EXILIA - Düsseldorf
09.02.2025 | 13:3017.01.2025, Pitcher
Ein Kurztrip in den deutschen Westen: Masha und ihre Jungs bitten zum Tanz.
Wir schreiben das Jahr 2004. Auf der Suche nach immer neuen Musikclips der etwas härteren Gangart sucht der noch recht junge Björn die einschlägigen Musiksender tagtäglich in der Hoffnung ab, doch auch mal wieder einen Kracher aus der Vorzeit vor Augen zu bekommen. In den inflationären Werbepausen penetriert eine Plattenfirma die mögliche Zielgruppe derweil mit dem neuen Release einer italienischen Crossover-Truppe namens EXILIA, deren Song 'Stop Playing God' hier immer wieder angepriesen wird, ohne den besagten Zuseher wirklich abzuholen und damit das Interesse für "Unleashed" zu wecken. Knapp anderthalb Jahre später wird genau diese Scheibe noch einmal neu aufgelegt, mit reichlich Bonusmaterial bestückt und landet schlussendlich via Powermetal.de in meinen Händen. Die Erwartungen waren seinerzeit nicht besonders groß, es schien eher wie eine Pflichtaufgabe, die dann aber schnell in Euphorie umschlug, als ich feststellen musste, dass ausschließlich jede Nummer dieses Deutschland-Debüts ein echter Hit ist - 'Stop Playing God' eingeschlossen.
Leider habe ich die Band in der Folge ein bisschen aus den Augen verloren, weil die Studiobesuche auch immer unregelmäßiger wurden und keine der nachfolgenden Scheiben an "Unleashed" heranreichen konnte. Als das italienische Quartett um die stimmgewaltige Frontturnerin Masha Mysmane nun aber einen kurzen Abstecher in die hiesigen Gefilde ankündigt, der mir zwei Wochen zuvor eher zufällig bekannt wird, ist natürlich klar, dass der Nachholbedarf hier gedeckt werden muss. Kurzerhand wird ein weiterer Trip nach Düsseldorf in den Schweiß garantierenden Pitcher Club geplant, um endlich die Energie dieser Truppe auch auf der Bühne zu spüren.
Vor Ort dauert es dann aber eine ganze Weile, bis die Hauptakteure schließlich die Bühne entern. Im Pitcher ist immer recht früh Einlass, so dass bis zur Stagetime noch zwei Stunden vergehen, die sich an diesem Abend aber mit vielen netten Gesprächen und angenehmen neuen Bekanntschaften überbrücken lassen. Eine weitere halbe Stunde muss jedoch noch ins Land ziehen, bis Masha und ihr mittlerweile komplett ausgewechseltes Team entspannt durch den Raum stapfen, die Bühne gewohntermaßen von vorne entern und mit 'Underdog' gleich ein echtes Feuerwerk zünden. Zwar gibt es in den ersten Sekunden noch einige klangtechnische Abstimmungsprobleme, doch spätestens im ersten Chorus ist nicht nur EXILIA sofort on fire, sondern auch die rund 150 Zuschauer im pickepackevollen Club. Die sympathische Sängerin sucht sofort den Kontakt zum Publikum, freut sich sichtlich über die Gelegenheit, wieder in Deutschland auftreten zu können und leitet freudestrahlend in 'Like An Avalanche' über, einer der wenigen Songs neueren Datums, die es heute ins Set geschafft haben. Denn der Schwerpunkt liegt auch mehr als 20 Jahre später immer noch auf dem Material von "Unleashed", welches zu zwei Dritteln aufgeboten wird und vor allem im Zugabenteil mächtig Wirbel macht. Zuvor genießt die Band aber den frenetischen Applaus, den sie für 'She's Not Me' und dem mächtigen 'I Guess You Know' erntet. Sie kann sich auf die Stimmen im Publikum verlassen, nachdem 'Can't Break Me Down' angekündigt wird und entführt die teils noch etwas jüngeren Hörer in die Zeit der eigenen Jugend, als RAGE AGAINST THE MACHINE, LINKIN PARK und KORN die Herrschaften zum Musik machen bewegten. In einem entsprechenden Medley werden nun auch die letzten Stimmbänder gefordert, und zu 'Killing In The Name' kommt dann auch mal etwas mehr Bewegung in die ersten Reihe am Bühnenrand.
Aufgrund einiger technischer Probleme muss EXILIA den Gig zwischenzeitlich für rund zehn Minuten unterbrechen, was angesichts des spätenBeginns und der Curfew-Regelungen im Pitcher noch zu ein wenig Stress führen soll. Nach 'Day In Hell' und 'Conincidence' ist die Stimmung am Siedepunkt, doch Masha verzichtet anschließend darauf, sich erneut bitten zu lassen, und hängt den Zugabenblock mit einem wuchtigen 'Stop Playing God' und dem finalen 'Unconventional' sofort an den regulären Part des Konzerts. Was für ein energiereiches Finish, das einen denkwürdigen Gig auf seinem Höhepunkt würdig beschließt!Setliste: Underdog; Like An Avalance; Rise When You Fall; Kill Me; I Guess You Know; Can't Break Me Down; Medley; Day In Hell; Coincidence; Shout Louder; Feel The Fire; Stop Playing God; Unconventional
Bei einer Spieldauer von rund 80 Minuten und ohne Support-Act kann man anschließend natürlich diskutieren, ob man den Abend nicht noch etwas praller hätte füllen können. Doch diese Diskussion kann mit einem klaren Nein! schnell beendet werden. Diese Show sollte einzig und alleine EXILIA gehören, denn die Band kam, sah und siegte hier auf voller Linie und hätte jede potenzielle Vorband heute problemlos an die Wand gespielt. Dank der sehr fairen Ticketpreise im Pitcher ist eine entsprechende Frage aber erst gar nicht aufgekommen.
Positiv zu erwähnen bleibt, dass die Musiker sich direkt nach Konzertende ins Auditorium begeben, um fleißig Autogramme zu geben, Fotos zu gewähren und den Merch zu signieren. Mit viel Geduld wird hier jeder Wunsch erfüllt, immer mit einem Lächeln seitens dieser unglaublich sympathischen Sängerin. Noch während des Gigs erblickt man übrigens die Ankündigung für eine weitere EXILIA-Show im Januar 2026. Ich kann euch jetzt schon sagen, wer auf jeden Fall dabei sein wird!
Text und Fotocredit: Björn Backes
- Redakteur:
- Björn Backes