ENSIFERUM - Hamburg
12.10.2009 | 17:2801.10.2009, Markthalle
ENSIFERUM spielen mit erstklassigen Vorbands in einer gut gefüllten Markthalle.
Nur zwei Wochen nach dem Pagan Fest kommt erneut ein Tross mit folkloristischer Musik im Gepäck in die Hamburger Markthalle. ENSIFERUM aus Finnland und METSATÖLL aus Estland haben als jugendliche Unterstützung die Jungs von TRACEDAWN mitgenommen, die als Anheizer auch gleich die Menge zum Kochen bringen. Die sechs Finnen legen einen sehr guten Auftritt hin und rocken wie die Großen - vielleicht sogar noch ein bisschen besser. Die Songs ihres selbstbetitelten Debüts werden nun gemischt mit Liedern ihres Ende September veröffentlichten Albums "Ego Anthem". Im Publikum stehen sogar einige Leute mit TRACEDAWN-Shirt, aber auch die ENSIFERUM-Fans gehen gut mit. Als Bassist Pekko Heikkilä beklagt, er habe in Deutschland noch keinen einzigen Moshpit gesehen, tut ihm die Menge den Gefallen und bringt den ganzen unteren Teil der Markthalle zu 'Scum' in Bewegung. TRACEDAWN spielen Melodic Death Metal der Marke IN FLAMES - Shouts wechseln sich immer wieder mit klarem Gesang ab. Die neuen Songs werden gut angenommen; am meisten wird die aktuelle Single 'In Your Name' abgefeiert. Einziges Handicap der Band: Sänger Tuomas beherrscht die hohen Töne live nicht und singt die entsprechenden Passagen tiefer.
Als zweite Band des Abends kommen METSATÖLL auf die Bühne. Mir selbst war die Truppe bis dato unbekannt, in ihrer Heimat Estland sind sie allerdings eine große Nummer - ihr Merchandise-Verkäufer zeigte mir Bilder, auf denen METSATÖLL vor mehreren tausend Leuten spielen. Scheinbar geht es vielen im Publikum wie mir, denn anfangs schauen die meisten nur zu. Die Esten trumpfen jedoch mit so viel Energie und Spielfreude auf, dass der Funke innerhalb weniger Minuten überspringt und die ganze Halle abgeht - und das obwohl sie in ihrer Heimatsprache singen. Stilistisch passen sie eher zu ENSIFERUM als zu TRACEDAWN. Vor allem Gitarrist Lauri glänzt mit seiner Vielseitigkeit: Er spielt nicht nur Gitarre, sondern auch Flöte, Dudelsack und Kantelen mit unterschiedlicher Saitenanzahl - übrigens von ihm selbst gefertigt. METSATÖLL treffen genau den Geschmack des Publikums. Bei solch einem grandiosen Auftritt gönnt man ihnen den tosenden Applaus auch von ganzem Herzen.
Eine Umbaupause später stehen endlich ENSIFERUM auf den Brettern der Markthalle. Von Anfang an feiert das Publikum eine einzige Party und auch den Mannen um Sänger und Gitarrist Petri Lindroos macht der Auftritt sichtlich Spaß. Ein aufgeblasenes Kondom sorgt am Ende des Gigs noch einmal für Erheiterung. Lieder der älteren Alben "Victory Songs" und "Iron" werden bejubelt, aber die Fans warten natürlich darauf, Stücke des aktuellen Longplayers "From Afar" live zu hören. Natürlich bekommen sie, was sie wollen und danken es ihren Helden, indem sie headbangen, pogen und Hörner (sowohl Hände als aus Trinkgefäße) in die Höhe halten. Doch den Höhepunkt erreichen sie im letzten Song der Zugabe: "Dadadada! Dadadada!" 'Iron'. Petri macht sich einen Song vorher schon über die Mitsing-Gepflogenheiten bei diesem Song lustig und informiert das Publikum, dass der nächste Song eben nicht "Dadadada!" heißt. Am Ende stehen unterm Strich drei grandiose Auftritte dreier Ausnahmebands, die es verstehen, die Massen für sich zu begeistern. Der Tourauftakt ist auf der ganzen Linie gelungen.
- Redakteur:
- Pia-Kim Schaper