Danish Dynamite Tour - München
20.12.2006 | 12:3325.11.2006, Backstage
Warum fängt ein Konzert an einem Samstag schon um 19 Uhr an? Im Münchner Backstage hat man es aber scheinbar drauf abgesehen, den Konzertabend heute so früh wie möglich zu beenden und entlässt die Dänenpartie am Ende um 22 Uhr zum feiern.
Rock 'n' Roll mit Elvis-Feeling eröffnet den dänischen Konzertabend, und zwar in Form von VOLBEAT, einer Band, die für Energie und gute Laune auf der Bühne bekannt ist. Der Club ist zu so früher Stunde zwar noch nicht wirklich voll, aber in der ersten Reihe haben ein paar Freaks Platz genommen, die Michael Poulsen und seine Mannschaft vom ersten Song an abfeiern, dazu tanzen, moshen und sogar mal einen Circlepit wagen. Die gute Stimmung geht schnell auf die Band über, die sich über so viel Bewegung im Publikum freut und die Anwesend weiter zum Mitmachen animiert. Michael entpuppt sich mal wieder als glänzender Mittelpunkt der Band mit seiner einzigartigen Stimme und seinem Dauergrinsen und beweist seine Entertainerqualitäten mit allerlei lustigen Ansagen und Mitmachspielchen (die aber zum Glück nie überstrapaziert, nervig oder verkrampft wirken). Der Rock 'n' Roll von VOLBEAT ist zwar die sanfteste Kost des Abends, kommt aber bei den meisten Zuschauern super an und selbst die, die vorher noch nie von den außergewöhnlichen Dänen gehört haben, zeigen sich nach dem Auftritt begeistert. Aber wer kann schon widerstehen, wenn VOLBEAT so mitreißende Songs wie 'Rebel Monster' oder 'I Only Wanna Be With You' spielen? Ein neues Stück gibt dann noch einen positiven Vorgeschmack auf das nächste Album und den krönenden Abschluss der VOLBEAT-Party bildet natürlich das Saufliedchen 'Pool Of Booze Booze Booza' - darauf ein Bier!
Setlist:
Another Day
Say Your Number
Rebel Monster
Soulweeper
Caroline Leaving
Danny & Lucy
The Human Instrument
I Only Wanna Be With You
Pool Of Booze Booze Booza
RAUNCHY waren für mich mal DIE Entdeckung des Summer Breeze Festivals, bei gefühlten 66,666 Grad unter der schwäbischen Mittagssonne und zwei Pullen Bier haben RAUNCHY mich headbangenderweise so fertig gemacht, dass die folgenden Bands nicht mehr so richtig wahrnehmbar waren. Ungefähr zwei Jahre später, nach dem phantastischen "Confusion Bay"-Album, gab es dann einen Sängerwechsel und eine stilistische Kurskorrektur. Es folgte eins der schlechtesten Konzerte meiner bisherigen Musikhörerkarriere, weil der Sänger einfach unter aller Kanone gesungen hat. Da hätte man lieber Ernie und Bert auf die Bühne gestellt! In welcher Verfassung präsentieren sich also RAUNCHY hier und heute?
Zunächst die objektive Einschätzung: RAUNCHY zeigen sich gut gelaunt, demonstrieren Spielfreude, zocken ihre Songs wirklich anständig von der Bühne runter und kommen beim Publikum größtenteils sehr gut an. Der Sound orientiert sich dabei, auch bei älteren Songs, eher an neuerem SOILWORK/DARK TRANQUILLITY/IN FLAMES-Material und nicht mehr so sehr an FEAR FACTORY, sprich, man ist rauher, erdiger, dreckiger geworden.
Nun die subjektive Einschätzung: Ich bin traurig! Diese Band hatte einen einzigartigen Sound, tolle Melodien, Hooklines und war extrem innovativ. Der neue Sänger ist jedoch nach wie vor eine Niete, ich mag weder die aggressive Stimme, weil sie nicht aggressiv ist, noch die cleane Stimme, weil sie zu dünn ist, noch den Typen an sich mit seinem posigen Stageacting. Die großartigen Refrains verkümmern im Soundmatsch, die Gitarrenarbeit verkümmert im Matschsound und irgendwie geht mir diese Melodic-Death-Grunzkreisch-mit-MAIDEN-Gitarren-Mucke, zu sich RAUNCHY nun als 100000ste Band verpflichtet fühlen, weil jeder Metal-Depp sie kauft, schon seit langem tierisch auf den Sack. Auch wenn RAUNCHY nicht die schlechtesten aus dieser Ecke sind.
[Thomas Becker]
Setlist:
This Legend Forever
Join The Scene
Remembrance
Watch Out
Drive
9-5
Confusion Bay
Curse Of Bravery
Phantomas
Live The Myth
HATESPHERE sind schon ein Phänomen. Da touren sich die Jungs seit etwa zwei Jahren förmlich den Arsch ab, spielen als Support großer Acts und lassen sich auch auf sämtlichen Festivals blicken - und man kann immer noch nicht genug von ihnen bekommen! Im Gegensatz zu einigen anderen Kollegen, die mit einer solchen Tour-Überdosis schon ziemlich auf die Schnauze gefallen sind, schaffen es HATESPHERE, einfach jedes Mal aus Neue zu faszinieren. Brachial, brutal und einfach authentisch kommen die sympatischen Dänen umd Frontman Jacob rüber. Sie haben Spaß auf der Bühne, machen Scherze mit dem Publikum, freuen sich über jeden Stagediver und über jedes Kompliment nach der Show und scheinen zu keiner Zeit müde zu werden, mit den Fans zu quatschen und zu trinken. Ja, nicht umsonst hat man so tolles Merchandise wie einen Gürtel mit der Aufschrift "Trink Bier mit HATESPHERE" produziert ...
Der Club ist proppevoll als die routinierten Herren die Bühne entern und auf ein extrem begeistertes Publikum blicken, welches schon vor dem Auftritt minutenlang HATESPHERE- und Jacob-Chöre anstimmt. Wow! Beeindruckend auch, wie der moderne Thrash-Metal der Dänen einfach brutalst aus den Boxen schallt und eine wahre Headbangerorgie entfacht. Das Backstage kocht, die Band ist in Bestform, was bei einer Setlist mit sämtlichen nackenschüttelfreundlichen Stücken wie 'Murderous Intent', '500 Dead People', 'The Fallen Shall Rise In A River Of Blood' oder 'Sickness Withing' und dem unendlich geilen Groove kein Wunder ist.
Setlist:
Insanity Arise
Last Cut, Last Head
DeathTrip
Reaper Of Life
Hate
The White Fever
Murderous Intent
The Coming Of Chaos
Only The Strongest
500 Dead People
Bloodsoil
Lowlife Vendetta
Seeds Of Shame
The Fallen Shall Rise In A River Of Blood
Sickness Within
Wie schon erwähnt ist der Konzertabend gegen 22 Uhr zu Ende, doch die Besucher lassen sich nicht davon abhalten, im kleinen Club (wo man hauptsächlich moderne Metalklänge zu hören bekommt) oder in der großen Halle (wo uns der DJ mit Alternative und Rock beschallt) zu feiern, und natürlich sind auch die Bands bei dieser Party mit am Start. HATESPHERE machen ihrem Motto (trink Bier ...) alle Ehre, und als mir dann noch VOLBEAT-Sänger Michael erzählt, dass einer der HATESPHERE-Jungs es tatsächlich fertig gebracht hat, den Schweiß von seinem Shirt nach dem Gig in ein Glas zu pressen und dieses Glas auszutrinken, wird klar: Diese Dänen sind defintiv etwas verrückt! Aber gerade das macht sie auch so sympatisch, und nach einem Abend voller "Danish Dynamite" und seltsamen Trinkgewohnheiten (Fishermans Friend in Vodka zum Beispiel), sind Kater und Nackenschmerzen am nächsten Tag eh schon vorprogrammiert, oder?
- Redakteur:
- Caroline Traitler