahezu der gesamte Raum "Dann wetzen wir die Messer!" mitbrüllt.

Schön ist auch zu sehen, wie im Anschluss 'Der Weg' wieder live abgefeiert wird, aber sich auch gut eignet, ein wenig durchzupusten, bevor es dann mit dem obligatorischen 'Der Adler' direkt weiter in luftige Höhen geht. Immer wieder gibt es kurze Verschnaufspausen im Set, sei es durch ein längeres Gitarrensolo oder rhythmisches Hämmern gegen die bereitgestellten Trommeln, bevor danach wieder das Gaspedal mit dem Akkuschrauber festgeschraubt wird. So fliegen dem Publikum dann der Oldie 'Vier Reiter stehen bereit' und die andere Hymne 'Friede sei mit dir' um die Ohren, wobei es keinen mehr ruhig stehen lässt. 

Ein weiterer denkwürdiger Moment ereignet sich kurz darauf bei 'Die Sonne scheint', als ein Herr in...interessanter Verkleidung und einem Licht genau dort, wohin eben diese Sonne niemals scheint, die Bühne entert und kurz darauf mittels eines Schlauchbootes ein Bad in der Menge nimmt, um dabei seine Sonne munter dem Publikum zu präsentieren. Abzüge in der B-Note gibt es dann nur, als dieses Boot dann leider Schiffbruch erleidet und der Passagier nicht mehr zu sehen ist. Auf der Bühne herrschte währenddessen kollektives Grinsen und das machte noch mehr Spaß, da in strahlende Gesichter zu blicken. 

Auch die ganz alten Kamellen haben DIE APOKALYPTISCHEN REITER nicht vergessen und feuern direkt mit 'Iron Fist' den ersten jemals geschriebenen Song hinterher, was das Publikum wieder ausrasten lässt. Die Stimmung ist mittlerweile auf dem absoluten Siedepunkt angekommen, die ab jetzt auch nicht mehr abklingen möchte. Neuere Nummern wie 'The Great Experience Of Ecstasy' und dem brandneuen 'Rache an der Wirklichkeit' wechseln sich mit der Halbballade 'Weiße Pferde' ab, wobei letzteres trotz seiner ruhigeren Ausrichtung für keinen Abbruch der Stimmung sorgt.

Langsam ist allerdings die Ziellinie in Sichtweite gekommen, doch die Reiter halten die Energie weiterhin sehr hoch und lassen sich nicht bitten, noch den 'Seemann' oder den kompletten Exzess bei 'Du kleiner Wicht' und 'Reitermania' zu beschwören. Bei mir sind mittlerweile die Stimme und auch der Energiehaushalt dabei, Konkurs anzumelden. Doch gerade als ich denke, das gesamte Pulver ist verschossen, stimmt die Band 'We Will Never Die' an, was leider nicht in Gänze geboten wird. Nun gibt es nur noch 3 Dinge zu tun: Erst heißt es 'Metal Will Never Die', wobei sich einige im Publikum in den Armen liegen, bevor direkt danach noch eine 'Revolution' ausgerufen wird. Vor dem letzten Song fragt Fuchs Gitarrist Titus noch, was er denn zum Schluss spielen möchte, ohne darauf hinzuweisen, dass der besungene 'Franz Weiss' heute leider nicht vor Ort ist.

Danach ist dann Schluss und ich sehe auf und neben der Bühne nur glückliche, wenn auch geschaffte, Gesichter. Was mich persönlich sehr freut, wie alle Protagonisten auf der Bühne stolz sind auf das, was sie in den letzten 90 Minuten geschafft haben. Ich nehme den vier Reitern das zu jeder Sekunde ab, dass sie gerade einfach nur dankbar und glücklich sind und ich kann da nur den Hut ziehen. Gerade nach dem Einschnitt vor zwei Jahren war ich doch skeptisch, ob es weitergehen kann. Doch die Energie, die Titus (Gitarre) und Rohgarr (Schlagzeug) beisteuern, die möchte ich nicht mehr missen. 30 Jahre DIE APOKALYPTISCHEN REITER. Da gehen doch nochmal 30, oder?

Setliste: Volle Kraft; Wilde Kinder; Es wird schlimmer; Der Weg; Der Adler; Die Boten; Vier Reiter stehen bereit; Friede sei mit dir; Die Sonne scheint; Iron Fist; Auf und Nieder; The Great Experience Of Ecstasy; Rache an der Wirklichkeit; Weiße Pferde; Seemann; Du kleiner Wicht; Reitermania; We Will Never Die; Metal Will Never Die; Revolution; Franz Weiss

Text und Photo Credit: Kevin Hunger

Redakteur:
Kevin Hunger

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