Darkstorm Festival 2019 - Chemnitz

20.01.2019 | 19:45

25.12.2018, Stadthalle

Die etwas andere Weihnachtsfeier.

Alle Jahre wieder. Während am ersten Weihnachtsfeiertag so mancher kugelrund unter dem Weihnachtsbaum liegt und die Gänsekeule verdaut, machen sich zahlreiche schwarz gekleidete Menschen auf den Weg in die Chemnitzer Stadthalle, um dem Darkstorm-Festival beizuwohnen. Und das nun schon zum 22. Mal. Schaut man sich im Publikum um, so ist auch diese Veranstaltung mittlerweile zum Familien-Event avanciert, denn zahlreiche Besucher haben ihre Sprösslinge an der Hand. Eine kleine Neuerung im Ablaufplan gibt es jedoch, denn die Konzerte in den beiden Räumlichkeiten überschneiden sich zeitlich sehr stark. Das ist leider keine gute Idee, denn so verpasst man doch relativ viele der im anderen Raum spielenden Bands. Und selbst im kleineren Saal gibt es vor dem Hauptact gut anderthalb Stunden gar keine musikalische Unterhaltung.

Doch bevor es soweit ist, startet die deutsch-britische Formation V2A im kleinen Saal in den Abend. Als das Licht ausgeht, hat es sich ordentlich vor der Bühne gefüllt. Kevin Stewart und Ines Lehmann legen ordentlich los und heizen der Masse gut ein. Mit ihrem Sound kommen sie gut beim Publikum an und so ist der Einstand mit 'War Boy' oder 'Burn The Witch' mehr als gelungen.

Für einen Abstecher geht es zur einzigen Metal-Band des Festivals. NACHTBLUT hat ein durchaus großes Publikum vor die Bühne im großen Saal gezogen. Ohne große Umschweife ballern die Musiker den Anhängern ihre Songs um die Ohren. Bereits hier merkt man, dass der Sound nicht umwerfend ist, was sich leider im Verlauf des Abends nicht wirklich ändert. 'Scheinfromm' oder 'Antik' begeistern die Fans und so bekommt die Band ordentlich Applaus. Mit dem DIE PRINZEN-Cover 'Alles nur geklaut' verabschieden sich die Osnabrücker von ihrem Publikum. Über das Gefallen dieses Songs kann man sich vortrefflich streiten.

Musikalisch komplett anders geht es im Anschluss mit ASH CODE weiter. Dark-Wave aus Napoli steht auf dem Plan und die drei Musiker bringen den Sound vergangener Tage auf die Bühne, ohne dabei billig zu klingen oder gar einfach kopiert. Das tolle und tanzbare 'Black Gloves' eröffnet das Konzert und ist auch der Opener des aktuellen Albums "Perspektive". Wirkliche Interaktion mit dem Publikum erfolgt nicht, aber das ist auch nicht nötig, da ihre Musik auch so bei den Fans ankommt. 'Crucified' oder 'Want' gehen sofort in das Tanzbein und so ist die Stimmung bei den Besuchern sehr gut. Aber auch 'Perspektive' vom gleichnamigen Album, was von der Dame in deutscher Sprache gesungen wird, begeistert die Masse. Alles in allem ein solider Auftritt der Band.

Weiter geht es mit WELLE:ERDBALL. Nach dem bekannten Intro startet die Formation mit 'Wir wollen keine Menschen sein'. Die Stimmung ist super und die Fans können sich über ein Set aus bekannten Stücken wie beispielsweise 'VW Käfer' oder 'Arbeit adelt' freuen. Aber da fast zeitgleich im anderen Saal FUNKER VOGT auftritt und diese Konzerte seltener geworden sind, geht es recht bald dahin. Die Idee haben logischerweise auch viele andere und so ist es ziemlich voll. Dennoch Platz genug, um das Tanzbein zu schwingen. Dazu eignen sich 'Gunman' oder 'Bring The Fight' hervorragend. Doch bevor sie das können, wird der Sänger erst einmal auf einem elektrischen Stuhl auf die Bühne gebracht. Gut, dass er nicht wirklich funktioniert, sonst wäre aus dem Gig nichts geworden. Für viele Besucher ist es der erste Auftritt mit dem neuen Sänger Chris L. (AGONOIZE), der ja später noch mit seiner Hauptband am Start ist. Die Fans sind mit dem "neuen" durchaus zufrieden und bedanken sich mit viel Applaus bei der Band. Mit 'Der letzte Tanz' endet der Gig und die Fans sind begeistert und noch einmal gibt es ordentlich Beifall.

Im Hauptsaal geht es nahtlos mit LEBANON HANOVER weiter. Das Duo ist für seine spezielle Art auf der Bühne bekannt. Während Larissa unterkühlt und unnahbar wirkt, ist William eher der Exzentriker, heute noch dazu im schicken, bunten Hemd. Auch diese Dark-Wave-Band startet mit einem Song vom aktuellen Album. Hier ist es 'Alien' vom Werk "Let Them Be Alien". Doch so richtig wohl scheinen sich die beiden auf der großen Bühne nicht zu fühlen und wirken verloren, die Sängerin sogar recht lustlos. Auch soundtechnisch liegt einiges im Argen. Die Musik vom Band geht komisch ineinander über, so dass gar keine wirkliche Pause zustande kommt. Auch gerade das neue 'My Favorite Black Cat' ist ein grandioses Stück, kommt hier aber überhaupt nicht zur Wirkung. Traurigerweise spielt das Duo den Saal fast leer. Wer schon einmal bei einem Konzert der Band war, der kann sich das zwar nicht vorstellen, doch es ist leider so. 'Gallow Dance', der Gassenhauer der Formation, kann am Ende zwar noch die Fans begeistern, doch insgesamt gesehen, war das heute hier in Chemnitz eine schwache Kür. Einzig William kann mit seiner Art noch etwas begeistern.

Während IN STRICT CONFIDENCE nun ihre Fans mit den Bandhits 'Zauberschloss' oder 'Engelsstaub' begeistert, geht es vorn schon bald mit GOETHES ERBEN weiter. Oswald Henke und seine Band beginnen mit 'Wucht'. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn im Anschluss geht es auf Grund des straffen Zeitplanes ohne große Umschweife mit einem Hitfeuerwerk weiter. So freuen sich die Fans über 'Der Eissturm' oder den 'Zinnsoldaten', wie immer bestens dargeboten. 'Darwins Jünger' vom aktuellen Album "Am Abgrund" peitscht aggressiv durch den Saal und passt inhaltlich bestens zur aktuellen Lage. Der komplett in weiß gekleidete Oswald Henke ist in Hochform und kann mit seinen Performance-Einlagen das Publikum wunderbar in seinen Bann ziehen. Mit einem "fast christlichen Lied", so die Worte des Sängers, verabschiedet sich die Band mit 'Sitz der Gnade' von den Besuchern des Darkstorms. Mit viel Beifall bedanken diese sich bei der Band und überall schaut man in zufriedene Gesichter.

Im Foyer der Stadthalle sind wie immer die Merchandise-Stände aufgebaut. Dort hat es sich in der Zwischenzeit Alexander Wesselsky, der Frontmann und Sänger der Band EISBRECHER, gemütlich gemacht. Gern lässt er sich mit den anwesenden Damen ablichten und verteilt in aller Ruhe Autogramme. Die Traube am Stand reißt nicht ab. Na hoffentlich verpasst er nicht noch seinen Auftritt! Doch bevor es soweit ist, ist die serviert die schwedische Formation COVENANT den Anwesenden ihren erfolgreichen Sound. Der Saal ist ordentlich voll, als die Band ihren Auftritt beginnt. Auf der Bühne steht zudem ein neues-altes Gesicht. Daniel Myer (HAUJOBB), der bereits bis 2012 bei der Band war, unterstützt Sänger Eskil am Mikrofon. 'Lightbringer' wird später sogar von ihm allein vorgetragen. Doch zuvor können die Fans sich über die Gassenhauer 'Ritual Noise' oder 'Der Leiermann' freuen. In den letzten Jahren hat sich der Sänger optisch recht verändert. Trat er in der Vergangenheit meist im hellen, eleganten Anzug und Hut auf, so ist es nun schlichtes Schwarz, das dominiert. Ohne Haare und mit Brille haben ihn einige auf den ersten Blick auch gar nicht erkannt. Doch den Anhängern ist das beim Konzert nicht so wichtig, die freuen sich vielmehr über ein gut gelauntes Trio auf der Bühne. Wobei man sagen muss, dass der Sänger ab und an schon sehr müde und ausgelaugt wirkt. Das trübt zwar nicht das Konzertvergnügen, stimmt aber nachdenklich. Als 'Call The Ships To Port' erklingt, geht ein großer Jubel durch das Publikum. Jetzt singen alle mit und bedanken sich mit viel Applaus für das Konzert. Doch einen kleinen Nachschlag haben die Herrschaften im Gepäck. Mit eher ruhigen Klängen verabschieden sich die Musiker endgültig von ihren Fans. 'Invisible & Silent' wird sehr gefühlvoll vorgetragen und von den Besuchern lauthals mitgesungen. Während die Musik noch läuft, verschwindet der Sänger bereits von der Bühne und Daniel Myer übernimmt kurzerhand die Verabschiedung.

Langsam aber sicher neigt sich die Veranstaltung dem Ende entgegen. Während einige bereits die Stadthalle verlassen, hat der lokale Act in Form von NOCTULUS wie gewohnt seinen Platz in unteren Bereich eingenommen und unterhält die Besucher. Beide Räume füllen sich ein letztes Mal, als AGONOIZE und EISBRECHER zur gleichen Zeit die Bühnen entern. Letztere Band nimmt mit 'Sturmfahrt' die Besucher mit auf eine musikalische Reise der leichten Unterhaltung. Frontmann Alexander Wesselsky ist der Kapitän und weiß genau, wann er was machen muss, um die Menge zum Toben zu bringen. Er beteuert auch, dass er nicht an Chemnitz dachte, als der Song 'Willkommen im Nichts' entstanden ist. Wollen wir es ihm mal abkaufen. Dagegen hat das RIO REISER-Cover von 'Menschenfresser' mal einen ernsteren Hintergrund. Während auf der Bühne noch versucht wird, die Setlist ordnungsgemäß anzubringen, können die Fans schon lautstark mitsingen. Das funktioniert auch zu 'Amok' oder 'Eiszeit' recht gut. So vergeht die Zeit wie im Fluge und 'This Is Deutsch' kündigt bereits das Ende des Konzertes an. Die Musiker werden vom Publikum gefeiert und natürlich gibt es schon bald einen Nachschlag. "Sind die Verrückten heute hier?", fragt der Frontmann in den Saal und stimmt 'Verrückt' an. Der Refrain wird ordentlich mitgesungen. Doch beim folgenden MEGAHERZ-Cover 'Miststück' wird es noch mal wesentlich lauter. Klar, ist ja einer der bekanntesten Songs. Noch einmal gibt es eine Pause und die Rufe nach einem weiteren Zuschlag werden wieder laut. Die Fans klatschen die Band herbei, während im Hintergrund bereits die Melodie von 'Das Boot' zu hören ist. Der Sänger hat sich kurzerhand in seinen Ledermantel geschmissen und zum krönenden Abschluss erklingt 'In einem Boot'. Die Masse singt noch einmal mit und während die letzten Töne verklingen, verlässt die Band bereits die Bühne. Mit lautem Beifall enden der Gig von EISBRECHER und damit auch das Darkstorm-Festival 2018.

Gefühlt waren dieses Jahr nicht ganz so viele Besucher da wie 2017, denn da hatte man doch ab und an wesentlich mehr Probleme in die Räumlichkeiten zu gelangen. Aber so war es dafür sehr angenehm und das ist ja die Hauptsache! So bleibt die Veranstaltung in guter Erinnerung und man kann sich bereits auf die Auflage in 2019 freuen.

Redakteur:
Swen Reuter

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