Deadlock - Berlin
11.07.2007 | 15:2306.07.2007, Cassiopaia
DEADLOCK haben mit mit "Wolves" endgültig von ihren Fähigkeiten überzeugt. So nachhaltig, dass ich mir die Gelegenheit einer Livebetrachtung nicht entgehen lassen wollte. Doch bekanntlich kommt ja das Leid vor dem Vergnügen - und so warten wir geschlagene dreieinhalb Stunden darauf, dass DEADLOCK endlich die Bühne entern. Warum? Nun, zum einen beginnt das Konzert erst um 22:00 Uhr, statt wie auf den Flyern angekündigt um 20:00 Uhr. Und so verpassen wir bei Ankunft um 21:00 Uhr nicht wie erhofft die erste Vorband, sondern stehen uns stattdessen die Beine in den Bauch. Über beide Vorbands werde ich hier das Mäntelchen des Schweigens hüllen, denn nach jeweils einem Song haben wir genug vom Stereotypen Metalcore, der uns da beschallt, und man verbringt die Zeit lieber an der Bar. Das sind nur zwei Gründe mehr, Metalcore nicht zu mögen.
In der Zwischenzeit kann man am Merchandisestand lernen, dass es möglich ist, T-Shirts für 15€ zu verkaufen, obwohl sie nicht von chinesischen Kleinkindern, sondern von deutschen Erwachsenen hergestellt werden. Die CD-Preise sind mit 12€ ebenfalls sehr fair, und das Package aus dem aktuellen Album und einem Shirt gibt es gar für lumpige 20€. Klasse.
Obwohl DEADLOCK in genau der Metalcore-Schublade stecken, sind sie davon musikalisch meilenweit entfernt. "Wolves" ist dann doch eher Death Metal mit der ein oder anderen Prise Gothic, originellen Ideen und einer tollen weiblichen Stimme. Und für das Goldkehlchen Sabine Weniger sind Auftritte wie diese eine echte Feuertaufe. Als dann zur fortgeschrittenen Nachmitternachtsstunde DEADLOCK endlich die Bühne des Cassiopaia entern und mit '10.000 Generations In Blood' einsteigen, ist von Frau Weniger nix zu sehen. Erst bei den von ihr gesungenen Parts betritt sie langsam die Bühne, singt und verschwindet anschließend so fix, wie sie gekommen ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die ersten Töne nicht zu hören sind und man das Soundproblem erst nach und nach in den Griff bekommt. Dennoch bin ich ob des Auftretens von Frau Weniger erst mal etwas irritiert.
Das ändert sich mit 'Code Of Honor'. In dem Song singt Sabine aber auch zu viel, um zwischendurch wieder von der Bühne zu verschwinden. Dennoch bleibt nicht verborgen, dass sie noch etwas unbeholfen und entsprechend zurückhaltend auf der Bühne wirkt. Das ist zwar deutlich sichtbar, aber dafür hört man es nicht. Ganz im Gegenteil! Sabine singt live genauso famos wie im Studio und wertet das Material von DEADLOCK enorm auf. Ganz egal, ob bei 'Crown Of Creation', 'Awakened By Sirens' oder 'We Shall All Bleed'. Auch der einst von mir bekrittelte Johannes Prem ist mittlerweile ein richtig guter Death-Metal-Sänger und besitzt zudem einen hohen Aktionsradius. Allerdings zeigt eine Nummer wie 'Losers Ballet' auch, dass die livehaftige Umsetzung der DEADLOCK'schen Ideenvielfalt ab und an sehr schwierig ist. Da alle Keys vom Band kommen, wirkt die Band beim orchestralen Mittelteil des Songs etwas verloren auf der Bühne. Macht aber nix, denn irgendwie macht das die Jungs und das Mädel auch sympathisch.
Und so ist das Entsetzen bei den vielleicht noch 150 übrig gebliebenen groß, als nach knapp 40 Minuten schon Schluss ist. Mit dem Techno-Hit 'End Begins' gibt es noch eine Zugabe, bei der Drummer Tobi und Bassist Thomas während des Technoparts im Mittelpunkt stehen. Danach ist dann wirklich Schicht im Schacht. In Anbetracht der Spielzeit natürlich viel zu früh, doch da es mittlerweile schon halb zwei in der Nacht ist und sich die Halle während des Gigs auch schon etwas leerte, auch durchaus verständlich.
Insgesamt also ein guter und sympathischer Gig, der aber durchaus noch Luft nach oben in punkto Souveränität zeigt. Wer die Chance hat, sollte sich diese nicht entgehen lassen.
- Redakteur:
- Peter Kubaschk