EXHORDER und NERVOSA - Bremen
16.06.2024 | 21:4114.05.2024, Tower
Die Frauen regieren einen abwechslungsreichen Abend mit faszinierendem Stimmungswechsel!
Die Hansestadt Bremen ist leider weiterhin nicht unbedingt eine Stadt, in der viele Metalbands Halt machen. Daher ist es umso schöner, dass zwei namhafte Thrash-Bands während ihrer Tour im Tower auftreten: NERVOSA und EXHORDER. Meine Presseakkreditierung kam sehr kurzfristig, was der Grund dafür gewesen sein dürfte, dass am Eingang keiner etwas von meiner Akkreditierung wusste. Aber, nach kurzem Gespräch mit dem örtlichen Veranstaltet, lässt man mich dann doch rein. Da ich selber sowieso über keine adäquate Kameraausstattung verfüge, macht es mir nichts, dass ich dann doch keinen Fotopass bekomme, der aber im Tower eh nicht erforderlich wäre. Leider werden meine Handyphotos qualitativ leider nicht so, wie ich es mir gewünscht habe, deshalb sind die verwendeten Konzertfotos beider Bands von meinem Kollegen Noah-Manuel Heim vom Konzert in München.
Im Tower angekommen geht der erste Weg erstmal zum Merch-Stand der beiden Bands, bei dem gleich überrascht, dass EXHORDER-Fronter Kyle Thomas persönlich am Tisch sitzt, um die EXHORDER-Artikel zu verkaufen. Erstmal wird aber von mir nichts gekauft und ich begebe mich, nachdem ich mir ein kühles Erfrischungsgetränk organisiert habe, vor die Bühne und stehe auf einmal tatsächlich in der ersten Reihe.
Endlich geht auch das Licht aus und die Brasilianerinnen von NERVOSA bestreten die Bühne. Ich bin sehr gespannt auf den Auftrit, da es schon einige Jahre her ist, dass ich NERVOSA live gesehen habe und damals noch Wirbelwind Fernanda Lira, die jetzt bei CRYPTA aktiv ist, am Mikro stand. Ich habe von damals noch in Erinnerung, dass Fernanda über die Bühne sprang, rannte und ihren Bass im Kreis wirbelte und Gitarristin Prika Amaral sehr konzentriert auf einem Fleck stand und ihr Instrument spielte. Dementsprechend darf man gespannt sein, ob sich Prika, die mittlerweile auch den Gesangspart übernommen hat, in Sachen Stageacting weiterentwickelt hat.
Los geht es mit zwei Tracks vom aktuellen Longplayer "Jailbreak", namentlich 'Seed Of Death' und 'Behind The Wall'. Man merkt dem Bremer Publikum an, dass die Bremer noch nicht unbedingt mit NERVOSA vertraut sind. Die Stimmung ist anfangs noch sehr reserviert. Aber nach ungefähr einer Dreiviertelstunde gehen fast alle Hände zum Abschied von NERVOSA nach oben, denn die Brasilianerinnen haben mit einem großartigen Auftritt die Herzen der Bremer erobert. Das liegt zum einen an den Songs, denn die Setliste kann mit einer schönen Mixtur aus allen Alben sehr überzeugen. Songs wie 'Jailbreak' oder 'Guided By Evil' sind einfach richtig geile Songs, die sowohl auf Konserve als auch live begeistern. Auf der anderen Seite hat sich Prika aber als Frontfrau ordentlich weiterentwickelt und steht nicht mehr nur auf einem Fleck. Natürlich ist sie auch weiterhin keine Fernanda Lira in Sachen Bühnenaktivität, aber was Prika hat, ist Präsenz und Ausstrahlung. Sie erinnert mich heute Abend tatsächlich an DESTRUCTIONs Frontmann Schmier.
Setliste: Seed Of Death; Behind The Wall; Death!; Perpetual Chaos; Elements Of Sin; Venomous; Masked Betrayer; Underruins; Jailbreak; Guided By Evil; Endless Ambition
Jetzt beginnt der Umbau und ich bin überrascht, denn Kyle Thomas sitzt noch immer gut gelaunt und tiefenentspannt am Merch-Tisch. Erst wenige Minuten vor dem Auftritt verlässt er seinen Platz und tritt auf die Bühne. Das Publikum ist dank NERVOSA sehr gut drauf und die Stimmung am Anfang von EXHORDER ausgezeichnet. Die Hände gehen in die Luft und es fliegen nicht wenige Haare. Leider kenne ich mich mit dem Schaffen von EXHORDER nicht sonderlich gut aus, so dass ich zur Songauswahl und zur Setliste nicht viel sagen kann. Die US-Amerikaner spielen ihr Set auf jeden Fall gut und es klingt auch alles hervorragend. Aber irgendwie schafft EXHORDER es nicht, das Publikum bei Laune zu halten. Wurde die Stimmung bei NERVOSA von Minute zu Minute besser, wird sie beim Headliner von Minute zu Minute schlechter. Es wird nicht mehr so viel gegrölt zwischen den Songs wie zu Anfang und auch die Hände gehen deutlich zaghafter nach oben. Vielleicht liegt es daran, dass Kyle Thomas zwischen den Songs zu viel von Politik redet, vielleicht aber auch daran, dass der zweite Gitarrist ein wenig Desinteresse zeigt, da er während Pausen zwischen den Songs lieber auf seinem Handy Nachrichten schreibt. Und so verlässt auch mich immer mehr das Interesse an EXHORDER und ich verlasse den Tower schon kurz vor Ende des EXHORDER Auftritts. Dennoch war es ein schöner Abend mit zwei Bands, die überzeugt haben. Der Headliner zumindest musikalisch, die Vorband komplett. Beim nächsten Mal dann vielleicht in umgekehrter Reihenfolge. In jedem Fall wird das Bremer Publikum hoffen, dass NERVOSA nicht zum letzten Mal in die Stadt gekommen ist.
- Redakteur:
- Mario Dahl