D.A.D. - Frankfurt

24.09.2009 | 16:31

21.09.2009, Batschkapp

D.A.D. sind zwanzig Jahre nach der "No Fuel Left For The Pilgrims"-Tour wieder in der Batschkapp zu Gast. Das weckt Erinnerungen und Hoffnung auf mehr.

D.A.D. haben als Anheizer bei DER W im Frühjahr in der Frankfurter Ballsporthalle einen guten Job gemacht, weshalb man gespannt sein durfte, ob die Truppe den Stimmungspegel bei einer Headlinershow am oberen Limit halten kann. Die Bedingungen hierfür sind ideal, denn das Wetter spielt – trotz Mitte September – mit und erlaubt es, vom Auto zur Location im T-Shirt zu traben. Die Befürchtung, dass die Halle leer sein würde, weil der Vorverkauf eher schleppend lief, wird zu Beginn von HEAVENS BASEMENT im Keim erstickt. Um 21 Uhr ist die Location gut gefüllt.

Die Jungs hab ich schon im Vorprogramm von THUNDER dieses Jahr im Aschaffenburger “Colos-Saal” gesehen, weshalb ich als einer der wenigen in der Kapp wusste, was auf uns zukommt: eine Mischung aus GUNS N' ROSES und IRON MAIDEN gespickt mit zuckersüßen Refrains. Leider macht der Soundmann dem Quintett einen dicken Strich durch die Rechnung, denn es ist viel zu laut und übersteuert. Überdies ist der Sänger in den ersten drei Songs viel zu leise abgemischt, während die Gitarren zu laut aus den Boxen dröhnen. Die Jungs können dennoch einen großen Teil des Publikums auf ihre Seite ziehen, was vor allem auf das enthusiastische Stageacting zurückzuführen ist. Kaum hat sich das Publikum warmgeklatscht, müssen die Jungs auch schon gegen 21.35 Uhr die Bühne räumen.

D.A.D. sind und bleiben schräge Vögel. Das merkt man schon an der Pausenmusik, in der rockuntypische Stile wie Filmmusik (Leonard Bernstein) oder auch mal Cha-Cha-Cha durch die Boxen wummern. Der Spuk findet gegen kurz nach zehn ein jähes Ende, als das sympathische Quartett dem Publikum mit 'True Believer' einen amtlichen Klassiker vor den Latz knallt. Apropos Klassiker: Das Backdrop ist mit dem kompletten Bandnamen in schwarz-weiß bestückt, was den Jungs in den USA immer noch verwährt bleibt.

Von Anfang an ist klar, dass das aktuelle Werk “Monster Philosophy” in der Setlist eher einen geringeren Stellenwert genießen wird. Stattdessen werden “No Fuel Left For The Pilgrims”-Klassiker wie 'Jihad', 'Rim Of Hell' und 'Point Of View' gleich zu Beginn vor das enthusiastische Publikum gerotzt. Währen Jacob Binzer wieder mit Zylinder und Jackett am Start ist, hat sich Stig Pedersen erneut in sein Batman-Latexkostüm geschmissen, um den Großteil des Gigs auf dem Drumriser oder den Boxen zu verbringen.

Komischerweise ist der Sound beim Headliner glasklar, was allen voran Jacobs Gitarrenspiel zugutekommt, bei dem man jede einzelne Nuance wahrnehmen kann. Auch die restlichen Bandmitglieder stehen ihrem Sechssaiter in nichts nach; sie spielen und jammen sich in Trance. Frontmann Jesper fühlt sich in seiner Rolle pudelwohl und animiert die Anwesenden immer wieder zu Singspielchen. Am besten gefällt mir, dass er die Menge während 'Chainsaw' dazu auffordert, "Komm schon Laust, wir wissen, du schaffst es!" zu skandieren, was seiner Meinung nach auf einem alten Frankfurter Trinklied beruht. Stig hingegen stellt bei jedem dritten Song ein weiteres Bassmodell vor, wobei die Rakete beim Publikum die meiste Aufmerksamkeit erregt.

Nach dem Tanzlied 'Monster Philosoph' verlässt die Truppe zum ersten Mal die Bühne, um kurz mit einer Akustikjam einzusteigen. Dabei wird der Anfang von 'Money Always Takes The Place In Life' und 'Grow Or Pay' gezockt, um danach tief in der Mottenkiste zu graben. Mit 'Riding Sue' wird dem alten Cowpunk Tribut gezollt.

Die Bandhymne 'Sleeping My Day Away' endet in einer endlos langen Jam und bekräftigt die These, dass jedes Bandmitglied für sich einsame Klasse ist. Doch erst alle zusammen sind eine Macht, der sich kein Rockfan entziehen kann. Die Jungs verabschieden sich erneut, um kurz darauf mit 'It's After Dark' nach hundert Minuten den Schlusspunkt eines genialen Abends zu setzen.

Fazit: D.A.D. sind sind nicht nur auf der Mittelstrecke gut, sondern bestehen auch auf der Marathonstrecke. Oder um es mit einem aktuellen Songtitel auf den Pukt zu bringen: "D.A.D. always takes the place in life."


Unvollständige Setlist:

True Believer
Beautiful Together
Jihad
Rim Of Hell
Point Of View
Still My Eyes Are Cold
Reconstrucdead
Bad Crazyness
Chainsaw
Monster Philosophy
----
Money Always Takes The Place In Life
Riding Sue
Sleeping My Day Away
It's After Dark

Redakteur:
Tolga Karabagli

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